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Stimmi
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Kapitel 4                 Empty Kapitel 4

So Jun 18, 2017 12:12 pm
Es war inzwischen eine beinahe angenehme Routine für Ari geworden: zu aller erst lief er auf dem Hof ein paar Runden, vollführte die Übung mit den Wassereimern, machte Liegestütz und alles andere was man ihm gezeigt hatte, um in einen, für einen Assassinen gerade einmal annehmbaren körperlichen Zustand zu kommen. Fett hatte er schon zuvor kaum noch welches am Körper gehabt. Dies war während seiner Zeit auf der Straße schnell dahingegangen, da es kaum einen Tag gegeben hatte, in dem er nicht hungrig schlafen gegangen war. Nun jedoch spürte er wie sich über die, vormals sie dünnen Glieder langsam Muskeln zogen, die weder imposant noch einschüchternd wirkten, Ari zumindest aber das aussehen eines gesunden, aktiven jungen Mannes gaben. Danach las er die wenigen Schriften die er zum Thema Magie und Handwerkliche Geschicke finden konnte, aß dabei meist einen Haferbrei oder ein Brot mit Schmalz, einfache Dinge die zum Frühstück ausgegeben wurden, ihm aber trotz allem vorkamen wie ein wahrhaft feines Mahl. Sein Geschmack hatte sich seit der Zeit in der Akademie ohnehin deutlich verändert, denn wenn er daran zurückdachte wie er damals sogar trockenes Brot oder Früchte, die nur eine oder zwei Stellen hatten zur Seite geschoben hatte, so konnte er nur noch den Kopf darüber schütteln. Dann ging es an die magischen Übungen mit Faye die nun, da er den Punkt der Angst überwunden hatte, ganz gut voran gingen. Seine Schwärmerei für die Magierin war nach und nach wieder abgeebt, was vermutlich daran lag, dass er sie nun bereits länger kannte und sie die erste Frau war, mit der er eine wirkliche Freundschaft geschlossen hatte. Vielleicht war eine anfängliche Schwärmerei da nur ganz natürlich gewesen und dies nun wieder fallen zu lassen war keine wirklich aktive Entscheidung des Lehrlings gewesen, irgendwann hatte er sie nur einfach als Lehrerin und Vertraute akzeptiert und zu schätzen gelernt. Nach den Lehrstunden der Magie ging es daran, die Karte zu vervollständigen, wobei Lorenzo inzwischen auch dann und wann bei einem Händler stehen blieb und plauschte, während Ari indes an einer Häuserwand lehnte und alles zu Papier trug, was er sich im Kopf behalten hatte. Sie gingen meist wieder zurück wenn es anfing zu dämmern. Und daraufhin folgte noch eine letzte Übungsphase. „Argh“, fluchte Ari, der sich unter dem Stock von Lorenzo wegducken wollte, jedoch  nicht schnell genug war und das Ende des Holzes gegen die Stirn bekam. Die Übungen mit ihm waren nicht gerade einfach, denn Lorenzo war kein wirklich zimperlicher Lehrmeister der penibel darauf achtete, dass sie nicht mehr als eine Stunde übten.
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Kapitel 4                 Empty Re: Kapitel 4

So Jun 18, 2017 12:30 pm
"Wir haben noch zehn Minuten, Aristeas - rauf auf die Füße!", beschwor ihn Lorenzo nach einem Blick auf den Stand der Sonne und wirbelte seinen eigenen Stab zur Seite, damit der andere aufstehen konnte, ohne gleich wieder eines auf die Rübe zu bekommen. Es war eine seltsame Routine geworden, die sie entwickelt hatten und während seine Abneigung immer noch nicht verschwunden war gegen jegliche Magie, konnte er sie jetzt immerhin besser zügeln. Vielleicht war auch das Septims eigentliches Ziel gewesen. So oder so, die Zeiten ausdehen würde er nicht freiwillig, dazu musste er schon gezwungen werden.
Leider konnte er sich dessen nichte erwehren, dem jungen Magier Respekt entgegen zu bringen. Er arbeitete wirklich hart daran, sich zu verbessern.
"Auf jetzt."

~*~

Die zwei Wochen, die seit dem Sprung in die Tiefe vergangen waren, hatte Faye genutzt, um sich mit der Höhe einigermaßen wieder anzufreunden. Sie war nicht alleine gesprungen, nichts lag ihr ferner, als das im Moment zu tun und Emerson war absolut nicht in der Lage, es zu wiederholen, stattdessen saß sie Stunde um Stunde auf dem dicken, dunkel getünchten Balken, der vor Chadims Dachgiebel über den Innenhof ragte, die bodentiefen Flügeltüren zum Heilerbereich weit geöffnet. Was der Heiler da hinter ihr murkste mit seinen Patienten ließ sie hinter sich, wenn sie hier saß, die Augen geschlossen. Oft war sie sowieso hier, noch bevor er verschlafen aus seinem Zimmer tappte, eindeutig kein Morgenmensch. Sie ließ ihm die Freiheit, wenigstens bis Sonnenaufgang zu schlafen. Ihr war es nicht vergönnt, ruhige Minuten in der Nacht zu finden. Viel zu oft wachte sie auf und spürte, wie ihr Geist arbeitete, um sich zurecht zu finden. Es lief immer nach einem Schema ab: sie horchte verzweifelt und wie gelähmt auf das Knirschen von Panzern gegeneinander, wenn sich jemand in seiner Rüstung bewegte, hörte auf schwere Schritte, dann lauschte sie, ob sie das flache Atmen anderer Gefangener hörte. Wenn all das nicht zutraf, rang sie sich dazu durch, die Augen zu öffnen und wusste, an ein Einschlafen war nicht mehr zu denken, obwohl sie in Sicherheit war. Es war vielleicht zwei Stunden vor Sonnenaufgang, keine Zeit also, um sich wirklich noch erholsamen Schlaf zu holen, ausreichend, um den Tag zu meistern aber eben auch nie genug Schlaf, um wirklich ausgeruht zu sein. Außerdem kribbelte ihr die Kopfhaut inzwischen ständig (eine eingehende Untersuchung durch Ari hatte ergeben, dass es definitiv keine Läuse waren sondern die Empfindung aus ihr selbst kommen musste). Eine Lösung musste her und sie hoffte, sie in der Meditation zu finden, wenn sie hier saß, ihrem Element ausgeliefert und durch nichts als ein bisschen Holz getrennt. Warm spürte sie die Sonnenstrahlen auf ihrer Wange kitzeln und wusste, sie musste bald Chadim wecken, damit er seinen Unterricht beginnen konnte.
Cat
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Kapitel 4                 Empty Re: Kapitel 4

So Jun 18, 2017 12:41 pm
Fest hatten ihre Hände um den dicken Ast gelegt, auf dem sie hockte, die Beine in der Luft baumelnd und neugierig den Kopf gereckt, um dem Tun auf der anderen Seite des Hofes zu folgen, den sie nur zu einem Teil einsehen konnte. Sie sah jeden Morgen um dieselbe Zeit, lange bevor die Gouvernante kam, um sie wieder in den Gesellschaftsunterricht zu zerren, die beiden jungen Männer, die dort unten mit dem Stock trainierten, jeden Morgen aufs Neue Bewegungen einstudierten, von denen viele viel zu schnell für ihre eigenen Augen waren und die sie trotzdem hatten neugierig werden lassen. Maia hatte es nicht gewagt, ihren Vater nach dem Haus zu fragen, neben dem das ihre lag, weil sie fürchtete, er würde den Ast abschlagen lassen, auf dem sie immer dann hockte, wenn der Rest des Hauses noch schlief und lange bevor ihre eigenen Unterrichtsstunden begannen.
Neugierig schob sie sich ein wenig nach vorn und überlegte, ob sie es wagen konnte, auf dem großen Baum noch ein Stück nach vorn zu rutschen. Der Ast knarzte bei jeder Bewegung, die sie machte und so wenig sie auch wiegen mochte, sie vertraute dem Holz nicht ganz. Wenn sie fiel würde die Hölle los sein, insbesondere wenn ihr Vater sie hier dreckig und in Hosen auf dem Boden fand, wahrscheinlich, so unglücklich wie sie fallen würde, mit mehr als nur einem gebrochenen Knochen im Leib. Niemand sprach über das Haus dort, niemand über die Bewohner, die dort lebten und von denen sie bislang nur die beiden jungen Männer gesehen hatte, die in ihrem Alter waren. Ihre Gouvernante hatte vor Jahren lediglich wissend gelächelt und sie darum gebeten, nie wieder danach zu fragen, weil diese Menschen dort gottlos waren und Maia hatte ihr gehorcht - so lange bis sie alt genug war, um selbst nachzudenken. Heute gewann einmal mehr die Neugierde.
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So Jun 18, 2017 12:41 pm
Wie genau der andere die Zeit abschätzen konnte war noch immer erstaunlich. Zwar konnte er selbst inzwischen einigermaßen einschätzen ob ein halbe Stunde oder doch eher ein ganze vergangen war, auch ohne die Sonne oder etwas anderes als Hilfsmittel, doch Lorenzo musste scheinbar permanent einen kleinen Teil seines Geistes dazu abstellen, ein Pendel in exakt den gleichen Abständen hin und her schwingen zu lassen und jedes Mal aufs neue zu zählen. „In Ordnung“, antwortete Ari, wischte sich das Blut und den Schweiß von der Stirn. Es war nur eine kleine Schürfwunde, als nicht weiter nennenswert. Zweifelsohne hatte sein Lehrmeister vor dem Aufprall abgebremst, andernfalls wäre er jetzt vermutlich bewusstlos. „Wie kamst du eigentlich dazu mit dem Stab zu kämpfen?“ Fragte Ari während er sich selbst wieder in Kampfstellung begab und sich selbst darüber wunderte, dass er diese naheliegende Frage nicht schon viel früher gestellt hatte.
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So Jun 18, 2017 12:44 pm
"Die Waffen werden uns nach unseren Neigungen zugeteilt", antwortete Lorenzo und wartete ungeduldig, bis Ari sich wieder auf die Füße gekämpft hatte. "Dolche waren nicht mein Stil, ich kämpfe lieber mit etwas mehr Spielraum zwischen meinem Gegner und mir, solange, bis ich ihn gefahrlos umbringen kann." Wie zur Bestätigung ließ er den Stab herabknallen und obwohl Ari nicht erschrocken zurückwich, brachte Lorenzo das lange Holz an seine Kehle wie geplant und setzte mit der jetzt freien Hand nach.
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So Jun 18, 2017 12:51 pm
Ari schluckte schwer zwecks des überraschenden Angriffs, sah den Anderen fragend an und agierte dann einfach. Dies war generell eines der schwierigsten Dinge am Kampf für ihn. Er musste einfach reagieren, nicht lange und groß über das was er tun wollte grübeln. Ein Schritt zur Seite und eine Drehung seines eigenen Stocks schlugen die Waffe des Gegners Beiseite. Den nun entstandenen Platz nutzte der junge Zauberweber um mit seinem Stock ein halbe Drehung hinter seinem Rücken zu machen, so Schwung zu holen und dann seitlich gegen Lorenzo einen Angriff zu vollführen. „Aber du lernst trotzdem auch die anderen Waffen kennen? Oder“, sein Angriff wurde abgeblockt, doch frei nach dem Motto das ihn Lorenzo eingebläut hatte: Wenn ein Angriff misslingt, nutzte das Momentum wenn der Stab zurückweicht und greife gleich erneut an, führte Ari den nächsten aus, wobei er seinen eigenen Körper einmal um die eigene Achse drehte und den Schwung somit verstärkte. „Bleibst du dann einzig und allein bei dem Stab?“
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So Jun 18, 2017 1:01 pm
"Weißt du, was eine der ersten Regeln ist?", fragte Lorenzo, blockte und hebelte den Stab so aus Aris Händen, dass er ihn neu greifen musste, ehe er ihn immer weiter zurück trieb, indem er eine nicht enden wollende Angriffsreihe ausführte, auf die Ari nur noch mit simpler Verteidigung reagieren konnte. Ein Block, den ihre Ausbilder sehr treffend den "Oh Scheiße"-Block nannten. "Die Klappe zu halten während des Trainings und sich darauf zu konzentrieren. Vier Minuten."
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So Jun 18, 2017 1:08 pm
„Verstanden“, meinte Ari nur und versuchte aus seinem „Oh – Scheiße – Block“, zu kommen, was sich als erstaunlich schwer herausstellte, denn er konnte weder nach links, noch nach rechts ausweichen, ohne nicht Gefahr zu laufen von einem weiteren Schlag erwischt zu werden. Schließlich probierte sich der junge Zauberweber an etwas Neuem. Er ging nach dem nächsten Block in die Knie, als könne er dem Angriff nicht ohne weiteres standhalten, ließ sich dann zur Seite kippen und vollführte eine Rolle. Ob der erhoffte Überraschungsmoment seine Wirkung entfaltete konnte er nicht mehr sehen, denn als er wieder auf beide Beine kam war er noch halb in der Hocke und sah Lorenzo nur vom Seitenprofil. Ari griff seinen Stab erneut, holte Schwung und versuchte dann, dem Anderen die Beine wegzuziehen.
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So Jun 18, 2017 1:10 pm
Der Sprung, mit dem Lorenzo seine Ehre rettete, war aus der Not heraus geboren und nicht so hoch, wie er hätte sein müssen, erfüllte dadurch aber besser seinen Zweck. Er landete direkt auf dem Stab, mit dem Ari ihm eben noch hatte den STand rauben wollen.
Ganz so, als hätte er das geplant, grinste er auf den anderen hinab. "Du wirst besser, Hexer, aber ich will morgen kein Wort hören, während wir trainieren. Keines!" Er zog ihn auf die Füße und sammelte den Stab ein, um ihn zurück in die Waffenkammer zu bringen.
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So Jun 18, 2017 1:15 pm
„Alles klar Lorenzo, danke nochmal“, es war ein beinahe tägliches Ritual das er sich bei dem Anderen bedankte, dieser aber nicht wirklich viel darauf erwiderte, wobei Ari die Hoffnung hatte, dass er ihm inzwischen weniger Abneigung entgegen kommen ließ als noch vor ein oder zwei Wochen. Er wollte ihm bereits folgen, als sein Blick über die letzten, vom untergehenden Sonnenlicht erleuchteten Wolken ging und er sich ein lächeln ob dieser Schönheit der Natur nicht verkneifen konnte. Er sah weiter über die Dächer die von den letzten Lichtstrahlen erleuchtet wurden, als würden diese sich für die kommende und kalte Nacht rüsten müssen. Und dann sah er sie. Ein Mädchen, nein eine junge Frau die auf einem Ast nahe eines prunkvollen Hauses saß und ihm, so seltsam es auch klingen mochte, ansah. Ari hielt erschrocken inne, wusste nicht ob er seinen eigenen Sinneseindrücken glauben sollte, doch auch nach einer Minute während der er die schmale Silhouette unentwegt ansah, wirkte sie nicht anders als beim ersten Blick. In der Hoffnung er würde dadurch eine Antwort und damit auch Gewissheit erlangen, hob er die Hand zum Grüße.
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Kapitel 4                 Empty Re: Kapitel 4

So Jun 18, 2017 1:30 pm
Erschrocken als der junge Mann sie ansah und die Hand zum Gruß hob, zuckte Maia zurück und verlor das Gleichgewicht. Mit den Armen rudernd versuchte sie sich noch irgendwo an dem Ast festzuhalten und verhakte die Kleidung, die sie von einem Dienstboten bekommen hatte, an einem spitzen kleinen Holzstück. Es riss ein Loch in die Kleidung, schrammte über ihre eigene Haut bevor sie mit einem Schrei endgültig nach hinten kippte, sich mit einer Hand gerade noch an einem der tiefer liegenden Äste festhalten können bevor sie auf dem Boden aufkam. Hier hing sie jetzt, mit wirren, roten Haaren im Gesicht, über und über voll mit Baumharz und dem Grünspan, der an den Ästen hing und klammerte die Hände fest um den Ast, selbst wenn ihre Finger immer weiter abrutschten.
Sie traute sich nicht loszulassen, weil das bedeutet hätte, dass sie sich noch mehr weh getan hätte und bereits jetzt hörte sie das Getrappel im Haus, nachdem sie beim Sturz aufgeschrieen hatte. Oh nein, wenn sie sie entdecken würden, dann würde sie Ärger bekommen und der Ast würde abgesägt werden. Sie würde nicht mehr zusehen können, was die beiden jungen Männer dort drüben taten, wenn sie jetzt nicht losließ. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals als sie die Finger vom Holz löste und unten auf den Boden aufschlug. "Au ...!"

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Zwei Wochen. Einmal mehr zwei Wochen, in denen er den Sprung mehr als nur ein einziges Mal bereut hatte - explizit immer dann, wenn Faye durch die Tür kam und ihm irgendetwas von Verklebungen erzählte, bevor sie ihre Hände auf den lädierten Rücken gelegt hatte. Die Auspeitschung war ein Dreck gegen das gewesen, was Faye getan hatte und mehr als nur ein einziges Mal war es ihm schwer gefallen, jedweden wüsten Fluch, der ihm sonst über die Lippen gekommen wäre, für sich selbst zu behalten. Es fiel ihm schwer zu glauben, sie würde das nicht absichtlich oder aus Rache dafür tun, dass er sie auf die Dächer und wieder von dort runter gebracht hatte, aber in der Tat half ihr Tun dem Gefühl in seinen Fingern. Es kribbelte inzwischen weniger bei der gewohnten Anstrengung, so häufig auch die Muskeln noch immer protestierten und trotzdem wäre er immer wieder am Liebsten weggelaufen, sobald sie die Tür aufgeschoben hatte.
Schlaf war in den letzten Wochen wieder Normalität geworden, nachdem Ari und Faye beide für keine größeren Dramen mehr gesorgt hatten und die Normalität hatte Septim auch wieder alle seltsamen Wesenszüge verlieren lassen, die er sonst an den Tag gelegt hätte. Das Training war in gewohnter Regelmäßigkeit wieder aufgenommen worden, auch wenn er selbst hatte versprechen müssen, sich selbst zurück zu halten, was ihm jetzt den Luxus einbrachte, den Übungen der Jüngeren beiwohnen zu können.
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Kapitel 4                 Empty Re: Kapitel 4

So Jun 18, 2017 1:42 pm
Lorenzo folgte dem Blick des Magiers und war nur deshalb verwundert, weil er mit dem Rücken zu dem anderen Haus gestanden hatte. Oder besser gesagt: dem Baum, der im Haus des Nachbargartens wuchs und die Mauern überragte. Er sah die junge Frau gerade noch kreischend nach unten sacken, sich festklammern, aber genauso wie ihre beiden Neuzugänge hier hatte sie echt keine nennenswerten Muskeln, die sie dort länger halten konnten. Aber scheinbar wollte sie das gar nicht. Er beobachtete mit schreckgeweiteten Augen, wie sie einfach losließ und dann in die Tiefe stürzte, sein eigener Impuls war, sofort auf das Dach und dann dort rüber zu springen, doch ohne Erlaubnis durften sie die Bruderschaft nicht verlassen. Rasch sah er sich um eigenen Innenhof um.


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Der Schrei riss Faye aus ihrer Konzentration und sie stand - ohne weiter darüber nachzudenken - bereits auf dem Balken, auf dem sie gesessen hatte (um sich noch ein wenig Ruhe zu gönnen, bevor sie wieder beim Training in die Mangel genommen wurde). Sie hielt sich mit einer Hand in der Dachsparre darüber fest und beobachtete entsetzt, wie das Mädchen drüben auf dem Baum einfach abrutschte und wie ein Stein nach unten fiel.
Sie raste an Chadim vorbei, ohne Erklärung und nahm zwei Stufen auf einmal, damit sie nach unten in den Innenhof kam. Erst da erkannte sie, dass sie immerhin niemanden mehr alarmieren musste, weil sich ein Auflauf aus Lorenzo, Aristeas und Emerson gebildet hatte.
Stimmi
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So Jun 18, 2017 1:43 pm
Als Ari sah wie die andere mit einem Mal vom Ast rutschte, waren all seine Zweifel daran, ob dies wirklich die Gestalt einer jungen Frau war, verschwunden. Kurz darauf gab ein lauter, heller Schrei einer feinen, weblichen Stimme ihm die letzte Bestätigung. Fieberhaft überlegte er was er tun konnte. Dank seiner Pflegeerfahrung des, mit Narben übersähten Assassinen, die vor gut drei Tagen geendet war, hatte er zumindest ein paar Grundkenntnisse über Wundversorgung gelernt. Und bei einem solchen Sturz konnte es gut sein, dass sie sein ein Bein oder etwas noch schlimmeres gebrochen hatte. „Ich muss los“, verabschiedete er sich im Laufschritt bei Lorenzo, der gebenfalls zu dem Ort des Geschehens sah und preschte dann weiter die Treppe hinauf, in diesem Moment mehr als froh über das tägliche, frühmorgendliche Training. „Septim? Meister Spetim?“ Seine Hand schlug energisch und schnell gegen die Holztür. „Bitte – es geht um jemanden von außerhalb. Ich habe gerade gesehen wie er stürzte und“, eigentlich wusste er, dass der Ausgang zu dieser späten Stunde untersagt war. Doch sollte er die Frau dort einfach so liegen lassen? „Ich muss aus dem Haus! Meister Septim?“
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So Jun 18, 2017 1:59 pm
Septim atmete tief ein und aus, ehe er die Tür öffnete und dabei ignorierte, dass Ari in seinem Überschwang noch zwei Mal gegen seine Brust schlug, ehe er verstand das da ein Assassine statt einer Tür vor ihm stand. "Dir auch einen guten Abend..." meinte Septim und hob die Brauen um den Größeren zu betrachten. "Du musst also aus dem Haus. Da wir einen Abort im Haus haben und du bereits zu Abend gegessen hast stellt sich mir die Frage: Warum sollte es dich kümmern, wenn jemand draußen fällt?"
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So Jun 18, 2017 2:03 pm
„Es war eine junge Frau“, versuchte Ari zu erklären. „Anscheinend war sie einfach ein wenig in Gedanken und fiel dann, vielleicht sah sie auch wie ich die Hand zum Grüße hob, wobei ich mir da nicht ganz sicher bin. Jedenfalls schrie sie als sie auf dem Boden aufkam und“, Ari verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er verzweifelt versuchte die richtigen Worte zu finden, was angesichts des Adrenalins in seinem Blut alles andere als einfach war. „Septim bitte. Es war nur ein oder zwei Häuser von hier entfernt. Sie braucht Hilfe!“
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So Jun 18, 2017 2:07 pm
"Ein junges Mädchen, dass euch beim Training beobachtet hat?" hakte Septim nach und trat einen Schritt nach vorne, durch die Rundbögen auf der anderen Seite des Flurs ausmachend, ob er den Ast sehen konnte. "Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder ist das Mädchen tot, dann hat es keine Bewandnis mehr, oder sie lebt noch - in diesem Fall laufen um die Uhrzeit noch genug Passanten durch die Straßen. Und wenn sie aus dem Haus kommt, von dem ich vermute wird sie auch bessere Hilfe erfahren als wir sie ihr bieten könnten."
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So Jun 18, 2017 2:36 pm
__________________
Alisander klopfte dem Pferd ein wenig Staub von der Flanke, während der Gaul gierig Wasser aus dem Trog der Herberge soff. Sie waren bereits seit Wochen unterwegs und Lyras Anwesenheit war mit keiner Minute angenehmer geworden - ein Umstand der Alisander höchst bedauerte. Er hatte gehofft, dass die Magierin die Reise erschöpfend oder gar anwiedernd fand. Die staubige Straße, morastige Pfützenlandschaften. Doch wenn sie die Reise erschöpfte, so zeigte sie dies nicht.
Alisander indes hasste diese Landschaft zwar und er hasste die Ärmlichkeit die in einigen Landstrichen vorherrschte, aber er war sie eher gewöhnt - ihr nur im Laufe seines Lebens entkommen.
"Wieso wollt ihr der Magierin eigentlich helfen? Wieso interessiert sich der König so sehr für eine drittklassige, verstümmelte Magierin?"
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So Jun 18, 2017 2:43 pm
"Er? Gar nicht", lautete Lyras Antwort, die es sich während der Reise immer wieder in der Kutsche bequem gemacht hatte, weil sie den Geruch von dem Schweiß der Pferde in ihren eigenen Gewändern inzwischen nicht mehr ertragen konnte und sie noch nie die allerbeste Reiterin war. Es genügte, um gemeinsam mit dem König auf die Jagd zu gehen und Schritt zu halten, aber mehr entzog sich ihrem eigenen Können - mochte die Kutsche auch langsamer vorankommen, es war die komfortablere Möglichkeit zu reisen.
"Es ist mein Interesse an dem Mädchen, nicht seines. Er gab mir lediglich das Einverständnis aufzubrechen und mich mit der Bruderschaft darüber auszutauschen", führte sie fort, ein paar Schritte um den anderen herum setzend, froh darüber ihre Beine wieder ausstrecken und sich bewegen zu können. Mit einer Hand raffte sie die Röcke, um sie vom Dreck der Straße zu befreien und schnaubte missgünstig als der Saum ihres Unterrocks in ihr Blickfeld geriet. Dreckig, ein paar lose Fäden hingen darin - sie würde ihn aussortieren, sobald sie in eine bessere Gegend kamen. "Die Magier sind meine Angelegenheit, Alisander, und bevor ein junges Ding sich und andere unglücklich macht, weil sie ihre Kräfte nicht mehr kontrollieren kann, versuche ich das Schlimmste zu vermeiden."
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So Jun 18, 2017 2:45 pm
"Ich habe sie gesehen - ihr Finger ist ab und das noch nicht einmal mit einem geraden Schnitt weil die Templer mist gebaut haben. Sie kann ihre Magie nicht zügeln. Sie ist ein kaputtes Spielzeug, mehr nicht. Ganz abgesehen davon - auf der ganzen Welt sterben Magier durch Templerhand oder weil sie sich selbst in die Luft sprengen. Es gibt mehr als eine Magierin die in den Zellen verrottet - sogar einige in der Hauptstadt. Wieso durch das halbe Land reisen um eine einzige zu retten?"
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So Jun 18, 2017 2:47 pm
"Aus genau demselben Grund, weshalb wir uns auch dich als kaputtes Spielzeug halten, Alisander. Vergiss bitte deine eigenen Unzulänglichkeiten nicht. Weil es lustig ist dich anzusehen, wie du nach jedem Fünkchen Macht geiferst. Ich interessiere mich für das Mädchen und ich möchte ihr helfen."
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So Jun 18, 2017 2:52 pm
Alisander betrachtete die Magierin und ein bösartiger Funken trat in seine Augen und schien beinahe daraus hervor zu kriechen um der Magierin an den Hals zu springen. Seine linke Hand verkrampfte sich und er hörte das Klicken der verborgenen Klinge in seinem Ärmel, welche sich entsicherte. Nur mit äußerster Mühe entspannte er sich wieder, ehe eine weitere Bewegung die tödliche Bekannte hätte heraus springen lassen.
"Natürlich möchtet ihr das..." zischte er und glaubte an den eigenen Worten zu ersticken. Er musste sich zurück halten, durfte sie nicht umbringen. "Ich bin indes nur ein treuer Vasall des Königs und jedes Fünkchen Macht das ich mir aneigne ist nur zu Gunsten des Königs."
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So Jun 18, 2017 3:04 pm
Natürlich waren diese beiden Möglichkeiten durchaus denkbare Varianten des Geschehens, wobei sich Ari nicht vorstellen konnte, dass die Andere einfach tot war. „Vielleicht hilft ihr jemand Meister Septim, vielleicht. Aber wir können nicht davon ausgehen und … bitte, ich will nicht dass eine Unschuldige stirbt nur weil ich ihr gegrüßt habe und sie sich am Ende deswegen erschreckt hat. Ich werde wieder hier sein bevor man überhaupt bemerkt das ich fort bin. Ich bringe sie nur zum nächsten Heiler, lasse etwas Geld dort damit man sich um sie kümmert und gehe dann direkt auf mein Zimmer. Septim … bitte.“
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So Jun 18, 2017 3:07 pm
Septim lachte schroff. "Wenn ich das richtig sehe, dann gehört der Baum dort drüben zum Grundstück des Templerwächters - was auch immer du dem Heiler geben könntest wäre eine Beleidigung für ihr Haus..." er schüttelte den Kopf und hob die Brauen, während er Aris gequälten Gesichtsausdruck sah. "Oh beim Nachtengel - dann lauf schon los Junge! Aber halte dich zurück. Wenn bereits jemand da ist, der ihr hilft dann gehst du deiner Wege und sorgst dafür, dass sie dich nicht sieht! Wenn niemand da ist bringst du sie zu ihrem Vater. Nimm Lorenzo mit, der hält dich davon ab allzu große Dummheiten zu machen!"
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So Jun 18, 2017 3:12 pm
„Vielen, vielen Dank“, er nickte ehrerbietig, wie er es immer tat wenn sie beide sich sahen und ließ dann schnell die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Keine zwei Minuten später war Ari bei Lorenzo, welcher sich nur unweit von der Waffenkammer entfernt hatte. „Lorenzo – hör mir zu: es tut mir Leid dich heute noch länger zu stören als sonst aber … dieser Schrei gerade eben von der Frau“, nervös für sich der junge Zauberweber mit der Zunge über die Lippen. „Ich habe gesehen wie sie vom Baum gefallen ist. Und wo. Laut Septim kann ich zu ihr und schauen ob es ihr gut geht, allerdings müsste ich jemandem mitnehmen.“ Schon jetzt konnte er bei Lorenzo einen säuerlichen Gesichtsausdruck erkennen. „Ich weiß du hast weiß Gott besseres zu tun: aber diese junge Frau könnte dort mit gebrochenen Beinen liegen, ohne das sich jemand ihrer annimmt.“
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So Jun 18, 2017 3:21 pm
Völlig entnervt ließ Lorenzo die Stäbe in die Halterungen sinken, hatte kaum mehr einen Gedanken an die Frau verschwendet und sich gefreut, für den heutigen Tag seine Ruhe zu haben, dann stöhnte er und haute seinen Kopf einmal gegen die Wand.
"Kommt von oben, oder?", hakte er nach, weil seine Anwesenheit bei Septim dafür sprach, dass der andere es vorgeschlagen hatte, dann seufzte er und deutete hinter sich. "Ich brauche Waffen. Warte."
Keine fünf Minuten später war Lorenzo ausgerüstet und folgte Aristeas hinaus aus dem Haus der Bruderschaft. Sein hilfloser Blick zu Emerson blieb ohne Eingreifen und auch Faye, die mit im Vorhof stand, beachtete ihn kaum und so folgte er geschlagen dem jungen Magier nach draußen.

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Seufzend hatte Faye sich von der Szenerie abgwandt. Sie sahen nur die Baumwipfel und die sagten ihr auch nichts, was sie nicht schon wusste. Zu viele Leute konnten nicht raus und helfen, es würde nur Aufmerksamkeit auf sie alle ziehen und Septim wusste das zu vermeiden. Mit einem schiefen Seitenblick auf Emerson entschied sie, sie konnte genauso gut zu Bett gehen und versuchen, eine Mütze Schlaf zu bekommen, bevor der Morgen wieder graute und sie aus den Federn scheuchte.
"Du solltest auch schlafen", riet sie Emerson leise. Außerdem ging ihr ganz gehörig das Kribbeln in ihrer linken Hand auf den Keks. Geistesabwesend wollte sie die schmerzende Stelle massieren und griff ins Leere, was sie nur dazu brachte, die Zähne aufeinander zu beißen. Mist.
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