Kapitel 2

"Stimmt", Septim rappelte sich auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung, betrachtete seinen Sohn jedoch mit unverhüllter Sorge im Gesicht. "Ich habe dir zu viel zugemutet..." er hielt dem Anderen eine Hand hin und half ihm auf, umrundete ihn. Doch zu seinem eigenen Erstaunen klebte das Hemd nicht am Rücken und es zeichneten sich auch keine roten Flecken ab. Er indes humpelte mittlerweile so stark, dass er es kaum verbergen konnte. Der Aufprall hatte auch ein Ziehen in seinem Knie hinterlassen und er verfluchte sich im Moment dafür.
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"Öfter als man glauben sollte," stimmte Chadim zu, schloss dann aber die Fensterläden. "Wir... dürften das eigentlich gar nicht sehen und wir haben auch nichts gesehen oder? Nur ein wenig frische Luft herein gelassen um den Mief heraus zu lassen und so, nicht wahr?" er trat einige Schritte in den Raum hinein und deutete dann auf einen bereits vorbereiten Tisch. "Hier - ich habe dir einige Rezepte und alle notwendigen Ingredienzien bereitgestellt. Schmerzlindernde Salben wäre das Erste... ich glaube das brauchen wir heute sowieso."

Nur mit Mühe konnte Faye sich von dem Anblick lösen und nagte an ihrer Unterlippe, besorgt darüber, dass Septim seinem Sohn aufhelfen musste und der scheinbar nicht gerade in der besten Verfassung war. Es waren keine drei Wochen, verdammt noch mal! Sie wusste ja, dass Emerson Hummeln im Arsch hatte, aber dass er wirklich gleich wieder so loslegen musste, machte ihr Angst. Angst, er würde unvorsichtig werden und sich übernehmen, wenn er wieder dort draußen war, ehe er vollständig fit war.
Aber sie wusste, dass Chadim Recht hatte und so folgte sie ihm nur stillschweigend zur nächsten Aufgabe hin. Sie musste mit Septim sprechen - und Ari sowieso - aber das konnte bis zum Nachmittag warten.

Jede Bewegung, jede Berührung sorgte für neue Schmerzen, das Atmen brannte in Muskeln und Rücken und nur allzu deutlich spürte er die Stelle, an der Septim ihn zu Boden gedrückt hatte als dumpfes Pochen in seinem Brustkorb. Er hatte sich zu viel zugemutet, hatte nicht erwartet, dass ihn dieser eine einzige Trainingskampf so schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen würde. So würde er nicht eine einzige Mission annehmen können, nicht solange er nicht in der Lage war einen einzigen Kampf auszufechten, mit denen er im schlimmsten Fall würde konfrontiert werden. Es war frustrierend das zu registrieren und zu wissen, dass er hier bleiben würde, solange bis die Wunden wenigstens soweit verheilt waren, dass sie ihm keine weiteren Schwierigkeiten mehr bereiteten.
"Ich muss mich wieder daran gewöhnen", wiegelte er trotzdem die Sorge des Älteren ab und rang sich zu einem schiefen Lächeln durch. Selbst das Sprechen dröhnte in Kopf und Brustkorb, der Hals vor Übelkeit wie zugeschnürt. "Was ist mit deinem Knie?", hakte er nach. "Das war nicht nur der Tritt."

Septim wiegelte ab. "Nichts schlimmes," erklärte er seinem Sohn und klopfte sich wie zur Bestätigung auf das lädierte Knie. Er wurde alt - aber das war nichts was er hier und jetzt vor seinem Sohn zugeben würde. "Es ist alles in Ordnung. Wirklich - jetzt schau mich nicht so an. Geh zu Chadim und lass ihn über die Verletzung sehen. Du musst wieder auf die Beine kommen. Die ganze Stadt brodelt und ich habe das Gefühl, dass bald etwas großes passieren wird und ich brauche dich dann. Diese Welt  verändert sich momentan so unglaublich schnell und wenn wir nicht aufpassen werden wir vom Strom der Veränderungen mitgerissen."
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Chadim betrachtete Faye eine ganze Weile, wie sie fahrig über die Ingredienzen fuhr und auf ihrer Unterlippe kaute. "Bist du dir sicher, dass du heute den Kopf dafür frei hast?" fragte er und zupfte Gedankenverloren an seinem Schnurrbart. "Es ist in Ordnung wenn nicht. Bevor du mir die Zutaten versaust. Wir haben nicht viel davon. Ist alles in Ordnung? Du wirkst allgemein sehr abwesend."

Schweigend nickte Emerson, hob nur noch einmal die Hand, um sie seinem Vater auf die Schulter zu legen, bevor er sich herum drehte. Der erste Schritt schmerzte, der Druck auf den Schultern drückte ihm den Rücken herunter, aber auch die gekrümmte Schonhaltung, die er automatisch eingenommen hatte, machte das Pochen nicht viel besser, das wieder begonnen hatte bis hoch in den Kopf zu ziehen. Sorgfältig legte er die Replikate wieder auf dem Tisch ab, befreite sie oberflächlich vom Staub des Bodens, weil er wusste, dass Septim es nicht mochte, wenn den Waffen kein größerer Wert zugedacht wurde. Auch das waren lange Lehrstunden gewesen.
"Wir sehen uns später. Ich schicke Chadim oder Faye nachher zu dir, damit sie sich das Knie ansehen können", verabschiedete er sich von dem Ziehvater, bevor er das Haus betrat und wie selbstverständlich wieder die Haltung richtete. Die Treppen, die bis hinauf zu Chadims kleinem Reich führten, bereiteten ihm Magenschmerzen, weil die Balance zu halten, während er Stufe um Stufe hinter sich brachte, alles andere als einfach war. Stufe um Stufe - viel langsamer als er es sonst von sich selbst gewohnt war bis die kleine Tür in Reichweite kam und nur ein paar Sekunden lang blieb er davor stehen, um sich selbst wieder zu sammeln, wissend, dass Faye ihn umbringen würde, wenn er jetzt durch die Tür kam. Bleich, außer Atem und kaum in der Lage sich selbst auf zwei Füßen zu halten.

Gerade setzte Faye dazu an, zu antworten, klappte den Mund dann unverrichteter Dinge wieder zu, einen Büschel Kräuter in der Hand, dessen Dornen ihr in die Hand stachen und besah sie von oben bis unten. Sie wusste nicht, ob sie Chadim Recht geben oder ihm das Ding lieber ein paar Mal fest um die Ohren pfeffern sollte. Sie war keine kleine, unfähige Puppe. Vielleicht lag es am Tag, an der vergangenen Nacht oder an dem nicht enden wollenden Gefühl, eingesperrt zu sein für noch so lange Zeit, bis man sie gefahrlos für die Bruderschaft vor die Tür lassen konnte, aber sie war dünnhäutig wie nie, wenn auch nicht unkonzentriert. Er meinte es gut, das wusste sie. Er wollte sie nicht überfordern und genauso wenig, wertvolle Zutaten verschwenden, aber just in dem Moment, in dem er seine Sätze anbrachte, waren sie bei ihr völlig falsch am Platz, gaben ihr das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
Ärgerlich stand sie auf, die grünen Halme noch in der Hand. "Dann wirst du -" setzte sie an, aber das leise Klicken des Türschlosses unterbrach sie - glücklicherweise. Die Farbe, die ihr Gesicht gerade in Form von einem hektischen Rotton auf den Wangen angenommen hatte, wich ihr vollständig aus selbigem, als sie Emerson erst auf den zweiten Blick erkannte, so zusammengesunken wie er da stand.

Chadim hatte sich innerlich bereits auf ein Donnerwetter gewappnet, als Faye mit diesem Glimmen in den Augen zu ihm getreten war, doch als die Tür zu ihrer Rechten aufging und Emerson mehr hinein stolperte als hinein schritt veränderte sich neben Fayes auch sein Gesichtsausdruck.
"Ach du lieber Gott..." fluchte er und trat einen Schritt nach vorne um Emersons unter die Arme zu greifen. "Ich hoffe es hat richtig weh getan!" schallt er den anderen und bugsierte ihn zu einem der Betten und setzte ihn auf dieses. "Jetzt kann ich es ja sagen - du bist unvernünftig."

"Und du bist ein Angsthase, obwohl du keinen Grund dafür hast", schoss Emerson im selben Moment wieder zurück, ohne es böse zu meinen und schob ein entschuldigendes, zerknirschtes Lächeln hinterher. "Nachdem wir jetzt die Schwächen des anderen aufgezählt haben ... könntet ihr euch den Rücken ansehen? Es ist soweit gut gegangen bis ich in den Büschen gelandet bin." Sitzen war in Ordnung, sitzen entlastete viel von seinem eigenen Gewicht, das er bislang zu tragen gehabt hatte und ohne es zu wollen glitt ein erleichtertes Seufzen über seine Lippen, bevor seine Aufmerksamkeit rüber zu Faye glitt.
Sie sah anders aus als noch am vergangenen Tag, die Haare inzwischen wieder halbwegs geordnet und selbst, wenn er die Überreste der letzten Nacht noch in ihrem Gesicht zu sehen glaubte, war da jetzt wieder ein altes Glimmen in ihren Augen. Der Wille, den er zuvor verloren geglaubt hatte und Erleichterung, darüber, dass sie wieder zurück auf die Füße kam, machte sich in ihm breit und brachte ihn jetzt dazu ehrlicher zu lächeln. "Du siehst gut aus, Faye."

"Lügner", murrte Faye, exakt wissend, wie sie aussah (Die Antwort war schlicht und ergreifend: Scheiße. Daran hatten auch sechs wache Stunden noch nichts ändern können.) und begnügte sich damit, das Hemd nur ein paar Zentimeter anzuheben. Es klebte ihm nicht vor Blut, aber vor lauter Schweiß am Rücken - hoffte sie jedenfalls. Es war dunkel genug, um Blut zu verdecken, wenn es in geringen Mengen wieder zu Rissen ... stöhnend ließ sie den Stoff wieder sinken, setzte sich auf die Fußballen und schloss die Augen. Warum hörte in dieser verdammten Bruderschaft niemand auf den Heiler?
"Ist irgendwo in deinem Kopf so etwas wie 'Vernunft' verankert ...?", verlangte sie zu wissen. "Wenn ja, wäre momentan genau der richtige Zeitpunkt, sie zur Geltung kommen zu lassen."

Chadim sparte sich jeden weiteren Kommentar und umrundete stattdessen das Bett um sich Emersons Rücken besser betrachten zu können und zog ihm dafür das Hemad schließlich gänzlich auf. Die Naht hielt noch gut und es war auch kein Blut aus der Wunde ausgetreten - wohl jedoch waren die noch immer sichtbaren Peitschenhiebe wieder ein wenig angeschwollen und ein kleines Stück Holz steckte wenige Millimeter in einer der Wunden - wohl einer der Hauptgründe für Emersons Schmerzen. Die überreizte Haut glaubte bei jeder Berührung in Flammen zu stehen und so ein kleiner Splitter konnte einen Mann zum Wahnsinn treiben. Er spülte das Hölzchen mit einem Guss Alkohol aus der Wunde, doch diese war zu klein, als dass irgend eine Behandlung geholfen hätte. "Sieht gut aus - ich diagnostiziere Leichtsinnigkeit und würde ein wenig gesunden Menschenverstand verschreiben."

Emerson wollte nicht wissen, wie sein Rücken aussah. Er spürte Chadims Finger auf der gereizten Haut, zuckte ab und an zusammen und erstarrte, wenn er das Gefühl der fremden Finger auf der eigenen Haut verlor, weil es wieder und wieder bewies, wie tief einige der Wunden gewesen waren. Wie taub die Haut an diesen Stellen geworden war und dass dieses Gefühl nicht mehr einfach zurückkehren würde, selbst wenn er es sich wünschte. Ab und an war er versucht danach zu fragen, wie schlimm die Verletzungen noch waren, wie lange sie ihn noch einschränken würden, aber die Antwort darauf wollte er ebenso wenig hören. Der Alkohol brannte in der Wunde, das Holzstück ziepte und ließ ihn kurz die Zähne zusammen beißen bevor sich allmählich Erleichterung einstellte.
"Ich kann mich nicht ausruhen. Septim braucht mich dort draußen", rechtfertigte er die eigene Unvernunft nur mit einem recht einseitigen Schulterzucken. "Wir trainieren nur, weil ich schnell wieder zurück auf die Füße kommen muss. Er hat Probleme mit seinem Knie und war die letzte Nacht selbst auf einem Auftrag. Er wird zu alt, um Aufträge auszuführen."

Faye war geneigt ihm einfach eine zu scheuern, biss dann aber nur so fest die Zähne aufeinander, dass sie lautstark knirschten und stand auf, um ein sauberes Hemd vom Stapel zu nehmen und es Emerson ins Gesicht zu pfeffern. Verdammter Stolz, vermalledaite Rechthaber, die alle absolut notwendigen Dinge einfach ignorierten und glaubten, sie wären stärker und besser und schlauer als der Rest der Menschheit. Sie heilten fix, weil sie trainiert und gut versorgt waren, aber das war es auch. Der menschliche Körper war nur zu so viel fähig und auch das Glück war irgendwann aufgebraucht. Sie fürchtete den Tag, an dem es hieß, Emerson hätte sich übernommen, war zu früh aufgebrochen, weil er nicht hören wollte und hatte sich das Genick gebrochen oder sonstwas. Sie wusste auch nicht, ob sie sich an diese ständige Angst gewöhnen konnte, nachdem sie für wenige Momente geglaubt hatte, genau der entkommen zu sein.
Sie legte die Kräuter zurück in die Schatulle, die noch neben der Paste standen, in die sie sie hatte einarbeiten wollten, schloss sie und schob den Spatel obenauf. "Du hast Recht, Chadim, ich bin zu abwesend, um das hier zu machen."
Damit war sie aus der Tür und knallte ebenjene ins Schloss, so dass sie wackelte.

"Du solltest ihr nach," stellte Chadim fest während er auf die noch immer wackelnde Tür starrte. "Und das bitte schnell - die Frau ist Magierin und ich soll sie unterrichten und wenn du so weiter machst, dann fürchte ich um meine Einrichtung - sie mag nicht wie Ari die ganze Bude abfackeln, aber ein mittlerschwerer Tornado mitten in meinem Schlafzimmer würde ich auch gerne umgehen. Also - zieh dich an, schluck das hier", er drückte ihm ein kleines Gläschen mit einer milchenen Flüssigkeit in die Hand, "und dann versucht sie zu beruhigen!"

"Chadim", wehrte Emerson ab und hob die Hände, das Fläschchen in einer Hand festhaltend und es wissentlich noch nicht entkorkend.
"Lass ihr die Zeit, um sich selbst ein wenig zu beruhigen. Für Faye ist das hier etwas anderes, etwas, das sie nicht kennt und hier geht es nicht darum, sich wochenlang zu schonen, selbst wenn das sinnvoller wäre. Ich weiß es, aber ich weiß auch, dass Septim mich braucht und keine zwei weiteren Wochen auf mich verzichten kann. Ich rede nachher mit ihr, aber für den Moment würde sie nicht zuhören und ich wahrscheinlich ohnehin nur das Falsche sagen."

"Frauen, hm?" hakte Chadim nur nach und schüttelte den Kopf, ehe er von Emerson zurück trat und sich an seinen Alchemietisch setzte, einige Flaschen entkorkte und Kräuter in Sud einlegte. "Ich bin seit Jahren hier Emerson", erklärte er dem anderen leise. "Und ich habe es der Bruderschaft zu verdanken dass ich überhaupt geschafft habe so lange zu überleben. Meine Ausbildung im Haus der Heilung, dass ich in einem sauberen Bett schlafe. Ich habe deinem Vater und dieser Bruderschaft beinahe alles zu verdanken und auch meine Mutter verdankt euch viel - sie wäre schon längst tot, wenn die Dinge heute hier noch so laufen würden wie vor dreißig Jahren. Ohne den Einfluss der Bruderschaft wäre der Sohn einer Hure niemals in das Haus der Heilung eingelassen worden um dort zu lernen. Und ich will euch meine Fähigkeiten als Dank zur Verfügung stellen aber trotz all der Zeit. Nun... trotz all der Zeit versteh auch ich euch noch nicht ganz."

Wie sie es geschafft hatte, ihre Gefühle so weit unter Kontrolle zu bringen, dass sie bei Septim ruhig an der Tür klopfen konnte, wusste sie selbst nicht, als sie sich fünfzehn Minuten später genau vor dieser wiederfand und ihre Knöchel das raue Holz berührten.
"Septim?", fragte sie leise, wissend, er würde es hören.

"Was verstehst du nicht, Chadim?", hakte Emerson nach, nachdem er wortlos die Geschichte des anderen angehört hatte und nur ab und an genickt hatte. Er wusste, was Septim getan hatte - wusste, wie der Ältere die Dinge in der Stadt handhabte und wie häufig er selbst in einem der Bordelle gewesen war, um dort den einen oder anderen unangenehmen Gast zu entfernen und ihn freundlich an die Regeln der Stadt zu erinnern. "Du bist ein Teil von alledem und ich kann dir nicht jedes unserer Geheimnisse verraten, aber ich kann versuchen dir dabei zu helfen uns besser zu verstehen."

"Komm rein Faye," ertönte Septims erschöpfte Stimme von Innen und Septim räumte erneut seine Schreibutensilien fort. Es war nicht so, dass er Faye nicht vertrauen würde, aber es gab einige Dinge die nicht für ihre Augen bestimmt waren. "Was kann ich für dich tun?"
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"Ihr tötet - ein Konzept das ich verstehe. Ich verstehe auch, dass ihr euch als Ärzte der Gesellschaft seht. Ich muss zuweilen auch einen abgestorbenen Fuß entfernen um den Patienten zu retten. Aber..." er schüttelte den Kopf, shcien nach Worten zu ringen während sich ein seltsamer Geschmack in seinem Mund sammelte. "Ich habe Septim einmal gefragt, ob er es nicht bereut all diese Leben zu nehmen. Und... und er hat mich direkt angesehen. Ich werde niemals vergessen was er gesagt hat: Leben ist leer. Wenn wir Leben nehmen, nehmen wir nichts von Wert." Chadim atmete langsam aus. "Das... ich verstehe es einfach nicht."

"Emerson sagte, dein Knie wäre verletzt", fing Faye an und drückte die Tür sanft hinter sich ins Schloss, ehe sie zwei Schritte in den Raum hinein tat. "Kann ich damit helfen oder soll ich dir Chadim schicken?"

Philosophische Fragen über die Ansicht von Leben und Tod. Er hatte genau damit gerechnet eine dieser vielen Fragen zu bekommen, weil er wusste, wie wenig diese Ansicht seines Vaters mit denen der Menschen übereinstimmte, die nicht so unmittelbar Teil der Bruderschaft waren. "Welcher Verdienst ist es geboren zu werden, Chadim?", fragte Emerson, das Fläschchen von einer Hand zur anderen wechselnd und es ab und an wagend die Muskeln in den Schultern wieder zu bewegen. Sie protestierten noch und wahrscheinlich war das der Grund, weshalb er jetzt doch wieder nach dem Mittel griff, das der Heiler ihm gegeben hatte und es in einem Schluck zu leeren. Es schmeckte genauso wie es aussah - widerwärtig und bitte, brannte in dem Hals und ließ ihn das Gesicht verziehen.
"Du hast nichts dafür getan, um dieses Leben zu verdienen. Es ist das Tun deiner Mutter - unter ihrem Schmerz und wegen der Liebe deiner Eltern lebst du. Das ist alles", versuchte er ihm klar zu machen. "Deine Entscheidungen, deine Ansichten und dein Tun geben deinem Leben erst seinen Wert. Das Leben an sich ist leer, weil du es über jeden Augenblick mit Dingen füllen musst und entweder machen sie dein Leben wertvoll oder eben nicht."

"Sagt Emerson das?" hakte Septim nach und seine Augenbrauen wanderte nach oben während er die andere betrachtete. "Er macht sich zu viele Sorgen. Mir geht es gut und das Knie ist nicht viel mehr als eine Erscheinugn des Alters. Die meisten Männer in meinem Alter sitzen im Sterbeheim auf dem Hügel außerhalb der Stadt und haben keine Zähne mehr. Andere liegen von ihrer Familie umsorgt und vom guten Leben fett gemästet in einem Bett und siechen und stinken vor sich hin, bis sich der Tod erbarmt sie zu sich zu holen. Ich bin fit und mein Geist ist klar - ohne jeden Zweifel ein Produkt meines Lebens bei der Bruderschaft. Also ist ein leichtes Pochen im Knie ein geringer Preis, findest du nicht?" hakte Septim nach und legte den Kopf schräg.
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"Also erst einmal bin ich der Sohn einer Hure mein Freund - ich bin ein Produkt aus Geld, Langweile und Geilheit nicht der Liebe", er zuckte mit den Schultern, grinste aber und schien sich ob dieser Tatsache kein Stück zu grämen. "Aber du meinst also... das der Wert eines Lebens sich erst verdient werden muss? Dass es Leben gibt, die nichts Wert sind weil sie sich keinen Wert verdient haben?" er nickte knapp. "Aber wer bestimmt ob sich ein Mensch einen Wert verdient? Kann man diesen Wert wieder verlieren und wenn es stimmt was du sagst, müsste dann der Wert von Fayes Leben eigentlich gegen den Wert der verlorenen Leben aufgewogen werden die ausgelöscht wurden?" er stellte die Frage unbedarft in den Raum. Blickte dann jedoch erschrocken auf. "Vergiss es. Ich habe es nicht so gemeint. Das... verzeih."

"Das ist der Grund, weshalb ich die Wunden auf dem Rücken trage, Chadim. Es war meine Entscheidung und ich trage die Verantwortung für die Toten, ebenso sehr wie es meine Verantwortung ist für die Hinterbliebenen zu sorgen. Ich habe die Strafe bekommen, weil ich mich nicht hätte einmischen dürfen, weil ich dumm und egoistisch genug war, um Faye zu retten", setzte er ihm schmunzelnd entgegen, sich nicht im Geringsten davon mitnehmen lassend, wie schroff die Überlegungen des Heilers im ersten Moment geklungen hatten.
"Und was dich als Sohn einer Hure angeht. Du wärst niemals auf die Welt gekommen, wenn deine Mutter dich nicht geliebt hätte. Nur um das der Vollständigkeit wegen festzuhalten."

"Und Emersons gutes Recht ist, sich Sorgen zu machen", fügte Faye hinzu und rieb sich mit der rechten Hand über den linken Ellenbogen. "Du bist sein Vater, welche Weisheiten du auch immer ihm mit auf den Weg gegeben hast, die Liebe zu seiner Familie wird immer größer sein, ob du nun siechst oder springst, wie ein junges Reh."
Sie wandte sich zur Tür. "Ich möchte das Training nicht aussetzen oder weniger streng haben, Septim. Aber Aris Ausbildung braucht Zeit und es ist nicht einfach, es ihm nur mit Worten zu erklären, die ich nicht mehr finde, wenn mein Geist ausgelaugt ist. Gibt es eine Möglichkeit, den späten Nachmittag oder den Abend dafür zu nutzen? Ich kann auch alleine trainieren, wenn mir jemand Vorgaben macht."

"Kein Problem," erklärte Septim und nickte knapp. "Das sollte durchaus machbar sein Faye. Ich habe mich schon gefragt wann du zu mir kommen würdest. Wir können das alles arrangieren. Es geht mir doch ebenfalls darum dich zu unterstützen, nicht dich derart zu fordern, dass du kaum mehr laufen kannst." erklärte er der Jüngeren und legte den Kopf schräg.
"Oh da fällt mir ein - die Suche nach dir sollte mittlerweile eingestellt sein. Wir haben den Magister darauf hingewiesen, dass es unklug wäre weiter nach dir zu fahnden. In der Regle hört man auf unsere Warnungen."
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"Stimmt auch wieder," Chadim nickte knapp und verkorkte schließlich einige der Flaschen, ehe er sich zu Emerson umdrehte. "Dir ist aber auch bewusst wie Faye dich anschaut, oder?" hakte er leise nach.

Darauf hingewiesen. Ihn bedroht. Sie flehte zu dem einzigen Gott, von dem sie jemals gehört habe, er möchte nicht seinen Zorn auf sie alle niederschlagen lassen, indem der Magister sich gegen diese Warnung auflehnte. Aber etwas anderes schwappte in den Worten mit und Faye nahm es durchaus zur Kenntnis.
"Danke", sagte sie deshalb nur kaum hörbar, ihre Stimme weniger fest als sie es gerne hätte und verschwand aus der Tür.