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Cat
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:51 pm
"Da war er schon", murmelte Linnea, die wortlos bislang neben Chadim gesessen hatte und nur vor einigen Minuten aufgestanden war, um dem Heiler zwischen den ganzen Kisten, die hier standen, irgendwo eine Flasche Alkohol zu besorgen und sie ihm die Finger zu drücken, bevor sie die Arme verschränkte und den Blick fest von einem Gesicht zum anderen wandern ließ. Sie war gerade die Einzige, die halbwegs auf den Beinen war und sie verfluchte sich selbst für diesen Umstand - Faye war noch irgendwo dort draußen inmitten der Stadt und es wurde Zeit, dass sie sich wieder auf den Weg machte, bevor die Templer alle Eingänge abriegelten und sie unter diese Mühlen geraten würde.
Nur kurz suchte sie nach Lorenzos Blick, dann wandte sie sich langsam allmählich ab. Faye war noch nicht zurück, die Stadt für sie weit gefährlicher, solange die Templer sie jagten und vielleicht brauchte sie längst Unterstützung.
Yannic
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 9:55 pm
Der Reiter nickte, während er mit wackeligen Schritten von seinem geschundenen Pferd fortging und sich auf einen Sack Getreide sinken ließ. Begierig nahm er den angebotenen Wasserschlauch und trank mit großen Schlucken. "Ich... komme direkt aus Kaladir..." erklärte er mit rauer, brüchiger Stimme. "Der dortige Magierturm ist umgestürzt und... auf den Haupttempel gefallen. Beinahe alle Magier und viele Templer sind dabei gestorben...." er schüttelte den Kopf. "Die Menschen waren verunsichert und Meister Septim entschied, dass unsere Bruderschaft eingreifen sollte, um die Lage zu beruhigen - doch die Menschen wurden immer zorniger..." er schüttelte den Kopf. "Der Verursacher all dessen soll ein gewisser Aristeas gewesen sei. Meister Septim trug mir auf hierher zu reiten... ehe das Versteck der Bruderschaft explodierte..."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 10:00 pm
"Die Bruderschaft ist explodiert?!" Lorenzo zog zu fest am Faden und erntete ein scharfes Lufteinziehen von Emerson, das er mit einem geistesabwesenden Tätscheln von dessen Schulter quittierte. Seine Kehle war wie zugeschnürt. "Kaladir ist ... sind noch Leute am Leben?"
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 10:04 pm
"Ja..." erwiderte der Reiter, der sich jetzt das Wasser aus dem Mundwinkel wischte. "Meister Septim hat die Leute aus der Stadt geführt..." erklärte er leise.
"Aber die Templer haben sich gegen uns gestellt. Dort unten herrscht ein offener Konflikt - und ich weiß nicht, wie der aktuelle Status ist. Ich sollte nur hierher kommen, um euch zu warnen und... schlimmeres zu verhindern." Er blickte zu der Staubwolke am Horizont, dort wo die Stadt sein mochte. "Ich komme wohl zu spät..."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 10:10 pm
Emerson atmete nur kurz erleichtert auf und bereute dieselbe Geste gleich wieder, weil sie nur dafür sorgte, dass Lorenzo erneut an den Fäden zog und ihn kurz das Gesicht verziehen ließ. "Wir werden die Bruderschaften hierher holen", entschied er schließlich mit festerer Stimme als er sich selbst zugetraut hatte.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

Sa Nov 16, 2019 10:37 pm
Chadim, der sich bisher an einer Flasche festgehalten hatte sah auf und blinzelte. Dann, mit einigen wackeligen Schritten trat er auf Emerson zu und blickte ihn aus geweiteten Pupillen an. "Hälst du das für eine gute Idee?" fragte er mit brüchiger Stimme und konnte das Zittern in seinem Tonfall kaum unterdrücken, während er langsam auf ein Knie hinab sank, um mit dem Freund auf AUgenhöhe zu sein. "Wenn Aristeas erneut angreift wären wir alle am selben Ort versammelt!"
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 1:58 pm
"Und wenn wir nicht versammelt sind, beginnt er uns einen nach dem anderen auszulöschen und die Bruderschaften werden zu spät kommen", lautete die knappe Erwiderung von Emersons Seite her, halb gepresst zwischen den Zähnen hervor, weil die Wunde durch den Bolzen noch immer zog und ziepte und die schlechten Nähte nichts davon besser machten. "Wir brauchen jetzt Einheit, um uns zu besprechen und gemeinsam gegen Aristeas und seine Freunde vorzugehen, denn allein wird er das nicht getan haben."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:00 pm
Auch der Reiter nickte knapp und stand auf, wischte sich mit einem Ärmel noch die Wasserreste aus den Mundwinkeln und blieb zitternd vor Emerson stehen, ehe er vor diesem auf die Knie ging. "Bitte verzeiht, dass ich zu spät gekommen bin..." flüsterte er heiser, beinahe tonlos. Die Stimme des Mannes war rau und kratzig, kündete von den vielen Meilen trockener und staubiger Straße, die er hinter sich gebracht hatte um hierher zu kommen - und das vollends vergebens.
"Ich stehe euch als Bote jederzeit zur Verfügung Meister!"
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:03 pm
Wenn er seine Finger bewegen könnte und der Schmerz in der Schulter aufgehört hätte, wäre er bereits dankbar gewesen - alternativ wenn all dieses Chaos gar nicht erst passiert wäre, das Aristeas begonnen hatte, weil er endgültig den Verstand verloren hatte. Sie brauchten Thauril, jede Menge davon, um Aristeas zu schnappen und sie würden eine Lösung finden müssen, wie sie es nutzen konnten, damit nicht mit ihnen dasselbe wie mit Hieronim geschehen würde. Der Süden nutzte Zeichen auf der Haut ... vielleicht würde es helfen.
"Ruh dich aus, trink etwas und komm zur Ruhe. Danach werden wir darüber sprechen, wie wir die Bruderschaften informieren und zusammenziehen."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:06 pm
"Natürlich, Meister" erwiderte der Angesprochene und zeigte ein scheues Lächeln, ehe er sich erneut tief verbeugte und mit einigen Schritten zurück zog. Chadim kam zu Emerson und roch nach Alkohol, während er sich neben den Freund beugte. "Soll ich mir noch einmal deine Wunde ansehen?" fragte er leise und schrägte den Kopf an. Sein sonst so bronzener Teint wirkte seltsam bleich und seine Augen wirkten gerötet. "Wir brauchen dich."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:09 pm
"Ich bin nicht auf dem Marktplatz zerplatzt und habe das auch nicht vor, Chadim. Es ist eine Wunde, die heilen wird", folgte die knappe Antwort, weil es gerade nicht half, dass Chadim in ihm die Offenbarung sah wenigstens einen Menschen zu retten, von all jenen die in der Stadt gestorben waren. Er konnte den Gedankengang des Heilers entfernt nachvollziehen, als er sich wieder aufrichtete und schließlich aufstand, einige Schritt machend, um zu testen, wie sehr ihm sein Körper noch gehorchte. "Kümmere dich um die Spatzen und um Lorenzo. Ich muss noch ein paar Angelegenheiten klären."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:12 pm
Chadim betrachtete seinen Freund zweifelnd. Dieser hatte in seinem ganzen Leben viele nicht allzu kluge Entscheidungen getroffen, ganz besonders im Hinblick auf seine Gesundheit und körperliche Unversehrtheit.
"Ich mache mir einfach nur Gedanken um dich.." flüsterte er leise und schlug die Augen nieder. "Ich wollte dir keinen Gram bereiten Emmerson. Es tut mir leid.." dann wandte er sich um - er würde getan wie ihm geheißen.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:26 pm
Lorenzo hatte eine ganze Weile überlegt, ob er Emerson aufhalten sollte, sich dann jedoch dagegen entschieden und war stattdessen wieder seinen Aufgaben nachgekommen, die Spatzen einigermaßen ruhig zu halten. Es half keinem, wenn sie nun ihrer Bezeichnung alle Ehre machten und nervös herumzuflattern begannen, besser, er lenkte sie ab. Ihren Anführer konnte er sowieso nicht bändigen, Emerson tat, was er wollte, wann er es wollte, ob das nun gut oder schlecht war. Kurz wanderte sein Blick hinauf zu den hohen Fenstern und er runzelte die Stirn, die Hände, die eben einen Sack zur Seite hatten räumen wollten, verharrten. Faye hätte bei Einbruch der Dämmerung hier sein sollen, wenn er Emerson glaubte, aber dort draußen herrschte stockdunkle Nacht.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:30 pm
Chadim trat zu Lorenzo hinüber und half diesem eher halbherzig dabei die SPatzen zu beruhigen, ging schließlich dazu über kleinere Abschürfungen und dergleichen ähnliche kleine Verletzungen zu behandeln. Irgendwie war es Lorenzo gelungen beinahe alle Spatzen ohne nennenswerten Blessuren aus der Stadt heraus zu bringen - und ein tief sitzendes Gefühl zollte Chadim Lorenzo gegenüber großen Respekt. Er schien so sachlich, so nüchtern - während Chadim selbst kaum mehr wusste wohin mit sich. Er zitterte noch immer, selbst wenn er nur die Wunden der SPatzen mit Alkohol abtupfte.
Auch Chadim warf einen Blick nach draußen in die Dunkelheit und ein tief gehende Traurigkeit erfasste ihn. So viele waren gestorben. Aber wofür? Gab es überhaupt jemals einen Grund für so etwas?
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:33 pm
"Setz dich", kommentierte Lorenzo schließlich und drückte Chadim auf einen der Säcke hinunter, nahm ihm den Tupfer ab und begann selbst eine Stirn damit zu säubern, die ihm ein junger Spatz entgegen reckte. "Versuch, nicht so viel darüber nachzudenken. Das würde ein Strudel werden, der dich ins Nichts zieht, Chadim. Wir brauchen deinen gesunden Menschenverstand, denn die, die hier angekommen sind, werden nicht die letzten sein und wenn uns die erreichen, müssen wir handeln und nicht nur vor uns hin starren."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:37 pm
"Du hast Recht," erwiderte Chadim, wenngleich er auch nicht viel zurechnungsfähiger wirkte als kurz davor - alles in allem schien er das bisher geschehene kaum verkraftet zu haben. Stattdessen griff er nun erneut nach dem Schnaps, mit dem sie die Wunden desinfizierten und nahm selbst einen großen Schluck daraus. "Wir werden hier alles vorbereiten, um all jene zu unterstützten, die noch hierher kommen..." wiederholte er mit eigenen Worten Lorenzos Anweisung, dann schloss er für einen kurzen Augenblick die Augen und atmete tief ein und aus.
"Ich werde Krankenlager vorbereiten!" erklärte er leise und raffte sich wieder, deutete auf einige Spatzen, die unversehrt geblieben waren. "Ihr beide, durchsucht die Halle und bringt mir alle Mehl- und Strohsäcke die ihr finden könnt."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:40 pm
"Macht es einfach", raunte Lorenzo ihnen zu, als sie ihre verstörten Blicke sahen und zuckte die Schultern. Besser, Chadim fand etwas zu tun, als weiter Verletzte zu quälen und dann, wenn er gebraucht wurde, würde er sich entweder am Riemen reißen oder einen Eimer kalten Wassers über seinem Haupt spüren, damit er zur Besinnung kam. Solange ... Lorenzo seufzte und kniete sich vor den jungen Assassinen, dessen Oberschenkel aufgerissen war.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 2:50 pm
Bereits seit geraumer Zeit war Linnea unterwegs durch die verschütteten Teile der Stadt gewesen und hatte sich darauf konzentriert der Energie ihrer Lehrmeisterin zu folgen, die sie schwach immer wieder pulsieren spürte. Das Stöhnen der Verletzten hatte inzwischen aufgehört, genauso wie das Schluchzen der Überlebenden und in den südlichen Viertel war nur noch gespenstische Stille zu vernehmen, die ihr wieder und wieder eine Gänsehaut über die Arme trieb. Das hier sollte nicht so aussehen - es sollte anders sein als in Kaladir, wo eine Katastrophe bereits einmal das Heim der Bruderschaft vernichtet hatte und ein Brand die Zuflucht hier in der Hauptstadt beinahe vollständig zerstörte. Sie hatten alles wieder aufgebaut, nur um jetzt wieder vor den Trümmern ihrer eigenen Existenz zu stehen und mit einem Mal begann sie sich zu fragen, was sie wohl tun würde, wenn sie ein einfacher Bäcker oder Schmied wäre. Wem würde sie die Schuld geben?
Es würde nicht der König sein, nicht die Soldaten oder die Templer. Sie würde die Schuld den Magiern geben und damit würde die Kirche nur noch mächtiger werden - sie würde sich hilfesuchend an den Glauben wenden und erwarten, dass für die Sünde, die geschehen war, Gott seine schützende Hand nicht mehr über ihnen hielt. Deshalb hatte ein Magier all das tun können und langsam schüttelte Linnea den Kopf. War Aristeas hier eigentlich bewusst, dass er Fayes und ihr Leben in eine Hölle verwandelte? Dass sie jetzt nur noch mehr gejagt und verachtet werden würden und wenn er es wusste - wieso war es ihm einfach egal geworden?
Sie fand keine Antwort, denn jeder Gedanke darüber, dass er sie einfach vergessen hatte oder sie ihm egal geworden waren, schmerzte und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie erinnerte sich daran, dass sie als Kind abends an ihm geklebt hatte, weil sie sich vor der Dunkelheit gefürchtet hatte und dass er immer ein kleines Feuer gezaubert hatte, das lustige Geschichten aus Licht und Schatten an die Wände gezaubert hatte bis sie eingeschlafen war. Heute erkannte sie ihn nicht mehr wieder.
Eine ganze Weile erst fiel ihr Blick auf die staubige Gestalt einer blonden Zauberin und Linnea hastete los, weder nach Rechts, noch nach links blickend, nur um Faye wenig später um den Hals zu fallen und ein ersticktes "Ich weiß", von sich zu bringen. "Es tut mir so leid ..."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:12 pm
Die Berührung kam plötzlich - nur ein kleiner Schritt nach hinten hielt Faye in der Geraden und dann starrte sie unendlich lange auf das dunkle Haupt hinunter, das sich an sie presste, fühlte die Arme, die sich um sie schlangen und die Wärme, die von der schmalen Gestalt ausging. "Lin", murmelte sie und hob die Hand, um sie am Hinterkopf der anderen ruhen zu lassen, bevor sie sie sacht auf den Kopf küsste, ihr Blick schon wieder gerichtet auf die Leichen um sie her. "Es ist gut, dich am Leben zu sehen."
Aber ihre Stimme war tonlos, als sie sich von der Jüngeren löste und an ihr vorbei trat; wenn sie jetzt zuließ, dass das alles an sie heran drang, dann konnte sie ihre eigene Aufgabe nicht zu Ende bringen. Ein schneller Tod, kein weiteres Leid - weder die Bruderschaft noch ihre Stellung als Heilerin ließen ihr irgend eine andere Wahl. "Sammel die Luft um dich, es wird gleich unangenehm werden", wies sie Linnea an und hob die Arme, um eine physische Verlängerung, eine optische Brücke zu bauen. Sie brauchte so viel mehr Macht als noch in den Stunden zuvor, aber das stete Tröpfeln hatte sie müde gemacht, wenn sie es nicht jetzt in einer einzigen Woge beendete, dann wäre sie für noch mehr Leid verantwortlich, das sie hätte verhindern können.
Wo vorher noch Staubwolken durch die Straßen gezogen waren, senkten sie sich nun und krochen in sanften Wellen am Boden auf sie beide zu. Faye fühlte, tastete, suchte nach den letzten Menschen, die dort draußen waren und wenn sie welche fand, versuchte sie Verletzungen auszumachen und sie einzuschätzen und als sie sah, dass keine Hilfe mehr möglich war, entzog sie diesem Mensch die Luft. Tötete sie so barmherzig wie möglich, damit sie nicht noch weitere Stunden dort draußen lagen, eingequetscht unter Balken mit zertrümmerten Gliedmaßen, kalt und fast erfroren, während andere über sie hinwegstiegen. Ihre Magie pulsierte ein letztes Mal durch die Stadt, fegte wie eine Explosion von ihr ausgehend hinaus bis über die Grenzen der Stadtmauern und verschwand dann irgendwo in den Wäldern und mit ihr alles in der gnädigen Dunkelheit eines Geistes, der zu viel gesehen hatte. Jede Unze ihrer Magie wich aus ihr bei dem Impuls, den sie sandte und ließ sie leer und schwankend zurück.
Neuntausend Menschen in der Unterstadt, die gestorben waren und der Apfel fiel wirklich nicht weit vom Stamm, wenn man bedachte, dass Aristeas nur marginal mehr getötet hatte und sie die restlichen mehr als viertausend in einen frühen Tod geschickt hatte, der sie binnen Stunden ohnehin ereilt hätte. "Viertausenddreihundertneunundsiebzig Menschen", flüsterte sie in die Düsternis, die sie längst umfangen hatte und nach ihrem Herzen griff. Ein leises Rascheln ihrer Kleidung begleitete sie zu Boden, die Hände eisig, als sie den Boden berührten. Der Staub war fein, viel feiner als Sand und fast weich wie ein Bett.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:19 pm
Linnea war mit einem einzigen Satz bei der Älteren und hatte die Arme um die andere geschlungen, hielt sie halb aufrecht und glitt dann gemeinsam mit ihr zu Boden, weil sie es nicht schaffte, Faye vollständig auf den Beinen zu halten. Sie war zu schwer und ihr Körper zu erschöpft von dem Rennen über den Schutt und den wilden Gedanken, die sich da gerade in ihr ausbreiteten - gemeinsam mit der leisen Offenbarung, die Faye da gerade über die Lippen gebracht hatte. So viele Menschen ... so viele waren hier gestorben.
"Es ist nicht deine Schuld", murmelte sie wie ein Mantra, während sie Faye fest in den Armen hielt, nicht gewillt die Lehrmeisterin loszulassen, die mehr im Delirium, denn in der Wirklichkeit war. "Es ist nicht deine Schuld. Das war Ari ... nur Ari. Dafür konnten wir nichts", führte sie fort und blinzelte die Tränen fort, weil sie plötzlich Angst davor hatte, dass die Ältere die Entladung nicht überstehen würde. Sie wirkte so fürchterlich schwach, wo Lin sie doch eigentlich anders kannte. "Das ist nicht deine Schuld", wiederholte sie wieder und schluckte schwer, während ihre Finger fahrig durch die wirren, blonden Locken der Älteren glitten, sich immer wieder in den kleinen Knötchen verfingen, während der Schnee zwischen Asche und Staub auf sie beide herab rieselte.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:23 pm
Irgendetwas hatte sie falsch gemacht, irgendwo auf dem Weg hatte sie Ari verloren und egal, was Linnea sagt, es fühlte sich wie ihre Schuld an.
"... gehen", murmelte sie und schloss die Augen für ein paar Sekunden, ehe sie tief Luft holte. "Wir müssen ... fort." Sie konnte nicht inmitten dieses Friedhofes bleiben und sie konnte sich nicht ausruhen, erst musste sie Linnea in Sicherheit wissen und das war bestimmt nicht zwischen einsturzgefährdeten Häusern, freistehenden Mauern und Gebälk der Fall.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:26 pm
"Fünf Minuten", murmelte Linnea leise, weil sie sich nicht so fühlte, als würden sie ihre eigenen Beine jetzt tragen und weil sie Fayes bleicher Gesichtsfarbe ebenso wenig vertraute. Sie würden beide nicht weit kommen. "Dann stehen wir auf", fügte sie hinzu, weil sie die Stille um sie herum wahnsinnig machte. Hier war nichts mehr außer ihrer Stimme - kein einziger Mensch, um sie herum, keine streunenden Hunde und nicht einmal mehr Ratten - da war nur das stetige Rieseln von Staub. Asche, die vom Himmel regnete und dunkle Schlieren auf Fayes und ihre Wangen malte, wann immer eine von ihnen versuchte sich übers Gesicht zu wischen - entweder, um die Tränen fortzuwischen oder um des reinen Tuns.
"Nur noch fünf Minuten, Faye", wiederholte sie wieder und schluckte. "Dann gehen wir zurück zu den anderen."
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:29 pm
"Es ist na-nach Einbruch der Dunkelheit", erwiderte Faye, eigentlich viel zu erschöpft, um zu protestieren, aber sie tat es trotzdem, weil ein Versprechen sie drängte. "Emerson ... wartet." Langsam tastete sie umher, fand einen Steinhaufen, auf den sie sich hoch zog, dann weiter auf die Füße, bis sie taumelnd zum Stehen kam. Ihr Kopf schien bersten zu wollen und die Welt wankte vor ihren Augen, rutschte nach links und nach rechts und drehte sich dann um sich selbst.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:31 pm
"Ich weiß", murmelte sie nur und schob Fayes Arm um ihre eigenen Schultern, um es der anderen zu erleichtern Schritt um Schritt nach vorn zu setzen. Sie mussten wieder zurück, die anderen würden warten und wenn sie ehrlich war, dann freute Linn sich wieder darauf andere Stimmen zu hören - Menschen, die am Leben waren und nicht mehr die toten Augen derer, die sie während des Rückweges immer wieder kreuzten. So viele Unschuldige ... so viele Menschen, die weder etwas für den Krieg, noch für die Herrscher konnten, denen Aristeas scheinbar den Krieg erklärt hatte.
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Kapitel 1                                      - Seite 3 Empty Re: Kapitel 1

So Nov 17, 2019 3:35 pm
"Ihr solltet euch wirklich beeilen," kam eine leise Stimme von der Seite, während Cassian sich aus der Dunkelheit schälte. Der Edelstein um seinen Hals glänzte und glitzerte, schien einen winzigen Strahl in Richtung der beiden Frauen abzusenden, diese abzutasten. "Die magische Entladung hat man in der ganzen Stadt spüren können..." der Strahl des Edelsteins sirrte nach links, irgendwo hinein in die Finsternis. "De Vere ist auf dem Weg hierher. Sie haben Thaurhil bei sich..." der Magier schüttelte den Kopf und deutete in die Ferne, dorthin wo die beiden Magierinnen mussten. "Schafft ihr es alleine oder benötigt ihr meine Hilfe?"
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