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Stimmi
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 4:45 pm
„Hedi?“ Fragte er, sichtlich verwirrt. „Was bei Perun treibst du denn hier? Der Sturm wird nicht mehr lange auf sich warten lassen und“, das entfernte Schnauben eines weiteren Alten ließ ihn inne halten. „Komm, helf mir die Sachen wieder auf den Karren zu laden.“ Bat er sie schließlich nur und stellte eben diesen mit einem einzigen, kräftigen Ruck wieder in die richtige Lage. „Wir finden hier nie im Leben schnell genug ein Maultier oder irgendetwas vergleichbares. Die meisten Leute waren so klug und haben sich bereits eingeschlossen und mit Nahrung eingedeckt, denn höchst wahrscheinlich wird man in den nächsten Tagen kaum vor die Tür gehen können.“ Er und seine Tochter begannen, die Waren wieder zurück auf die Fläche des Karrens zu laden, wobei Hedi sich um das Fleisch und derlei Dinge kümmerte und Jörmundur all das Bauholz zusammen sammelte. „Ich ziehe euren Wagen.“ Entschied er schließlich. „Bis zu eurem Gemeindehaus ist es doch nicht weit, oder?“ Einer der Männer schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. „Dann lasst uns jetzt schnell machen. Ich habe selbst noch ein Heim das vorbereitet werden muss.“
Yannic
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 4:50 pm
Die alten Männer folgten Jörmundur und halfe, so gut sie eben konnten, den schweren Wagen zu schieben. Es klapperte und schepperte auf dem Wagen, als die unterschiedlichsten Materialien unter und übereinander rutschten. "Verflucht und zugedreckt..." schnaufte der Älteste von ihnen. "Was haben wir getan, dass die Götter uns so einen Sturm zumuten? Mein Sohn hat bestimmt sein Boot wieder nicht fest genug am Hafen vertäut. Wenn all das vorbei ist, ist es entweder für immer verloren oder auf dem Dach irgend eines Hauses gelandet..." er spuckte aus.
"Was habe ich nur getan um mit solchen Söhnen geschlagen worden zu sein? Los macht hinne Jörmundur! Noch einige hundert Schritt und wir haben das Gemeindehaus erreicht!"
Cat
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 4:57 pm
Das seltsame Gespann aus Karren und Männern war schon von Weitem zu hören und als Hjalmar jetzt um die Ecke bog, um nachzusehen, ob er den anderen nicht helfen konnte, fiel es ihm schwer sich ein lautes Lachen zu verbeißen. Jörmundur, der das Maultier ersetzte und den Karren zog und der Rest der Gemeinschaft sich hinten angestellt hatte und schob. Der Maulesel ersetzte also den Maulesel. Einen kurzen Moment lang ließ er seinen Blick über das Gespann wandern und entdeckte dann ein siebzehnjähriges Mädchen - Jörmundurs Tochter. Die Tochter seiner eigenen Nichte. Das Mädchen sollte zurück ins warme Haus und nicht hier schwere Arbeit machen müssen, weil ihr Vater Hilfe brauchte.
Kopfschüttelnd drückte er einem seiner Männer den eigenen Waffengürtel in die Hände und schob das Essen bei seiner eigenen Familie noch ein Stück zurück, um jetzt ein paar Schritt nach vorn zu setzen und Hedi zur Seite zu schieben, bevor er ihren eigenen Platz einnahm. "Das ist zu schwer für dich. Lass uns das machen."
Mia
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 4:58 pm
"Hee!", protestierte Hedi einfach nur aus dem Reflex heraus, ihrer Arbeit und Aufgabe beraubt zu sein. "Hjalmar! Ich kann auch helfen!"
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 4:59 pm
"Du kannst helfen, wenn du alles auf den Sturm vorbereitest, Hedi, und jetzt geh schon und hilf deiner Familie. Wir haben nicht mehr viel Zeit bis das Unwetter kommt und wir können jede Hilfe an anderen Stellen gebrauchen."
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 5:00 pm
Grummelnd verzog Hedi das Gesicht, wusste aber darum, dass ihre Hilfe wirklich an anderer Stelle besser eingesetzt war. "Ich geh ja schon", stimmte sie zu.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 5:02 pm
„Bei den Göttern Hjalmar, lass das Kind doch helfen wenn sie sich dazu in der Lage fühlt.“ Schimpfte Jörmundur von vorderster Seite her. „Behandelst du deine eigenen Kinder auch so? Glaube mir wenn ich dir sage, dass zu viel umsorgen mehr schadet als das es hilft. Hedi steht kurz davor eine Frau zu werden. Sie muss selbst wissen, was sie kann und was nicht.“
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 5:07 pm
"Deswegen sitzt deine Frau also mit drei kleinen Kindern Zuhause und muss sich allein auf den Sturm vorbereiten", folgte die knappe Antwort von Hjalmars Seite aus. Mochte Hedi auch alt genug sein, um zu erkennen, was sie konnte oder nicht - es ging hier um die gesamte Stadt und nicht um den Willen eines siebzehnjährigen Mädchens, dessen Hilfe sie dringend bei Brettern, Feuerholz oder Vorräten in den Häusern gebrauchen konnten. Sie hatte nicht viel beim Schieben des Karren geholfen und mochte ihr Tun auch noch so nobel gewesen sein, viel schneller hatte sie sie auch nicht gemacht.
"Spar dir den Atem und zieh den verdammten Karren."
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 5:47 pm
Jörmundur schnaubte nur über die Aussage des Anderen und zog dann weiter den Karren. Er kannte solche Männer zu genüge und hatte sie, über die Jahre hinweg aufsteigen und irgendwann fallen sehen. Männer die meinten sie müssten sich und ihre Meinung verbreiten wie die Huren Krankheiten und die Marktschreier Klatsch und Tratsch. Hjalmar hatte eines anscheinend in frühester Kindheit nicht gelernt, nämlich den Mund nicht halten zu können, egal in welcher Situation er sich gerade befand. Sein aktueller Stand verschlimmerte diese Angewohnheit wohl noch, sodass aus einem ohnehin schon kaum belehrbaren Mann nichts anderes als ein Idiot geworden war, der alles kommentieren musste. Wirklich alles. So wartete Jörmundur schon darauf, dass er an den Türen der Einwohner klopfen würde um ihnen mitzuteilen, dass sie ihre Häuser ganz falsch verbarrikadiert hatten und dies doch selten dämlich sei. Oder er würde den Esel suchen um auch ihm seine einwandfreie und lupenreine Meinung mitzuteilen, die in jedem Belang einfach besser war als die jedes Anderen. Doch nichts dergleichen geschah. Die hielten den Karren schließlich vor dem Haus der Alten und verstauten die Güter.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 5:51 pm
Hjalmar machte sich nicht die Mühe noch ein einziges Wort an den anderen zu richten, nachdem sie den Karren abgeliefert hatten. Es würde nichts mehr daran ändern, denn was da zwischen ihnen beiden war schwelte seit Jahren. Achtzehn Jahre hatten nichts gebracht um sie beide wieder miteinander zu versöhnen und so nahm Hjalmar auch jetzt nur den Seitenblick des anderen mit einem Kopfschütteln wahr bevor er sich selbst wieder abwandte, um in sein eigenes Heim zurück zu kommen. Jörmundur wäre ihm egal gewesen, wenn er nicht gezwungenermaßen auch noch ein Teil dieser Familie wäre und er ihn spätestens bei Festen unmittelbar in seiner Nähe ertragen musste.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 6:05 pm
"Das ist ja sehr heimelig", kommentierte Eleonora, als sie alle mehr oder minder sanft in ihr neues Zuhause gebracht wurden. Sie ahnte schon, dass das hier eine längere Sache werden mochte und hatte kaum Hoffnung, es abzukürzen. Sie brauchten Unterstützung und gleichzeitig brauchten sie Henriks Kopf. Eine dumme Situation.
Sie ließ sich auf einen der Heuhaufen sinken, sprang aber gleich wieder auf, als der nicht nur merklich nachgab, sondern auch noch zu fauchen begann. "Himmel!", brachte sie heraus, als die Katze sich aus dem Heu befreite, einen Buckel machte und sie dann anknurrte.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 6:10 pm
"Ach komm schon - wir hatten während der Jahre schon schlechtere Aufenthaltsorte", erwiderte Emerson leichthin und machte ein paar Schritte durch den großen Dachboden, seinen Blick streifen lassend und draußen ein paar der Wachen leise reden hörend. Das Gespräch war besser gelaufen, als er erwartet hatte - die anderen waren versorgt worden, seine eigenen Kopfschmerzen hatten inzwischen wieder nachgelassen und sie saßen immerhin im Trockenen während draußen ein Sturm aufzog. Wie schlimm der werden würde, konnte er nicht sagen. "Es ist immerhin trocken und wir liegen nicht in Ketten. Es könnte schlimmer sein."
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 6:20 pm
"Wir sitzen auf einem zugigen Dachboden und ein Sturm kommt. Ich bin mir nicht sicher, ob eine schöne, kleine Zelle mit Eisentüren nicht besser gewesen wäre", erwiderte Eleonora trocken und besah sich die Löcher in ihrem neuen Zuhause, durch die der Wind haltlos pfeiffen würde.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 6:50 pm
Der Sturm der draußen tobte war mittlerweile mit aller Gewalt ausgebrochen. Die Läden jedes noch so kleinen Fensters in ganz Kattegat klapperten ob des auftosenden Winds, der sich durch jede kleine Ritze stahl.
Besonders schlimm war es in dem provisorischen Gefängnis, welches die Fremden bezogen hatten. Das Wasser strömte in kleinen Fällen durch die undichte Decke, der Wind pfiff unaufhörlich und unüberhörbar durch jede noch so kleine Ritze und das ganze Haus schien von links nach rechts zu schwanken, während eine weitere, gewaltige Windböe ein Stück Dach abdeckte. Der sich ergießende Regenschauer durchnässte Ari und Faye, die dort zuvor Schutz gesucht hatten innerhalb von wenigen Augenblicken.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 6:54 pm
"Ich sag's nicht gerne, aber ich wäre dann auch bereit für eine Zelle. So Erdgeschosshöhe vielleicht, umgeben von viel Felsen und trocken!", meldete sich Faye, die es aus der sitzenden Position heraus nicht schnell genug fort geschafft hatte unter dem Leck. Nun stand sie pudelnasse in der Mitte des Speichers und sah sich vergeblich nach einem neuen Platz um, der trockener war.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 7:04 pm
"Sieht ganz so aus, als würdet ihr hier absaufen wie die Ratten aufm sinkenden Schiff", Haakons dunkle Stimme polterte durch die ganze Scheune, als der Riese - bewaffnet mit einer Ladung dicker Decken und alten Lumpen herein gehumpelt kam.
Er trug einen nassen Bärenfellumhang und roch genauso wie er aussah - wie ein betrunkener, nasser Hund. "Ihr sterbt an Kälte wenn ihr so bleibt wie ihr seid..." knurrte er und schüttelte den Kopf. "'s will der Jarl nich... glaub ich. Keine verdammte Ahnung was er will, aber ihr solltet am Leben bleiben und momentan traut sich niemand der kein betrunkener Idiot is in diesem Sturm raus. Wie passend, dass ich da war!"
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 7:08 pm
Emerson hob die Augenbrauen als der Hüne hinein wankte, dicke Verbände um seine Arme und Schultern und das Bein geschient, in das ihn Ellis Nadel gestochen hatte. Er kannte die Gifte der anderen, machte sich aber nicht die Mühe den anderen darauf hinzuweisen als er ihm die Decken und Felle abnahm und an die anderen verteilte, damit die sich einstweilen darin einrollen konnten, ohne an dem Sturm zu erfrieren.
"Und warum bist du jetzt unser betrunkener Samariter? Weil dein Jarl es dir gesagt hat oder weil du zu besoffen bist, um über die Folgen nachzudenken?"
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 7:13 pm
"Keine Ahnung was der Jarl will - es kann ja niemand raus. Aber sein letzter Befehl an mich war, dass ich euch am Leben lassen soll..." er zuckte mit den Schultern. "Und ich befolge die Befehle, die man mir gibt... bin ein guter... Soldat..." er schüttelte den Kopf. Ihm war schwummrig, aber das wollte er sich nicht anmerken lassen.
"Wenn ihr versucht mich umzubringen, nehm ich mindestens drei von euch mit. Es wäre Laut und auch wenn das vielleicht keiner durchn Sturm hört - da draußen sterbt ihr. Keine Stunde und ihr würdet mit euren weichen Körpern umknicken wien Bäumchen. Und jetzt mosert nich, sondern zeigt mir wos zieht, damit ichs reparieren kann..."
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 7:16 pm
Faye blieb sichtlich die Spucke weg, wie sie da so stand wie ein begossener Pudel und dem Gespräch des Stockbesoffenen und Emerson blinzelnd folgte. Elli hingegen war weitaus mehr Herrin der Lage und kam zu Haakon hinüber, um ihn eine ganze Weile zu mustern.
"Weiche Körper, ja? Weißt du, was das schlimme an der Sache ist? Ich würde meine Rache ja prinzipiell gerne an einem vollständigen, trainierten Nordmann nehmen. Sag deinem Heiler, er soll Weißdornspitzen zu einem Pulver verarbeiten und in heißem Wasser auflösen. Den Sud trinkst du drei Tage lang, dann sollte dein Bein wieder werden."
Andernfalls würde sie den Auftrag gefährden und das war das letzte, was sie tun sollte.
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

So Aug 27, 2017 7:25 pm
Haakon blinzelte und betrachtete die Frau vor ihm. "Gift? Hätt ich mir ja denkn können..." er winkte ab, kratzte sich am Kinn. "Danke.. schätz ich irgendwie. Bist wohl doch mehr ne Sirene als ne Harpyie..." er gluckste, machte einen schwankenden Schritt, während er das Bein nachzog. Es brannte, pulsierte geradezu. "Verflucht noch eins... hoffe es reicht, wenn ich das morgen zu nem Heiler bringe... die Druiden versuchen grade die Götter zu beruhigen - und das machen se besser schnell... Also Hey!" er deutete auf Ari, "Junge! Such mir ein paar Nägel und etwas womit ich zuschlagen kann! Und es sollte besser was ordentliches sein, sonst hau ich die Nägel mit deinem Kopf ins Holz! Wir werden mit dem Leder hier die undichten Stellen abdichten und mit dem Segeltuch das Dacht halbswegs abdichten!"
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Kapitel 11 - Seite 5 Empty Re: Kapitel 11

Do Aug 31, 2017 8:15 am
Henrik beobachtete mit Sorge, wie der Sturm hereinbrach und sich zu entfalten begann, als hätte er gerade darauf gewartet, die kleine Stadt zu erreichen, die das Zentrum des Landes geworden war. Sie hatten bei Weitem nicht so viele Einwohner wie die Hauptstädte in den anderen Königreichen, ja sogar weniger als die meisten Städte Licentias. Sie waren ein Volk, das sich verteilte. Niemand wollte dem anderen zu nahe sein, jeder kochte gerne sein eigenes Süppchen.
Da lag auch der Hornwolf begraben. Der Norden hatte sich immer als freier Zusammenschluss gesehen und die Fürstentümer zu einen - manche unter Zwang - war nicht die beste Entscheidung gewesen, wenn es nach einigen ging, die nun zum Wohl aller beitragen mussten. Vorher hatte jeder seine eigenen Leute versorgt, sich um sein erobertes Land gekümmert und sich immer mal wieder aufgemacht, um mehr davon zu erhalten oder alternativ auch Edelsteine, Gold - Handelswaren allgemein. Nicht wenige Fürstentümer waren bereits ausgerottet oder aufgesogen worden von den größeren in der Nähe. Die Kriege waren kurz und heftig gewesen, hatten sie viele gute Männer gekostet und jetzt?
Henrik sah durch die beschlagene Scheibe nach draußen, lauschte auf das Heulen des Windes, während die Regentropfen sich anhörten wie Kriegstrommeln. Der Krieg dauerte jetzt länger, forderte aber kaum weniger Opfer. Es gab Tage, da fragte er sich, ob er zu viel wollte und ob seine Vision bei den kauzigen Nordmännern jemals Anklang finden würde. Er wollte nicht unbedingt das Oberhaupt, nicht der Jarl der Jarls, sein, es war mehr eine Mischung aus Zufall und Akzeptanz gewesen, die ihn hierher geführt hatte. Aufgegeben hätte er diese Position nun auch nicht mehr, so viel stand fest.
Seufzend wandte er sich ab, streckte sich und sah zum Kamin hinüber, wo er seine Familie versammelt hatte. Sie hatten ein gutes, sicheres Haus bezogen, doch in Notsituationen, so wie heute, hatte er sie lieber um sich, besonders seine Tochter und Enkel.
Seine Gedanken wanderten kurz zu den Gefangenen, die sie im obersten Speicher eingebunkert hatten und er hoffte, sie würden die Nächte überleben, die der Sturm hier toben würde, schenkte man den Wetterkundigen Glauben. Im Moment würde er niemanden riskieren, nur, um ihnen zu helfen. Sie waren immer noch ohne Erlaubnis hier, hatten seine Männer getötet und es würde nach den alten Regeln der Vergeltung gehen. Sie würden sich innerhalb der geltenden Regeln beweisen müssen, wenn sie hier bleiben oder freies Geleit erhalten wollten. Wenn sie es nicht taten, wartete der Strick auf sie und sollten sie flüchten? Nun, dann hatten seine Hunde eben ein gutes Festmahl. Sie kamen im Winter immer zu kurz.
Krachend schlug eine Regenwand gegen das Fenster und Henrik zog die Vorhänge zu, sich zurück zum Feuer begebend. Für den Moment waren seine Hände gebunden.
Yannic
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So Sep 03, 2017 2:19 pm
Die Tür zu Henriks Haus erzitterte unter den schweren Schlägen eines großen, eichenen Stocks. Immer und immer wieder schlug der Stab in einem, dem Donner zu wider führenden, Takt gegen die schwere Tür des Hauses.
Der Sturm tobte draußen weiter, fegte mit den gewaltigen Schwingen der Donnerraben alles hinfort was es wagte nach draußen zu gehen.
"Öffnet guter Mann!" rief die tiefe, dröhnende Stimme eines Fremden von draußen. "Öffnet die Tür und lasst einen Wanderer Schutz suchen vor dem Sturm und dem Zorn der Götter!"
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So Sep 03, 2017 2:22 pm
Überrascht sah Henrik auf und runzelte die Stirn, bevor ihn seine Füße zur Tür fühlten. Das war keine bekannte Stimme und er sah zu den anderen und deutete ihnen mit einem Wink an, in die angrenzenden Räume zu gehen, bis er zumindest sicher war, dass ihn niemand mit einem Schwert an der Kehle begrüßte.
Wer mochte in diesem Wetter unterwegs sein und noch drängender: wer konnte das überleben? Solch ein Sturm forderte Menschenleben, spülte sie meistens nicht vor seinen Haustür.
"Wem soll ich Einlass gewähren?", fragte er, als er die Tür öffnete und sich in den entstandenen Spalt stellte, um nur keinen Zweifel daran aufkommen zu lassen, dass er entschied, wer sein Heim betrat und nicht der Bittsteller.
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So Sep 03, 2017 2:28 pm
Vor der Tür stand ein Mann mit dichtem braunen Bart. Das ebenso braune, lange Haar war zu einem gewaltigen Zopf von der Dicke eines Unterarms gebunden und mit zahlreichen kleinen Knochen, Perlen und anderer Zierde bestückt. Er war weder ganz alt, noch ganz jung - jedoch ohne jeden Zweifel gänzlich durchnässt. "Nenn mich Gangleri - der, der vom Gehen müde ist. Lass mich rein guter Mann. Weise keinen Fremden an deiner Schwelle ab. Ich bin weit gereist und der Sturm hat mich überrascht. Ich bitte nur um Brot, Salz und ein wenig Met unter deinem Dach!"
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So Sep 03, 2017 2:31 pm
Nur, weil Henrik seine Waffer sicher an seiner Seite wusste, trat er fort von der Tür, öffnete sie ein wenig weiter und ließ den anderen mit einem Kopfnicken ein. Ihn rausschmeißen oder umbringen konnte er immer noch, so merkwürdig seine Erscheinung auch sein mochte, vielleicht sprach er tatsächlich die Wahrheit. Erst, als der andere an ihm vorbei war, stemmte er sich gegen die Tür und verschloss sie sicher wieder vor dem heulenden Sturm dort draußen, indem er den Riegel vorlegte. Das Prasseln des Regens war jetzt nur noch gedämpft zu hören, viel lauter war das Knacken des Feuers im Kamin.
"Wärmt Euch und erzählt mir, was Euch dort draußen umher treibt." Er konnte die Augen sehen, die aus dem Nebenzimmer durch den Türspalt spähten und nickte, zum Zeichen, dass sie wieder hereinkommen konnten.
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