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Mia
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So Dez 22, 2019 1:32 pm
"Los! Komm schon!" Bens Stimme drang durch das Gewirr an Geräuschen, durch zischendes Feuer, knackendes Gebälk, lodernde Flammen und Geschrei von anderen Menschen. "Jake!" Er streckte die Hand nach seinem Kollegen aus, fühlte den Rauch in seine Lungen dringen und dann hörte er das Gelächter vom Eingang her. Eiskalt lief es ihm trotz der Hitze den Rücken hinunter, sein Magen verkrampfte sich. Sie waren hier und sie würden nicht aufhören, bis sie alles hier dem Erdboden gleichgemacht hatte, seien es nun Gebäude oder Menschen, ganz gleich, wer oder was ihnen in den Weg kam, sie würden nicht Halt machen.
"Jake!", schrie er erneut, als er die taumelnde Gestalt endlich näher kommen sah. Die Füße waren nicht so schnell, wie sie scheinbar gehorchen sollten und er kippte beinahe vornüber. Ben war mit einem Satz bei ihm und schlang den Arm um seinen Rücken, wollte ihn weiter zum Hinterausgang ziehen, doch als er den Kopf hob fand er sich einem dunkel gewandeten Zauberer gegenüber, der eine Maske trug.
"Wohin denn so schnell?", wollte er wissen, den Zauberstab direkt auf Jake und Ben gerichtet und die Gedanken des Auroren begannen zu rasen. Apparieren war ihre letzte Möglichkeit, obwohl hier Zauber herrschten, die es ihm nicht gestatteten. Er würde sie irgendwie durchbrechen müssen und hatte keine Ahnung, ob die Magie, die er noch wirken konnte, dafür ausreichen mochte und würde der Riss dann genügen, um zwei Leute durchzulassen? Jake neben ihm keuchte, hustete und als Ben hinunter sah, wurde er der Flüssigkeit gewahr, die im Feuerschein schwarz glänzte. Ach verdammte Scheiße noch mal!
"Bleibt doch noch", grinste der Zauberer nun, dem nicht einmal eine Schweißperle auf der Stirn stand. "Wir könnten Spaß miteinander haben - wenn ich euch nach und nach in eure Einzelteile zerlege. Bei ihm hier fängt es ja schon an, vielleicht stülpe ich seine Innereien nach außen? Dann fällt es nicht so auf, wie sehr er blutet."
Mit zusammengebissenen Zähnen schloss Ben die Augen und sammelte alles an Magie in sich, nutzte die Wege, die ihm beigebracht wurden, um seine Macht zu steigern und wirkungsvollere Zauber freizulassen, ehe er in die magische Wand ein Loch zu bohren begann. Weiter und weiter, ignorierend, wie der Magier näher kam, nur Jakes schlaffes Gewicht an seiner Seite fühlend, der sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Sie hatten schon zu viele heute Nacht verloren, er konnte nicht auch noch ihn ... -
"... geh", hörte er es leise und gurgelnd von dem hellen Haarschopf, der von Schmutz und Ruß ganz fleckig war. "-rette  ... - rette dich!"
"Vergiss es", knurrte Ben ärgerlich und legte all die Wut über die Situation in den Zauber, der endlich, endlich die Barriere durchbrach. Sein Herz hämmerte und sein Kopf dröhnte. Schwindel erfasste ihn und ließ den schwarzen Zauberer vor ihnen schwanken, wie in Wellen wabern. Er sah noch das ärgerlich verzerrte Gesicht, dann rote und silberne Funken, die auf ihn zu schossen und in diesem Moment apparierte er mit Jake in den Armen davon.
Cat
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So Dez 22, 2019 1:40 pm
"Ach du ..."
Ihre Worte blieben ihr im Hals stecken, als mitten auf dem Heimweg zwei dampfende Gestalten mit einem Mal vor ihre eigenen Füße fielen und dort liegen blieben. Die Schicht war lang gewesen, die Arbeit in einem Muggelkrankenhaus - verborgen vor dem Rest der sich ständig wandelnden Zaubererwelt, die inzwischen gefährlich für sie wurde, weil sie eben eine Muggelgeborene war - war anstrengender als sie es zu Beginn erwartet hatte. Mütter, die ihre schniefenden Kinder als Notfall in der Ambulanz behandeln lassen wollten - Erwachsene mit ein paar Pickeln im Gesicht, die kamen, weil der Hausarzt nun einmal bereits geschlossen hatte und dann wieder die Notfälle die die Behandlungsräume rot von Blut hatten glitzern lassen. Sie hatte eigentlich nur noch einen Kaffee haben wollen, bevor sie zu Hause in ihr Bett kroch und dort einige Stunden schlief - dass ihr zwei Menschen vor die Füße fielen, damit hatte sie beim besten Willen nicht gerechnet.
Es war die lange Ausbildung, die sie jetzt nach vorn hechten ließ und im diffusen Licht der Straßenlaternen mehr schlitternd und stolpernd auf dem Eis der Gehwege neben ihnen ankam. Kundig glitt ihr Blick über die beiden Gestalten - eine hustete Blut und automatisch begann sie eine Einordnung vorzunehmen. Sie brauchten einen Arzt und bessere Versorgung und Kat verwünschte den Moment, ihren Wagen entfernt geparkt zu haben. Muggelannehmlichkeiten, die sie nicht hatte vermeiden können bei einem Leben als Gewöhnliche.
Bei einem kurzen Blick zu der zweiten Gestalt geriet sie ins Stocken, weil ihr das Gesicht vertraut vorkam. Das durfte doch nicht ...
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So Dez 22, 2019 1:54 pm
"... Scheiße ...", murmelte Ben benommen, der noch nicht einmal aufgesehen hatte, als er auf den Knien und einem Arm landete, mehr als unelegant, aber immerhin konnte er so Jake abfangen, damit dessen Kopf nicht mit dem Asphalt kollidierte. Irgendwelche der Zauber hatten ihn getroffen und er konnte noch nicht einmal sagen, welche, weil sie ihm absolut unbekannt gewesen waren. Irgendetwas in ihm fühlte sich falsch an, doch darum musste er sich später kümmern.
Er wollte sich gerade hinüberlehnen, um Jake untersuchen zu können - eine solide Grundausbildung in der Heilerei gehörte zum Beruf, wenn sie auch nicht viel mehr tun konnten als Schadensbegrenzung - als ihm das Schuhpaar gewahr wurde, das in seinem Gesichtsfeld aufgetaucht war. Oh Mist. Wohin hatte er sie appariert ...? Sein Kopf hatte gehandelt, ohne nachzudenken, die Hauptsache war gewesen, aus der Gefahrenzone zu kommen, da war das Ziel erst einmal zur Nebensache geworden. Sicherheit, das war sein vorrangiges Ziel gewesen.
Ein Griff und er hatte seinen Zauberstab in der Hand und ausgestreckt, noch ehe er aufsah und sich wie mit Eiswasser übergossen vorkam.
Cat
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So Dez 22, 2019 1:58 pm
Verfluchter Mist, sie hatte noch nicht einmal einen Zauberstab dabei. Natürlich nicht .. der lag sicher versteckt in ihrer eigenen Wohnung, als sie sich dazu entschieden hatte, der Zaubererwelt den Rücken zu kehren, um bei der ersten größeren Säuberung, wie man es nannte, nicht auch umgebracht oder zur Dienerschaft eines Reinblüters zu werden. Heute wünschte sie sich in wieder in ihre eigenen Finger als sie sich einem Zauberstab gegenüber sah und für einen kurzen Moment lang fürchtete, sie würde den nächsten Schockzauber abbekommen.
"Runter damit", raunte sie stattdessen, selbstsicherer als sie sich in dieser Situation gerade wirklich fühlte und drehte indes den anderen Zauberer auf den Rücken, sich nicht grob um die Kleidung scherend als sie das Hemd öffnete, um mit den Fingern über seinen Brustkorb zu fahren bis hin zum Bauchraum. Verhärtet ... verflucht.
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So Dez 22, 2019 2:08 pm
"Was tust du hier?", kam es heiser über seine Lippen und er schluckte, als er ihrer Aufforderung nachkam, nicht unbedingt, weil sie ihn aufgefordert hatte, sondern weil er sie erkannt hatte. Tat sie es umgekehrt? Und wo bei Merlins Barte war 'hier' eigentlich?
Doch sie schien ihn gar nicht wahr zu nehmen, kümmerte sich einfach weiter um Jake, als wäre er gar nicht da und nach einem Blick auf seinen Freund hinunter, ließ er sie einfach gewähren und machte sich daran, aus der halb zerissenen Aurorenjacke, die ihm von den Schultern hing, ein halbwegs passables Kissen zu falten, ehe er sich erhob und Schutzzauber zu sprechen begann. Seine Beine waren unsicher, also vermied er es, weiter als unbedingt nötig zu laufen und entschied sich für eine Baustelle, die die Leute sehen würden und denen sie ausweichen mussten.
"Silencio", schloss er schließlich in die vierte Himmelsrichtung ab. Jake und er hatten schon mehr durchgemacht, das hier war nur ein Stein in der Straße auf ihrem Weg dazu, diese verdammte Zaubererwelt wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Ben ließ den Zauberstab sinken, tief durchatmend.
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So Dez 22, 2019 2:13 pm
"Ich lebe hier", stieß sie hervor und warf einen kurzen Blick hinauf in sein vertrautes Gesicht. Er war älter geworden, seit ihrer beider letzten Treffen - seit alles so furchtbar schief gegangen war und sie sich aus den Augen verloren hatten. Auslandseinsätze, die ständigen Bedrohungen ... irgendwann war es zu viel geworden und sie hatten einander auf dem Weg verloren, den sie eigentlich hatten zusammen beschreiten wollen. Es fühlte sich seltsam an jetzt wieder bei ihm zu sitzen, das Kribbeln ihrer eigenen Finger zu spüren, weil sich da entfernt noch etwas in ihr nach einer Berührung und Umarmung sehnte. Jene leise Stimme, die sie jetzt energisch zur Seite schob, weil sie sie im Angesicht eines schwer verletzten Mannes nicht gebrauchen konnte.
"Was ist passiert?", schaltete sie deshalb wieder in den Automatismus. Es war leichter sich mit Verletzungen zu befassen, statt mit der großen Liebe aus Schulzeiten, die plötzlich wieder vor ihr saß. Sie hatte nicht getan, dass er jemals wieder vor ihr stehen würde - nicht hier und erst recht nicht so.
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So Dez 22, 2019 2:30 pm
Die Antwort würde sie hassen. Ben wandte sich ab und schloss für einen kurzen Moment die Augen, die von all dem Rauch brannten. Und weil er der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen wollte, weil er ihr nicht ins Gesicht sehen wollte, wenn er es sagte. Kat hatte die Worte damals schon gehasst und er verfluchte seine Arbeit jeden Tag auf's neue dafür, wenn er sie geben musste. "Ich kann es dir nicht sagen. Wir wurden angegriffen. Was Jake getroffen hat ... weiß ich nicht, er war nicht mit mir in einem Raum."
Für eine bessere Welt sorgen, Menschen, die er liebte, zu schützen, das war sein Ziel gewesen und schlussendlich hatte er nichts davon erreicht. Die Menschen, die er liebte, hatten entweder ihm den Rücken gekehrt oder er hatte es tun müssen, damit sie nicht zum Opfer wurden und die bessere Welt, von der sie geträumt hatten? Die war weiter entfernt als der Mond. Hier vor Kat zu stehen, vor den Scherben seiner Vergangenheit, die in ihr so lebendig waren, ließ einen unguten Geschmack von Versagen zurück, den er sonst ganz gut ignorieren konnte.
"Wo ist 'hier'?", wiederholte er seine Frage, um die Stille zu überbrücken und sah die Straße auf und ab. Fremde Kennzeichen an den Wägen, die Gehsteige sahen anders aus, auch die Lampen und die Bauweise der Häuser. Das hier war nicht England.
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So Dez 22, 2019 2:38 pm
"Wir sind in der Nähe von Calais", antwortete sie und schloss nur für einen kurzen Moment lang die Augen, weil das Aufkommen der beiden hier bereits ein ungutes Gefühl hervor gerufen hatte. Sie hatte es geahnt - hatte geahnt, dass der Frieden jetzt vorüber sein würde, jetzt, wo ihr zwei Auroren vor die Füße gefallen waren. Sie hatten das Chaos und die Angriffe aus England hierher mitgebracht und es war nur eine Frage der Zeit bis die ersten Angriffe auch hierher kommen würden.
Natürlich konnte er nichts sagen. Er hatte niemals etwas sagen können, ganz gleich mit welchen Verletzungen er nach Hause gekommen war hatte schon damals an den Nerven gezehrt. Alles, was sie hatte tun können, war sich um blaue Flecken und Prellungen zu kümmern und Stillschweigen zu bewahren und irgendwann war es nicht mehr gut gegangen. Es hatte den Moment gegeben, an dem sie kaum mehr miteinander gesprochen hatten und dann war es vorbei gewesen.
All die Erinnerungen, die Jahre zurück lagen, kehrten wieder zurück, während sie sich darum bemühte, seinen Begleiter wieder soweit zu stabilisieren, dass sie es sich traute, ihn bis zu ihrem eigenen Wagen zu bringen und ins nächstgelegene Krankenhaus zu fahren, aus dem sie gerade vor einer halben Stunde erst aufgebrochen war.
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So Dez 22, 2019 2:49 pm
Ihr Unbehagen war fast greifbar, als Ben wieder zu den beiden hinüber trat und neben Jakes Kopf auf die Knie ging, sacht eine Hand an dessen Schopf zur Ruhe kommen lassend. Der Jüngere hatte ihn schon lange begleitet, war in der Ausbildung und auch später an seiner Seite gewesen, seinem Alter weit voraus was seine Ausbildung betraf und mit seiner aufgeschlossenen, direkten und fröhlichen Art war es ein angenehmer Ausgleich zu den Streitereien, die Ben Tag um Tag mit sich herumschleppte und die dann auch sein Job mit sich brachte, je weiter er aufgestiegen war.
"Wenn du ihn stabilisieren kannst, werde ich mit ihm apparieren und ihn in ein magisches Krankenhaus bringen. Wir sind weg, bevor sie uns hier aufspüren können." Auf ihren fragenden Gesichtsausdruck hin lächelt er schief. "Es ist nicht so, dass neun Jahre daran etwas ändern würden, dass man deine Gedanken beinahe lesen kann." Sie hatten sich ohne Worte verstanden und dann ... waren es weniger geworden, selbst die nötigen waren ausgeblieben.
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So Dez 22, 2019 2:55 pm
Der kurze Anflug eines Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie den Blick kurz hob, nachdem das Atmen des anderen zumindest wieder gleichmäßiger über seine rissigen Lippen glitt. Da war noch Etwas und für einen kurzen Moment erlaubte sie es sich, die Hand auszustrecken und sacht seine zu streifen. "Ist in Ordnung", wehrte sie sein Angebot ab, wieder aus ihrem Leben zu verschwinden, noch bevor er den Schritt vollständig hinein gemacht hatte. "Ich will gar nicht, dass du wieder verschwindest", schob sie dann leise nach und als Jake wieder hustete, wandte sich ihr Blick hektisch wieder hinab zu dem Verletzten.
"Er hat innere Verletzungen. Ich arbeite daran ihn soweit zu stabilisieren, dass wir ihn wegbringen können, aber ich weiß nicht, wie klug es ist mit ihm zu apparieren. Es gibt ein Muggelkrankenhaus, nicht weit weg von hier - ich arbeite da. Wir können ihn erst einmal dorthin bringen. In England seid ihr gerade nicht sicher."
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So Dez 22, 2019 3:19 pm
Wäre jetzt der Moment, ihr zu sagen, dass er nirgendwo sicher war, weil sie ihn immer fanden, so, wie er auch sie immer fand? Manche Bande konnte man nur mit einem Zauber wirken und leider waren sie nicht immer nur Einbahnstraßen. Für jetzt genügte es ihm, zu wissen, wie er sie und sich verteidigen konnte, doch lange würde er nicht ungetarnt hier bleiben können und Jake war ein verdammtes Sicherheitsrisiko, so, wie er gerade beieinander war.
"Wohin?", fragte er und ließ mit einem Wink eine Trage unter Jake erscheinen. Es war die Ausrede dafür, ihrer Nähe einen Schritt weit zu entkommen, bevor er alles, was er die letzten Jahre entschieden hatte, mit einem Mal über den Haufen werfen konnte. Seine Finger brannte beinahe, wo sie ihn berührt hatte und er biss sich auf die Innenseite seiner Wange. Sie hatte ihren Standpunkt klar gemacht und nichts, was sie ihm vorgeworfen hatte, war aus der Luft gegriffen oder übertrieben gewesen. Es war einfach ... zu viel geworden. Für sie. Für ihn. Sie wollte nicht, dass er verschwand, doch er konnte nicht beurteilen, wie lange das so blieb, wenn er Chaos und Verderben mitbrachte wie damals.
"Ich kann den Unsichtbarkeitszauber um uns aufrecht halten, damit niemand Verdacht schöpft von den Muggeln."
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So Dez 22, 2019 3:25 pm
"Nur bis zu Wagen", sagte sie und kam umständlich wieder zurück auf die Füße, den Reißverschluss ihrer Jacke ein Stück höher ziehend, um sich vor der eisigen Kälte außerhalb zu schützen und im Stillen darauf zu hoffen, dass es auch half die innere Kälte zu vertreiben. Es war ihr durchaus aufgefallen, dass er ihr entging und letztlich konnte sie es ihm nicht verübeln - sie war unfair gewesen, als es vor Jahren zu Ende gegangen war. Inzwischen wusste sie es - wusste, ass sie es gewesen war, die nicht stark genug gewesen war und sie hatte eine sehr lange Zeit darüber geweint. Dann war es weitergegangen und sie hatte die Erinnerungen sorgsam in sich selbst verwahrt - nur ab und an hatte sie sich erlaubt wieder an ihn zu denken. Dass er ausgerechnet jetzt vor ihr stand ...
"Wir können schlecht als Baustelle in einem Krankenhaus auftauchen. Ich hab dort wenigstens die Möglichkeit bei der Krankenakte soweit Einfluss zu nehmen, dass keine unnötigen Fragen gestellt werden", schob sie hinterher, um die Stille irgendwie zu überbrücken.
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So Dez 22, 2019 3:40 pm
"Immerhin kommen wir so aber zu deinem Wagen", gab er zurück und zuckte die Schultern. Sanft ließ er Jake in die Höhe schweben, vor sich, während Kat voranging und die Strecke zu laufen gab ihm die nötige Gelegenheit, seine Gedanken zu beruhigen. Das hier war nur ein Stolperstein, keine Katastrophe, jedenfalls noch nicht und er würde es nicht zu einer werden lassen. Fast verstohlen sah er hin und wieder auf, beobachtete, wie Kats rote Locken in dem Pferdeschwanz hin und her schwangen, bei jedem Schritt, den sie tat. Er konnte sich genau daran erinnern, wie sich die Strähnen zwischen seinen Fingern anfühlten, wie sie roch und auch die Bewegungen waren die gleichen. Sicherer nun, weniger zurückhaltend als damals noch, aber unverkennbar.
Es war nicht so, als hätte er ihr ewig nachgetrauert. Monate waren ins Land gezogen, dann ein ganzes Jahr, bevor er sich halbwegs wieder nach einer Beziehung fühlte, doch keine kam dem gleich, was sie gehabt hatten und sein Beruf machte es schwierig, spontanes Nichtauftauchen mit nur kurzen, kryptischen Nachrichten zu verarbeiten. Dann war Amber in sein Leben getreten und für zwei, drei Jahre hatte es sich gut angefühlt - jedenfalls so lange, bis ihm klar geworden war, für wen sie arbeitete.
Nein, er hatte ihr nicht ewig nachgetrauert, aber ihren Platz hatte auch niemand einnehmen können und als er nun hinter ihr her lief, wusste er auch wieder, warum. Sie war anders als alle anderen. Sie hatte er geliebt.
Das scharfe Stechen hinter seinen Rippenbögen schob er schlicht auf die Gefühle, die ihn gerade überfielen und er schalt sich einen Narren, während er sich die Seite gedankenverloren rieb und dabei Ruß auf sich verteilte. Sie hatte ihr Leben weitergelebt, da war kein Platz für ihn. Es war ein nostalgischer, süßer Gedanke von ihrer Seite, das Echo einer Erinnerung, einer schönen Zeit, aber die Wahrheit war dreckig und weitaus weniger schön.
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So Dez 22, 2019 3:48 pm
Kat seufzte leise während sie mit schnellen Schritten hinüber zu dem kleinen Wagen lief, den sie in einer Seitenstraße geparkt hatte. Bei Merlin - sie hatte die gesamte Zaubererwelt hinter sich gelassen und beinahe selbst vergessen, welche Schule sie besucht hatte. Alles war normal gewesen, sie hatte sich um normale Dinge Gedanken gemacht und sich keine Sorgen mehr darum gemacht, was geschehen war, nachdem sie ein neues Leben begonnen hatte. Jetzt kam die Magie wieder mit einem Hammerschlag zurück in ihr Leben und erinnerte sie daran, dass sie immer das gewesen war, was sie nun einmal war - sie war eine Hexe. Eine Hexe, die versucht hatte unter der Tarnung einer Krankenschwester in Frankreich ein neues Leben zu beginnen.
"Leg ihn rein", forderte sie ihn auf als sie die Tür zur Rückbank geöffnet hatte und in ihrer Tasche nach den Schlüsseln kramte. Soviel zu einem Kaffee zum Feierabend - das Adrenalin hatte gereicht, um sie jetzt wieder wach zu machen. "Setz dich auf den Beifahrersitz und überleg dir schon mal, welche Geschichte du ihnen erzählst. Um dich kümmer ich mich, sobald er versorgt wurde."
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So Dez 22, 2019 4:08 pm
"Mir fehlt nichts", antwortete Ben aus Reflex heraus und bugsierte erst Jake hinein, dann ließ er sich auf den Beifahrersitz fallen. Natürlich nicht, bevor er zur falschen Tür gelaufen war. Frankreich - er war eine Zeit lang hier aufgewachsen, aber der Kontakt mit der Muggelwelt hatte sich auch hier auf ein Minimum beschränkt. Beauxbatons war nur eine dumpfe Erinnerung, überlagert von zwei Jahren Hogwarts, die ihn viel mehr geprägt hatten.
Sitzen ... oh bei Merlin ... er wusste gar nicht, wie lange er schon auf den Beinen war.
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So Dez 22, 2019 4:15 pm
"Wir kennen uns zu lang, als dass ich dir das glauben würde", erwiderte Kat lediglich während sie sich auf den Fahrersitz sinken ließ und den Schlüssel ins Zündschloss steckte. "Rippen?", hakte sie nach einer Weile nach und hob die Augenbrauen, weil sie seine vorsichtigen Bewegungen aus den Augenwinkeln sehr gut kannte - sie hatte zu lang im Krankenhaus gearbeitet, zu lange schon die Verletzungen von Menschen anhand der Abläufe ihres Bewegungsapparats erkannte und sie wusste, wie Ben sich sonst bewegte. Auch, wenn sie einander bereits seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.
"Es dauert nicht lang. Entschuldige bitte das Chaos im Fußraum - normalerweise nehm ich niemanden mit. Schieb die Tasche einfach bei Seite."
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So Dez 22, 2019 4:19 pm
Die bessere Frage war, was ihm nicht weh tat, wenn sie aber mit der Antwort "Rippen" zufrieden gestellt war, dann würde er dabei eben bleiben. Außerdem konnte er ihr gar keine Auskunft über die Zauber geben, die er abbekommen hatte, reine Unwissenheit schützte ihn in diesem Fall.
Er griff nach der Tasche und schob sie zur Seite, dann drehte er sich so weit herum, bis er Jake sehen konnte. Der andere war immer noch bewusstlos und ein dünner Blutfaden trocknete neben seinem Mund. Ben sparte sich die Worte und streckte eine Hand nach hinten, sie dort an der Schulter liegen lassend, die er erreichen konnte. Etwas drängte ihn, Kat zur Eile zu bewegen, aber sie wusste um die Dringlichkeit und es hätte nur zu Streit geführt, also biss er die Zähne aufeinander und schwieg.
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So Dez 22, 2019 4:27 pm
Kat fragte nicht, was geschehen war - er würde ihr selbst, wenn er gekonnt hätte, ohnehin keine Antwort geben und ihn zu fragen, wieso er ausgerechnet vor ihr aufgetaucht war, wollte sie ebenso wenig. Sie hatte zu viel Angst vor der Antwort, dass es einfach nur ein dummer Zufall gewesen war und sie einfach nur Pech - oder Glück - gehabt hatte zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein. Für einen Moment hatte sie gehofft, er hätte an sie gedacht, aber das war Unsinn. Er war weitergegangen und sie ertappte sich, an einer Ampel stehend, dabei kurz zu den Fingern des anderen hinüber zu lugen, ob sie einen Ring dort fand. Nichts - wenigstens etwas.
Kopfschüttelnd konzentrierte sie sich wieder auf die Straße und bog nur wenig später in die Einfahrt zur Notfallambulanz ein. "Bleib sitzen", wies sie Ben schroffer als beabsichtigt an und öffnete die Fahrertür, nur um wenig später hinaus zu stürzen und die großen Türen aufzustoßen. Hastig gab sie kurz die Informationen weiter, die sie bekommen hatte - die Auskunft über die inneren Verletzungen, über das Blut, das ihm über die Lippen rann und dass er bislang noch nicht zu Bewusstsein gekommen war. Im Stillen hoffte sie, dass Ben clever genug gewesen war, seinem Freund den Zauberstab abzunehmen, bevor sie hier das Ministerium stehen hatte, weil irgendein Zauber schief gegangen war und sie von jetzt an einen VergissMich brauchten.
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So Dez 22, 2019 4:32 pm
Kurz nur wartete Ben, bevor er ausstieg und dann zu Jake auf der Rücksitzbank trat, die Tür so weit es ging öffnend. Kälte fuhr ihm unter die Kleidung, machte die fehlende Jacke bemerkbar und er seufzte. Darum musste er sich nachher kümmern, er konnte die Sachen schlecht liegen lassen und genauso wenig konnten und durften sie Jake erkennen oder als Spinner abtun. Magie waberte aus seinem Zauberstab, leise Worte begleiteten die Arbeit, als er Jakes Kleidung veränderte, bis sie der aktuellen Muggelmode entsprach. Er nahm den Zauberstab zu seinem eigenen und schob beide unter seinen Pullover, damit niemand sie sah, dann beugte er sich zu Jake hinunter und legte die Fingerspitzen an seine Schläfen.
'Muggelkrankenhaus. Sie helfen dir', sandte er ihm in Gedanken zu, wissend, er würde diese direkte Art der Kommunikation hören, wenn er das Bewusstsein wiedererlangte und dementsprechend handeln.
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So Dez 22, 2019 4:44 pm
Eine ganze Weile später erst trat Kat wieder in den Behandlungsraum, in den Ben hinein komplimentiert wurde und wo er von einer anderen Schwester einstweilen versorgt worden war. Sie wusste nicht, was sie sagen oder denken sollte - vor allem nicht über das, was in dieser Nacht geschehen war, also blieb sie lieber bei den einfacheren Themen. Themen, die ihn wohl eher interessieren würden und die in erster Linie seinen Freund betrafen, der bis vor Kurzem noch operiert worden war. "Er hat es überstanden", teilte sie ihm mit und zog sich einen der kleinen Rollhocker hin, nur um sich darauf sinken zu lassen und die schmerzenden Füße auszustrecken.
"Sie wollen ihn noch zwei oder drei Tage hier behalten. Bislang ist er noch nicht aus der Narkose aufgewacht, aber es ist in Ordnung", fuhr sie fort und musterte die abgerissene Gestalt ihr gegenüber. "Offiziell ist er dein Bruder und ihr hattet einen Unfall. Du kannst frühestens morgen mittag zu ihm, wenn er bis dahin aufgewacht ist. Wenn du willst, nehm ich dich mit und du schläfst ein paar Stunden, bevor wir morgen mittag gemeinsam wieder hierher fahren."
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So Dez 22, 2019 5:07 pm
Eine ganze Weile erwog er, sich einfach ein Hotelzimmer zu nehmen, doch bis er nun eines fand, aller Formalitäten abgeklärt hatte, vor allem die mit dem Ministerium ... vermutlich war ihr Vorschlag vernünftiger. Und außerdem fühlte er sich wie ausgekotzt, wenn er jetzt einfach nur schlafen konnte war ihm damit viel geholfen.
"Danke", erwiderte er deswegen als Dank und Zustimmung gleichzeitig und nickte ihr kurz zu, bevor er auf seine Hände hinunter sah und dann den Raum nach dem nächstbesten Waschbecken absuchte. Wenigstens die konnte er schon in Ordnung bringen, bevor er das Krankenhaus verließ und verlassen wollte er es bei allem, was ihm heilig war, ziemlich schnell. Alleine der Geruch war unerträglich. Steril und gleichzeitig so voller Tod und Krankheiten.
Norah hatte ihn oft in die Heilerrichtung lenken wollen, doch sobald er auch nur den Deckel einer Tube mit Heilsalbe öffnete, wurde ihm schlecht und für einen Heiler war das denkbar ungünstig, wenn er auch tiefsten Respekt für die Arbeit hatte, die dieser Zaubererschlag verrichtete.
Er hatte das Waschbecken hinter einer Trennwand schließlich entdeckt und rutschte von der Liege, auf der er gesessen und den Rücken an die Wand gelehnt hatte, um hinüber zu gehen.
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So Dez 22, 2019 5:15 pm
Besorgt hatte Kat seine Bewegungen beobachtet und war bereits im Ansatz dazu gewesen gleich wieder auf die Füße zu kommen, weil er alles andere als besonders sicher auf den Beinen aussah. Stattdessen hatte sie sich hinüber zu einem kleinen Wasserspender bewegt und zwei Pappbecher mit einfachem kalten Wasser gefüllt während Ben sich die Hände wusch. Wortlos schob sie ihm den kleinen Pappbecher in die Hände. "Trink was", forderte sie ihn auf und seufzte dann schwer.
Das war ja ein schöner Schlamassel, in den sie sich hier hinein manövriert hatte und verzweifelt dachte sie darüber nach, ob sie irgendwoher neue Kleidung für Ben bekam, denn seine Alte konnte er beim besten Willen nicht mehr gebrauchen. Die war zerrissen, teilweise verbrannt und mit Blut, Asche und Dreck voll. Keine Waschmaschine der Welt würde das noch retten können. "Ich schau, dass wir unterwegs noch etwas zu essen finden. Du siehst aus, als würdest du was gebrauchen können."
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So Dez 22, 2019 5:17 pm
"Ich nehme an, Frankreich hat auch auf deinem Nachhauseweg einen McDonalds", gab er zurück, als er ein paar Schlucke seine trockene Kehle hinunter zwang. "Schau nicht so, wenn man ständig draußen ist, muss man nehmen, was man kriegen kann. Kein Auror steht freiwillig eine Stunde in der Küche, weil es ständig sein kann, dass man die Ente im Ofen vergisst, wenn man weg muss."
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So Dez 22, 2019 5:20 pm
"Ich hab nicht gesagt, dass ich heute Nacht noch eine Bratente machen werde", lachte sie leise und deutete denn rüber zur Tür. "Na komm schon, besorgen wir dir was zu essen und dann kannst du in ruhe duschen und ein paar Stunden schlafen."
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So Dez 22, 2019 5:47 pm
"Ich frage ungern ... aber hast du einen Kamin?"
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