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Yannic
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:21 pm
Chadim kam ihr hustend entgegen, ein mit Wasser getränktes Halstuch um Mund und Nase gebunden um den gröbsten Staub aus der Luft zu filtern und sich nicht die eigene Lunge mit feinen Sandkörnchen zu verstopfen. "Was bei allem was Heilig ist, geht hier vor?" brüllte der Heiler über den tosenden Lärm hindurch, während die Risse in der Wand größer wurden und die Dachbalken über ihnen knarzten. "Verflucht..." er stolperte beinahe, obwohl er nur stand und blinzelte zu Linnea. "Hast du Emerson oder Faye gesehen?"
Mia
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:22 pm
"Raus! Linnea, LAUF!", kam die Antwort und sie wurde grob am Arm gepackt und weitergezerrt, nur ein paar Meter, dann stieß Lorenzo die Jüngere durch den Ausgang in Chadims Arme, der auf ihren Ruf hin herbeigeeilt kam und wechselte die Richtung, lief ein paar Schritte rückwärts, um sie noch einmal anzusehen. "Ich hole sie - geh mit Chadim, kümmert euch um die, die euch brauchen und bringt euch draußen in Sicherheit. Linnea, versuche von dort draußen etwas auszurichten, wenn dich hier ein Balken trifft ... - Nutzt die Tunnel unter der neuen Händlerhalle bis hinaus aus der Stadt!"
Und dann wirbelte er herum und verschwand in dem krächzenden, knarrenden Gebäude, während Staub auf seinen Kopf rieselte. Die Spatzen waren unten, viel zu weit weg von den Ausgängen.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:26 pm
"Wehe du kommst nicht wieder zurück!", schrie sie ihm wütend hinterher und ließ mit einem kurzen Handwink wenigstens eine kleine Blase um seinen Kopf erscheinen, die ihn mit Luft versorgen würde. "Ich hol dich zurück, nur um dich wieder umzubringen!", folgte es bevor sie sich Chadim am Arm schnappte und sich umwandte, im Stillen ein Stoßgebet an - wer auch immer sie hören würde - dafür sendend, dass der Rest von ihnen all das überleben würde. Die Balken, die hinab kamen, Steine und Geröll wischte Linnea lediglich mit einem kurzen Handwink bei Seite - zu wütend über das, was so plötzlich geschehen war und wovon sie nicht glaubte, dass es sich um ein gewöhnliches Naturschauspiel handelte. Magie lag in der Luft, sie roch es - sie spürte das Prickeln auf ihrer eigenen Haut und sie wusste, woher die Quelle dieses Unheils kam. Aber das konnte nicht sein ... diese Magie war vertraut, die Struktur so unsäglich bekannt, dass es ihr beinahe den Atem nahm, wenn sie jetzt darüber nachdachte. Sie musste sich irren.
"Ich habe keine Ahnung, wo die anderen sind, Chadim. Sie werden das hier überleben", antwortete sie dem Heiler nach einer ganzen Weile, in der sie ihn durch die langen Straßen geführt hatte.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:41 pm
Es waren zwanzig Gesichter, die ihm entgegen blickten, verstört, verängstigt teilweise und ein paar von ihnen hatten sich an den Händen gegriffen. Es waren seltene Gesten, die erst Einzug gehalten hatten, als Faye und Ari hier aufgetaucht waren und Lorenzo konnte nicht umhin, diesen Umstand zu begrüßen, denn seine eigene Ausbildung war um einiges härter und oft liebloser verlaufen. Sie hatten auch davor zusammen gestanden, aber die Nähe war größer geworden.
Rasch schob er sich in den Raum hinein, sah einen nach dem anderen an. "Ich will keine Klagen hören", mahnte er sie und trotz, dass seine Worte energisch waren, lag Wärme in seinem Blick, als er auf die jungen Waisen blickte, die sie im Laufe der letzten Jahre gefunden und aufgenommen hatten. "Wir müssen hier raus und es wird kein Spaziergang. Behaltet eure Umgebung im Blick, die Größeren nehmen die Kleineren mit. Wir kommen hier raus. Junis, geh voran, ich komme als Letzter. Nehmt euch ein Tuch, taucht es in Wasser und bindet es euch um Nase und Mund - alles andere lasst zurück."
Was zählte, waren die Leben, die er hier retten konnte, nicht die Dinge. Er konnte sich später über alte Aufzeichnungen ärgern, über Anleitungen, Gegenstände, die der Bruderschaft gehörten. Sie alle waren nutzlos, wenn ihnen die nächste Generation fehlte.
Junis fragte nicht nach, sondern schnappte sich den nächsten Jungen neben ihm, vielleicht fünf Jahre alt, der sich tapfer auf die Lippe biss, obwohl in seinen Augen Tränen schimmerten. Lorenzo selbst hob ein Mädchen auf die Arme, die noch jünger war - Loria. Jemand hatte sie ihnen buchstäblich vor die Tür gelegt.
Ein Krachen über ihnen ließ ihn zusammen zucken und sich zur Tür wenden. Unruhe befiel ihn, ließ seine Hände kalt werden. Gegen einen Angriff konnte er etwas tun, aber das hier war übernatürlich und außerhalb seiner Macht. Er konnte nur bis zu Emersons Rückkehr dafür Sorge tragen, keine Leben zu verlieren. Ein paar Steine lösten sich aus den Wänden, wurden knirschend heraus gedrückt und fielen ihnen vor und zwischen die Füße. Der Zug von Kindern vor ihm war so langsam, dass er am liebsten alle angeschoben hätte, doch dann wären sie nur kopflos gerannt und das hätte ihnen das Leben kosten können, buchstäblich, denn in dem Gang, in den Junis gerade eingebogen war, kam gerade ein Stützbalken herunter und fiel dumpf in einer Staubwolke zu Boden. Der Junge brachte sie nur mit einem Satz rückwärts in Sicherheit.
"Steh auf", befahl Lorenzo hart, damit er gar nicht auf die Idee kam, verdattert sitzen zu bleiben. "Links."
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:50 pm
Chadim schluckte, nickte dann aber. Emmerson würde irgendwo da draußen sein. Er würde es schaffen. Er hatte es bisher immer geschafft. Sein Arm tat ihm weh und erst jetzt bemerkte er das viele Blut, dass ihm von der Hand tropfte. Er schüttelte diesen, um ein wenig Gefühl in die Taubheit einzulassen und auch wenn es Schmerz war - ein Gefühl war besser als die Taubheit.
"Wir müssen weiter..." flüsterte Chadim, während unter ihnen ein weiterer tiefer Riss sich durch die Straße zog. Chadim blickte hinab. "Lin..." setzte er an, kam aber nicht weiter als sich der Riss unter ihm öffnete.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 7:56 pm
"Nichts ist", murrte Linnea und Luft begann ihn zu umfließen und empor zu heben, bevor er in das Loch hinein fallen konnte, das sich unter ihm aufgetan hatte. Behutsam beförderte sie ihn wieder neben sich und fasste dann alle Energie noch einmal in sich zusammen.
"ARISTEAS!", schrie ihre Stimme über den Lärm der zusammenbrechenden Häuser hinweg, magisch verstärkt, während die Magie sowohl Chadim, als auch sie selbst ein Stück über dem unsicher gewordenen Boden hielt. Es war Winter, Merlana nah genug an dem Norden, um stets und ständig genug Luft um sich herum zu haben, mit der sie umgehen konnte und die ihr nur zu gern zu Hilfe kam, wenn sie ihre Finger danach ausstreckte. "ERKLÄR DICH GEFÄLLIGST!" Er war es. Es war seine Magie, seine Struktur, die sie durch Faye einzuschätzen gelernt hatte und alles, worauf sie jetzt hoffen konnte, war eine verdammt gute Erklärung, weshalb der Feuermagier plötzlich damit begann Staublawinen auf sie loszulassen und seine eigenen Freunde angriff. Wenigstens irgendetwas, damit sie begriff, warum er das tat. Er war das nicht - nicht so, er war es damals gewesen, der sie aufgelesen hatte und der Nacht um Nacht bei ihr geblieben war, wenn sie sich in den Schlaf geweint hatte, weil sie zu ihrer Mutter gewollt hatte - der Aristeas, den sie kannte, machte so etwas nicht.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:03 pm
"Danke..." schnaufte Chadim noch und hätte am liebsten den Boden geküsst, wenn sich nicht auch dieser durch die immer mehr vermehrenden Risse höchst unsicher anfühlte. Er wollte und konnte kaum glauben, dass Aristeas für all dies verantwortlich war. Der Junge, der so verdammt sensibel gewesen war, ein Mörder? Doch Chadim hatte keine Gelegenheit weiter darüber nachzudenken, während er gemeinsam mit Linnea fort rannte. Ein weiteres Krachen - ein geradezu ohrenbetäubendes Brüllen - kündigte von einer weiteren Staublawine, die sich hinter ihnen herschob.
"Los!" keuchte der Heiler und zog an Linneas Arm.
Sie rannten. Und während sie auf der Flucht waren, war Willem auf der anderen Seite der Stadt auf der Suche. "Habt ihr meine Frau gesehen?" fluchte der Kronprinz, schüttelte jede Wache an der er vorbei kam. "Oder meine Schwester? Verflucht noch eins!" er war nicht anwesend gewesen. Hatte nur gehört was geschehen war und die Templer wollten ihn nicht auf den Balkon vorlassen. Seit diesem Moment war seine Frau verschwunden und auch von seiner Schwester gab es kein Lebenszeichen. Willem war schlecht und er spürte geradezu körperlich, wie seine Welt in Schieflage geriet.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:09 pm
"Ich komm ja schon!", murrte Linn leise während sie Chadim überholte und den älteren Heiler überholte, um den Weg anzusteuern, den Lorenzo ihr zuvor kurz mit auf den Weg gegeben hatte. Sie hoffte darauf, dass er Erfolg gehabt hatte mit den Spatzen und dass es ihnen gut ging - dass es Faye und Emerson gut ging, die bei dem Trubel auf dem Markt gewesen waren, von dem ihnen berichtet wurde.
Immer wieder bemühte sie sich darum den einen oder anderen Zivilisten zu retten, zog einige von ihnen aus den Trümmern hinaus, wenn Chadim ihr mitteilte, dass es noch eine Option gab oder aber ließ sie liegen, wenn es offensichtlich war, dass sie sich damit nur verlangsamen würden. Diese gesamte Stadt brach unter ihnen ein, die Tunnel voller Wasser - die Luft voller Staub und das Schreien brannte sich selbst in ihren eigenen Verstand, die bereits einiges gewohnt war. Da war so viel Panik in der Luft, dass es sie wütend auf den Mann machte, den sie einmal zu kennen geglaubt hatte. Sie würde ihn finden und sie würde ihn dafür bezahlen lassen, was hier geschehen war. Wütend versuchte sie sich auszumalen, was sie mit dem Feigling tun würde, dem es noch nicht einmal seine Freunde wert gewesen waren sich zu erklären - Linneas Körper und ihre Magie reagierten automatisiert auf die Impulse, die die Umgebung ihnen gab und ließen die Magierin in ihrer eigenen Wut schwelen während sie erst nach einer schier endlosen Strecke die sichereren Verstecke erreichte und sich dort staubig auf den Boden sinken ließ.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:23 pm
Die Bruderschaft war ein Trümmerhaufen und fassungslos stand Faye in der Seitengasse, lugte unter einer Bretterwand hervor, die von der Steinmauer auf der anderen Seite an ihrem Fall gehindert wurde. Zwei Stunden waren vergangen, seitdem Ari auf dem Balkon erschienen und Hieronim umgebracht hatte. Zwei Stunden, die alles verändert hatten, was sie die letzten fünfzehn Jahre aufgebaut hatten.
Es war nur Glück, dass das hier noch stand, denn alles andere waren nur noch Balken, hässliche Galgen, die in den trüben Himmel ragten. Nicht gerade der sicherste Platz auf Erden, aber immerhin einer, von dem aus sie ziemlich unbeobachtet sehen konnte, was dort vorne vor sich ging. Nur noch vereinzelte Menschen waren zu sehen, die im Staub lagen, auf den sich inzwischen Schneeflocken zu setzen begannen. Sanft und weiß, als wäre das völlig normal und ein Wintertag wie jeder andere.
Zitternd zog sie die Decke enger um sich und schob sich dann unter den Brettern hindurch, wanderte wie im Traum zwischen Sterbenden und Toten entlang, für die keine Hoffnung mehr bestand. Der Schrecken dieses Tages würde sie später einholen, sie wusste es mit kristallener Klarheit, aber solange sie hier mitten im Chaos stand, erreichte sie gar nichts.
Sie beugte sich zu einem der Männer hinunter, berührte seine Schläfe und schloss die Augen, bevor sie die wenige Magie aussandte, über die sie wieder gebieten konnte. Die Antwort, die sie bekam, war vernichtend: Niemand von ihnen würde seine Verletzungen überleben, selbst mit ihrer und Chadims Hilfe nicht. Das, was sie tun konnte, war das Leid beenden, während sie weiter stolperte und die Luft um sich scharte, sie den Männern und Frauen entzog, deren Gesichter ihr allesamt unbekannt waren. Ein paar Sekunden nur, dann wären sie bewusstlos und dann noch wenige Minuten, in denen sie nichts spürten, dann wäre ihr Martyrium vorüber. Eine sanfte Brise wehte um ihre Füße, trieb Staub vor ihr her, ein paar Strohhalme hier und da kreuzten ihren Weg. Dann wieder stieg sie über Einrichtungsgegenstände, Decken, Kleidung, einen Löffel und einen Handspiegel, der durch die Mitte hindurch einen Riss hatte, wie Hieronims Amulett.
Sie würde sich auf zu dem Treffpunkt machen, den ihr Emerson damals gezeigt hatte und an dem sich alle einfinden sollten, wenn so etwas geschehen würde. Oder irgendetwas, was die Existenz der Bruderschaft bedrohen zu vermochte. Der Tod folgte ihr leise und in Gedanken sprach sie ein Gebet an Götter, um sich selbst sagen zu können, sie habe alles für diese armen Seelen hier getan.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:28 pm
Chadim hatte in seinem Leben viele Leichen und viel Leid gesehen. Er war dabei gewesen, als ihre alte Bruderschaft unterspült und ein ganzes Viertel abgesackt war. Doch das, was er heute hatte sehen müssen - diese beiläufige Grausamkeit, die sich durch die Toten auszudrücken vermochte, legte sich wie ein Leichentuch über seine Seele. Er hatte geglaubt, dass er Schmerz oder Wut verspüren würde. Doch dem war nicht so. Was übrig blieb war eine seltsame Taubheit, die jegliche Gefühle unterdrückte. Ihre reine Existenz negierte. Seine Handgriffe waren geübt, seine Schritte sicherer als zuvor, während er von links nach rechts eilte und in den alten Handelshallen außerhalb der Stadt all jene ihrer Bruderschaft versorgten, die auf der Flucht verletzt worden waren. "Ich hoffe Emerson geht es gut," murmelte er immer wieder leise vor sich hin.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:31 pm
Unterwegs war Celeste irgendwann von einem Ritter aufgehalten worden, der sie hochgezogen hatte, um sie mitzunehmen während sie halb blind durch die Straßen geirrt war, weil das Schloss ihr gerade nicht mehr sicher vorgekommen war. Ihre Mutter war einfach umgefallen und ihr Vater zerplatzt ... Jetzt war inzwischen auch der Ritter nicht mehr echt, weil sein Pferd einfach in eine Spalte hinein gefallen war, die sich in dem Boden aufgetan hatte, auf dem er zuvor noch geritten war. Boden, der zuvor noch in Ordnung gewesen war - genauso wie es ihr Vater war.
Schluchzend und weinend presste sie das blutige Amulett ihres Vaters an ihre Brust, umklammerte es mit den beiden Händen und scherte sich nicht darum, dass sie sich an den geborstenen Spitzen des Amuletts schnitt und kleine Blutstropfen in dem Schmutz verteilte. Sie hatte ihrem Vater den Ring geben sollen, den er für die Unterschriften brauchte - er hatte ihn ihr noch ein paar Stunden vor der Ansprache anvertraut und sie hatte ihm zugezwinkert und versprochen, sie würde darauf aufpassen. Jetzt war das alles nicht mehr nötig, weil es ihren Vater nicht mehr gab.
Staub war überall um sie herum, überall das leise Stöhnen von Menschen und die einzelnen Feuer, die jetzt an dem trockenen Holz leckten. Es gab nicht mehr genug Menschen, die noch lebten und die die Brände löschen konnten und Celeste wusste nicht einmal mehr, wo sie eigentlich noch war. Der Ritter unter ihr war einfach in ein Loch gefallen und hatte sie geworfen, damit sie irgendwo auf sicherem Boden landete - als sie sich umgedreht hatte, hatte es den Ritter und sein Pferd nicht mehr gegeben. Genauso wenig wie ihre Mutter und ihren Vater.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:39 pm
Die Truppe, die Lorenzo vor sich her trieb, glich inzwischen einer Schafsherde, wenn auch einer sehr ruhigen, als sie in die alten Handelshallen strömten. Sie hatten Verletzte, aber niemand war dabei zu sterben, ganz im Gegensatz zu den anderen, denen sie begegnet waren. Es widersprach so allem, was er gelernt hatte über schnelles Töten und nicht Quälen, es taugte allenfalls dazu, den Jüngeren eine Lektion zu erteilen und eine Lehrstunde daraus zu machen, damit sie halbwegs bei Verstand blieben und es hielt auch ihn beisammen, bis er endlich Linnea und Chadim entdeckte, die von einem zum anderen eilten.
"Ich habe sie alle", begrüßte er die Jüngere und legte ihr die Hand auf die Schulter. Merkwürdig, so dreckig und fast schwarz hatte er sie gar nicht empfunden, bis er sie im starken Kontrast auf ihrer Kleidung sah, die kaum ein wenig Schmutz aufwies.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:42 pm
Linnea wandte sich hastig herum und blinzelte einen kurzen Moment bevor sie dem Älteren dann kurzerhand um den Hals fiel und ihn an sich drückte.
"Gott sei dank!", stieß sie erleichtert aus und löste sich im nächsten Moment wieder, nur um ihren Blick prüfend über ihn wandern zu lassen. Dreck und Staub, aber nichts, was nach ernsthaften Verletzungen aussah, die sie zwingend behandeln lassen mussten. "Es geht dir gut", brachte sie hervor, mehr für sich selbst zur reinen Feststellung ehe sie ihn erneut in eine feste Umarmung schloss. "Ich hab' gedacht, ich hätte dich verloren. Es war kein anderer hier."
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:44 pm
"Mir geht es gut", gab er zurück und erwiderte die Umarmung sanft, genoss den Moment, sie lebendig vor sich zu haben, unverletzt und immer noch genauso quirlig und nicht auf den Mund gefallen, bevor er sie von sich schob. "Mir geht es gut", wiederholte er und strich ihr ein paar wirre Strähnen aus der Stirn, die der Schweiß dorthin geklebt hatte. "Emerson und Faye?"
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:47 pm
Linn wollte gerade den Mund öffnen, die Hände noch immer an ihm ausgestreckt und die Finger fest um seine Arme gelegt, als wüsste sie nicht, ob sie sich an ihm oder er sich an ihr aufrecht halten wollte, dann erklang eine düstere Stimme einige Schritt hinter ihnen und nahm ihr die Antwort ab.
"Lebend", murmelte Emerson mit bleichem Gesicht, die Hand um das abgebrochene Stück Bolzen gelegt, der noch immer in seiner Schulter steckte und von dessen Hand inzwischen immer noch Blut in den Staub tropfte.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 8:55 pm
Chadim wandte sich um, als er die Stimme vernahm - und wurde bleich, als er das Blut und die Wunde sah. Mit einige schnellen Schritten war er bei dem verletzten, legte diesem einen Arm um die Schulter und führte ihn zu einem ehemaligen Verkaufsstand, wo sie aus Mehlsäcken, die irgendwer hier einst hatte liegen lassen, Liegestätten gebaut hatten. "Leg dich hin," erklärte Chadim leise und sehr sehr ruhig.
Er kniete sich neben seinen Freund und lächelte diesen leicht abwesend an. "Es wird alles wieder gut," flüsterte er leise. Doch wirklich daran zu glauben schien er nicht. Oder zumindest schien er nicht sonderlich viel Emotion da rein zu legen. "Linn," wandte er sich an die andere. "Zieh ihm die WUnde auf!"
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:01 pm
Lorenzo übergab seine Schützlinge an ein paar andere Assassinen, die es ebenfalls hierher geschafft hatten und trat dann hinüber zu Linnea und Chadim, die sich über Emerson beugten. Er selbst nahm direkt hinter den Säcken Platz, auf die Emerson schief gebettet wurde und hielt ihn an der unverletzten Schulter fest. Der Freund sah furchtbar aus, das Blut hatte selbst die Seite seiner Hose besudelt, fast bis hinunter zu den Knien, trotzdem lächelte er auf ihn hinunter. "Du wirst wieder", bekräftigte er und wusste, es war ein schwacher Trost, wenn nicht sogar eine Lüge. Sie hatten keine Ausrüstung bis auf das, was Chadim am Leib trug und der Heiler schien in Gedanken weit, weit weg zu sein. "Die Spatzen sind in Sicherheit und bislang habe ich noch sechzehn andere von uns gesehen."
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:06 pm
"Aristeas hat den König ermordet", folgte die knappe Erklärung über das, was dort auf dem Marktplatz geschehen war. "Er hat ihn zerplatzen lassen, um der Menge zu beweisen, dass Hieronim sie lediglich in einen unnötigen Krieg schicken will. Aristeas hat das südliche Viertel untergehen lassen, weil sich dort wohl die Kasernen und Waffenlager befinden - und wir. Die Templer haben jetzt wieder nach der Macht gegriffen - De Vere hat Lyra gefangen nehmen lassen, Faye hab ich in Sicherheit gebracht - sie müsste zur Dämmerung hier sein."
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:12 pm
"Du musst ruhig sein," erwiderte Chadim geistesabwesend, während er eine Zange nahm und diese einmal kurz ins Licht hielt. "Das wird jetzt sehr, sehr weh tun!" flüsterte der Heiler und steckte die Zange in die WUnde. Er benötigte zwei, drei Anläufe, dann war der Bolzen aus dem Körper entfernt. Er ließ diesen vollkommen achtlos in eine Ecke fallen und presste dann eine Mullbinde auf die Blutung. "Haltet hier kurz fest," wies er die anderen an und kramte in seiner Tasche nach Nadel und Faden
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:16 pm
Chadims Behandlung war fahriger als Lorenzo es von ihm kannte und er biss selbst die Zähne zusammen, während er Emerson mit aller Macht auf die Säcke hinunter drückte, damit er sich nicht noch weiter aufbäumen konnte. "Gleich vorbei", murmelte er, mehr, um sich selbst zu beruhigen und dennoch in Emersons Ohr, aber ob er es gehört hatte war die andere Frage, denn kaum lag der Bolzen neben ihnen, sank Emereson zurück, schlaff, bleich und schweißüberströmt, die Augen geschlossen.
"Soll einer von uns es nähen?", fragte Lorenzo, als er die zitternden Finger des Heilers sah.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:22 pm
"Nein, nein..." murmelte Chadim nur und schüttelte den Kopf. "Ihr seid nicht ausgebildet. Ihr steht unter Schock..." er lächelte milde, beinahe väterlich zu den anderen.
"Hier Lorenzo, du musst die WUnde aufziehen und dann dort die Haut zusammendrücken!" er kniete sich langsam wieder neben Emerson und legte eine Hand auf die Stirn seines Freundes. "Atmete tief ein und aus!" beschwor er den anderen, ehe er mit zitternden Händen versuchte den Faden aufzuziehen.
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Sa Nov 16, 2019 9:36 pm
"Lass gut sein", murrte Emerson und atmete tief ein und aus, versuchte sich nicht allzu sehr auf die Wunde an seiner Schulter zu konzentrieren, die noch immer dumpfes Pulsieren aussandte. Mit der unversehrten Hand drückte er Chadim ein Stück zurück und richtete sich dann langsam auf. "Nimm dir die Nadel, Lorenzo", wies er den Jüngeren an und schob den Stoff bei Seite. "Es muss nicht hübsch, nur funktional sein. Linn, kümmere dich um Chadim."
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Sa Nov 16, 2019 9:39 pm
"Funktional ...", echote Lorenzo und lachte heiser auf, rutschte aber an Emersons Seite und besah sich das blutige Spektakel. Er konnte kaum etwas erkennen, weil sie immer noch nicht zu bluten aufgehört hatte, wenn es auch wesentlich weniger war als zuvor. "Gib schon her", murmelte er und nahm Chadim die Nadel ab, dann schüttelte er den Kopf und machte sich an die Arbeit, ohne Emerson noch einmal vorzuwarnen. "Ari hat all das getan?", fragte er leise, hoffte, die Antwort würde eine andere sein und Emerson hatte sich einen Scherz erlaubt, aber tief in seinem Innersten wusste er, der andere neigte sich zu Scherzen und übermäßigem Humor. Das hatte er mit Septim gemein. Nur Ari als Mörder von so vielen Unschuldigen, das konnte er sich nicht vorstellen - nicht sein bester Freund. Niemals.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:45 pm
Eine Staubwolke nährte sich - und wurde von Osten her immer größer. Es war keine gewaltige Staubwolke - kein Hinweis auf einen erneuten Angriff des durchgeknallten Aristeas.
Statt einer Woge aus dunkler Magie nährte sich ein Pferd - die Flanken vor Schweiß glänzend, die Seiten des Tieres von blutigen Striemen bedeckt. Reiter und Tier schnaubten außer Atem, stießen Dampfwolken aus den Nüstern. Der Reiter sprang ab, wobei sein fehlender Finger an der linken Hand auffiel. "Wir... wurden angegriffen... die Stadt... zerstört..." er spuckte blutige Spucke aus. "Er will... hierher..." doch dann sah er in die Gesichter der anderen und wurde bleich.
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Kapitel 1                                      - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:49 pm
"Ihr kommt zu spät, aber scheinbar hat Ihr mehr Informationen als wir." Und das war die Ironie, denn Aristeas war einer von ihnen gewesen. Bittere Galle stieg Lorenzo in der Kehle auf, als er dem Reiter andeutete, sich etwas Wasser zu nehmen, es seinem Pferd und sich selbst zu geben und einen Moment durchzuatmen. "Erzählt uns, was passiert ist."
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