Zwischen Almada und Elenvina - Travia, 1017

Im gleichen Moment in dem Svea zuschlug zog Zajido sein Schwert direkt über den Bauch der Elfe, als wäre es nur Butter die er für ein Brot brauchen würde.

Azaril biss in Renas Hand, bis die metallisches Blut schmeckte. Ihre lilanen Augen funkelten Svea an. "Goldgier übermanne dich!" hauchte sie jene Borbaradianische Formel, die mit dem Kloster im Kosch verloren gegangen war. Mit einem Mal übermannte ein einzelner Gedanke Svea - das unbedingte Bedürfnis an Zajidos Schwert zu gelangen. Was auch immer sie zuvor hatte tun wollen, nun drehte sich ihr ganzes Dasein nur um eines: Zajidos Schwert.

Wie in Trance erhob sich Svea und ließ ihre Axt und ihr Schild fallen, achtlos, als wäre es beides nichts wert und nicht die geweihten Stücke, die sie zur ihrer Weihe aus dem Tempel erhalten hatte und die sie seitdem mit Stolz und Hingabe trug.
"Gib mir dein Schwert, Zajido", beharrte sie und streckte die Hand danach aus, die Augen glasig und völlig ignorant zu Renas Aufschrei.

"Svea nein, du willst das doch gar nicht tun", beharrte Zajido und machte einen Schritt zurück, drehte sein Schwert um die eigene Achse und versuchte es so aus der Reichweite der Thorwalerin zu bringen. Womit er nicht gerechnet hatte, war die Konsequenz mit der der Zauber auf sie wirkte. Statt dem Gegenstand hinterherzurennen wie ein Hund, schmiss sie Zajido einfach um, rammte ihm mit dem Schild voran gegen eine Steinmauer, woraufhin sein Kopf an eine Mauer schlug und er bewusstlos zu Boden sank. Im Gegensatz dazu tauchte Jujin, ganz und gar wie ein Hund, in dem Eingang auf und stürzte ich auf die Elfe, scheinbar das pure Böse in der Frau spürend.

Azaril stieß Rena von sich und stand schwankend auf, hielt sich die lange, blutende Wunde und spürte wie das Leben aus ihr heraus floss. Als dann der Hund auf sie stürzte, streckte Azaril die Hand aus. "Leidensbund!" fluchte sie und ein lange, roter Faden knüpfte sich zwischen ihr und Jujin. Der Hund heulte auf, als er mit einem mal ins stolpern geriet und auf seinem eigenen Blut ausrutschte, das in Strömen aus seinem Bauch schoss, während Azarils Wunde sich sofort wieder schloss. Zajido betäubt, Svea hinter dem Schwert her, standen nun nur noch Azaril und Rena voreinander. "Miststück," zischte Azaril.

Svea indes nutzte den Moment der Unaufmerksamkeit und nahm das Schwert vom Boden hoch, betrachtete es lange und eingehend, fuhr mit den Fingern über die Breitseite der Klinge und in der Sekunde, in diesem einen Moment, wurde sie wieder klar im Kopf. Sie starrte angeekelt auf ihre Hände, auf das Blut, das sie berührt hatte und dann wurde ihr die Situation gewahr. Jujin, der am Boden lag und winselte, Rena, die Azaril auf die Entfernung ansah und nicht wirklich näher kam, Zajido, der bewusstlos am Boden lag. Bei Swafnir, was hatte sie nur getan?!
Sie hob das Schwert und aus der Drehung heraus zielte sie auf die Elfe. Es würde schon gut gehen, das musste es einfach, sonst würden sie hier alle sterben. Wenn die vermaledeite Elfe nicht starb, dann sollte sie wenigstens verschwinden!

"Weißt du was ...?", fragte Rena, die Sveas Reaktion durchaus wahrgenommen hatte und sich jetzt nur noch darauf konzentrierte die andere so lange abzulenken, dass Svea ihren Angriff durchführen konnte, ohne auf Gegenwehr der anderen zu stoßen. "Fick dich, Azaril."

Das schöne Gesicht der Elfe verzog sich zu einem finsteren Ausdruck. "Genug der Spielchen! Herzschlag Ruhe!" sie deutete auf die Brust der Phexgeweihten, in der sich für einen kurzen Moment ein schmerzhafter Stich ausbreitete, ehe eine unangenehme Taubheit dort Platz nahm. Eine eisige Kälte, die sich ausbreitete.

Svea führte den Schlag zu Ende und traf Azaril direkt am Brustkorb. Das Svhwert hinterließ einen langen, blutigen Striemen, aus dem beinahe sofort Blut quoll und die kaputte Kleidung benetzte. Sie zog das Schwert zurück und stieß es dann erneut vor, direkt auf ihre Brust zu.

Azaril spürte den Schmerz und sah wie das Schwert erneut auf sie zuschnellte. In dem Moment, als die Spitze auftraf, zischte Azaril "Hartes Schmelze!" die Klinge, welche Svea nach vorne Stieß, schien auf einen zu harten Gegenstand zu treffen. Es schien sich zuerst zu verbiegen, doch Svea hatte in ihrer Wut zu viel schwung hinein gelegt. Wie Wasser, das auf eine Wand traf floss das Schwert an Azaril herab und als Svea es wieder zurück zog, war von der meisterlichen Klinge nicht mehr übrig, als ein weiches, seltsam unförmiges Gebilde, das langsam wieder auszuhärten begann.

Entgeistert ließ Svea den Rest des Schwertes fallen, fühlte nur kurz den Stich der Schuld in sich und hastete dann nach vorne, tauchte an Azaril vorbei und schlitterte hart über den Boden, als sie sich streckte und Axt und Schild griff. Sie begann etwas zu murmeln, was verdächtig nach einem Stoßgebet klang, ihr bei ihrem Wagemut beizustehen, dann schoss sie herum, warf aus der Schildhand Staub und Sand in Azarils Augen - es hatte schließlich schon einmal funktioniert - ehe ihre Axt in das Bein der Elfe drang.

Azaril schrie auf, taumelte zurück und noch mehr Blut floss aus ihrem Bein, welches nun in einer klaffenden Wunde offen stand. Sie fluchte, schien schon zu schwächeln, als sie einige Schritte zurück setzte, um Sveas nächstem Schlag zu entgehen und nach hinten umfiel. Sie rutschte über den Boden zurück und verlor noch mehr Blut. Sie wusste, dass sie fort musste - aber der unbändige Hass auf Sveas kanalisierte noch einmal all ihre Magie und sie formte in ihren Gedanken, in ihrem Willen jenen Zauber, den ER ihr im Schlaf eingeflüstert hatte. "Schwarz und rot..." keuchte sie, deutete dabei auf Svea, "... bald bist du tot!" und dann, ehe Sveas ihr den Schädel endgültig spalten konnte: "Transversalis!" die Axt fuhr nur noch in eine Wirbel aus roten Funken.

"Verdammt noch mal!", schrie Svea wütend, als ihre Axt den Boden traf statt Azaril und ihr Arm vibrierte von dem Schlag. Keuchend sog sie Luft in ihre Lungen, ihr Brustkorb fühlte sich an, als wäre eine Herde Pferde über sie hinweg getrampelt, dann wurde ihr aber wieder bewusst, was eben geschehen war und sie hastete zu Rena hinüber. Sie hielt sich nicht mit Zimperlichkeiten auf und gab der anderen einen Ohrfeige, um sie zurück zu den Lebenden zu holen, wartete nur, bis die andere blinzelte, dann rutschte sie über den Boden, riss sich die Handflächen wieder auf und drückte eine davon auf Zajidos Schläfe, an der eine Platzwunde prangte, aus der stetig das Blut sickerte. "Hol Jujin, Rena", wies sie die andere düster an und biss die Zähne zusammen, Zajido mit der freien Hand sacht rüttelnd.

"Er hört bereits Golgaris Schwingen Rauschen..." tönte die dunkle Stimme des Boron-Geweihten von der Treppe, als der große schwarze Ritter langsam in den Keller hinab stieg. Er hielt sich nicht mit Fragen nach dem was oder warum auf, sondern trat langsam an den Hund heran und legte ihm eine Hand auf den Kopf. "Ruhig Kleiner," flüsterte er. "Boron wird auch dich in seine schwarzen Hallen geleiten. Bald ist dein Leid vorüber."

"Rettet ihn", forderte Rena und fixierte mit verschwommenem Blick den Anführer der Golgariten, der hier neben ihr saß während sie dankbar dafür war, nicht aufstehen zu müssen, weil da noch immer ein seltsames Gefühl in ihrer Brust war.

Der Golgarit sah auf und blickte Rena eine weile lang schweigend an, während er trotz allem die Wunde des Kleinen zuhielt. "Der Tod ist die Rettung."

"Noch nicht", gab Svea ihm zur Antwort. "Noch. Nicht." Sie konnten ihm an diesem Tag nicht Waffe und seinen kleinen Gefährten nehmen. "Zajido, komm schon. Wach auf!"

Der Golgarit sah Svea eine Weile an, dann wanderte sein Blick zu Zajido, der sich langsam rührte. Sollte es wirklich etwas geben, was ein Leben länger leuchten lassen sollte? Ein trauriges Lächeln legte sich auf das Gesicht von Lucardus. "Oh Boron, dieser kleine Gefährte ist noch nicht bereit. Flüsterte er leise. Bitte deine gütige und barmherzige Schwester Peraine um die Heilung seiner Wunden und Tsa um einen Funken ihres Lebens..." das Blut verebbte, der kleine Hund begann sich wieder zu bewegen. Lucardus sah Svea und Rena ernst an. "Ihr schuldet der Welt einen Tot."

"Der Herr Boron wird genug Tote erhalten", antwortete Rena lediglich mit einem grimmigen Lächeln und schob sich dann langsam nach oben, wankend den ersten Schritt setzend, weil sie das Gefühl hatte, sie brauche dringend frische Luft. Der Staub dort unten im Keller schlug ihr auf die Brust und wenn sie daran dachte, dass sie es beinahe gewesen wäre, die die Wunde des Hundes abbekommen hatte - beinahe wäre es ihr Bauch gewesen, der diese klaffende Wunde gezeigt hätte und beinahe wäre der Golgarit neben ihr gesessen und hätte ihr erklärt, dass sie nun sterben musste. Der Gedanke ließ ihr übel werden während sie sich gegen eine der Steinwände lehnte und den Kopf in den Nacken lehnte, um die Sterne zu betrachten und gierig die frische Luft einzuziehen und zu hoffen, dass das schlechte Gefühl wieder verschwand.

Zajido blinzelte und versuchte sich aufzurichten, brach jedoch zwei, dreimal zusammen da seine Arme sein Gewicht noch nicht halten wollten. "Svea ... Rena, geht es euch gut?" Stammelte er und zog sich langsam an der Wand hoch, sah immer wieder von von der Phex- zur Swafnirgeweihten und brauchte bestimmt zehn Herzschläge bis er sich sicher war, dass beide keine starken Verletzungen davon getragen hatten. Dann erst sah er es, den kleinen, schwarz-goldenen Hund der kauernd auf dem Boden lag und den Golgariten leiste anwinselte. "Jujin!" Fluchte er leise und stolperte mehr als das er geradeaus lief. Als er neben dem Hund auf die Knie kam, hob er den Kopf des kleinen Kameraden und streichelte diesen behutsam. "Er ... er wird leben?" Fragte er in die Runde, denn aus all dem Blut, der gleichzeitig aber fehlenden Wunde konnte sein verwirrter Verstand noch kein ganzes Geschehen bauen.

"Er wird leben", versicherte ihm Svea, die sich unwohl mit dem Handballen über das Brustbein rieb, dann sah sie durch den dunklen Raum und fragte sich, nicht zum ersten Mal, wie es sein konnte, das ihr Weg immer so nahe an diesen Leuten vorbei führte, an seinen Anhängern. Waren es schon viele? Hatten sie begonnen, in der Welt umher zu streifen und Anhänger zu suchen? Wenn ja, dann mussten sie schneller handeln. Sie mussten mehr Verbündete finden als er. "Nimm ihn an dich, Zajido und komm hier raus. Geh zu Rena." Sie sah zu dem Golgariten hin. "Bitte bringt ihn an die Luft. Ich sehe nach dem Praios-Geweihten."

Lucardus nickte und half Zajido auf die Beine, während sie beide die vielen Treppenstufen nach oben nahmen. Er lehnte Zajido zusammen mit dem Hund gegen eine der rauhen Mauerwände und wandte sich dann an Rena und Zajido, betrachtete die beiden. "Was ist dort geschehen?"

"Borbaradianer", antwortete Rena gegen die Mauer gelehnt, den Kopf noch immer in den Nacken gelegt, weil sie dadurch zumindest das Gefühl hatte, sie könne die Übelkeit bekämpfen und ihrer Herr werden. "Eine schwarzhaarige Elfe - Azaril Scharlachkraut - folterte einen Praios-Geweihten und erhielt eine Prophezeiung. Wir haben sie angriffen - sie wehrte sich mit bislang unbekannten Zaubern", begann sie knapp zu erklären, die Hände hinter sich gegen die Wand gedrückt, um sich klar zu werden, dass sie noch immer gerade stand. "Goldgier übermanne dich war der Erste. Ein Leidensbund der nächste und Herzschlag ruhe der Letzte, den ich bemerkt habe."

Langsam näherte sich Svea dem Praios-Geweihten, der auf dem Boden lag, zerschunden und gefoltert und sie verstand, wie er hatte einbrechen können und Azaril Dinge verraten hatte, die sie niemals hätte erfahren dürfen, was es nicht besser machte, eben weil er es getan hatte.
Sie ließ sich neben ihm in die Hocke sinken, immer noch etwas schwankend, dann berührte sie seine Schulter. "Könnt Ihr mich hören?"

"Beunruhigend," lautete die knappe Einschätzung des Golgariten, ehe er sich vor den beiden hinkniete. Mit einigen wenigen Handgriffen baute er eine Schale mit Sand auf, füllte Räucherzeug hinein und begann dieses zu entzünden. Von langsamen, tiefen Gesängen begleitet breitete sich der Rauch aus und hinterließ ein leicht taubes Gefühl in den Wunden und vertrieb die Schmerzen.
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Weiter unten schlug der Praios-Geweihte die Augen auf, die seltsam milchig wirkten. "Möge der Herr Praios unsere Seelen Gnade anwalten lassen..." keuchte er leise. "Ich habe ihn gesehen...."