- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:01 pm
"Alles ist erlaubt," erwiderte Septim nur leise und erwiderte ihren Blick. "Ich werde mit den Konsequenzen meines Handelns leben. Ich kann es nicht mehr ungeschehen machen - das ist alles was ich sage. Ob ich besser gehandelt haben könnte spielt keine Rolle. Die Bruderschaft existiert noch. Du lebst noch - wenn dafür Emersons Achtung vor mir der Preis ist. Dann soll es so sein".
Septim verschränkte die Arme vor der Brust um das zittern seiner Hand vor Faye zu verbergen. Er wollte nicht, dass sie in ihm auch nur einen Moment der Schwäche erkannte.
"Ich war immer dagegen, dass du und er Freunde seid. Ich habe jahrelang versucht ihn zu einem Assassinen zu machen wie auch ich einer wurde. Und das ist mir besser gelungen als ich gehofft hatte - und alles hat uns zu diesem Punkt geführt. Du bist hier und ich habe es nun akzeptiert. Ich habe dich nicht getötet. Mag sein, dass Emerson mir nie wieder Vertraut aber ich vertraue ihm. Ich vertraue darauf, dass er was dich betrifft die richtige Entscheidung getroffen hat."
Septim verschränkte die Arme vor der Brust um das zittern seiner Hand vor Faye zu verbergen. Er wollte nicht, dass sie in ihm auch nur einen Moment der Schwäche erkannte.
"Ich war immer dagegen, dass du und er Freunde seid. Ich habe jahrelang versucht ihn zu einem Assassinen zu machen wie auch ich einer wurde. Und das ist mir besser gelungen als ich gehofft hatte - und alles hat uns zu diesem Punkt geführt. Du bist hier und ich habe es nun akzeptiert. Ich habe dich nicht getötet. Mag sein, dass Emerson mir nie wieder Vertraut aber ich vertraue ihm. Ich vertraue darauf, dass er was dich betrifft die richtige Entscheidung getroffen hat."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:05 pm
"Du kennst mich nun so viele Jahre, Septim. Vielleicht solltest du auch darauf vertrauen, dass ich Dinge richtig machen kann, auch, wenn die jüngsten Ereignisse eine klare Sprache gegen mich sprechen. Du weißt, dass mir Emerson viel bedeutet - mehr, als jeder andere und mehr, als er laut allen anderen, dir eingeschlossen, sollte und daran wird sich nichts ändern. Vielleicht solltest du auch mir vertrauen. Das wäre der direkte Weg, das hier am Laufen zu halten." Da. Sie hatte es ausgesprochen. Da lag ein Blitzen in Fayes Blick, als sie sich zu Septim umwandte. "Gib ihm Luft zum Atmen, sonst stirbt deine Bruderschaft und der letzte Funken Menschlichkeit hier mit dir aus oder all das fällt an Alisander."
- Cat
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:06 pm
Ihm war danach laut aufzulachen, als Ari seine Worte beendet hatte, schallend, höhnisch, weil der Junge gar nicht wusste, wie unsagbar falsch er mit jeder einzelnen seiner Aussagen lag, aber nichts von alledem bahnte sich seinen Weg über seine Lippen. Die Bruderschaft bewahrte sich ihre Geheimnisse und er würde sie hier nicht aus lauter Gram vor einem Jungen ausbreiten, der elf Jahre jünger als er selbst war und trotzdem riefen Aristeas Aussagen die eigene Vergangenheit wieder hoch.
Die täglichen Dehnübungen als er gerade einmal drei Jahre alt gewesen war. Das Weinen, weil es so sehr weh getan hatte und dass es trotzdem niemanden interessiert hatte. Das Klettern und das Fallen, die gebrochenen Knochen und die Vorwürfe, dass er hätte aufmerksamer sein müssen. Die Schläge über jeden zu lauten Protest. Er war zehn gewesen, als er zum ersten Mal gemordet hatte - einen Todkranken im Haus der Heilung. Den ersten Auftrag hatte er mit zwölf ausgeführt. Die Freundschaft zu Faye, die Septim versucht hatte mit aller Macht zu unterbinden, bevor die trotzige Magierin vor ihm gestanden hatte und ihm erklärt hatte, wo Septim sie denn mal könne.
Die Erinnerungen taten weh und nüchtern betrachtet gab es nur wenige gute Momente, wie solche, die Ari beschrieben hatte. Momente, zu denen er hätte zurückblicken können und die aus mehr bestanden als aus dem Kredo und der Bruderschaft. Die Wenigen, die er hatte, hingen mit seiner Mutter zusammen und der Wärme, die sie gespendet hatte, wann immer Septim zu streng gewesen war. Fünf Jahre war es her, dass sie tot war.
Niemand fragte innerhalb der Bruderschaft nach, es gab niemanden, zu dem man gehen konnte und dessen Rat aus mehr bestand als aus Vorwürfen und Hinweisen, was hätte besser laufen können. Diese kurze Momente von Umarmungen und Vertrauen, aus dem Gefühl jemandem wichtig zu sein. Leben ist leer. Das Leben der Mitglieder der Bruderschaft war bedeutungslos, wenn sie starben, dann war es für einen Auftrag. Beziehungen, Freundschaften - all das, was die Menschen ausmachte, dafür war niemals Platz gewesen.
Die täglichen Dehnübungen als er gerade einmal drei Jahre alt gewesen war. Das Weinen, weil es so sehr weh getan hatte und dass es trotzdem niemanden interessiert hatte. Das Klettern und das Fallen, die gebrochenen Knochen und die Vorwürfe, dass er hätte aufmerksamer sein müssen. Die Schläge über jeden zu lauten Protest. Er war zehn gewesen, als er zum ersten Mal gemordet hatte - einen Todkranken im Haus der Heilung. Den ersten Auftrag hatte er mit zwölf ausgeführt. Die Freundschaft zu Faye, die Septim versucht hatte mit aller Macht zu unterbinden, bevor die trotzige Magierin vor ihm gestanden hatte und ihm erklärt hatte, wo Septim sie denn mal könne.
Die Erinnerungen taten weh und nüchtern betrachtet gab es nur wenige gute Momente, wie solche, die Ari beschrieben hatte. Momente, zu denen er hätte zurückblicken können und die aus mehr bestanden als aus dem Kredo und der Bruderschaft. Die Wenigen, die er hatte, hingen mit seiner Mutter zusammen und der Wärme, die sie gespendet hatte, wann immer Septim zu streng gewesen war. Fünf Jahre war es her, dass sie tot war.
Niemand fragte innerhalb der Bruderschaft nach, es gab niemanden, zu dem man gehen konnte und dessen Rat aus mehr bestand als aus Vorwürfen und Hinweisen, was hätte besser laufen können. Diese kurze Momente von Umarmungen und Vertrauen, aus dem Gefühl jemandem wichtig zu sein. Leben ist leer. Das Leben der Mitglieder der Bruderschaft war bedeutungslos, wenn sie starben, dann war es für einen Auftrag. Beziehungen, Freundschaften - all das, was die Menschen ausmachte, dafür war niemals Platz gewesen.
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:11 pm
Septim musterte Faye eine Zeit lang, wie er es sooft getan hatte und nickte dann. "Ich vertraue dir," erklärte er schließlich. "Manchmal wünschte ich mir, ich hätte Emerson mehr geben können als dieses Leben," er hatte es ausgesprochen. Es war fünf Jahre her, seitdem er dieses Thema überhaupt angeschnitten hatte. "Aber ich kenne nichts anderes und ich habe ihm nichts anderes geben können."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:15 pm
"Du kanntest etwas anderes", widersprach Faye. "Du hättest es nur in dir suchen müssen. Du hattest mit Saleema eine wunderbare Frau an deiner Seite, der du doch ebenfalls gerecht geworden bist. Was war bei deinem Ziehsohn so anders? Warum musste er zurückstecken? Würde es die Bruderschaft ruinieren, wenn ihr ab und an Dinge aufarbeitet, anstatt sie nur runter zu schlucken?" Sie übertrat hier einige Grenzen und sie tat es mit voller Absicht, als sie näher zu Septim kam. Sie fand, es war ihr gutes Recht, nachdem er sie offiziell getötet hatte. Geister verfolgten einen eben.
"Warum verwehrst du ihm das, was du selbst hattest?"
"Warum verwehrst du ihm das, was du selbst hattest?"
- Stimmi
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:16 pm
„Em ich bitte dich, lass uns beide zurück und versuchen die Dinge zu klären. Ich weiß deine gesamte Bruderschaft und auch die selbst reden ungern und wenig miteinander, vor allem nicht darüber wie ihr euch fühlt. Aber so einfach ist die Welt leider nicht“, er raufte sich verzweifelt die Haare, die ohnehin schon wirr abstanden. „Ich achte euer Kredo, eure Stigmen und Gesetze und vieles davon verstehe ich auch angesichts dessen was ihr tut aber niemand verbietet dir, mit deinem Vater zu sprechen und ihm offen und ehrlich zu sagen, dass er dich verletzt hat. Das was er mit Sicherheit schon, aber gib euch beiden die Chance dieses Problem zusammen zu lösen. Wie Vater und Sohn – das ist eines der wenigen Dinge die man euch nicht nehmen kann. Alles ist doch erlaubt, oder? Dann überwinde deine Scheu davor und versuche nicht antworten in dir selbst zu finden. Bitte Em.“
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:22 pm
"Weil es schmerzt!" erwiderte Septim in einem für ihn untypischem, gereizten Tonfall. "Liebe erfüllt dein Leben - wird einer der wichtigsten Teile deiner selbst und wenn dann der Mensch den du liebst stirbt, dann reißt es eine Lücke in dein Leben das sich nur mit Bitterkeit und Schmerz füllt!"
Er schüttelte den Kopf - "Alle Menschen sterben. Das ist die unumstößliche Wahrheit. Die einzige Wahrheit die es gibt - und sie ist uns Assassinen immer bewusst. Dennoch habe ich sie ignoriert. Habe sie vergessen wollen. Doch du kannst nichts dagegen tun wenn der Tod kommt - es wird dir einfach genommen! Ich wollte ihm diesen Schmerz ersparen!"
Septim atmete schwer ein und aus, ignorierte Chadim dem das alles sichtlich unangenehm war und der, von der SItuation überfordert, eilig und mit höchster Sorgfalt Verbände aufwickelte.
"Emerson wurde als Kind auf unsere Schwelle gelegt und meine Frau wollte ihn adoptieren. Wir taten es - und ich bildete ihn zum Assassinen aus. Weil es das ist was ich bin. Es war alles was ich an ihn weitergeben konnte - und er war schon immer anders als die anderen. Ich wusste, dass sie ihn niemals als einen von ihnen akzeptieren würden, weil er der Sohn ihres Oberhauptes war. Also musste ich ihn härter fordern als alle anderen. Strenger zu ihm sein als zu allen anderen. Es gibt einen Grund, weshalb es uns normalerweise verboten ist eine Familie zu haben. Und dennoch hatten Saleema und ich eine Familie und ich habe sie geliebt und ich liebe Emerson - aber das macht ihn zu einer Zielscheibe und das konnte ich nicht zulassen."
Er schüttelte den Kopf - "Alle Menschen sterben. Das ist die unumstößliche Wahrheit. Die einzige Wahrheit die es gibt - und sie ist uns Assassinen immer bewusst. Dennoch habe ich sie ignoriert. Habe sie vergessen wollen. Doch du kannst nichts dagegen tun wenn der Tod kommt - es wird dir einfach genommen! Ich wollte ihm diesen Schmerz ersparen!"
Septim atmete schwer ein und aus, ignorierte Chadim dem das alles sichtlich unangenehm war und der, von der SItuation überfordert, eilig und mit höchster Sorgfalt Verbände aufwickelte.
"Emerson wurde als Kind auf unsere Schwelle gelegt und meine Frau wollte ihn adoptieren. Wir taten es - und ich bildete ihn zum Assassinen aus. Weil es das ist was ich bin. Es war alles was ich an ihn weitergeben konnte - und er war schon immer anders als die anderen. Ich wusste, dass sie ihn niemals als einen von ihnen akzeptieren würden, weil er der Sohn ihres Oberhauptes war. Also musste ich ihn härter fordern als alle anderen. Strenger zu ihm sein als zu allen anderen. Es gibt einen Grund, weshalb es uns normalerweise verboten ist eine Familie zu haben. Und dennoch hatten Saleema und ich eine Familie und ich habe sie geliebt und ich liebe Emerson - aber das macht ihn zu einer Zielscheibe und das konnte ich nicht zulassen."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:30 pm
"Du suchst Ausflüchte, Septim", erwiderte Faye beinahe sanft und lehnte sich gegen die Wand, weil der Raum ungleichmäßige Kreise zu drehen begann. "Ich weiß nicht, ob ihr es noch in Ordnung bringen könnt, aber Emerson wird nicht anfangen. Bei Gott, ich weiß nicht einmal, ob er mit mir darüber redet oder sich nun auch noch vor mir verkriecht. Natürlich tut es weh, ein Mensch zu sein, zu akzeptieren, dass man Gefühle hat und zu lieben - es ist furchtbar, es ist wunderbar - aber eine willenlose Marionette zu sein ist ... als würde man nur ein halbes Leben leben. Wo ist der Sinn darin, schlussendlich für einen Auftrag zu sterben, wenn man nicht vorher gelebt hat? Du hast gesagt, wir geben dem Leben einen Sinn, mit dem was wir tun und glaube mir, wenn ich dir sage, Freundschaften, Liebe und Familie sind die größten Dinge, die du in ein Leben packen kannst. Du liegst nicht auf dem Sterbebett, Septim und ich wünsche dir, dass du rechtzeitig erkennst, dass es nicht die Morde sind, die du zählen wirst, wenn es so weit ist. Nicht deine Erfolge als Assasine werden es sein, die du dann vor Augen haben wirst. Es werden all die Momente sein, die du durch deine Sturheit und angebliche Prinzipientreue verpasst. All die Momente mit den Menschen, die dich mögen und respektieren - und frage mich nicht, wie das passiert ist, aber ich zähle mich dazu - jede verpasste Chance auf ein freundliches Wort. Lass das nicht deinen Nachlass werden."
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:33 pm
"Ich bin ein Assassine," erklärte Septim ihr und schüttelte den Kopf. "Mein Leben ist wertlos - ich diene nur der Gesellschaft. Ich bin eine Marionette der Geschichte. Das ist es, was wir beigebracht bekommen - denn ein Mensch mit einem Leben. Mit Gefühlen und Freunden wird wenn es soweit ist nicht den entscheidenden Schritt tun können. Früher einmal bedeutete jeder Mord ein Opfer des Hashashin selbst. Ein Messer auf offener Straße und er stach sooft auf sein Opfer ein, bis er davon geschleift wurde. Als ich zum Orden kam sah ich Männer von einer Mauer in den Tod springen, nur weil es unser damaliger Meister befahl. Wir sind keine Männer - wir sind Messer."
- Cat
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:34 pm
Es gab nichts zu besprechen. Septim war der Großmeister des Ordens, der Bruderschaftsführer und als solcher hatte er gehandelt. Es würde ihn nicht interessieren, ob und was er damit zeitgleich ausgelöst hatte und der Vorschlag dieses Gespräch zu führen, würde in Nichts enden. Nichts außer eben jener Worte, derer sich Emerson ohnehin schon bewusst war. Für Ari war die Welt einfach, das Leben hier einfach, weil er wusste, dass er Faye hatte - dass er zu ihr kommen konnte, Schwäche zeigen konnte, wann immer er das Gefühl hatte, er käme nicht weiter und er gönnte es dem Jüngeren von ganzem Herzen, weil er wusste, wie hart es war, stark sein zu müssen.
Septim hatte ihm in der vergangenen Nacht den einzigen Menschen genommen, an dem er selbst hing und der ihm mehr bedeutete als das alles, was hier vor ihm lag. Das ständige Kämpfen darum, jemanden zu haben, der nicht Teil der Bruderschaft war, hatte ihn mürbe werden lassen, das ständige Kämpfen dafür etwas zu haben, das aus mehr bestand als aus einem Kredo und zu dem Lachen und Wärme dazu gehörte, wie die Luft zum Atmen. Septim hatte alledem ein Ende gesetzt, denn selbst, wenn er sie nicht ermordet hatte, hatte er gezeigt, was er tun würde, wenn es so weiterging.
"Geh wieder zurück, Ari", wiederholte er, ohne auf die Worte des Jüngeren einzugehen. Septim würde ihn dafür auslachen und ihn zurück an die Übungen schicken, wenn er sich vor ihn stellte und ihm die Wahrheit sagte. "Ich gehe zurück. Später." Wann später sein würde, konnte er nicht sagen - vielleicht in Stunden, vielleicht in Tagen. Dann, wenn er sich gefangen hatte.
Noch einmal ließ Emerson seinen Blick schweifen und fixierte den Boden unterhalb des Glockenturms, den Heuhaufen, der dort unten lag und der der sichere Punkt war, an dem er landen musste. Er breitete die Arme aus, dann drückte er sich ab.
Der Umhang und die langen Schöße der Gewänder flatterten im freien Fall hinter ihm her, wie die Schwingen eines Adlers. Der Gegenwind streifte durch seine Finger, wie das Adrenalin durch das Blut und schlug wie eisiges Wasser über ihm zusammen. Das hier war das Einzige, was ihm gehörte - diese paar Sekunden fühlten sich an wie fliegen ... wie frei sein. Ohne jemanden, der immer wieder auf ihn einredete, ihn davon überzeugen wollte zurück zu kehren, um Dinge zu klären, für die es keine Erklärung gab, weil sie einfach dazu gehörten.
Septim hatte ihm in der vergangenen Nacht den einzigen Menschen genommen, an dem er selbst hing und der ihm mehr bedeutete als das alles, was hier vor ihm lag. Das ständige Kämpfen darum, jemanden zu haben, der nicht Teil der Bruderschaft war, hatte ihn mürbe werden lassen, das ständige Kämpfen dafür etwas zu haben, das aus mehr bestand als aus einem Kredo und zu dem Lachen und Wärme dazu gehörte, wie die Luft zum Atmen. Septim hatte alledem ein Ende gesetzt, denn selbst, wenn er sie nicht ermordet hatte, hatte er gezeigt, was er tun würde, wenn es so weiterging.
"Geh wieder zurück, Ari", wiederholte er, ohne auf die Worte des Jüngeren einzugehen. Septim würde ihn dafür auslachen und ihn zurück an die Übungen schicken, wenn er sich vor ihn stellte und ihm die Wahrheit sagte. "Ich gehe zurück. Später." Wann später sein würde, konnte er nicht sagen - vielleicht in Stunden, vielleicht in Tagen. Dann, wenn er sich gefangen hatte.
Noch einmal ließ Emerson seinen Blick schweifen und fixierte den Boden unterhalb des Glockenturms, den Heuhaufen, der dort unten lag und der der sichere Punkt war, an dem er landen musste. Er breitete die Arme aus, dann drückte er sich ab.
Der Umhang und die langen Schöße der Gewänder flatterten im freien Fall hinter ihm her, wie die Schwingen eines Adlers. Der Gegenwind streifte durch seine Finger, wie das Adrenalin durch das Blut und schlug wie eisiges Wasser über ihm zusammen. Das hier war das Einzige, was ihm gehörte - diese paar Sekunden fühlten sich an wie fliegen ... wie frei sein. Ohne jemanden, der immer wieder auf ihn einredete, ihn davon überzeugen wollte zurück zu kehren, um Dinge zu klären, für die es keine Erklärung gab, weil sie einfach dazu gehörten.
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:34 pm
"Du bist ein Vater. Du hast dich in dem MOment zu einem gemacht, als du Emerson in deine Familie aufgenommen hast. Erzähl mir keinen Scheiß, dafür schmerzt mir der Kopf zu sehr und hör endlich auf dich anzulügen."
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:37 pm
Septim betrachtete Faye, schüttelte dann den Kopf. "Dann habe ich sowohl als Assassine als auch als Vater keine gute Arbeit gemacht. Aber wie bereits gesagt: Es gibt kein Hätte, wäre, könnte" mit diesen Worten wandte er sich um. "Ruh dich aus Faye - nimm etwas gegen die Kopfschmerzen und schlafe."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:40 pm
"Septim!", hielt sie ihn auf und sah ihm hinterher, wütend auf den Verlauf dieser Diskussion. "Es gibt immer noch etwas anderes ... ein 'Ich werde'. Und es klingt mir so, als wäre es höchste Zeit für deinen eigenen Seelenfrieden, mit dem 'Ich werde' anzufangen. Sei kein alter Griesgram, dafür ist dir Emerson zu wichtig, das weiß ich und wenn du es von keinem hören willst, dann von mir: Tu es um seinetwillen. Gib ihm wenigstens deine Ehrlichkeit, er ist kein kleiner Junge mehr. Rede mit ihm und mach den Anfang. Er hat zu viel Respekt vor dir, um es zu beginnen."
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:43 pm
"Wenn er bei dir auftaucht," meinte Septim leise und wandte sich noch einmal halb um, "dann schick ihn zu mir."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:49 pm
Erst als Septims Schritte draußen verklungen waren, ließ Faye sich langsam zu Boden sinken, den Kopf zurück an die Wand gelehnt, während ein trockenes Lachen über ihre Lippen kam. "Weißt du, was das Schlimme ist, Chadim? Ich weiß nicht einmal, wann und ob er hier vorbeikommt."
- Stimmi
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:52 pm
„Das ist doch nicht dein Ernst“, fluchte er und sah dem anderen nach, wie er zielgerichtet in dem Heuhaufen landete. Bereits jetzt versuchte er der Aura des Anderen zu folgen, doch würde er sich beeilen müssen, denn sobald die Stadt erwachte, wie Ari ihn kaum noch ausmachen können. Die Treppen herunterzulaufen war zwar einfach als hinauf, doch nichts desto trotz war die Atmung des Zauberwebers schwer und schnaufend, als er unten ankam und dem Glöckner einfach den Rest des, eigentlich für Em geplanten Fladenbrots in die Hand drückte. Er folgte ihm durch die Docks, konnte noch ausmachen dass er dann an der Mauer scheinbar eine Kurve gemacht hatte, doch dann verlor er die Spur irgendwann, denn spätestens als die Glocken der Stadt läuteten, füllten sich die Straßen binnen weniger Minuten. „Verdammt.“
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:52 pm
"Er wird hier vorbei kommen," antwortete Chadim nonchalant und wickelte den Verband zum dritten Mal auf. Es war der einzige im ganzen Zimmer, weswegen er ihn immer wieder aufgerollt hatte um etwas zu tun zu haben und nicht in das Gespräch verwickelt zu werden. "Da bin ich mir ziemlich sicher," fügte er hinzu und dachte dabei an die kleine Glasmurmel im Griff der Dolche. "Wenn auch eher später als früher..."
- Mia
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:56 pm
"Ich bin ihm ganz schön auf die Füße getreten die letzten Wochen", erwiderte Faye leise und sah auf ihre Knie hinab, bevor sie sich seufzend in die Höhe stemmte und dann zum Bett zurück eierte. Vielleicht konnte man ihre nächsten Worte auch der Kopfverletzung zuschreiben, hoffte sie. Ihre Zunge schien etwas lockerer zu sitzen als sonst. "Um ehrlich zu sein, wünschte ich einfach nur, er wäre jetzt hier ..."
- Yannic
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:58 pm
"Ich kann ja aufs Dach hinauf gehen und laut seinen Namen schreien, wenn du glaubst das es hilft..." erklärte Chadim leise und legte den aufgerollten Verband bei Seite. Er bereute diese Geste sofort, da ihm augenblicklich das Gefühl fehlte etwas zu tun zu haben und seine Finger nervös wurden.
"Gestern Nacht ist viel passiert und wenn ich eines weiß, dann dass diese ganze Bruderschaft furchtbar darin ist Probleme anzusprechen. Sie schlucken alles unter und funktionieren - aber wenn du meine Meinung hören willst: Sie haben hier mehr Geheimnisse beerdigt als Menschen."
"Gestern Nacht ist viel passiert und wenn ich eines weiß, dann dass diese ganze Bruderschaft furchtbar darin ist Probleme anzusprechen. Sie schlucken alles unter und funktionieren - aber wenn du meine Meinung hören willst: Sie haben hier mehr Geheimnisse beerdigt als Menschen."
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Re: Kapitel 4
So Jun 18, 2017 11:59 pm
"Wie hältst du das aus?", hakte Faye nach. "Und was genau meinst du ...?"
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Re: Kapitel 4
Mo Jun 19, 2017 12:01 am
"Süßer Wein und hübsche Männer," lautete Chadims Antwort, ehe ihn Fayes zweite Frage traf. "Faye - du weißt ganz genau, dass diese Männer ihre Geheimnisse haben und ich sie dir nicht erzählen darf, selbst wenn ich sie wüsste. Aber was ich dir sagen kann ist, dass hier mehr als eine Freundschaft zu Ende gegangen ist. Unerfüllte Liebe, all das Zeug eben - die wenigsten von ihnen sind bar jeder Gefühle, auch wenn es jeder versucht zu sein."
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Re: Kapitel 4
Mo Jun 19, 2017 12:03 am
Seufzend ließ Faye sich in die Kissen sinken und vergrub sich halb darin, die Füße unter die Decke schiebend. "Das hätte ich auch selbst sagen können ..." Sie würde keine klare Antwort bekommen und konnte nun nur noch Hoffnung in Ari setzen, ob er Emerson fand und ihm sagen konnte, was sie ihm aufgetragen hatte. Mehr blieb ihr gerade nicht.
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Re: Kapitel 4
Mo Jun 19, 2017 11:55 am
Also Ari wieder zurückkam, war ihm seine Enttäuschung deutlich anzusehen. Er hatte noch eine ganze Weile lang die Mauern der Stadt abgesucht. Dort, wo er Emersons Spur verloren hatte, letztlich jedoch waren es zu viel Auren gewesen und durch die Vielfältigkeit der Menschen mochte er nicht mehr ausmachen, wo genau sich Emerson befand. Als er durch einen der versteckten Seiteneingänge kam, welcher durch eine Hecke, zuvor durch eine Seitengasse und danach noch durch ein, im Durchmesser gut ein Meter großes Rohr verlief. Als er den Schiebemechanismus am Gatter in der Reihenfolge betätigte, die er zuvor mindestens eine Woche immer wieder im Kopf wiederholt hatte, klopfte sich Ari den Dreck von der Kleidung und sah an sich herunter. Wann hatte er das letzte Mal die Kleidung gewechselt? Er vermochte es nicht mehr zu sagen, was vermutlich kein gutes Zeichen war. Die dunkle Hose, welche, ebenso wie das beigefarbene Hemd aus einem groben Stoff bestand, hatte inzwischen derart viele Löcher und dreckige Stellen, das man sie vermutlich einfach wegwerfen konnte. Viel zu retten wäre daran vermutlich nicht. Ähnlich sah es auch mit seinen Schuhen aus. Die Sohle löste sich bereits vom Rest, sodass sie bei jedem Schritt zurück an seinen Schuh schnalzte. „Faye?“ Es vergingen gut fünf Minuten, bis er vom Hof zu ihrem Zimmer gelangt war, wo er nun eifrig klopfte. „Faye?“
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Re: Kapitel 4
Mo Jun 19, 2017 12:04 pm
Chadim war vor kaum zwei Stunden gegangen und Faye hatte keinen Schlaf gefunden, obwohl ihr Kopf inzwischen hämmerte, als wolle jemand darin ein Haus bauen und setzte Nagel um Nagel hinein. Aufgestanden war sie kein zweites Mal mehr, weil Übelkeit sie überfallen hatte wie eine Welle und sie hatte so wenig gegessen, alles was nach oben gedrängt war, hatte aus bitterer Galle bestanden. Sie verspürte keinen gesteigerten Drang, genau das auszuspeien, jetzt, wo der Geschmack wieder nachgelassen hatte.
"Komm rein, Ari", forderte sie den Jüngeren also nur auf und rollte sich auf die Seite, um die Tür besser im Blick zu haben. Ein paar Stunden Schlaf, etwas zu Essen, und Emerson wieder in Sicherheit, mehr wollte sie nicht und die Reihenfolge war durchaus zu vernachlässigen. Ihr wurde bewusst, wie schäbig ihr Schüler herum lief und seufzte leise. Sie hatte von Chadim weitere fünf Kupfer erhalten, Ari kam bisher ohne Einkommen aus. Sie würde ihr Geld teilen, schließlich hatte sie die Verantwortung für ihn übernommen und wenn sie sich richtig erinnerte, erhielten Novizen außerhalb des Zirkels ein kleines Taschengeld. Verdient hatte er es sich.
"Wie geht's dir?", fragte sie und machte sich Sorgen, weil er so bleich wirkte.
"Komm rein, Ari", forderte sie den Jüngeren also nur auf und rollte sich auf die Seite, um die Tür besser im Blick zu haben. Ein paar Stunden Schlaf, etwas zu Essen, und Emerson wieder in Sicherheit, mehr wollte sie nicht und die Reihenfolge war durchaus zu vernachlässigen. Ihr wurde bewusst, wie schäbig ihr Schüler herum lief und seufzte leise. Sie hatte von Chadim weitere fünf Kupfer erhalten, Ari kam bisher ohne Einkommen aus. Sie würde ihr Geld teilen, schließlich hatte sie die Verantwortung für ihn übernommen und wenn sie sich richtig erinnerte, erhielten Novizen außerhalb des Zirkels ein kleines Taschengeld. Verdient hatte er es sich.
"Wie geht's dir?", fragte sie und machte sich Sorgen, weil er so bleich wirkte.
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Re: Kapitel 4
Mo Jun 19, 2017 12:11 pm
„Ich hab leider schlechte Neuigkeiten“, meinte Ari und schloss die Tür hinter sich, zog dann einen einfach gebauten Stuhl vor das Bett und setzte sich auf diesen. „Aber als erstes was beruhigendes – Emerson geht es soweit gut. Ich hab ihn oben auf dem Glockenturm, nahe des Hafens gefunden.“ Als er Fayes entsetzte Miene sah, hob der junge Zauberweber beschwichtigend die Hand. „Keine Sorge ich bin da nicht selbst hochgeklettert. Ich hab einfach kurz mit dem Glöckner geredet, ihm ein bisschen zu Essen gegeben und durfte dann hoch. Was will man da oben auch für einen Schaden anstellen? Und stehlen lässt sich dort auch nicht viel. Jedenfalls hab ich versucht mit ihm zu reden. Und auch wenn er nicht viel davon hören wollte, hat er zumindest akzeptiert das du nichts von alle dem wusstest. Das war einer der wenigen, aufmerksamen Momente in diesem Gespräch. Der Rest hingegen … na ja ich hab eben versucht ihn umzustimmen. Zu zeigen was er hier hat. Letztlich ist er aber von der Brüstung gesprungen. Du weißt schon, einer ihrer Glaubenssprünge. Ich hab ihn danach noch eine Weile mit seiner Aura verfolgen können, aber irgendwann wurde die Stadt wach und dadurch hab ich ihn verloren. Tut mir Leid.“
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