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Cat
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 4:50 pm
Emersons Reaktion war weit schneller als dass der Junge überhaupt ausgesprochen hatte und mit einer kurzen Armbewegung befand sich der Junge mit dem Rücken auf dem matschigen Waldboden, den Blick hinauf in den klaren Sternenhimmel gerichtet. Eine der Klingen ruhten an Walerians Hals, die Spitze drückte gegen die weiche Haut bis ein kleines blutiges Rinnsal ihm über den Hals lief, Ellis Dolch ignorierend, der im Boden vor Walerian steckte.
"Überleg dir gut, was du zu uns sagst, Walerian", warnte er ihn lediglich lächelnd und schüttelte dann den Kopf. "Überlege dir gut, wen du von uns dumm nennst und ich überlege mir, ob ich dich nicht an allen vieren gefesselt über den Rücken eines Esels werfe und zurück in die Hauptstadt schicke. Dein Vater wird ohnehin das Schlechteste von uns denken - dummerweise ist er nur nicht hier, damit seine Leute dich beschützen. Das hier ist nicht der Hof und falls du die Wahrheit wissen willst - du bist wegen Ari hier."
Yannic
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 4:56 pm
Der abrupte Aufschlag auf dem matschigen Waldboden hatte weh getan und ihm die Luft aus den Lungen gepresst - der plötzliche Schmerz an seinem Hals hatte sein übriges getan. Walerian war ein Bücherwurm - ein kluger Kopf, der seinen Verstand statt seiner Klingen einsetzte. Er war die Intrigen am Hof gewöhnt - kein Kaliber wie die beiden Assassinen und Todesangst umgriff sein Herz.
Er schluckte stark und spürte, wie bei dieser Bewegung die Klinge seinen Hals anritzte. Er blinzelte in die sternenklare Nacht, blinzelte und blinzelte wieder in dem Versuch die Tränen zu vertreiben, die aufgrund von Angst und Schmerz in ihm aufkeimten. Er war der kleine Greif. Er war der Prinz und Prinzen weinten nicht.
"Ich wollte euch doch nur helfen...." flüsterte er leise. "Mehr von der Welt sehen als das was ich aus... Büchern kenne - ich wollte verstehen. Mir ein eigenes Bild machen... ich will euch doch nichts Böses!" seine Stimme war brüchig und er hasste sich dafür. Hasste sich dafür so schwach zu wirken. Was wohl sein Vater gesagt hätte würde er ihn so sehen?
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 5:14 pm
Emerson waren durchaus die Tränen aufgefallen, die in den Augen des Jüngeren schwammen und seine Klinge glitt wortlos wieder zurück, bevor er nach Walerians Arm griff und ihn mit einem Ruck wieder zurück auf die Füße zog. "Warum hab ich das wohl getan, Walerian?", fragte er und als Verwirrung im Gesicht des Jüngeren auftauchte, schüttelte er erneut den Kopf.
"Die wenigsten Menschen, denen wir begegnen, haben etwas für spitzfindige stolze Kommentare übrig. Entweder sie verstehen sie und mögen dich deshalb nicht oder sie verstehen sie nicht und mögen dich nicht, weil du ihnen genau das vor hältst. Je weniger du deinen Vater raushängen lässt, umso besser für dich und uns. Wir sind nicht immer bei dir, um dich zu beschützen."
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 5:20 pm
Walerian blinzelte für einen kurzen Moment, starrte den anderen an und schob die Unterlippe einen kurzen Moment nach vorne, ehe ihm erneut bewusst wurde, wie kindisch das wirken musste. "Ich... ihr müsst mich nicht beschützen. Ich meine - ich bin nicht mitgekommen um euch zur Last zu fallen. Ich will einfach nur mehr sehen als das, was ich bisher sehen durfte und euch dabei helfen den Auftrag meines Vaters zu erfüllen..." erklärte er, drehte sich jedoch ein Stück weit fort um sich mit einem Ärmel Augen und Nase abzuwischen. Er atmete tief ein und aus, ehe er sich wieder umdrehte.
"Und wie geht es jetzt weiter?"
Mia
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 5:23 pm
"Fürs Zurückschicken sind wir etwas spät dran", seufzte Eleonora und hob den Dolch auf, den sie Walerian abgenommen hatte, ehe sie ihn in den Händen wog und dann zurück gab. "Wir könnten dich wahrlich auf einen Esel binden, aber wer garantiert uns, dass du zu Hause ankommst? Einen von uns mit dir zu senden würde vielleicht bedeuten, dass dieser jemand stirbt, weil kein anderer Schuldiger da ist und wir dich gezwungen haben könnten, zu sagen, du wärest freiwillig mitgekommen."
Sie wechselte einen raschen Blick mit Emerson und brauchte kein Nicken um ihm ohne Worte zu sagen, dass sie verstand.
"Du wirst mit uns kommen. Beobachten, nicht eingreifen. Lernen, nicht sprechen und schon gleich gar niemandem, der mehr als fünf Jahre älter ist als du. Das fällt auf. Kein gut erzogener Bursche macht das, bei euch nicht und im Norden ebenfalls nicht."
Stimmi
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 5:28 pm
„Ich behalte ihn im Auge“, mischte sich nun Ari ein und machte einen Schritt nach vorn, da er bis dato nicht genau gewusst hatte wie er sich verhalten sollte. Die Erkenntnis das der andere ein Sohn des Königshauses war und das er ihn damit schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen wissentlich und willentlich angelogen hatte, schmerzte, zumal er in dem Anderen schon nach kurzer Zeit einen Freund gesehen hatte. Doch jetzt einfach gegen ihn zu wettern fühlte sich, trotz all der Wut die über die Lüge in dem jungen Zauberweber brodelte, falsch an. „Ich behalte ihn im Auge und übernehme die Verantwortung dafür, dass er keinen Mist baut und uns und unsere Aufgabe nicht in Schwierigkeiten bringt.“ Letztlich war er schließlich derjenige gewesen, der Willem dieser Gruppe vorgeschlagen hatte. Sich jetzt einfach dieser Tatsache zu entziehen, würde sich falsch und vor allem anderen feige anfühlen. „Seid ihr alle damit einverstanden?“
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So Jul 23, 2017 5:33 pm
"Ari..." flüsterte Willem, als er die Stimme seines Freundes vernahm und warf diesem einen kurzen, entschuldigenden Blick zu. Er hatte ihn angelogen und im Unklaren gelassen. Es war ihm notwendig erschienen, aber wenn er nun darüber nachdachte, dass es sowieso so schnell aufgeflogen war und was er damit womöglich zerstört hatte....
"Ich werde keinen Ärger für euch bedeuten! Das Verspreche ich! Ich halte mich an die Regeln, die ihr Aufstellt - tue das, was man mir sagt und bin auch sonst absolut vorzeigbar...." versprach Willem und lächelte schüchtern. Die Stille zog sich ein wenig länger hin, "Wollen... wir vielleicht dennoch den Eintopf machen?"
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So Jul 23, 2017 5:38 pm
"Jetzt lass ihn schon vom Haken", seufzte Eleonora, die inzwischen wirklich hungrig war und deutete zu dem Topf hinüber, der immer noch über dem Feuer hing und inzwischen einen merkwürdigen Duft verströmte. Etwas angekokelt möglicherweise. "Und als Strafe kann er nachher den Topf schrubben, damit das Essen morgen kein Kohl-Kaninchen mehr ist und ich meine das nicht im Sinne von Kohlblättern."
Sie wandte sich als erste ab und Faye nahm sich ein Beispiel daran. Willem nun zu rösten würde sie nicht weiter bringen, sondern ihnen nur den Schlaf stehlen. Sacht streifte sie Emersons Arm, als sie an ihm vorbei trat und deutete ihm an, mit zum Feuer zu kommen. Die Kälte bekam ihm genauso wenig wie ihr und je mehr er fror umso grummeliger wurde er.
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So Jul 23, 2017 5:47 pm
Ari half dem anderen mit einer knappen Geste auf die Füße, erstaunt darüber, wie leicht der Andere war. Gleichzeitig rechnete der junge Zauberweber jedoch nicht mit ein, dass die letzten, entbehrungsreichen Monate auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen waren und er inzwischen eine gewisse Kraft besaß. Gewiss keine die sich mit der von Emerson, Eleonora oder gar Aias messen ließ, doch spürte er, dass er mehr tragen konnte als vorher. Ausdauernder laufen konnte und das ihm die wenigsten alltäglichen Aufgaben wie das Feuerholz holen, es klein hacken und dergleichen noch nennenswerte Herausforderungen boten. Natürlich sollte dies nicht darlegen das der junge Zauberweber sich inzwischen vollkommen überschätzte oder seine eigene Stärke im Kampf sah. Er fühlte sich lediglich gesünder, aktiver und kräftiger. So, wie sich ein junger Mann eben im Idealfall fühlen sollte. „Ich werde dich nicht fragen warum du das gemacht hast“, meinte er leise zu dem Gleichaltrigen, als dieser wieder auf den Beinen war. „Ich kann mir denken warum. Aber bitte, tu mir einen Gefallen“, er stützte sich auf seinen, noch damals in Kaladir geschnitzten Stab, den er in dem Feldlager vom König mit einer Eisenstange versetzt hatte und welcher ihm, zusammen mit dem neuen Umhang wahrhaft das Aussehen eines Reisenden verlieh. „Wenn du noch irgendwelche Geheimnisse hast, raus damit. Das sind gute Leute, wirklich. Und wenn du ihnen nichts tust, tun sie dir nichts. Und wenn du ihnen dein Vertrauen schenkst und ihnen beisteht“, er sah kurz über seine Schulter und lächelte. Dann bot er Willem die Hand. „Freunde?“ Fragte er und auf Aris Gesicht war ein warmes, ehrliches Lächeln zu erkennen.
Yannic
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So Jul 23, 2017 5:58 pm
"Freunde," stimmte Willem zu und schlug dann ein. "Bis zum Ende aller Zeit!" setzte er noch hinterher und zeigte ein breites Grinsen. "Aber nein, ich habe keine weiteren Geheimnisse mehr. Zumindest nicht soweit ich weiß."
Er legte den Kopf schräg und betrachtete dann den Topf, der noch immer fröhlich vor sich hin blubberte. "Das müssen wir irgendwie essbar bekommen, ich befürchte dass wird noch einiges an Arbeit - die Zeit, in der die anderen mich festgehalten haben hat dem Eintopf nicht gerade gut getan. Ich befürchte, dass sich einiges auf dem Boden abgesetzt hat und...." er verstummte, sah dann wieder zu Ari.
"Danke Ari - du... bist mein erster richtiger Freund. Der erste, der nicht mit mir befreundet sein wollte, nur weil ich der Prinz bin."
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So Jul 23, 2017 6:12 pm
„Und das werde ich auch nicht, soviel kann ich dir versprechen“, antwortete Ari und lachte, von der vorher so gespannten Atmosphäre ein wenig befreit. „Allerdings habe ich keine Ahnung wie wir den Eintopf retten sollen – ich weiß ja nicht einmal wie man einen normalen Eintopf zubereitet.“ Als sie beide zur Feuerstelle gingen, sah der Zauberweber noch einmal fragend zu dem Gleichalten. „Woher weißt du überhaupt was übers kochen? Das haben doch garantiert andere für dich erledigt.“
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So Jul 23, 2017 6:29 pm
"Ich habe mir von unserer Köchin etwas zeigen lassen - immerhin wollte ich ja dafür sorgen, dass wir etwas zu essen haben - außerdem wollte ich euch allen beweisen, dass ich zu gebrauchen bin. Und Faye hatte ja mal gesagt, dass es ein Kernelement wäre Kochen zu können. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann ist Eintopf auch schon alles was ich mir habe beibringen lassen können. Ich habe darauf gesetzt, dass mich so schnell keiner mehr danach fragen würde nochmal, und diesmal etwas anderes, zu kochen!" erklärte Walerian lachend.
Die beiden traten noch einen Schritt näher an den Eintopf, als der junge Prinz stutze. "Ari - schau mal!" meinte er und deutete auf den Topf, in welchem der Eintopf leichte Kreise zog. "Das ist ja seltsam..." stellte er leise fest und legte den Kopf schräg. Dann vernahm er das Brüllen - ein Ohrenbetäubendes Geräusch, dass in seinem Brustkorb schmerzte und ihm beinahe schwarz vor Augen werden ließ.
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 8:24 pm
Das Brüllen dröhnte in seinen Ohren, vibrierte im Brustkorb und ließ ihn zusammenzucken. Automatisch glitten die Hände zu den Waffen, doch angesichts dessen, was da aus dem Unterholz brach, glaubte er nicht daran, dass die Langdolche oder eines der anderen Messer überhaupt Wirkung erzielen würden. "Weg!" Zu mehr kam er nicht als das Ding, was immer es auch sein mochte über ihr kleines Lager preschte und riss gerade noch Willem mit sich zur Seite, bevor der unter den großen Hufen des Wesens sein Ende fand. Weit uneleganter als gewohnt landeten sie beide auf der Seite, den Kopf noch rechtzeitig drehen könnend, um die Pfeile im Rücken des ... wie immer es auch hieß - zu erkennen. Es wurde gejagt, war verletzt und hielt sie jetzt wahrscheinlich für die Angreifer.
"Ari! Es hat Fell!"
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 8:29 pm
Faye hatte reagiert, noch ehe Emerson zu Ende gesprochen hatte. Sie hoffte darauf, dass Ari das Tier in Flammen setzen konnte und rechnete damit, bis dahin aus seinem Weg zu sein, indem sie sich eine Barriere aus Luft um sich schuf, die alles und jeden von ihr hätten abhalten müssen, während sie lief um hinter einem Geröllhaufen bei Eleonora Schutz zu suchen, die mit ihren Dolchen auf das wild gewordene Tier zu zielen versuchte, doch zum ersten Mal in ihrem Leben war kein Templer in der Nähe und ihre Magie versagte.
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 8:39 pm
„Das seh ich! Ich jetzt? Soll ich es sauber lecken?“ Hakte Ari gehetzt nach und griff in seinem Innern nach dem Feuer. Natürlich wusste er was Em von ihm wollte, doch hatte Aristeas auf diese Stresssituation nicht anders reagieren können. Der Kommentar mochte sarkastisch und noch dazu von schlechtem Humor gespickt sein, ebenso wie der Rücken des Tieres von Pfeilen, doch es half dem jungen Zauberweber ein wenig Ruhe zu finden. Doch egal wie sehr er sich auch konzentrierte, er konnte die Macht seines Elements nicht greifen. Ganz als würde sich dieses hinter einem Türspalt hervorlugen und dann und wann skeptisch beäugen wie es um die Situation stand, nur um letztlich die Tür immer wieder zuzuschlagen. „Verdammt, ich“, zu mehr kam er nicht, denn der lange Kopf des Wesens, dass einen weiteren, kehligen Laut ausstieß, erwischte Ari seitlich und schleuderte ihn, über das zerstörte Lager hin in ein entfernt liegendes Gebüsch.
Yannic
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 8:46 pm
Das Vieh stieß einen weitere, ohrenbetäubenden Schrei aus, während es sich um die eigene Achse drehte. Die großen, roten Augen leuchteten in der Dunkelheit der Nacht, das weiße Fell flatterte wie ein Haufen Leichentücher um seinen gewaltigen Leib - wann immer er sich umwandte und der Wind ein Stück des Fells fortwehen konnte erkannte man darunter freiliegende, weiße Rippen die tiefe Schwärze umschlossen. Nebel schien an dem Wesen zu haften, während er sein gewaltiges, Knöchernes Horn erhob und in einem gewaltigen Stoß Emerson von den Füßen fegte, der sich wieder aufrichten wollte. Auch Eleonora, die versuchte hinter einem Baum Schutz zu finden wurde erwischt - eines der Fellstücke streifte die Haut an ihrer Wange und riss diese auf, als wäre das Fell aus Rasierklingen.
Mit einem weiteren Schrei stürmte das Vieh schließlich auf Faye zu und nahm sie auf die Hörner. Zu ihrem Glück durchstieß das Horn jedoch nicht ihre Brust, sondern erwischte sie nur am Arm, schleuderte sie hoch wo sie zwischen dem Kranz aus Hörner landete. Brüllend schüttelte das Wesen sich und Faye wurde erneut in die Luft geschleudert, ehe sie mit einem lauten Krachen gegen einen Baum flog, an dem sie auch hinab rutschte.
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So Jul 23, 2017 8:54 pm
Alle Luft schien mit einem Mal aus Faye zu weichen und es war ein grenzwertiges Gefühl, vom eigenen Körper der Magie beraubt zu werden, die einem innewohnte seit Geburt. Sie fühlte die Schmerzen nicht, spürte nicht einmal, dass ihr Arm aufgerissen wurde oder das Knacken ihrer Rippen. Nichts davon verursachte in dem Moment der Panik eine Reaktion ihres Körpers, nichts außer der blanken Panik, nicht mehr atmen zu können, als sie erst mit der verletzten Seite gegen den Baum knallte und dann ebenso hart auf dem darunter liegenden Boden aufkam, unfähig, sich zu bremsen oder abzufangen, weil ihr der Sinn für Orientierung bei dem Flug verloren gegangen war.
Erst als sie Erde zwischen ihren Fingern fühlte, verdreht, wie sie da lag, wusste sie wieder, in welche Richtung sie sich bewegen musste. Schwerfällig nur, eine Gliedmaße nach der anderen zog sie die Beine unter sich, stemmte sich auf die Hände auf und kippte so weit, bis sie ihre Taille an den Baum lehnen konnte, um zu sehen, wo das Tier war. Immer wieder verschwamm es vor ihren Augen, wurde unscharf, als hätte sie eine Spiegelung vor sich, die durch fließendes Wasser oder einen Schlag in die Oberfläche gestört wurde. Ihr Atem war laut in ihren Ohren, viel lauter als das Donnern der Hufe oder das Gebrüll, welches das Tier ausstoßen musste, so, wie es sein Maul aufriss.
Weiter als bis auf alle Viere kam sie nicht, die Finger fest in den Lehmboden gekrallt, um sich bei Bewusstsein zu halten. Alles lief viel zu schnell vor ihren Augen ab.
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 9:00 pm
Das Vieh wirbelte herum, als es die Bewegungen auf dem Boden spürte und die glühenden Kohlen, die seine Augen waren loderten auf - schienen violette Flammen auszustoßen, die über den blanken Schädel der Kreatur leckten. Erneut brüllte das Wesen und senkte sein Haupt, scharrte mit den Hufen, ehe es erneut auf Faye zuhielt. Diesmal um sie endgültig zu vernichten - die Hufe wirbelten Staub und Dreck auf, hinterließen Schmauchspuren, dort wo sie aufschlugen während das Riesenhafte Wesen unaufhaltsam nach vorne preschte.
Ein Vogel zwitscherte irgendwo links von Faye, etwas blitzte in der Dunkelheit der Nacht auf und das gigantische Wesen kam ins Straucheln, torkelte zur Seite und krachte gegen einen Baum zu Fayes Rechten, ehe es sich umdrehte - eines der Augen war erloschen und ein Pfeil steckte darin. Mit einem weiteren Gebrüll rannte das Wesen nun auf dem Baum zu Fayes linken zu. "A'anval Iorath!" tönte es aus den Baumwipfeln.
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 9:13 pm
„Hedoras Graeven, Hedoras!“ Schallte eine Stimme über die Lichtung, woraufhin ein weiterer Pfeil durch das Lager sirrte und das Wesen in eine der Kniekehlen traf. Dann rutschte von einem hoch hängenden Ast ein graziler Mann. Wobei man bei genauerem hinsehen etliche Dinge erkannte, die alles andere als humanoid an ihm waren. Er überragte selbst Aias um mindestens eineinhalb Köpfe und war von seiner Statur mehr wie eine Figur aus einem Gemälde, denn ein wirkliches Wesen. Dazu kamen seine Augen, deren Farbe ein so leuchtendes grün hatten, dass selbst Katzen bei ihrem Anblick neidisch geworden wären. Und natürlich die Ohren, welche, spitz wie das Ende des gerade abgeschossenen Pfeils, welcher im übrigen die andere Kniekehle des Wesens traf, dicht am Kopf lagen. Das rote Kopftuch das er über einem Teil seines Gesichts trug verrutschte kein bisschen, sein Bogen hingegen ließ er zur Seite gleiten und griff stattdessen nach einer silbernen Kette, welche er bis Dato um eines der Handgelenke gewickelt hatte. Das Wesen, welches kaum noch voran kommen konnte und nun wieder von Graeven mit Pfeilen beschäftigt wurde, blieb schlussendlich auf einer Stelle stehen und versuchte von dort aus, den Baum mit seinen Hörnern aus dem Boden zu reißen. „Illí tein! Illí e tein!“ Rief er, sprang auf den Rücken des Schrats und schwang die Kette um den massiven Kopf des Wesens. Mit mehr Glück als allen anderem bekam er die Silberkette zwischen die Mundwinkel des Wesens, woraufhin er, auf dem Halswirbel des Wesens stehend und beide Ende der Kette wie Zügel in der Hand haltend, mit aller Kraft zog. Der Schrat jaulte auf und bäumte sich in einer quälenden Bewegung auf. „Illí tein!“ Rief er erneut, woraufhin sich eine dritte, entfernt humanoide Gestalt aus de hohen Gras bewegte, welche dort bis dato auf ihre Chance gewartet hatte. Als Tarnung hatte sie eine Art Grasteppich auf dem Rücken und dem Kopf getragen, welcher nun achtlos nach hinten kippte. In ihren Händen lag eine große Lanze, dessen Ende im fahlen Schein des Mondes aufblitzte. Iorath zog ein letztes Mal, sodass der Schrat ihr und damit auch der Lanze seine komplette Brust fiel bot.
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So Jul 23, 2017 9:22 pm
Ein entfernt triumphierend wirkendes Lächeln huschte über ihre Züge als sie den großen Speer hob und das schimmernde Metall der Spitze tief in die Brust des Schrats eindrang. Dunkles Blut sickerte über die Spitze, bedeckte die behandschuhten Finger und verteilte sich auf dem Waldboden als sie den Speer herausriss und den zweiten tiefen Stich in den Bauch des Wesens setzte, um es endgültig zu Fall zu bringen. Es taumelte, verteilte blutige Ströme auf dem Boden und sie sprang gerade noch rechtzeitig bei Seite, um das hellblonde Haar nicht mit dem Blut zu besudeln, bevor der Schrat neben ihr zu Boden brach und dort regungslos liegen blieb.
Rivia schüttelte nur kurz den Kopf, überließ dann aber Graeven und Iorath den großen Schrat während sie sich selbst der verletzten Menschenfrau zuwandte und neben ihr in die Hocke glitt. Der Schrat hatte sie erwischt, seine Hörner hatten ihr ein großes Loch in den Arm gerissen und die Art und Weise wie sie atmete, ließ sie vermuten, dass weit mehr verletzt war, als sie bislang sah. "Iorath", rief sie über die Schulter zurück und deutete kurz auf die blonde Menschenfrau, die selbst hier noch merkwürdig klein im Vergleich zu ihnen wirkte. Sie wirkte so viel zarter und zerbrechlicher als jeder andere von ihnen. Es war kein Wunder, dass sie von dem Schrat so aufs Korn genommen worden waren - sie waren nicht für solche Wesenheiten geschaffen.
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So Jul 23, 2017 9:30 pm
Erst im zweiten Moment wurde Faye bewusst, dass da jemand neben ihr kniete, der oder das viel größer war als sie selbst und den oder die sie nicht kannte. Es war durchaus schwierig, den Kopf zu heben weil jeder Muskel in ihrem Körper begann zu schreien, als sie sich bewegte, doch dann überwog die Vorsicht und sie brachte sich mit einer schieren Kraftanstrengung auf die Füße, die freie Hand um den verletzten Arm geschlungen, halb vornübergebeugt, weil sie es nicht zu Stande brachte, sich aufzurichten, ohne das Gefühl zu haben, auseinander zu brechen. Verdammte Scheiße!
Der erste Atemzug, den sie in sich sog, ließ sie leise aufstöhnen, dann entschied sie sich für viele kleine, die ihr Luft in die Lungen pumpten. Sie vermied es, die ... Frau - neben sich genauer zu mustern, dann glitt ihr Blick suchend über den Schauplatz. Sie sah Ellis Schopf auftauchen, die Hände an den Waffen, aber ebenjene gesenkt, dann Ari und Willem, die sich von Aias auf die Füße helfen ließen. Em fehlte. Etwas zu schnell wollte sie sich dann doch strecken und sackte mehr als dass sie es noch bewusst nennen konnte zurück gegen den Baumstamm neben sich, die Schmerzen in ihren Rippen jetzt deutlich fühlend, stechend und wie ein Dolch.
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Kapitel 9                                                                  - Seite 5 Empty Re: Kapitel 9

So Jul 23, 2017 9:40 pm
„Keiner Tod von euch“, stammelte Iorath behelfsmäßig in der Sprache der Menschen und besah sich die Leute, die gerade langsam wieder auf die Füße kamen. „Komm zu Feuer“, wies er die kleinen Wesen dann an, welche daraufhin erstaunlich kooperativ waren und seinen Anweisungen folge leisteten. Die Feuerstelle war, im Gegensatz zum Rest des Lagers, noch ganz geblieben und die kleine Flamme darin prasselte weiter fröhlich vor sich her. „Ihr euch jetzt wärmen, damit Kälte als eurem Innern weicht. Schrat greift nicht nur hier an“, er klopfte sich auf ein paar Körperteile „sondern auch hier“, er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn, ehe er seinen Bogen vom Waldboden aufhob und ihn kurz inspizierte. „Harredei ma olo´stes ra quen do se Rivia. Tulu dan de ralas temet do?“ Er rieb sich die Hände und schüttelte sich kurz. Der Angriff war erstaunlich gut verlaufen, keiner von ihnen hatte eine Verletzung davon getragen, was zum großen Teil auch daran lag, dass die Menschen den Schrat enorm verwirrt hatten.
Cat
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So Jul 23, 2017 9:46 pm
Rivia nickte sacht und ließ sich dann nahe des Feuers in der Gruppe der Menschen zu Boden sinken, ihren Blick kurz über die Anwesenden wandern lassend, bevor sie sich entschied, dass sowohl der Schnitt der anderen Menschenfrau, als auch die Platzwunde an der Schläfe des anderen Menschen zu vernachlässigen waren in Anbetracht des großen Lochs im Arm der blonden Menschenfrau, neben der sie saß. "Wir wollen euch helfen", teilte sie ihnen mit, in weit besserer Grammatik der menschlichen Sprache als der Anführer ihrer Gruppe und griff behutsam, aus Furcht die andere kaputt zu machen, nach dem Arm der Jüngeren, um sich die große Wunde noch einmal anzusehen.
"Lasst uns euch helfen. Wir werden euch nichts antun und die Wunden, die ein Schrat schlägt sind nicht ... wie sagt ihr Menschen gleich? Auf den leichten Rücken ...? zu nehmen."
Mia
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So Jul 23, 2017 9:53 pm
Bei der Bewegung ihres Armes, der wohl auch ihre Rippen mitbewegte, sog Faye scharf die Luft ein und biss sich heftig auf die Lippe, sich zwingen müssend, nicht der Schwärze nachzugeben, die gerade auf sie zudrängte. Selbst, wenn sie gewollt hätte, hätte es keine Möglichkeit gegeben, aufzustehen und davon zu laufen - sie war bis ans Feuer gekommen und das auch nur wie ein Hutzelweib, das seine schwere Last auf dem Rücken schleppte und eine Spur hinterlassend, die ihresgleichen suchte. Ihr ganzer Unterarm war bereits voller Blut und von ihren Fingern tropfte es abwärts hinunter auf den kalten Boden. Ihre Kleidung war matschig, krümelig von der trockenen Erde, an einigen Stellen aufgerissen und über und über mit Laub und Ästen bedeckt. Insgesamt kein schöner Anblick.
"Schulter. Leichte Schulter", murmelte sie gedämpft und zwischen den Zähnen hervor, ehe sie die Augen schloss und die Luft in leichten Stößen zwischen ihren Lippen hervor entweichen ließ.
Eleonora inzwischen hatte entschieden, dass die anderen fürs Erste wohl keine Gefahr darstellten und hatte auch Ari und Willem mit sich zum Feuer gebracht, völlig verwundert darüber, nun endlich einem dieser Wesen gegenüber zu stehen, von denen sie im Norden so oft gehört hatte.
Yannic
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So Jul 23, 2017 10:01 pm
"Het aed hanse", murmelte nun ein dritte Stimme direkt hinter ihnen, als Graeven von einem der Bäume sprang und leise wie eine Katze auf dem Boden aufkam, dort noch nicht einmal Fußspuren hinterließ. "Me mire da ven morvudd," erklärte er kurz und deutete mit dem Daumen hinter sich, ehe er die Lichtung abging, dabei einen Fuß nachzog und einen Kreis in den Staub zeichnete. Nebenher berührte er sanft die Bäume auf seinem Weg, welche auf irgend eine Art näher zusammen zu rücken schienen, das Blattwerk tiefer und dichter hängen lassend.
Erst dann trat er wieder zu den anderen, betrachtete Emerson und Aias. Seine Augen waren von einem leuchtenden Gelb - eine gänzlich ungewöhnliche Farbe. "Legt all eure Waffen auf einen Haufen neben dem Feuer Dhoine - ihr dürft heute Nacht kein Metall an eurem Körper tragen."
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