Schatten im Zwielicht - Frostige Herzen, Hesinde 1019

Raidri strich dem Pferd sanft über die Flanke, welches sie bei der Garnision Warunks geliehen hatten - erst hatte die Wache ihnen keine Pferde leihen wollen, doch als sich Raidri einmal geräupsert und die Aufmerksamkeit der Wachmänner auf die große Gestalt des Schwertkönigs gerichtet hatte, war die Sache schnell erledigt gewesen. Er hatte das Pfand bezahlt, welches für solche Pferde erstaunlich niedrig gewesen war und das darauf hingedeutet hatte, dass seine Heldentaten in Warunk im Kampf gegen den Riesenoger Arzuch und den Nachtdämon doch noch nicht ganz vergessen waren. "Der Druide soll irgendwo in einem Wald nahe Viereichen sein, richtig?" versicherte sich Raidri noch einmal, während er sich auf sein Pferd schwang. "Viereichen ist eine bewaldete Baronie südlich des Ysli-Sees, die über die - für tobrische Verhältnisse sehr gute- Herzogstraße nach Ysilia zu Pferde in drei Tagesreisen erreicht werden kann", teilte er mit, woraufhin Sherianus ein schnauben hören ließ. "Nicht nur für tobrische Verhältnisse! DIe Herzogsstraße ist das Herzstück Tobriens und der Warunkei!"

Sorgsam füllte sie den Inhalt ihrer eigenen Tasche in die Satteltasche des Pferdes, das Raidri ihnen besorgt hatte und vermisste im selben Atemzug wieder ihr eigenes Pferd. Sie hatte so wenig Zeit für Nosulgor gehabt, den Savertin nach Al'anfa geholt hatte und der Yaquiertaler würde dort wahrscheinlich einigen Stallburschen das Leben zur Niederhölle machen. Er war bockig, gerade dann, wenn sie lange nicht bei ihm gewesen war und im Stillen nahm sie sich vor bei ihrer Rückkehr wieder einige Zeit bei ihrem Tier zu verbringen. Sembelquast, Lebkuchen und der Bitterwein wanderten in die Satteltaschen und wurden dort noch einmal überprüft, damit der Wein nicht bei einem schnellen Ritt kaputt gehen würde.
"Es ist wunderschön hier", sagte sie und fügte nur im Stillen ein 'Noch' hinzu, weil sie wusste, wie es in ihrer Zeit hier sein würde. Kaum Etwas würde von diesem Frieden bleiben, sie würden Dämonen anbeten statt der Zwölfe und Tobrien würde es nicht mehr geben - es würde bestimmt werden von den Heptarchen, geleitet von Paktierern und Schwarzmagiern und es würde die ultimative Quaste für jeden Zwölfgötterdiener sein, hierher aufzubrechen. Auf dem Berg würde die Goldene Pyramide stehen und das einzig Weiße dort auf dem Boden würde nicht der Schnee, sondern Asche sein.
"Ich hoffe, ich werde Cuanu und Idra nicht mit der großen Lieferung von Wein und Käse schockieren. Der Lebkuchen hält sich leider nicht lang genug, damit er nach Havena kommen kann."

"Ich bin mir sicher, dass sie sich freuen werden!" erwiderte Raidri lächelnd. "Ich kenne die Lagerräume Havenas gut genug, als das ich dir sagen kann, dass sie genügend Platz für alles haben, wenngleich du es vielleicht auch ein klein wenig zu gut gemeint hast!" lachte er und half Ediona dabei ihre eigenen Sachen auf einer der kleineren Pferde zu verladen. Es hatte keine Ponys gegeben und da war Raidri hart geblieben. Die Radromtaler schnaubten und bliesen kleine Wolken in die eisige Luft. "Aber du solltest nicht darauf hoffen noch etwas abzubekommen wenn du das nächste mal in Havena bist. Idra hat eine seltene Vorliebe für außergewöhnliche Köstlichkeiten!" Sharianus schnaubte daneben nur missgünstig und schwang sich auf sein eigenes Pferd. "Wenn ihr mich gefragt hättet, ich hätte euch verboten derlei viel Aufsehens zu machen! Ihr habt Dinge gekauft, Lieferorte genannt - wenn jemand solche Mengen verschifft fällt das doch auf! Es hätte niemand wissen dürfen, dass wir hier sind! Solche Torheiten sind unzumutbar!"

"Gut, dass wir dich nicht gefragt haben", schoss Rena umgehend zurück und hob die Augenbrauen, während sie Sherianus noch einmal musterte und dann schließlich beinahe boshaft lächelte, die Arme vor ihrer Brust verschränkend. "Hatte Salpikon bereits mit dir gesprochen und dich darüber in Kenntnis gesetzt, dass du gemeinsam mit einer neuen K'Mahr reist? Nein? Entschuldige, dann ging das wohl über der Planung des Treffens der Linken Hand und der Mission unter. Gibt es weitere Angelegenheiten, die dir bislang missfallen sind und über die du mich eines Besseren belehren möchtest, Durak? Ich bin gerne bereit mir Verbesserungsvorschläge im Kampf gegen Borbarad anzuhören", ließ sie folgen und tauschte nur kurz einen Blick mit Raidri.

Der Ältere hob nur für einen kurzen Augenblick die Augenbrauen, ehe er vielsagend nickte, gerade so als wäre es wahrlich in alles eingeweiht. Sherianus klappte den Mund auf und zu, während er seine schwarz gefärbten Augenbrauen zusammenzog. "Das... das ist nicht wahr. Nur Magier werden bei den Schatten aufgenommen!" knurrte er und warf Rena einen missgünstigen Blick zu. "Ich bin... ich bin hier in Tobrien aufgewachsen! Ihr solltet euch lieber an das halten was ich euch sage, wenn ihr nicht wollt das noch ein Unglück geschieht! Diese Gegend ist besonders im Winter unfassbar tückisch. Genauso tückisch wie einige Göttebüttel hie..." weiter kam er nicht, während Calenleya auf ihrem weißen Zauberross an ihnen vorbei ritt um einige erste Runden im Schnee außerhalb der Stadt zu drehen.

"Letztlich zählt diese Gegend zum Mittelreich und ich habe umfassende Befugnisse, was die Rechtsprechung über die Gezeichneten angeht. Es liegt an Euch, ob ich im schlimmsten Fall mitteile, dass Ihr zu mir gehört oder aber nicht", beendete Rena ihre Worte mit einem schlichten Schulterzucken und trat zu ihrem Pferd vor, sacht ihre Finger über die Blesse zu streicheln.
"Ich denke übrigens darüber nach", teilte sie Raidri mit und wandte den Blick hinüber zu ihrem Ziehvater. "Ob ich vielleicht noch eines der Pferde kaufe ... ich hab gehört, dass die tobrischen Pferde gut sein sollen und Alrik freut sich bestimmt."

"Die Tobrischen Pferde sind tatsächlich oft von edlem Geblüt - wenn du kannst versuch einen Tizamtaler zu erstehen, dass sind die besten Pferde Tobriens. Allgemein sind Radromtaler wie dieser hier," er klopfte dem Pferd auf die Flanke, während Sherianus beleidigt abzog und schon einmal aus der Stadt ritt, "gute Pferde. Man kann sie erziehen und einige von ihnen eignen sich wohl sogar dazu Magierpferde zu werden, aber da kenne ich mich nicht gut genug aus..." er schwang sich schließlich in den Sattel und ließ seinen Blick auf das große Radromtor wandern und die dahinterliegende Hügellandschaft. "Es wird niederhöllisch kalt werden," stellte Raidri fest. "Und die Warunker Platte ist ein Heideland, das kaum den WInd aufhält. Wir werden uns zügig ranhalten müssen. Krytzdorf erreichen wir bestimmt noch heute, wenn wir uns beeilen kommen wir bis nach Binsborn, aber das könnte arg knapp werden, vor allem weiß ich nicht ob Binsborn ein Gasthaus hat und dann kriegen wir Probleme."

"Ich kenn mich nicht gut mit Pferden aus - du wirst mich da beraten müssen, mein lieber Raidri", antwortete sie und versuchte sich die Namen zu merken, die er ihr hier gerade mit auf den Wg gab. Tizamtaler ... "Und was das Erziehen angeht. Du hast mir auch mal gesagt, dass man Nosulgor nicht erziehen kann und dass er besser bei einem Schlachter aufgehoben wäre und jetzt ist er das liebste Tier der Welt."

"Du hast auch einen... erstaunlichen Hang zu widerspenstigen Exemplaren," erwiderte Raidri nur sachlich und lächelte dabei zuckersüß. "Aber jetzt schau doch nicht so - ich fürchte, ich habe dich mit all den Namen und Orten überfahren, oder?" er lächelte mitleidig. "Tut mir leid. Das war wirklich nicht meine Absicht!" er warf einen Blick nach hinten, wo auch die anderen mittlerweile bereit waren loszuziehen. "Lass uns beide etwas vorreiten. Sherianus kann die Nachhut bilden und dafür sorgen das keiner verloren geht und wir beide haben mal wieder etwas Zeit miteinander."

"Ich versuche mir hier nur alles einzuprägen", teilte sie ihm mit und zog sich ebenfalls in den Sattel. Ihr Pferd war ruhig - es tänzelte nicht, scharrte nicht mit den Hufen, wie es Nosulgor tat, weil er ungeduldig wurde und viel zu lang nicht mehr rennen durfte und beinahe war Rena genau über dieses fehlende Temperament enttäuscht. Sicher - es würde ihnen hier helfen, würde sie sicher durch den tobrischen Winter bringen, der der Letzte sein würde, den die Menschen hier erleben würden. "Hast du eigentlich beim Spielzeugmacher noch etwas gefunden? Über diesen ganzen Nandus-Diskurs kam ich nicht zum fragen."

"Oh ja!" antwortete Raidri und seine Augen begannen zu leuchten. "Ich habe für Leonore ein kleines Spielzeugschwert gekauft! Und eine kleine Spielzeuglanze, wenn sie schon ein Schaukelpferd bekommt!" erwiderte er und lachte, als er Renas Gesichtsausdruck sah. "Nein, nein - alles gut. Ich habe ihr einen kleinen Hund aus Holz gekauft, den sie hübsch lackiert haben. Ich glaube darüber freut sie sich bestimmt!" Und über die Lanze...

Für einen ganz kurzen Moment hatte Rena den Atem angehalten, weil sie inständig darauf gehofft hatte, dass Raidri ihrer Tochter kein Schwert oder eine Lanze gekauft hatte. Es reichte, dass Alrik ihr das Reiten beibrachte, kaum dass sie ihre ersten Schritte allein machen konnte und ihre Tochter daran bereits jetzt ihren Spaß fand - dass das Schaukelpferd dafür sorgen würde, dass sie das Reiten auch weiterhin lieben würde. Sie musste kein Ritter werden - vor allem nicht, weil sie zu viele gute Ritter inzwischen hatte sterben sehen.
Als Raidri schließlich einlenkte, atmete sie erleichtert auf und nickte dann schließlich. "Sie wird noch genug Flausen im Kopf haben", lächelte sie dann schließlich. "Immerhin ist sie deine Enkelin und meine Tochter."

"Sämtliche Anteile wagemutiger Ideen musst du dir zuschreiben," antwortete Raidri. "Ich habe in meiner Jugend so viele Abenteuer erlebt und so viel dummes getan, dass für sie nichts mehr übrig geblieben ist. Ich kann das nicht mehr weitergegeben haben, ich habe es aufgebraucht!"

"Und ich bete zu den Zwölfen, dass du diesbezüglich Recht behältst. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn sie mit ihrem besten Freund plötzlich aufbricht, um eine Dämonenzitadelle im Ehernen Schwert zu suchen oder das Monster im Neunaugensee", merkte sie an und schnaubte, weil sie sich sehr gut an die Geschichten von Raidri und Cuanu erinnerte, die ihr erzählt worden waren.

"Was soll das denn heißen?" hakte Raidri kopfschüttelnd nach und führte das Pferd sanft auf die Herzogenstraße hinaus aus Warunk. "Ich habe stets nur versucht die Welt ein kleines Stück besser zu machen!" verteidigte sich der Schwertkönig. "Und das du ausgerechnet von den dutzenden von Heldentaten die ich oder sogar wir beide vollbracht haben ausgerechnet die einzigen zwei Fehlschläge raussuchst ist ein ganz mieser Zug!" und wenndoch seine Worte voller Grimm waren, so strafte ihn sein breites Grinsen Lügen. "Außerdem habe ich mich noch nie von einem Oger durch eine Tür werfen lassen."

"Irgendwie musste das Tor ja aufgehen und die Verriegelung war wirklich sperrig. Ich hab mir nur praktische Hilfe geholt", antwortete Rena mit einem simplen Schulterzucken, auch wenn sie sich dunkel wieder daran erinnerte, dass Arras de Mott gar nicht so gut gelaufen war, wie sie es eigentlich geplant hatte. Eigentlich hatte sie nur auskundschaften wollen und dann war da der Schamane gewesen - sie hatte reagieren müssen, als er Tairach angerufen hatte, als Feind ihres eigenen Herrn und dann war der Oger gewesen ... sie hatten das Kloster befreit, kurze Zeit bis Borbarad auf den Gedanken gekommen war, er könne den Elementwandler dazu nutzen Berge zu reißenden Flüssen zu verwandeln. Inzwischen war das Kloster verlassen und sie hoffte im Stillen darauf, dass die Traviageweihte, die Alrik und sie damals vermählt hatte, gemeinsam mit ihrem kleinen Dorf einen besseren Ort zum Leben gefunden hatte.

"Jaja, schon richtig," stimmte Raidri lachend zu und klopfte Rena auf die Schulter. "Das war alles geplant - von Alrik versteht sich. Der Fuchs hat sich einen genialen Plan ersonnen in dem du, ein Oger und eine menschliche Türramme vorkommen!" der Schwertkönig lachte, während sie durch das verschneite Darpatien ritten. "Bei Rondra, es tut gut endlich wieder im Mittelreich zu sein - fort von dem dampfenden Dschungel, weit weit fort von Schwarzmagiern und endlich wieder einer ehrlichen Queste nachgehen. Einen Druiden finden. Das klingt schon beinahe herrlich normal. Kein uralter Bannzauber, keine Vampirplage. Einfach nur ein Druide."

"Wenns jetzt nicht so verflucht kalt wäre, würde ich das hier wirklich genießen ... und ganz ehrlich? Ich glaube nicht, dass das hier einfach nur ein Druide ist. Die Sache hat irgendeinen hochmagischen Haken - alles, was mit Borbarad zu tun hat, hat einen hochmagischen Haken, bei dem wir irgendetwas entschlüsseln sollen, magische Sternchen suchen sollen - uns durch magische Bücher durchsuchen sollen oder irgendetwas ähnliches. Ein schöner einfacher Kampf ohne Besonderheiten? Kannst du knicken", erwiderte sie mit einem schweren Seufzen, weil die meisten Aufträge der letzten Zeit zu einfach angefangen hatten und dann doch kompliziert wurden bis ihr am Ende der Kopf geschwirrt war.
"Mal sehen, wie lang wir nach diesem Auftrag Zeit bis zum nächsten haben werden ... vielleicht kann ich die Zeit für einen kurzen Ausflug nutzen."

"Jetzt mal nicht den Namenlosen an die Wand" beschwichtigte sie Raidri, wenngleich er auch ähnlich dachte. Bisher war alles was mit Borbarad zu tun gehabt hatte in einer Vollkatastrophe geendet. Zwar waren sie meist siegreich aus den Konfrontationen hervor gegangen, aber das doch immer nur knapp oder mit gewissen Opfern. Borbarad war eine andere Klasse an Kontrahent. Eine neue Subkultur der Schwarzmagier und wenn Raidri ehrlich war, machte er ihm manchmal sorgen, vor allem da er nicht alles verstand was geschah - er wusste nur, dass sie weiter mussten und das er sich nicht davon abbringen lassen durfte. "Und je nachdem wohin du willst würde ich mich gerne als Reisegefährte anbieten - ich hab die Akademie satt."

"Wohin ich will?", hakte sie nach und blinzelte für einen kurzen Moment, weil sie nicht wusste, was sie jetzt von der Frage halten sollte, die Raidri ihr da gerade gestellt hatte und die ihr seltsam unwirklich erschien. "Raidri, ich will nach Hause. Vielleicht Rondriga Bescheid geben, damit sie uns besuchen kommt und wenigstens ein bisschen Zeit in Ruhe und Frieden haben, bevor alles weitergeht." - bevor die Kriege anfingen, wollte sie sagen, verbiss sich aber jede weiteren Worte, weil sie noch immer ab und an das Ticken in ihrem Ohr zu hören glaubte und Satinav nicht noch mehr auf die Füße treten wollte als ohnehin schon.

"Das dachte ich mir auch," erwiderte Raidri wahrheitsgemäß. "Aber ich wollte ehrlich gesagt noch einmal nachfragen, bevor ich mich irgendwo einhake wo ich nichts zu suchen habe," er zuckte mit den Schultern. "Genieß du die Zeit mit Alrik und Leonore, ich besuche noch einmal Cuanu - vielleicht lernst du auch endlich mal Padraig und Padraigin kennen," überlegte er. "Aber ein wenig RUhe klingt gut - wenngleich ich auch sagen muss, dass es ein ganz gutes Gefühl ist Borbarad endlich mal zuvor zu kommen. Azarik. Urdo - das sind alles keine kleinen Erfolge!"

"Raidri - du gehörst zur Familie. Warum machst du dir denn jetzt darüber Gedanken, dass du da nichts zu suchen hättest?", fragte sie stirnrunzelnd und musterte noch einmal Raidris Gesicht, um zu ergründen, weshalb er jetzt plötzlich solche Äußerungen tätigte, obwohl das bislang noch niemals zum Thema für sie beide geworden war. Havena war seine Heimat, genauso sehr wie es ihre eigene war. "Ich hab Idra beim letzte Mal versprochen, dass ich so oft zurückkomme, wie es nur möglich ist und dass ich ihr alles über die Reisen erzähle ... und vielleicht, dass ich mich nicht ständig in Schwierigkeiten bringe, aber das ist wirklich schwierig bei dieser Gruppe und unserer Aufgabe", führte sie mit einem entschuldigenden Lächeln fort , auch weil sie schon ahnte, dass die Ältere ihren Geschichten mit einem Seufzen lauschen und ihr dann wieder etwas zu Essen hinschieben würde, weil sie ihrer Meinung nach zu mager geworden war.

"Du hast Idra ein Versprechen gegeben?" fragte Raidri beinahe ungläubig. "Du bist eine mutige Frau Rena, das wusste ich ja immer schon - aber Idra ein solches Versprechen zu geben zeugt von ungemeinem Wagemut!" er grinste. "Und nein, ich mache mir keine Gedanken darum, ob ich zur Familie gehöre. Mach dir darum keinen Kopf - aber es hätte ja sein können, dass du und Alrik einfach nur ein wenig zweisamkeit verbringne wollt - außerhalb Havenas. Deswegen fragte ich wohin, denn ich hätte sicherlich nicht die Anstandsdame gespielt, wenn ihr euch in Punin oder Gareth getroffen hättet."

"Was will ich denn in Punin? Ich hab niemanden, den ich beerdigen will", antwortete Rena kopfschüttelnd. "Und Gareth? Nemrod will keinen persönlichen Report also werde ich auch nicht in die Hauptstadt gehen. Havena ist vollkommen in Ordnung - du erinnerst dich daran, er arbeitet da aktuell auch als Soldat?", fügte sie die Frage anbei und runzelte die Stirn, weil seine Fragen so seltsam waren und er sich bislang niemals um solcherlei Dinge Gedanken gemacht hatte. Wenn sie Zweisamkeit wollte, dann würde sie ihm das sagen - würde ihm Leonore für einen Nachmittag übergeben und sich die Zeit mit Alrik nehmen, die sie haben wollte.
"Und was Idra angeht - sie war da ziemlich unnachgiebig. Ich hoff, ich kann sie mit ein paar kleineren ... Köstlichkeiten bestechen, auch wenn ich dann nichts mehr davon sehen werde."

Raidri hob abwehren die Hände. "Ist ja gut, ich habe nur versucht irgendwie..." er schien nach dem Wort zu suchen, "rücksichtsvoller zu sein?" versucht er es und lächelte warmherzig. "Ich habe lange mit Rondriga gesprochen musst du wissen, und mit dir in den letzten Jahren ja sowieso. Und Calenleya hatte mir auch ein paar Worte zu sagen. Weißt du, ich glaube selbst ich lerne auf meine alten Tage noch etwas dazu!" Raidri sah auf, als mit einem mal dicke, schwere Flocken auf sie herab segelten und sich in Mähnen und Kleider verfingen. "Tut mir leid, wenn ich dich damit gerade ein wenig überfahre."