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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:38 pm
Linn kannte den Fremden nicht und straffte sich, die freie Hand zur Waffe führend und geistig bereits nach ihrer eigenen Magie tastend, nicht eine einzige Sekunde daran denkend, Faye loszulassen. "Wir schaffen es allein", antwortete sie schließlich und ließ ihren Blick über den Mann wandern, der hier bei ihnen stand und der so plötzlich aus dem Nichts gekommen war. Niemand war grundlos zu ihnen freundlich, das war schon immer so gewesen und sie war nicht dumm genug zu glauben, dass der andere seine Hilfe ohne eine Gegenleistung anbot.
"De Vere ist immer auf dem Weg zu uns."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:39 pm
"Lass Cassian uns ... helfen", erwiderte Faye leise und drückte Linneas Hand.
Yannic
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:43 pm
"Selbstverständlich!" erwiderte Cassian und trat langsam auf die beiden zu und streckte seine Hände nach ihnen aus, berührte beide am Handgelenk. "Ihr solltet die Luft anhalten," meinte er leise und sein Edelstein glomm kurz auf. Dann schien der Boden unter ihnen nachzugeben und sie versanken, wurden von einem morastigen Grund verschluckt. Um sie herum nur Lehm und Dunkelheit. Ein seltsames Gefühl, als würde sie jemand durch ein furchtbar enges Rohr pressen, ehe sie wieder atmen konnten. Weiter hinter ihnen in der Ferne konnten sie die noch immer rauchende Stadt erkennen, einige hundert Meter vor ihnen die alten Lagerhallen. "Magier sollten in diesen Zeiten zusammenhalten," erklärte er leise.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:46 pm
"Erzähl das mal demjenigen, der für dieses ganze Chaos zuständig ist", murrte Linnea lediglich, weil der Zusammenhalt der Magier noch nie da gewesen war. Sie hatten einander immer zerfleischt - eine Partei gegen eine andere, wie sie aus Fayes Geschichten wusste - der Rat der Magier gegen die Rebellionen innerhalb der Türme, die Eifersüchteleien, weil es dem Süden besser ging als dem Norden. "Das war auch ein Magier", schob sie hinterher und schüttelte sich, weil sie das Gefühl nicht los wurde ein wenig zu klein für ihren Körper geworden zu sein.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:49 pm
"Das war kein Magier," erwiderte Cassian. "Das war ein Monster."
Er machte einige Schritte rückwärts, umfasste sein Amulett und atmete tief ein und aus. "Doch Lyras Vorstellung der Magier und der Zirkel wären in der Lage ihn zur Strecke zu bringen. Denkt an uns, wenn ihr eure Rache plant und denkt auch an uns, wenn wir die ersten sind, die von den Templern ausgelöscht werden. Denn wir waren die Schlosszauberer und wir haben all dies nicht aufhalten können"
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:53 pm
"Dann würde ich spontan sagen, ihr seid zu dämlich und zu arrogant gewesen. Habt geglaubt, euch würde schon nichts passieren und niemand könnte euch etwas antun", schoss Linnea zurück, weil ihr die große Rede auf die Nerven ging und weil sie selbst sich eingestehen musste, dass auch die Bruderschaft arrogant genug gewesen war, um zu glauben, sie würden Aristeas gut genug kennen. Wann genau kannte man jemanden denn wirklich gut genug? Sie hatten sich alle getäuscht.
"Jetzt darüber zu heulen und sich nicht zu wehren hilft euch nicht. Wenn ihr euch die Lämmer zur Schlachtbank der Templer führen lassen wollt, dann bitte, aber im Gegenzug dafür könntet ihr uns auch einfach helfen Aristeas zu finden. Wir haben schon zwei versteckte Magier, die wir vor den Templern gerettet haben - nichts spricht gegen ein paar mehr davon."
Oh, sie brachte sich in Teufelsküche, wenn sie weitersprach, aber stillsein konnte sie genauso wenig. "Ihr müsst nicht sterben."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:57 pm
"Ich werde mir diese Worte merken und komme gerne darauf zurück," erwiderte Cassian mit einem traurigen Unterton in der Stimme. "Aber erst einmal muss ich Lyra retten. Danach wird sie entscheiden, ob wir uns euch anschließen. Das ist eine Entscheidung die mir nicht obliegt - und die mir persönlich sogar widerstebt. Ich habe Faye um vergangener Zeiten willen gerettet - und weil sie mir nicht so leicht davon kommt..." und mit diesen Worten versank auch er wieder im Erdboden.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:04 pm
Es gab zehntausende Erklärungen, die Faye an Linnea hätte abgeben können, denn sie hatte die Worte am Rand ihres Bewusstseins plätschern hören. Sie wusste, Cassian würde irgendwann kommen und Rache üben, aber dieser Tag war nicht, wenn andere Magierleben auf dem Spiel standen und so lange würde er nichts tun. Im Moment waren sie sicher, war sie sicher und Linnea würde mit ihrem Wissensdurst, was das alles sollte, warten müssen.
Wie ein Schlafwandler schob sie sich in die alten Handelshallen und betrachtete das Bild der Übriggebliebenen, das sich ihr bot. Verletzte lagen auf Säcken oder auf Stroh, bekannte Gesichter, Freunde. Sie registrierte Lorenzo, Chadim und die Spatzen, aber Emerson war nirgendwo zu sehen. Zitternd schlang sie die Arme um sich, hatte aber keine Chance, damit etwas zu erreichen, denn die Decke war längst verloren und so kalt war es hier drin eigentlich nicht. Das Zittern rührte aus ihrem Tiefsten Inneren, der Stelle, die sie so erschüttert hat mit ihrer Magie. Schüttelfrost bemächtigte sich ihrer, aber ihre Schritte führten weiter. Vielleicht war er irgendwo im hinteren Bereich, den sie nicht einsehen konnte von hier aus.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:13 pm
Linn hatte Faye einfach laufen lassen und aus den Augenwinkeln noch bemerkt, wie eine düstere Gestalt im Schein der Fackeln auf Fayes zusammengerollte Gestalt zutrat und ihr eine Decke über die zitternden Schultern legte. Wortlos ließ sie ihren Blick über die anderen wandern und versuchte einzuordnen, was an diesem Tag eigentlich geschehen war. Ihre Bruderschaft war beinahe untergegangen, Aristeas war wahnsinnig geworden und wenn sie ehrlich war, dann wusste sie nicht, wie der Morgen aussehen würde. Woher sie etwas zu Essen holen sollten oder wie weit die Templer kommen würden, die noch immer nach Aristeas und Faye suchten. Linn hörte die Spatzen, wie sie aneinandergekuschelt leise schluchzten und wünschte sich, sie hätte ihnen ein solches Schicksal ersparen können - hätte Chadim davor bewahren können jetzt so vollkommen neben sich zu stehen. Faye davor bewahren können, ihre Magie davor nutzen zu müssen, um so viele Menschen umbringen zu müssen, die Aristeas ins Verderben gestürzt hatte. Das alles war nicht richtig - nichts von alledem war richtig.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:18 pm
Ein warmer Arm legte sich um Linneas Schultern und die Stimme war eng an ihrem Ohr, während sie sacht in die Ecke geschoben wurde, in der noch ein Platz auf einem der Säcke frei war. "Setz dich zu uns. Du siehst aus, als könntest du Menschen um dich her brauchen."
Lorenzo ließ ihr nicht die Möglichkeit, zu protestieren, sondern blieb dicht hinter ihr, damit sie gar nicht den Versuch machen konnte, auszuweichen. Neben Chadim war gerade noch ein Platz, wenn er auch geschwängert von seiner Alkoholfahne war, doch das war zu vernachlässigen. "Wir konnten viele retten. Das ist es, woran du dich festhalten solltest."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:23 pm
"Faye hat diejenigen umbringen müssen, die nicht mehr zu retten waren. Ich hab sie in der Stadt gefunden - sie hat fast 5000 Menschen umbringen müssen und dann kam dieser Magier, weil die Templer hinter uns her waren", murmelte sie leise und ließ sich kurzerhand in die warmen Arme sinken, ignorierend, dass der Ältere vielleicht hätte daran denken können sich wieder zu erheben, nachdem Chadim hier nach Alkohol stinkend bei ihnen hockte.
Langsam wandte sie sich halb um und betrachtete das vertraute Gesicht im Schein der Fackeln und wollte bereits sacht lächeln als ihr das Blut auffiel, das dunkle Flecken auf die Kleidung gemalt hatte. "Du bist verletzt", stellte sie fest und richtete sich wieder auf. "Was ist passiert?"
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:26 pm
Skeptisch folgte er ihrem Blick nach unten, zog das Hemd etwas von seiner Brust fort und lugte hinein, dann schüttelte er den Kopf. "Nein, nicht mein Blut, Linn, beruhige dich. Das einzige, was ich habe, sind ein paar Kratzer und blaue Flecken."
Sanft strich er ihr über die Haare und ließ sein Kinn auf die staubigen Strähnen sinken. "Fünftausend Menschen ... und das alles, weil Septim sie gelehrt hat, niemanden unschuldig leiden zu lassen ... das ist unvorstellbar. Und von welchem Magier sprechen wir?"
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:30 pm
"Irgendein Blinder. Redete davon, dass Magier zusammenhalten müssen und sie ihm nicht so einfach entkommen würde", folgte die Antwort, begleitet von sichtbarer Erleichterung. Sie hatten so unendlich viel Glück gehabt, gerade im Vergleich zu denen in der Stadt, die nicht überlebt hatten - all diese Unschuldigen, die Aristeas auf dem Gewissen hatte. Von ihnen waren kaum Mitglieder gestorben, beinahe jeder von ihnen befand sich inzwischen hier, mehr oder minder angeschlagen - nur die Ältesten saßen inzwischen an einem Feuer und sprachen leise miteinander, die Mienen düster und die Stirn sorgenvoll in Falten gelegt. Sie würden jetzt schon besprechen, wie es weitergehen würde und Linn machte sich gar nicht erst die Mühe herausfinden zu wollen, worüber sie sprachen - es lag außerhalb ihrer Reichweite und gerade war das auch gut so.
"Was für ein schlechter Tag ..."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:37 pm
Ein leises, betrübtes Lachen kam aus Lorenzos Kehle, als er sich mit der Hand über das Gesicht fuhr. "Oh Gott, wem sagst du das ...", fügte er hinzu und schüttelte den Kopf. "Bist du verletzt?", fragte er irgendwann in die Stille hinein, nur, um es abgeklärt zu haben, nachdem er keine offensichtlichen Wunden an ihr gesehen hatte. "Abgesehen von innerlich, was das mit Ari angeht."

~*~

Sie fand keine Ruhe und keine guten Träume. Ihre Zähne klapperten aufeinander, als wären es Hufe von galoppierenden Pferden und schreckten sie immer und immer wieder hoch. Wenn sie die Augen schloss waren da die Gesichter all der Menschen, deren Leben sie genommen hatte und obgleich sie nur anfangs dicht bei ihnen gestanden hatte, sah sie jedes einzelne mit seinen toten Augen. Die leeren Blicke. Die Leiber, die immer näher kamen, je länger sie versuchte, in den so dringend benötigten Schlaf zu finden.
Langsam und ungelenk schob sie sich in die Gerade, ließ den Blick umher schweifen und stand schließlich zögernd auf, als sie die Ältesten am Feuer sitzen sah. Ihr Platz war bei ihnen, sie konnte sich nicht tatenlos hier hinlegen und warten, es würde sie verrückt machen. Sie musste die Decke zweimal nachgreifen, bis sie sie einigermaßen in ihren schlotternden Fingern halten konnte, dann ging sie langsam los, einen Schritt nach dem anderen und jeder schien schwerer als der davor. Sie war Aristeas Meisterin gewesen, eine Ersatzmutter, wie er sie einst genannt hatte. Würden die anderen der Bruderschaft ihr das anlasten?
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:44 pm
"Es hätte uns doch auffallen müssen ...", murmelte Linn leise und ließ sich kurzerhand wieder nach vorn sinken, die Arme um den Älteren schiebend und die Augen für einen kurzen Moment schließend, aber die Bilder wollten ihr einfach nicht aus dem Kopf. Die Stille um sie herum in den Straßen, als sie Faye dort gefunden hatte und die Summe der Menschenleben gehört hatte, die sie genommen hatte. Aristeas, der für all das verantwortlich war. "... wir kannten ihn doch beide so gut ..."

-----------------

"Wir haben gerade keine andere Auswahlmöglichkeit", tönte Emersons feste Stimme zwischen dem Prasseln des Feuers hervor und erst als das leise Schleifen einer Decke erklang, hob er den Blick und streckte wortlos die Hand aus, um Faye einzuladen, sich zu ihnen zu begeben und an diesem Gespräch teilzunehmen. Sie hatten kaum Zeit zu vergeuden, mussten jetzt agieren bevor die Lethargie des gesamten Tages seit dem Zwischenfall sie allesamt gefangen nehmen würde. "Wir müssen die Bruderschaften versammeln, die gerade in Gefahr sind", führte er fort und schob einen Arm um Fayes Schultern, als die sich zu ihnen gesellte.
"Vor allem aber ist jetzt nur noch Walerian am Hof. Er war den Magiern und den Bruderschaften zugetan und hat uns bislang machen lassen - greifen die Templer nach der Macht, weil Aristeas ihn auch umbringt, verlieren wir wertvollen Boden. Wir brauchen wieder jemanden bei ihm, der auf Aristeas gefasst ist."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:54 pm
"Scheinbar kannten wir ihn nicht gut genug. Niemand kann in jemand anderes Kopf sehen - das hier ist nicht unsere Schuld", versuchte er sie zu beruhigen, während er sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte, um ein wenig mehr Halt zu haben. Vielleicht auch, um wirklich Halt zu spüren, während die Welt um sie herum in Trümmern lag.

~*~

Sie hatte sich lange gegen die Regeln der Bruderschaft gesträubt und sich mit Händen und Füßen gewehrt, wenn ihr etwas vorgesetzt wurde, doch nach und nach war Struktur zu erkennen gewesen und wenn sie sie mit Emerson auch etwas aufgeweicht hatte, jahrhundertelanges Eintrichtern der immer gleichen Glaubenssätze ließ sich nicht mit einer Generation vom Tisch wischen. Sie hatte Dinge getan, die sie bereute und Dinge, die sie im Nachhinein erst als gut erkannt hatte. Angst war in ihr, schnürte ihre Kehle zu, aber die Worte, getrieben von der Gewissheit, dass sie niemand anderem genug vertrauen konnten, kamen über ihre Lippen, kaum mehr als ein Flüstern, trotzdem hörten sie die anderen: "... Linnea hat genug Macht, ihn zu schützen. Aber sie kann nicht alleine gehen."
Sie würde sich niemals verzeihen, die andere in ihren Tod geschickt zu haben, wenn etwas schief ging. Heftig krallte sie ihre Fingernägel in das Fleisch ihrer Handballen, damit sie den unbewegten Gesichtausdruck aufrecht halten konnte. Linnea würde niemals tatenlos herumsitzen und so konnte sie immerhin kontrollieren, wie viel Gefahr sie ausgeliefert war.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 4:57 pm
"Wen würdest du denn mitschicken?" mischte sich Chadim von der Seitenlinie ein und nippte an dem heißen Tee, welchen er, mit beiden Händen umschlungen, aus einer runden Tasse trank.
"Emerson und du wären keine gute Lösung. Die Templer kennen euch und..." er verstummte für einen kurzen Augenblick, schien selbst zu überlegen, wie er das was er sagen wollte denn nun gut in Worte zu fassen vermochte, doch da ihm keine Möglichkeit einfiel, die auch nur halbwegs gut klang, entschied er sich schlicht und ergreifend für die ungeschönte Wahrheit: "Und sie könnten immer noch annehmen, dass wir mit Aristeas zusammen arbeiten."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:04 pm
"Ariana", entschied Emerson knapp, weil das Risiko für ein paar Frauen am Hof noch immer geringer war als dass er jetzt das Risiko eingehen würde, Lorenzo auch noch dorthin zu schicken und De Vere damit einen weiteren Punkt auf der langen Liste zu geben, weshalb es besonders intelligent sein würde, die Bruderschaft endgültig auszulöschen. "Sie werden erwarten, dass wir mit Aristeas zusammenarbeiten und sie werden jeden Einzelnen von uns finden wollen. Resul de Vere kennt Lorenzo noch wegen der kleinen Eskapade bei seiner Tochter gemeinsam mit Aristeas. Ihn mitzuschicken lässt die Gefahr steigen, dass Walerians Frau den Verstand verliert, weil sie sich an ihn erinnert und er am Morgen am Galgen hängt", fügte er der Klärung bei und wandte den Blick hinüber zu Linnea, die mit geschlossenen Augen noch immer an Lorenzo hing, die Arme fest um ihn herum gekrallt und leise mit ihm sprechend. Er hasste es, die Entscheidung treffen zu müssen, aber es gab wenig andere Möglichkeiten, die ihnen blieben.
"Ariana wird De Vere im Auge behalten und als seine Adjutantin arbeiten. Linnea bleibt bei Walerian."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:08 pm
Chadim nickte knapp und nahm erneut einen Schluck Tee. Er blickte von einem zum anderen und spürte, wie das Zittern seiner Hände weniger wurde. Am liebsten hätte er vorgeschlagen, dass sie hier ihre Zelte abbrachen und fort gingen. Weit fort von Mord und Totschlag und all dem Unglück, dass ihnen immer wieder angetan wurde, obwohl sie immer das Beste im Sinn gehabt hatten. Diese Welt war grausam und ungerecht und Chadim hätte seine Freunde gerne beschützt. Aber er wusste auch, dass es nicht so einfach war. Dass das so nicht ging. Das sie Opfer bringen mussten.
"Wenn ich etwas für euch tun kann, sagt bescheid..." flüsterte er leise.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:14 pm
"Dann wird Ariana zu De Vere gehen und Linnea zu Walerian. Wir sollten so wenig Zeit wie möglich verlieren und sie morgen los schicken, noch bevor Aristeas sich wieder gesammelt hat und die nächsten angreift." Die Stimme war klar und drang durch Fayes Geist, einer der Ältesten, Karim, aber das Ausmaß dessen, was es bedeutete, ließ sie schaudern. Sie setzten zwei ihrer Leute in direkte Nähe zur Gefahr und das dauerhaft. Es gab keinen anderen Weg, denn hätte sie einen gesehen, sie hätte ihn sofort gewählt und die anderen davon in Kenntnis gesetzt, doch sie sah keinen. Sie mussten Schadensbegrenzung betreiben und sie selbst würde versuchen, Ari aufzuspüren.
"Die Bruderschaft ist nicht verloren, wir werden sie wieder aufbauen. Es gibt noch drei Stadtteile, die nicht zerstört sind und eines der Gebäude gehört uns als Außenposten. Dorthin werden wir in der nächsten Woche alle bringen, nach und nach, damit es niemandem auffällt. Solange können die Spatzen sich hier beruhigen und wir für Nahrung sorgen. Die Mehlsäcke, die wir hier haben, könnten noch in Ordnung sein."
Die Gespräche begannen langsam, wieder an Faye vorbei zu ziehen und ihr Blick blieb am Feuer hängen, in dem sich Licht und Schatten einen Tanz lieferten, bis dazwischen erneut Gesichter aufzutauchen begannen. Tote Gesichter, leidvoll verzogen, die Hände an den Hälsen. Der nachlassende Schüttelfrost griff wieder nach ihr und sandte einen eiskalten Schauer ihren Rücken hinab.
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:19 pm
"Wir werden im Morgengrauen damit beginnen den Außenposten zu befestigen und dort alles herzurichten. Lorenzo und Chadim werden hier bleiben, um sich um die Spatzen und um die Verletzten zu kümmern", entschied er mit fester Miene, den Arm noch immer um Faye gelegt und sie jetzt, wo sie zu zittern begann, ein Stück näher zu sich heranzuziehen.
"Sobald der Außenposten fertig ist, bricht der Bote wieder nach Kaladir auf und kümmert sich darum, dass wir den Rest zusammenziehen."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:22 pm
Karim erhob sich und neigte kurz den Kopf. "Ich gehe alle informieren."
Er gab ein unsichtbares Zeichen für alle, aufzubrechen und ihren Arbeiten nachzugehen, Chadim, Emerson und Faye blieben zurück.
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So Nov 17, 2019 5:25 pm
"Es tut mir leid," begann Chadim leise und hob den Kopf, um dem Blick der anderen zu begegnen. Tief in ihm hatte sich ein unendliches Gefühl der Scham ausgebreitet, dass beinahe sämtliche anderen Gefühle auszumerzen vermochte. Ein bitterer Geschmack von Reue lag ihm auf der Zunge und hatte sich weder durch Schnaps noch durch Tee abwaschen oder gar betäuben lassen.
"Ich habe nicht so gehandelt wie ich hätte handeln müssen. Ich habe euch alle in Gefahr gebracht - auch dich Emerson. Ich... das wird so nicht noch einmal vorkommen!" er versuchte ihnen ein Lächeln zu schenken, doch es gelang ihm einfach nicht.
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So Nov 17, 2019 5:30 pm
Mit einer kurzen Handbewegung der freien Hand wischte Emerson die Entschuldigung des anderen vom imaginären Tisch und bereute jene Geste gleich wieder, weil die Wunde in der Schulter noch immer nicht recht aufhören wollte zu pochen und jetzt nur noch stärker schmerzte.. Niemand von ihnen hatte heute so gehandelt, wie er es gewohnt oder wie es ihm beigebracht worden war - niemand von ihnen hatte damit gerechnet, dass Aristeas den Verstand verlieren würde und den König umbringen würde, um eine seltsame Form von Lehrstunde an ein Volk weiterzugeben, denen dieser Tag mit nichts weiter als Wahnsinn, Blut und Leid im Verstand bleiben würde. Es war genau das, was die Bruderschaft immer hatte verhindern wollen - unsinniges Blutvergießen - richte die Klinge nicht gegen Unschuldige. Aristeas hatte all diese Lektionen seit seiner Ankunft hier miterlebt, immer wieder hatte er es ihm eingeimpft und geglaubt, der Junge hätte es begriffen.
"Wichtig ist, dass du dich jetzt um die Spatzen kümmerst und ihnen hilfst. Sie werden dich dringend brauchen, um zu verstehen und zu verarbeiten."
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Kapitel 1                                      - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 5:33 pm
"Natürlich..." erwiderte Chadim und stand auf, schüttelte seine Glieder aus und nahm einen letzten tiefen Zug von dem Tee, welcher in seiner Kehle brannte, so heiß wie er noch immer war.
"Ich werde mich gleich darum kümmern. Morgen früh werden wir aus dem hier ein vorübergehendes Heerlager machen. Wir werden uns verteidigen können, wenn es notwendig wird..." er hielt sich eine Hand vor den Mund, als er gähnte. "Vielleicht finden wir hier ja noch irgendwelche alten Lieferungen die niemals abgeholt oder verkauft wurden und die ihr Besitzer vergessen hat."
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