Zwischen Almada und Elenvina - Travia, 1017

Während Zajido Fisch um Fisch fing, sah es bei Svea düster aus. Sie machte mehrere Versuche, die alle misslangen und in denen sie die Beute eher verscheuchte, ehe sie sich schließlich erhob und den Rücken durchstreckte. "Ich gebe auf, Zajido. Wir haben für jeden einen Fisch, das sollte reichen."

"Tut mir leid Rena," erwiderte Raidri nur leise und kam sich auf einmal furchtbar unsensibel vor. Er betrachtete das aufgeschichtete Lagerfeuer und blinzelte dann für einen Augenblick. "Siehst du das auch?" hakte er nach und deutete auf den kleinen Funken, der immer wieder im Lagerfeuer aufflammte. Dann, mit einem lauten Knall wurde Raidri zurück geworfen und ein violettes Feuer verzehrte die Scheite in wenigen Augenblicken.

"Svea!", tönte Renas Ruf während sie mit einem Satz zurück auf ihren Füßen und mit dem zweiten Schritt nahe Raidri war, die Hände bereits an den Dolchen geführt und den Körper gespannt, um sich auf einen Angriff vorzubereiten.

Zajido wollte gerade zustimmen, als der gellende Schrei mit einem Mal durch den Wald schallte. Die Fische waren mit einem Mal vollkommen vergessen und Zajido griff nach seinem Schwert ehe er hinter Svea, die sich bereits auf den Weg gemacht hatte, loslief.

Es dauerte keine Minute, bis Svea beim Lagerfeuer war und dort von züngelnden, lilafarbenen Flammen begrüßt wurde. Raidris lebloser Körper lag daneben und Rena stand, mit Waffen in der Hand, neben ihm. Ihr Herz stockte für einen Moment, dann übernahm lange Erfahrung die Oberhand. Sie zog Schild und Axt und kam näher, vorsichtig, weil die Flammen völlig abnormal wirkten. "Was war los?", fragte sie, stellte fest, dass Raidri atmete, als sie über ihn stieg und zu Rena aufschloss. "Was ist das?"

Die violetten Flammen verzehrten das Holz schneller als normales Feuer dies jemals getan hätte und blutrotes Harz trat durch die Hitze aus dem Holz, troff auf den Boden, wo es zischen zu kleinen Perlen wurde. Ediona hatte sich umgewandt und wollte einen Analysezauber sprechen, als ein erneutes aufflammen der violetten Flamme sie zurückwarf. Zischend erhob sich das violette Feuer, ließ das Lagerfeuer hinter sich und schoss unvermittelt, einem Feuerball gleich an der kleinen Truppe vorbei durch den Wald.

Zajidos Blick fiel auf den umherzischenden Feuerball, der zuerst kein wirkliches Ziel ansteuerte. Dann jedoch, nach ein paar Augenblicken schoss es einen Pfeil gleich auf sie zu. Er reagierte im letzten Moment und riss sich selbst, zusammen mit den beiden Frauen zu Boden, wobei sie alle hart auf den Boden aufschlugen und die Luft hörbar aus den Lungen gedrückt wurde.

Zajido war es, der dieses Mal schneller reagierte als sie selbst und unsanft knallte sie mit dem Kinn auf den Boden, schlug dort auf während der Feuerball über sie beide hinweg zischte und inmitten des Waldes verschwand. Ihr Kinn brannte, der Kopf dröhnte von dem unkontrollierten und nicht geplanten Aufschlag auf dem Boden, der noch immer über und über mit Holz voll war, das Raidri eigentlich neben sich gelegt hatte, um das Feuer warm zu halten.
"Wir müssen dem nach!"

Svea neben ihr rappelte sich schon wieder auf die Füße, staubig, die Handflächen blutig, aber es war ihr herzlich egal, als sie Axt und Schild griff. "Frodi!", rief sie, damit der andere wusste, dass hier etwas schief lief und als sie ihn endlich zwischen den Bäumen auftauchen sah, deutete sie nur auf Raidri und Ediona. "Bleib bei ihnen." Dann wandte sie sich um und sah in die Richtung, in die das Feuer verschwunden war. "Hat jemand einen Eimer und Wasser dabei ...?"

Frodi eilte herbei, ließ die Stöcke fallen die er geschlagen hatte um ihnen daraus ein Zelt bauen zu können und nickte dann Svea zu. "Ich habe meinen Wasserschlauch!" erwiderte er auf Sveas Frage und legte den Kopf schräg. Auch wenn er nicht wusste, ob dieser viel helfen würde. "Ich kann mich um sie kümmern!"

Er wäre fast stehen geblieben, während seine beiden Gefährtinnen nach vorn preschten, sammelte sich im letzten Moment jedoch noch und hastete Svea und Rena hinterher.

Der Feuerball hinterließ eine lange, rußende Spur hinter sich. Wo auch immer er vorbei flog, alles in der Nähe verkokelte, einige Pflanzen schienen sich sogar zurück zu ziehen. Der Spur des Feuers konnte man einfach folgen denn das Gras auf dem Boden verkohlte. Dann, für einen kurzen Moment blieb das Feuer stehen und zischte mit einem mal nach links. Zajido, Svea und Rena rannten dem seltsamen Leuchten nach, dass in eine alte Ruine eindrang und dort in den Keller schwebte.

"Rein?", fragte Svea der Form halber, als sie auf den Stufen, die hinab führten, stehen blieb und damit den anderen vorläufig den Eingang versperrte.

"Sieht wohl so aus, als würde es auf uns gewartet haben. Also werden wir wohl zwangsläufig folgen müssen."

Sie gingen die ersten Stufen hinab, während das spärliche Licht des Mondes nach und nach verschwand, dafür aber dem violetten Schimmern des Feuers platz machte.

"Was soll euer vermaledeiter Rätselspruch bedeuten?" hallte eine eindeutig weibliche Stimme verzerrt zu ihnen herauf. Sie war beinahe mädchenhaft hell. Mit jedem Schritt den Zajido, Svea und Rena weiter in die Tiefe machten wurden die Stimmen klarer - es waren mehrere. Bestimmt ein dutzend, vielleicht zwei. Und unter diesen Stimmen mischte sich ein leises glucksen und heulen. "In Zorgan scheint die Sonne am hellsten irgendwann bevor sie dies in Gareth tut, aber am Tag nachdem sie in Vinsalt am hellsten schien?" als diese Worte wiederholt wurden, dämmerte auch Svea, Zajido und Rena wer da sprach - die Stimme gehörte zu Azaril Scharlachkraut.

"Wir könnten sie einfach einschließen und das alles abbrennen", wisperte Svea kaum hörbar, als sie zwischen Zajido und Rena zurück trat und sie in Hörweite für so leise Worte waren. Sie wusste nicht, ob dort Unschuldige saßen, also meinte sie es nicht ganz ernst, aber es blieb eine erste Idee.

Azaril Scharlachkraut. Sie hatte es sich denken können, dass sie dem kleinen Drecksstück noch einmal begegnen würden, das ihnen im Kloster der Borbaradianer das Leben zur Niederhölle gemacht hatte. Zu gern wäre sie jetzt nach vorn getreten und hätte das ein für allemal beendet, damit Rohezal nicht noch länger mit der Schande leben musste, seine Schülerin an Borbarad verloren zu haben, aber das würde wahrscheinlich nicht allzu einfach werden.
"Was immer sie tut, wir werden sie aufhalten müssen", raunte sie Svea leise zu und nahm eine geducktere Position ein, den ersten Schritt nach vorn setzend. "Wenn niemand unten ist außer Azaril, dann können wir sie immer noch verbrennen", schob sie nach und rang sich ein finsteres Lächeln ab.

"Dort sind mehr Stimmen", warnte Svea, hob aber bereits ihre Waffe. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie Schritt für Schritt wieder zum Eingang zurück kehrte.

Das glimmen der violetten Flamme war nun noch weiter nach unten gewandert, ehe es verlosch. "Was sagst du mein kleiner Liebling?" flüsterte Azaril leise. "Sie sind hier? So nahe?" ein kurzes Raunen ging durch die Menge. "Nun, dann sollten wir sie vielleicht einladen zu uns zu kommen!" hob sie die Stimme.

Zajido ließ sich nicht lange bitten, sah nur in das entsetzte Gesicht von Rena und Svea, wobei er selbst nicht minder erstaunt aussah, ehe er mit einem Nicken voranstürmte, Svea dicht neben sich. Ein paar seiner alten Wunden rissen und zogen noch bei den schnellen Bewegungen, doch ignorierte er den Schmerz und das daraus resultierende, warme Gefühl, packte stattdessen die Boronsichel noch fester und ging in Stellung für einen Ausfallschritt. "Svea, halt dich bereit! Vielleicht brauchen wir gleich dein Schild!"

Azaril hob die Braue, als die kleine Gruppe angerannt kam und mit lautem Brüllen auf sie zustürmten. Sie hob eine Hand und deutete mit zwei gespreitzten Fingern auf die herannahenden Angreifer. "Höllenpein zerreiße dich," rief sie mit erhobener Stimme.

Svea riss zwar das Schild hoch, deckte somit Zajido auch und Rena, die hinter ihr lief, aber welchen Effekt brachte das ...?

Rena nutzte den Moment, in dem Azaril begann zu sprechen, um nach vorn zu stürmen und die Elfe kurzerhand von den Füßen zu reißen und dadurch vielleicht den Zauber wieder aufzuheben, der nach vorn auf Zajido zugeschossen war. Dieses kleine Drecksstück würde bestimmt nicht noch einmal auf einen der ihren losgehen. Sie presste der anderen einer der behandschuhten Hände auf den Mund, umgriff das schmale Gesicht mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte und hielt sie am Boden fixiert. "Svea!"

Svea reagierte, dachte gar nicht nach, als sie nach vorne setzte und die Axt hob. Sie zielte auf die Kehle, als Rena die Position ein Stück weit veränderte, um ihr freies Geleit zu geben, ohne auch nur im Ansatz nachzulassen. Sirrend schoss die Klinge herab.