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Mia
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 2:40 pm
"Ari", beschwichtigte sie den Jüngeren und trat zu dem Feuer hin, um es mit Sand zu löschen. Hier und heute brauchten sie kein wärmendes Feuer, die Hitze des Tages genügte bereits. Mit ihrer Konzentration war es dahin und sie brauchte ein paar Minuten, um sich wieder zu fangen. So erfolgreich Ari in seiner Magie gewesen war, so schmerzlich war es für sie, sich das anzusehen, obgleich sie sich unglaublich für den Jungen freute. "Sie haben einen Auftrag, den sie nur wegen uns ausführen. Ich kann und werde niemanden bitte, nur für ein Essen vor die Tür zu gehen. Irgendwann, in Ordnung?"
Yannic
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 2:46 pm
Hieronim überlegte einen Moment, nippte an dem Wein und schloss für einen kurzen Moment die Augen um zu überlegen. Dann nickte er. "Reise in die Stadt und triff dich dort mit den Assassinen. Biete ihnen deine Hilfe an und spiele mit offenen Karten. Sie werden dir nicht glauben, wenn du so tust als täten wir all dies aus purer Herzensgüte..." erklärte er und stand langsam auf, umrundete den Tisch und trat zu einer Karte des Reiches, welche an die Wand gezeichnet worden war.
"Du wirst wohl fast zwei Monate unterwegs sein - hin und zurück. Es ist eine Stadt voller Assassinen und ich denke ernsthaft darüber nach Alisander mit dir zu schicken, damit er den Kontakt herstellen kann." Der König fuhr sich über die charakteristische Nasenwurzel und das Licht des Vormittags ließ die einzelnen grauen Haare in seinem sonst schwarzen Schopf leuchten wie Silberadern in einem Bergmannsstollen.
"Wenn es heikel zu werden droht komm unverrichteter Dinge zurück. Du bist wertvoller als dieser kleine Plan und die Assassinen werden es bereuen unkooperativ gewesen zu sein."
Cat
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 2:53 pm
Lyra lächelte sacht und trat zu ihm hinüber, um sanft eine Hand auf seine Schulter zu legen. So sehr ihnen dieses Vorhaben auch vieles erleichtern würde, ihr war nicht wohl dabei ihn ganz ohne Unterstützung hier zu lassen, ebenso wenig wohl wie ihr bei dem Gedanken daran war, in Alisanders Gesellschaft in eine Stadt voll von seiner Bruderschaft zu reisen und ihm dort auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein. "Wenn es dir lieber ist, dass ich hier bleibe, dann schicke Alisander los. Er kann unsere Unterstützung ebenso zusichern wie ich es kann", schlug sie vor, seinem Blick rüber zu der Karte folgend und ein leises Seufzen verlauten lassend.
"Ansonsten werde ich einen der Diener anweisen, meine Sacken zu packen und werde morgen früh nach Kaladir aufbrechen. Dies ist dein Reich und es ist deine Entscheidung."
Yannic
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 2:56 pm
Hieronim überlegte eine ganze Weile, ließ seinen Blick über das Reich wandern, dass zu Zeiten seines schwachen Vaters noch um ein ganzes Stück kleiner gewesen war und wog die Vorteile der Einen wie der Anderen Entscheidung ab. "Alisander leidet im Augenblick große Schmerzen wie mir meine Informanten mitgeteilt haben. Ihm scheint die heiße Luft im Osten nicht zu bekommen und ich kenne den Mann - er ist ein kluger Kopf, aber er neigt zu Aggression wenn er Schmerzen hat und ich brauche jemanden der besonnen vorgeht. Außerdem sind sie noch immer ein Teil seiner Bruderschaft und ich bin mir seiner Treue nicht so unverfänglich sicher wie der deinen. Es gefällt mir nicht dich ziehen zu lassne, doch ich erkenne die Vorteile eines solchen Handelns. Zieh du los und reite wie der Wind - du bekommst eine meiner Kutschen und einige der besten Pferde des Stalls. Alisander wird auf mich Acht geben solange du fort bist."
Stimmi
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:02 pm
„Ich dachte nur“, fing Ari an, hielt dann inne und kam sich im nächsten Augenblick reichlich töricht vor. „Was hältst du davon wenn ich dich zeichne?“ Schnitt er dann ein neues Thema an und sah sie fragend an. „Ich meine Übungen werden wir gerade ohnehin nicht vollführen können. Chadim ist soweit ich weiß im Bett und holt ein wenig Schlaf nach und ich hätte endlich mal wieder Gelegenheit, ein wenig zu üben. Die Straßenkarte kam ja leider nicht sehr weit.“
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:05 pm
"Ich muss noch etwas erledigen, Ari", gab sie zurück, sich reichlich unwohl fühlend bei dem Gedanken, für irgendetwas länger als ein paar Minuten still sitzen zu müssen und vor allem jetzt nicht.
"Aber wenn es für deine Arbeit nutzen soll, versuch es mit den Gebäuden, in denen wir uns befinden", schlug sie schließlich vor, um ihn nicht ganz vor den Kopf zu stoßen, sammelte die Decke vom Boden auf und legte sie zusammen, um sie über den Stuhl zu hängen, der im Raum stand, dann trat sie zur Tür. "Ich bin wirklich stolz auf deinen Erfolg." Und mit diesen Worten verschwand sie aus dem Übungsraum.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:05 pm
"Natürlich", sagte sie und verbarg den sorgenvollen Zug um ihre Mundwinkel. Sie wusste, dass Alisander sie nicht mochte und dass er selbst keine Gelegenheit ausließ, um sie schlecht zu machen - wenn Alisander auf ihn achtete, dann würde er ohne Zweifel versuchen das Beste für sich selbst herauszuschlagen und es graute ihr davor, wieder heim zu kommen und festzustellen, dass ihr Einfluss und das Vertrauen, welches Hieronim in sie setzte, einen Schlag erfahren hatte. Über zwanzig Jahre war sie jetzt hier, befand sich an seiner Seite und hatte das Schloss nur verlassen, wenn er ebenfalls aufgebrochen war.
"Ich bespreche mich vorher mit Alisander, wie ich mit ihnen in Kontakt treten kann und versuche unser Anliegen vor zu bringen. Ich bin sobald zurück wie nur möglich", versprach sie und trat einen Schritt zurück, um sich zur Tür zu wenden und die Falten aus den teuren Gewändern zu streichen. Sie würde nicht mit ihnen reisen können und es ärgerte sie schon jetzt, dass sie sich dem heißen Wetter im Osten würde anpassen müssen. "Brauchst du noch etwas?"
Yannic
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:09 pm
"Nein," antwortete Hieronim nur leise und blickte in sein leeres Weinglas. "Ich brauche nichts. Ich werde wohl die Gelegenheit nutzen und Katjana für einen Monat zurück an den Hof holen - es kommt gut die eigene Frau an seiner Seite zu haben, wenn man fremde Fürsten empfängt und deine Abwesenheit wird ihr Gekeife zumindest ein Stück weit reduzieren. Sie wird wieder in der Sommerresidenz sein ehe du zurück kommst. Ich will garnicht darüber nachdenken was sie sich denken wird, wenn gleich zwei Magierinnen an meinem Hof sind" erklärte er leise.
"Wenn du auf der Reise an einem der Landsitze meiner Söhne vorbei kommst, dann statte ihnen einen kurzen Besuch ab und sieh nach dem Rechten - und lasse dir wenn nötig von ihnen neue Pferde geben. Nur die besten die sie haben!"
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:20 pm
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Die Tür zu seiner Linken öffnete sich und Faye rannte ihn nur deswegen nicht einfach über den Haufen, weil er geistesgegenwärtig genug gewesen war, einen Schritt nach hinten zu setzen. In dem schmalen Spalt, durch den er in den Raum hatte hineinblicken können, glaubte er Aristeas mit hängenden Schultern zu entdecken, aber immerhin schienen die Wände nicht vor Ruß geschwärzt zu sein, auch das Gebäude an sich stand noch und keiner der Novizen war ihnen panisch 'Feuer!' schreiend entgegen gekommen. Allein das war schon einmal ein gutes Zeichen.
"Guten Morgen", begrüßte er sie leise, sie behutsam am Arm festhaltend und eine Weile lang in einer der Taschen suchend, bevor er sich kurzerhand dazu entschied, ihr einfach die ganze Tasche zu reichen. "Du hast gestern auf dem Markt eine Weile lang davor gestanden, bevor die Templer eingegriffen haben. Im Garten des Zirkels gab es genug davon und es schien dir etwas zu bedeuten, also habe ich es mitgebracht."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:26 pm
Überrascht hatte Faye einen Ausfallschritt gemacht, um sich selbst in der Geraden zu halten, war gerade dabei, irgendetwas zu sagen - an Entschuldigung oder einem Anblaffen, je nachdem, wer es gewesen wäre - doch sie schüttelte den Kopf, als müsse sie sich noch einmal in die Realität rufen. Emerson war zurück. In einem Stück.
Geistesgegenwärtig nahm sie die Tasche entgegen, die er ihr hinhielt und blinzelte, bis sie sich schließlich fing und das Ding öffnete.
"Macisterica", murmelte sie tonlos, nachdem ihr der berauschende Geruch in die Nase gedrungen war. Sie schloss hastig die Tasche, bevor ihr Geist sich aufmachen konnte, weit weg von dem, was hier geschah und zog eine Augenbraue hoch. "Du hast wirklich noch daran gedacht, Pflanzen abzurupfen, während du Leute umbringst ...?"
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:29 pm
"Es war dir wichtig. Natürlich hab ich daran gedacht", lautete die einfache Antwort, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt und Verwirrung über ihre Frage schob sich zuerst in Form eines Stirnrunzeln, dann eines folgenden irritierten Kopfschütteln empor. "Und wenn ich ehrlich bin, dann war es nicht während, sondern eher danach, aber ich erspar dir die Einzelheiten. Es ist vorbei, Faye. Von jetzt an hast du nichts mehr dort draußen zu befürchten - du sitzt jetzt nicht mehr in diesen Wänden hier und bei uns fest."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:33 pm
"Was natürlich nicht heißen soll, dass du uns nicht willkommen wärst."
Septim war wie ein lautloser Schatten von hinten an Faye heran getreten, die Schulter mit einem dicken Verband umwickelt, ansonsten jedoch unverletzt. "Aber wie Emerson bereits sagte - du bist frei zu gehen oder zu bleiben. Niemand der euch etwas vorgeworfen hat lebt noch und es wird niemand mehr wagen Hand an dich zu legen. Glaube mir - du könntest sogar in den Orden zurück und ihn wieder aufbauen, wenn dies dein Wunsch wäre."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:43 pm
Die letzten Worte waren es, die Faye die Zähne zusammenbeißen ließen. Sie fühlte beinahe, wie die Barriere um sich her sich wieder aufbaute und sie sich in sich zurückzog. Eine Magierin ohne Zugang zur Magie. Sie würde schlimmer dran sein als jeder Novize oder herabgestufte Magier, den sie je gesehen hatte. Die ungeschriebenen Regeln im Zirkel reichten tief, vermutlich ebensoweit, wie das Kredo der Assasinen. Irgendwann würde jemand die Verbindung ziehen und es publik machen, sie sei der Grund für die Morde, für all das Blutvergießen gewesen und es würde erfahrungsgemäß nicht lange dauern.
Natürlich lag es im Bereich des Möglichen, vielleicht ein Umdenken zu bewirken, wenn die Chancen auch noch so gering waren.
Wie aber sollte sie das den anderen beiden verständlich machen? Sie konnte nicht hier und jetzt eine Entscheidung über ihre Zukunft fällen. Sie musst an Ari denken, den sie als Lehrling aufgenommen hatte und natürlich fragte sie sich, ob er nicht im Zirkel besser dran wäre, mit jemandem, der mehr von seinem Bereich der Magie verstand. Sie dachte an die Monate, die sie in der Zelle unterhalb des Zirkels verbracht hatte und glaubte nicht, sie könnte diese Erinnerung jemals abschütteln, wenn sie die Haupthallen betrat.
Sie würde auch die Schuld auf ihren Schultern nicht loswerden, dass ihr Leben gerettet wurde, indem unzählige Menschen das ihre gelassen hatten. Und bei all dem, was geschehen war, war sie eine nutzlose Randfigur gewesen. Vielleicht machte ihr auch das zu schaffen. Sie war es nicht gewohnt, tatenlos oder machtlos zu sein.
"Entschuldigt mich", bat sie hastig und machte einen Schritt seitwärts, zwischen den beiden heraus, dann wandte sie sich ab und eilte davon.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 3:51 pm
"Ganz toll gemacht, Vater", grollte Emerson unfreundlich über die Schulter zu Septim zurück bevor er den Kopf schüttelte und ihr erneut folgte. Darüber, wie man mit Menschen umging, würden sie noch einmal sprechen müssen und fluchend darüber, dass Septim so ganz offensichtlich einmal wieder Faye vor den Kopf gestoßen hatte und dieser verdammte Starrkopf dort vorn nur damit beschäftigt war wegzulaufen, statt ein einziges Mal den Mund aufzumachen und sich irgendjemandem anzuvertrauen. "Faye!"
Er bekam sie zu greifen, als sie gerade um die nächste Ecke biegen wollte und schloss auch die zweite Hand um ihren Oberarm, bevor sie auf den Gedanken kommen konnte, sich aus dem Griff zu befreien und weiter zu rennen. Wo wollte sie denn hin? Sie wollte ganz offensichtlich nicht mehr zurück in den Zirkel und er konnte es ihr nicht verdenken, aber hier würde sie nur im schlimmsten Fall mitten bei den Novizen landen, die ohnehin schon damit beschäftigt waren, sie ständig aufs Neue zu begaffen.
"Verdammt nochmal, hör auf wegzurennen! Das löst deine Probleme auch nicht!", hob er die Stimme, zuerst noch schroff und lauter als beabsichtigt, bevor er sich eines Besseren besann und leiser wurde. "Ich versuch mein Möglichstes. Alles, was ich will, ist dir zu helfen, Faye. Du hast niemals um irgendetwas gebeten, ich weiß das und ich weiß, wie sehr du gerade mit dir selbst haderst, aber bitte - sprich mit mir. Schließ dich nicht einfach ein und sperr mich aus."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 4:28 pm
"Nein, stehen zu bleiben und dafür zu kämpfen hat mir den Schlamassel ja überhaupt erst eingebrockt", antwortete sie bissig und hob die verstümmelte Hand, wie zum Beweis, den weder er noch sie brauchten. Inzwischen war die Stelle der Hand nur noch hellrot und geschwollen, während sich eine wulstige, tiefrote Naht über den Knöchel zog, der nun den Abschluss bildete. Ein wenig mehr Schonung hätten der Heilung vielleicht besser getan, aber daran gab es nun auch nichts mehr zu ändern.
"Davonzulaufen war auch nicht viel besser. Meine dumme Art, einfach raus zu müssen hat weitere Menschenleben gekostet und während ich das des Magisters als nicht wirklich großen Verlust empfinde, waren doch andere Menschen unter den Opfern, die nichts damit zu tun hatten. Ich verstehe, warum ihr es getan habt ... und es soll um Gottes Willen nicht den Dank schmälern, den ich irgendeinem euch gegenüber empfinde. Aber ich bin keine Mörderin und momentan fühlt es sich so an, als hätte ich all diese Menschenleben genommen."
Zitternd schlang sie die Arme um sich - ihre Finger kaum zwei Zentimter unterhalb von Emersons, der sie immer noch nicht losgelassen hatte - vielleicht mehr, um sich zusammen zu halten, denn der nicht existenden Kälte wegen.
Übelkeit stieg in ihr auf, machte es schwer, klar zu denken. Sie zwang sich mit langsamen Atemzügen genau das zu tun, sich zu fokussieren, um Emerson irgendwie zu erklären, was los war, aber sie fand keinen Anfang und kein Ende. Es war ein Ding der Unmöglichkeit. Wie hatte der weinerliche, jammernde Haufen, der sie gerade war, fast ein Jahr in Gefangenschaft überleben können? Wie hatte sie zuvor so vehement für einen Erfolg arbeiten können? Sie stellte sich die Frage nicht zum ersten Mal, seit sie hier war und ihre Gefühle ein stetiges Auf und Ab beschrieben. Was, wenn ihr dasselbe geschah wie Marbella, nur später und mit anderen Auswirkungen? Wenn ihre Stabilität verloren gegangen war und sie zum Spielball eines Sturmes wurde, der sie schlussendlich zerreißen würde? Oder war es einfache Verzeiflung? Wer konnte das bestimmen, wenn es niemanden gab, der dieser speziellen Art der Zauberwebung vertraut war? Alleine es zu denken löste einen Wirbelsturm in ihr aus, ein Prickeln in den Fingern, ein Ziehen an der Kopfhaut und das war keine Einbildung. Sie fühlte sie nachts, wenn sie aufwachte und morgens, wenn sie die Augen aufschlug und den Tag begann. Sie spürte es, wenn sie bei Aristeas war und ihn in der Magie unterwies und jedes Mal, wenn sie an ihre eigene dachte und danach zu greifen versuchte. Das waren die untrüglichen Zeichen, die auch Ari davontrug, wenn ihm die Magie entkam, nur in anderer Form.
Vielleicht war es die Angst, die drängend in ihr pochte und ihr Herz zusammenkrampfte, die sie für einen Moment all die Vorsicht vergessen ließ. Das hier war Emerson. Langsam hob sie den Blick.
"Die Magie nagt an mir."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 4:47 pm
Schweigend hatte er ihr zugehört und erst nach einer Weile seinen Griff ein wenig gelockt, inzwischen lagen seine Hände nicht einmal mehr fest genug auf ihren Armen, um sie wirklich aufzuhalten, wenn sie jetzt noch einmal würde weglaufen wollen. Es tat ihm leid, dass sie in das alles reingeraten war und ihr Zweifel lag als Schuld ebenso auf seinen Schultern, wie die Dutzenden von Leben, die sie deshalb genommen hatten. Abarbeiten, ihr diese furchtbare Angst vor allem und jedem nehmen und langsam wieder daran gewöhnen, dass es mehr gab als das Weglaufen, Tod, Angst, Zweifel und Sorge um alles und jeden.
"Was immer du dir einredest oder von jemand anderem hörst, Faye. Das war nicht deine Schuld. Nichts von allem, was passiert ist. Diese Leute im Zirkel sind nicht deinetwegen gestorben, sondern weil sie unsere Warnung ignoriert haben. Mach dich nicht dafür verantwortlich", versuchte er ihr leise klar zu machen, selbst wenn er noch nie gut darin gewesen war, jemand anderem Mut zu machen. Er war es gewohnt einem Menschen das Leben zu nehmen, ihnen Angst einzujagen, wenn es unbedingt sein musste, aber in den seltensten Fällen hatte er Halt sein müssen und genau das konfrontierte ihn gerade mit einem unangenehmen Gefühl der Hilflosigkeit. Faye war ihm wichtig genug, um all die Regeln, die das Kredo vorschrieb, in den Wind zu schießen und genau ihr konnte er jetzt kaum helfen.
"Deine Magie ist noch da - ich habe die kleinen Wirbelstürme in den Gängen gesehen, die entstehen, wenn du plötzlich wütend bist. Sag mir nur, was dir helfen würde, damit du wieder auf das zugreifen kannst."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:21 pm
"Du verstehst nicht, Em. Sie frisst mich auf. Sie kanalisiert sich nicht mehr wie sie es sollte, sondern sucht sich Mittel und Wege, um nach außen zu dringen. Wenn ich es nicht schaffe" - ihr wurde mit einem brutalen Schlag bewusst, dass es die Wahrheit war - "innerhalb einer gewissen Zeit wieder direkten Zugang zu finden, wird sie mich zerstören. Das Kraut ist ein Anfang, aber keine Garantie."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:23 pm
"Dann sag mir, was dir helfen würde, außerhalb dieses Krauts, was immer es jetzt genau auch sein mag", lautete die einzige Antwort, zu der er fähig war, weil der Gedanke daran, dass sie irgendwann verschwinden oder von ihrer eigenen Magie verschlungen wurde, unerträglich war. "Würde ein anderer Magier dir dabei helfen können? Jemand, der ausgebildet ist und der von deinem Element etwas versteht?"
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:25 pm
"Keiner würde freiwillig helfen. Selbst, wenn du einen dazu zwingen könntest, hierher zu kommen oder mich zu ihm oder ihr zu bringen. Sie könnten dich hintergehen, rein aus Rache heraus, weil sie wüssen, warum der Magister tot ist."
Fahrig fuhr sie sich über das Gesicht. "Lass mich erst alle Möglichkeiten ausschöpfen. Es wird schon schiefgehen."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:28 pm
Wahrscheinlich hatte sie sogar Recht - er würde niemals überprüfen können, ob die Magier ihr wirklich halfen oder alles nur noch schlimmer machen würden. Magie - darin kannte er sich nicht aus, wusste nicht mehr als der Rest der Bruderschaft darüber und sie hatten bis auf Faye, die nicht auf die Magie zugreifen konnte und Ari, der keine Ahnung von den Feinheiten hatte, niemanden, der magisch begabt war und dem sie vertrauen konnten.
"Nicht mehr allein", nahm er ihr das Versprechen ab. "Faye, du warst lange genug allein in der Zelle. Wenn du den Menschen hier nicht vertraust, dann vertrau mir. Es versuche dir zu helfen, wo immer es geht, aber du musst dafür mit mir reden. Versprich mir das."
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:33 pm
Es kostete Faye einiges an Überwindung, diesen Worte zuzustimmen. Sie würde ihn in einen nicht enden wollenden Strudel ziehen, aber er war so stur wie sie, die Diskussion darum würde sich endlos ziehen. Sie konnte nur rechtzeitig loslassen, wenn es wirklich schief ging - wohlweislich verlor sie darüber kein Wort, als sie beide Füße wieder fest auf den Boden stellte und die Schultern straffte.
"Möglicherweise macht Einsamkeit ein wenig paranoid", gestand sie schließlich.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:41 pm
"Du bist jetzt nicht mehr einsam", war seine einzige Antwort darauf, die von einem schiefen Lächeln begleitet wurde bevor er die Hände wieder sinken ließ und ihr Gesicht noch einmal musterte. Sie waren seit Jahren Freunde und trotzdem hatte er das Gefühl, dass die letzten Tage weit mehr verändert hatten als es die letzten Jahre gekonnt hatten. Die Angst und die Sorge um sie, die sich nie so recht hatte mit den Aufträgen vereinbaren lassen, weil es bedeutet hatte, sie wieder und wieder allein zu lassen - er hatte gesehen, wohin das geführt hatte. Wie sie sich immer wieder, Stück für Stück weiter zurück gezogen hatte und kaum mehr jemanden an sich hatte heranlassen wollen. Sie hatten ausgesprochen, was wichtig gewesen war und was der andere hatte hören wollen. Mehr gab es nicht. Mehr würde nur noch mehr Probleme bedeuten, für die gerade keiner von ihnen beiden einen Kopf hatte.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:46 pm
"Geh schlafen, Em", forderte sie ihn sanft auf und deutete in Richtung seines Zimmers. "Du warst die ganze Nacht wach."
Sie würde sich das verdammte Kraut schnappen und versuchen, wenigstens irgendetwas davon so vorzubereiten, dass sie es nutzen konnte, ohne sich ins Oblivion zu schießen. Sie kannte das Kraut, hatte es natürlich schon oft gesehen, aber die Zubereitung und Verarbeitung war den speziell dafür ausgebildeten Magiern vorbehalten gewesen. Es war ein Liebäugeln mit dem Tod. Das war etwas, was sie weder Chadim noch Emerson auf die Nase binden würde - und die einzige Chance, die sie hatte.
Yannic
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 5:55 pm
Chadim war von seinem viel zu langen Mittagsschläfchen aufgewacht als ein seltsamer Geruch durch das gesamte Haus zog und wie ein schwerer, alles überdeckender Nebel in seine Nase eindrang. Es war nicht so, dass dicker Rauch in seinem Zimmer stand und das Atmen oder Sehen unmöglich machte, aber irgendetwas an der Luft war anders und er fühlte sich seltsam aufgeladen.
Die Haare an seinen Armen stellten sich auf und er glaubte beinahe hin und wieder kleine Blitze zwischen den Härchen hin und her springen zu sehen, verwundert und müde stand er auf und folgte dem Gefühl.
Es war immer stärker geworden und schließlich fand sich Chadim vor Fayes Zimmer wieder und drückte sacht die Klinke hinab.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

Do Jun 15, 2017 6:00 pm
Die berauschende Wirkung hatte sich Faye längt gegriffen, als sie noch hatte aufstehen und Chadim oder Emerson herbeiholen wollen. Stattdessen hatte sie mitten im Raum angehalten und wie verrückt auf den Rauch gestarrt, der sich in der Räucherschale gebildet hatte. Das Kraut war frisch und jung und sie hatte nur gesehen, dass es ansonsten im knochentrockenen Zustand verbrannt worden war. Das hier war also entweder viel besser oder aber eine ganz schlechte Idee. Nicht, dass auch nur eines von beiden ihr bewusst gewesen wäre.
Eine weitere Rauchschwade trieb ihr entgegen und sie sog sie tief in ihre Lungen, fühlte sich, als hätte sie viel zu viel Alkohol getrunken. Die Welt drehte sich vor ihr, verschwamm in den blühendsten Farben und Faye seufzte tief.
Das war vielleicht der Grund, warum sie von der sich plötzlich öffnenden Tür ohne größere Mühe zur Seite gestoßen wurde und auf Händen und Füßen landete. Sehr unelegant und direkt in der Ecke hinter der Tür.
"Ssscha ... schadim ... holen - dich - grade", kicherte sie.
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Kapitel 3                   - Seite 2 Empty Re: Kapitel 3

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