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Mia
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Zwischen Almada und Elenvina - Travia, 1017 - Seite 4 Empty Re: Zwischen Almada und Elenvina - Travia, 1017

So Jul 21, 2019 9:15 pm
"Ihr habt ihn gesehen?", hakte Svea nach und zog den Praios-Geweihten vorsichtig hoch, so dass er an der Wand anlehnen konnte. Für etwas anderes schien er ihr noch viel zu unsicher. War er blind ...? Oder geblendet worden? "Was habt Ihr genau gesehen?"
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So Jul 21, 2019 9:19 pm
Still ließ Zajido den Gesang auf sich wirken, atmete den Rauch der entzündeten Kräuter tief ein und aus und spürte beinahe so etwas wie Ruhe. Er besann sich auf seine Lehrzeit, kontrollierte seinen Atmen und ... Und suchte in seinem Innern nach einer Antwort, die ihm Mirasa für solch einen Moment gegeben hätte. "Rur hat dir und deinem Freund ein Geschenk gemacht. Erkenne die Schönheit darin, Bruderschwester, statt zitternd auf dem Boden zu sitzen. Angst hilft uns noch, Hoffnung jedoch ist alles was den Menschen, was die Welt ausmacht." Zajido konzentrierte sich auf seine Atmung, gewann die Kontrolle zurück und spürte wie zur Bestätigung die warme Zunge Jujins, die über sein Gesicht leckte. "Wir ... haben alle überlebt." Meinte er zu Rena mit einem schiefen Lächeln. "Ich denke daher, dass man das als gewonnen Kampf ansehen kann. Geht ... Geht es dir gut?"
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So Jul 21, 2019 9:23 pm
"Ich war tot, Zajido", antwortete Rena erst nach einer ganzen Weile, weil es dieser Gedanke war, der für sie noch immer am Erschreckendsten war. "Mir ist schlecht, mein Kopf fühlt sich taub an und meine Brust, als würde ich nicht genug Luft bekommen ... was mich aber am Meisten schockiert ist, dass ich tot war", fügte sie nach und stieß sich dann langsam von ihrem Platz ab, den ersten Schritt nach vorn setzend. "Ich würde gern nach den anderen sehen."
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So Jul 21, 2019 9:25 pm
"IHN!" erwiderte der Praiosgeweihte lachend. "Den Beender aller Schmerzen!" er schüttelte den Kopf, wild lachend, während er seinen Kopf immer wieder gegen die Wand hinter sich schlug. Svea hatte alle Mühe den Kopf des anderen festzuhalten. "Er hat mich Gilborn gleich gemacht!" erklärte er mit einem Wahnsinnigen Lachen Svea. "Er hat mich Gilbor gleich gemacht!" und mit diesen Worten biss er sich mit solcher Gewalt auf die Zunge, dass er diese wie ein Stück Fleisch vor Sveas Füße spuckte. Er lachte, weinte, schrie, während das Blut in Strömen aus seinem Mund floss.
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So Jul 21, 2019 9:27 pm
"Warte einen Augenblick, bitte", er entließ Jujin langsam aus seinem Griff und machte ein paar Schritte auf Rena zu, deren bleiches Gesicht bereits Bände sprach. Er selbst war noch nicht wirklich sicher auf den Beinen, doch das Kraut des Golgariten half dabei seine eigene Konstitution wieder zu stärken, sodass es nicht mehr war als ein schwaches Zittern in den Beinen war, als er sich nach vorn bewegte. "Rena, du bist hier bei uns. Bei mir. Hörst du? Was wir sehen wenn wir sterben ist", er sah kurz zu dem Borongeweihten und drehte sich dann wieder zu Rena. "Ist nicht das Ende. Es ist ein Anfang, ein anderer Anfang. Aber diesen neuen Weg musst du nicht gehen, noch nicht. Und darüber bin ich mehr als froh."
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So Jul 21, 2019 9:31 pm
"Es tut mir leid, was deinen Hund angeht", antwortete Rena mit einem schiefen Lächeln, nickte dann aber nur knapp und wandte sich umständlich wieder zum Gehen. "Der Zauber hätte besser mich getroffen statt ihn. Ich halte mehr aus", schob sie noch nach und hob eine Hand. "Wir sehen uns später im Lager."
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So Jul 21, 2019 9:32 pm
"Warte," Lucardus machte nun ebenfalls einen Schritt auf die beiden zu und musterte Rena von Oben bis Unten. Sein Blick wirkte beinahe begierig. "Was hast du dort gesehen?"
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So Jul 21, 2019 9:34 pm
Svea schloss für ein paar Sekunden die Augen. Das war nun das zweite Mal, dass sie jemanden erlösen musste und sie konnte diesen Momenten, dieser Aufgabe, einfach nichts abgewinnen. Doch eben das war es - ihre Verantwortung, ihre Aufgabe und das war der Grund, warum sie den Praios-Geweihten von der Wand fort bugsierte und ihn sanft auf den Boden legte, all das, während sie leise sprach. Gebete, die an Praios gingen, an Boron, an die Zwölfe, seiner Seele gnädig zu sein. Zuletzt beugte sie sich zu ihm hinunter und schlug ein Borons-Rad über seiner Stirn, mit den Fingern, damit er es spüren konnte, wenn schon nicht mehr sehen. "Möget Ihr in Borons Armen Frieden finden."
Sie brauchte nicht aufzustehen, denn es war praktisch keine Gegenwehr zu erwarten, erhob sich also nur auf die Knie, bevor sie mit einem gezielten Schlag sein Leben beendete und die Waffe sinken ließ, die Knie von warmem Blut besudelt, die Waffe neben sich, das Gewicht vertraut in ihrer Hand und doch unendlich schwer. Ihr Herz war schwer, gefolgt von ihren Gedanken, in denen sie noch einmal seine Worte drehte und wendete.
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So Jul 21, 2019 9:35 pm
Er hielt sie fest, nach barsch oder bösartig, aber doch mit Bestimmtheit. "Jujin hat sich dazu entschieden dich zu retten, Rena und genau das gleiche hätte auch ich getan. Wir sind eine ... Gemeinschaft. Sage bitte nicht das es dich eher hätte treffen sollen, Bruderschwester. Du bist nicht weniger wert als jeder andere von uns." Er umarmte sie sacht und strich ihr über den Kopf, ganz so, als hätte er eine kleine Schwester in den Armen, der die Welt gerade zu Kopf stieg. "Es ist in Ordnung, Bruderschwester."
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So Jul 21, 2019 9:38 pm
Das hier war gerade viel zu viel - zu viel Nähe, die gerade viel mehr aufkratzte, als dass sie wirklich besser machte. Der Blick des Golgariten sorgte dafür, dass sie sich noch viel unwohler fühlte als zuvor und nur halbherzig erwiderte sie die kurze Umarmung des anderen. Ihre Nerven waren durch, sie war seit Tagen dünnhäutig und Zajidos Geste sorgte nur dafür, dass sie jetzt erneut blinzelte und als sie sich von ihm löste schweigend kurz seine Hand drückte, bevor sie sich dem Golgariten zuwandte.
"Nichts", sagte sie und wünschte sich im selben Moment, sie würde einfach wieder umkehren können. "Nichts außer Schwärze und Stille."
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So Jul 21, 2019 9:40 pm
Der andere nickte, wenngleich auch eine tiefgründige Trauer im seinen Blick stand. "Es war noch nicht eure Zeit," erklärte er leise und wandte sich dann um. "Ich werde nach eurer Freundin sehen," erklärte er knapp und maß mit großen Schritten den Abstand bis zu dem Kellergewölbe, welches er hinunter schritt. Dort sah er Svea und den toten Geweihten und nickte verstehend, legte Svea eine Hand auf die Schulter. "Ich übernehme ab hier."
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So Jul 21, 2019 9:44 pm
Die Geweihte sah auf zu dem Golgariten, dann hinunter zu dem Praios-Geweihten. "Sie haben ihn gefoltert. Er war geblendet und wahnsinnig, versuchte, sich den Kopf zu zertrümmern und hat sich die Zunge abgebissen. Er sagte etwas, dass er den Beender aller Schmerzen gesehen hätte ... ihn - und dass sie ihn Gilborn gleich gemacht hätten." Langsam nur kämpfte sie sich auf die Füße zurück, fühlte sich schlechter, als noch vor dem, was sie vorhin getan hatte.
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So Jul 21, 2019 9:48 pm
Der Golgarit nickte nur und drückte Svea für einen kurzen Moment die Schulter. "Deine Freunde warten oben," gab er nur zur Erwiderung und nickte ihr bekräftigend zu.
________________________
Als Rena wieder zum Lager stieß saß Raidri am bereits entzündeten Feuer, und starrte missmutig in die Flammen, während sich Frodi um Ediona kümmerte. Verkrustetes Blut verklebte seine Haare und er stand auf, als er Rena erkannte, die auf ihn zuwankte. Schnellen Schrittes war er bei der Frau, die er Tochter nannte. "Rena bei allen Zwölfen! Was ist geschehen? Der verdammte Thorwaler ließ mich nicht gehen!" er machte noch einen Schritt auf sie zu, sah ihren Gesichtsausdruck und blieb stehen.
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So Jul 21, 2019 9:51 pm
"Azaril Scharlachkraut", raunte Rena lediglich und ließ sich kurzerhand gegen Raidri sinken, einen Arm halb um den Älteren legend und die Augen für einen Moment schließend. "Zajidos Kopf ist angeschlagen, sein Hund beinahe tot gewesen", begann sie die noch kürzere Fassung der Geschehnisse, weil sie darauf vertraute, dass er nicht von ihr verlangen würde alles haarklein zu berichten. "Azaril hat einen Praiosgeweihten gefoltert ... wegen einer Prophezeiung", schob sie hinterher. "Ich war tot, Raidri ... sie hat gezaubert und ich war kurzzeitig tot ..."
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So Jul 21, 2019 9:52 pm
"Danke", gab Svea zurück, dann sammelte sie ihre Waffe, ihr Schild und die Überreste von Zajidos Waffe ein und machte sich daran, die Stufen wieder hinauf zu steigen. Die Dunkelheit begrüßte sie draußen und die Wärme des Tages war vorüber, gewichen einer kühlen Brise, die ihr über die verschwitzte Haut strich und ein paar ihrer Haarsträhnen an ihrer Stirn kleben ließ. Sie sah sich nicht um, suchte nicht nach Gefahren, wie sonst, sondern wanderte mit gesenktem Blick zurück zum Lager, hörte schon von Weitem Raidri, Frodi und Ediona sprechen, alle mit anderen Leuten, aber durchaus am Leben und ihr Herz wurde ein wenig leichter.
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So Jul 21, 2019 9:55 pm
"Pscht," erwiderte Raidri und strich ihr sanft über die Haare. "Alles ist gut Rena, alles ist gut..." er umfasste ihr Gesicht mit seinen großen Händen und lenkte ihren Blick zu der wulstigen Narbe an seinem Hals. "Du warst dem Tod sehr nahe - aber deine Seele ist noch nicht über das Nirgendmeer geglitten Rena. Du bist noch bei uns", es kostete ihn alle Anstrengung sie zu beruhigen, währen doch sein eigenes Herz sich schmerzhaft verkrampfte. Erneut wäre jemand der er liebte beinahe gestorben weil er nicht da war. Wieso geschah es immer dann, wann er nicht anwesend war? Boron musste eifersüchtig auf ihn sein, berief er doch alle die ihm am Herzen lagen zu sich.
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So Jul 21, 2019 10:03 pm
Svea kam in einigem Abstand zur restlichen Gruppe zurück in das Lager, den Blick ebenso gesenkt wie Rena. Er kam ihr bereits entgegen, Jujin schon wieder halbwegs aktiv neben sich, doch als er die Arme ausbreitete um auch sie in den Arm zu nehmen, stockte er kurz. "Das", er griff nach der vollkommen zerbogenen Klinge, die nun mehr wie ein großer Löffel als ein Schwert aussah und schluckte kurz. Nicht einen einzigen Kampf hatte diese Waffe heil bestreiten dürfen. Vielleicht war es ein Zeichen von Rur, vielleicht auch von Rondra, dass es nicht sein Schicksal war sich von Anderen ausstatten zu lassen. Und darin lag Wahrheit, schließlich hatte er es damals auf Maraskan auch anders gelernt. Er selbst war für sein Schwert, seinen verlängerten Arm zuständig gewesen. Er und sonst niemand. "Es ... ist in Ordnung." Beruhigte er Svea, deren Schwere im Blick kaum zu übersehen war und auch sie nahm er in den Arm. "Wir leben alle noch, Bruderschwester."
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So Jul 21, 2019 10:15 pm
"Das ist da Wichtigste", gab Svea zurück und ließ sich in die Umarmung sinken, erwiderte sie schlussendlich kurz heftig, weil es gut tat, ihn lebendig und halbwegs beisammen zu sehen. "Es tut mir Leid - dass ich dich niedergestreckt habe und dann dein Schwert bei dem Angriff einem Zauber zum Opfer fiel", fing sie an, sah dann aber den Blick, den Zajido ihr zuwarf und verstummte. Gemeinsam kehrten sie zum Feuer zurück und sie sah von einem zum anderen. Zu Ediona, die still und bleich am Rande saß, neben Frodi, der - soviel wusste sie - einigermaßen einfühlsam mit der Magierin sprechen würde und ihr schon eine Decke um die Schultern gelegt hatte. Zu Raidri und Rena, die sich aneinander klammerten wie zwei Ertrinkende. Sie fühlte mit Raidri, der erneut nicht da gewesen war, um Rena zu schützen und würde sich eher selbst die Zunge abbeißen, als ihm zu sagen, wie knapp es gewesen war, wenn Rena es nicht getan hatte. Und wenn sie an das Zunge abbeißen dachte, dann wurde ihr übel. Sie hatte so viel Blut gesehen in ihrem Leben und nie gezögert, welches zu vergießen, nie war es ihr schwerer gefallen als eben. Unschuldige zu töten, um sie zu erlösen. Wie verkehrt die Welt doch sein konnte.
Im Vorbeigehen drückte sie kurz Renas Unterarm, tröstend, vergewissernd, dass sie da war - und zum Zeichen, dass auch sie selbst da war, wenn Rena kommen wollte, dann ließ sie sich am Feuer nieder, links von Frodi und starrte in die Flammen, ehe sie merkte, wie Zajido den Platz auf ihrer freien Seite einnahm.
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So Jul 21, 2019 10:24 pm
"Wir haben über all das übrigens den Fisch vergessen", begann Zajido schmunzelnd und schüttelte leicht den Kopf, während er in dem keinen Beutel den er über den Schultern trug etwas kramte. Schnell fand sich ein Rest des Fleisches, dass Lanan für sie haltbar gemacht hatte und das für diesen Abend als Ration ausreichen musste, denn niemand wäre an diesem Abend noch einmal losgezogen, nicht nach dem Geschehenen. Er reichte das getrocknete Fleisch an alle weiter, gab auch Jujin etwas davon und biss, als jeder etwas in den Händen hielt, selbst darauf herum. "Es ... ist erschreckend nicht wahr? Zu sehen wie viel Einfluss Borbarad schon jetzt auf das Land und deren Bewohner nimmt..."
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Di Jul 23, 2019 11:16 am
Sie hatten lange still um das Feuer gesessen, auf den zähen Streifen Fleisch herumgekaut und waren ebenso schweigend dazu übergegangen, sich zum Schlafen fertig zu machen. Die Waffen wanderten zur Seite, die Felle wurden samt Decken um sie geschlungen, das Feuer wurde noch einmal mit ein paar Ästen und einem Holzscheit gefüttert, das jemand von Lutz' Wagen gezogen hatte. Kaum einer hatte noch ein Wort gesagt, sie hatten sich zusammengerollt, noch einmal angesehen und jeder war mit seinen eigenen Gedanken im Kopf in einen unruhigen Schlaf gesunken. Zajido und Frodi an beiden Seiten von Ediona - ihre menschlichen Keile, wenn man so wollte - Raidri bei Rena und Svea war das Bindeglied zwischen den beiden Grüppchen. Sie lag Rücken an Rücken mit Frodi, der genug Wärme für zwei abstrahlte und eigentlich hätte das genügen müssen, um sie in einen sicheren Schlaf gleiten zu lassen, so, wie es sonst auch der Fall war. Stattdessen hatte sie zwar die Augen geschlossen und dämmerte immer wieder weg, Ruhe fand sie keine und ihr Körper war eine andere Geschichte. Merkwürdig ... sie hatte doch gar nicht so viel abbekommen. Aufschürfte Handflächen waren nun wirklich kein Drama, trotzdem ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie auf Herzhöhe über ihr Brustbein rieb und sich fragte, warum ihr Herz so schwer war und hin und wieder stolperte. Es war beunruhigend, aber noch nicht genug, dass sie irgendjemanden aufgeweckt hätte, also setzte sie sich nach einer schieren Ewigkeit langsam auf und lehnte sich an den Baumstamm hinter sich. Ihr Kopf dröhnte. Vermutlich wurde sie krank, zwang sie sich selber zur Ruhe.

"Was ist los?", fragte Rena leise, die selbst in der Nacht keine Ruhe gefunden hatte und sich jetzt aus dem Deckenhaufen hervorquälte, den sie zuvor um sich gezogen hatte, weil sie trotz der sommerlichen Wärme hier draußen erbärmlich fror. Sie hatte sich hin und her gewälzt, war ab und an in einen Dämmerschlaf abgeglitten und dann doch wieder aufgewacht, wenn Raidri zu schnarchen anfing - gerade, als sie ihn hatte in die Seite stoßen wollen, war ihr aufgefallen, wie unruhig auch Svea war.
Sie hatte den Kopf gehoben und bemerkt, dass auch die andere blinzelte ehe die sich aufgesetzt hatte und gegen einen Baumstamm lehnte. Für einen kurzen Moment lang überlegte sie, was die andere abbekommen hatte und ob es eine Verletzung würde sein können, aber sie erinnerte sich an Nichts, das sichtbar gewesen wäre. Kein Blut und keine Wunden. Trotzdem machte ihr das jetzt Sorgen. Bemüht vorsichtig stand sie auf und trat zu der anderen hinüber. "Du siehst nicht gut aus."

Svea zog das Fell höher bis zu ihrem Kinn und schloss die Arme um die angezogenen Beine, um sich warm zu halten, nun, wo sie die Wärme ihres Walwütigen so leichtfertig aufgegeben hatte. Man hätte meinen sollen, Walwut würde ihnen ein kaltes Körpergefühl bescheren, so, wie sich auch ein Wal oder Delphin anfühlte: kühl. Das Gegenteil war bei den dreien der Fall, sie waren immer ausnahmslos warm, die Haut fast glühend und es hatte Winter auf Reisen gegeben, in denen Svea sich freiwillig in ihre Mitte gelegt hatte, beschützt und wohlig warm. Jetzt wollte sie Frodi nicht stören, hatte aber jemand anderen aufgeschreckt. Müde sah sie zu Rena hoch. Wie lange war der Angriff jetzt her? Drei, vier Stunden? Es war schwer zu sagen in der Dunkelheit. "Geh schlafen, Rena", sagte sie leise und ohne jede Abweisung, einfach nur Fürsorge in der Stimme. "Wahrscheinlich werde ich nur krank."

Für einen kurzen Moment lang war sie versucht etwas Schnippisches zu antworten und hielt sich angesichts der zusammengesunkenen Gestalt vor sich doch zurück, weil es seltsam unangebracht wirkte. Langsam ließ sie sich stattdessen neben Svea sinken und betrachtete die Freundin neben sich mit Sorge in der Miene. "Raidri schnarcht für fünf", war stattdessen ihre Antwort, weil sie nicht unmittelbar mit der Tür ins Haus fallen wollte.

"Du hast noch nie in einem Langhaus geschlafen, oder? Mit zwanzig betrunkenen Thorwalern nach einem Fest", lächelte Svea, zum Grinsen fühlte sie sich nicht in der Lage. Unbewusst fuhr sie wieder und wieder mit dem Daumen über ihr Brustbein, doch da konnte nichts sein, sie hatte keinen Schlag abbekommen.

"Nein, ehrlich gesagt noch nie", war die Antwort, die Rena gab und der die Vorstellung mit zwanzig dieser Sorte in einem Raum zu schlafen noch viel weniger gefiel als sich jetzt nur neben Raidri hin und her zu wälzen.
"Das war ziemlich knapp heute."

"Und sie war nur eine Anhängerin von Borbarad", gab Svea zu bedenken.

"Gemeinsam mit Dutzenden anderen, die leider geflohen sind ...", setzte sie ihr entgegen und seufzte. "Borbarads Kristallherz kein Problem, aber sobald wir 'ner bösen Elfe gegenüberstehen wirds hässlich ... das ist irgendwie ... peinlich."

"Wir haben ihr einen Hieb versetzt, sie ist also nicht unverwundbar." Verdammte Müdigkeit. Svea rieb sich mit kalten Fingern über das Gesicht und drehte den Kopf zu Rena hinüber. Einzelne Haare verhedderte sich in der Rinde des Baumes, doch sie befreite sie nicht wieder daraus.
[
"Was ist los, Svea?", hakte Rena dann doch wieder nach und streckte die warmen Finger aus, um sie sacht um Sveas zu legen und die zu drücken. Sie war eiskalt, mit den Gedanken überall sonst und nicht ansatzweise so aufnahmefähig, wie sie die Freundin sonst kannte. "Ich mach mir Sorgen."

Eine Weile dachte sie über die Frage nach, fand aber absolut keine Antwort darauf, selbst, wenn sie gewollt hätte. "Nach dem Kampf fing es an", sagte sie stattdessen nur und ihre Finger fühlten sich wie Fische zwischen den warmen von Rena an.

"Was fing da an?"

"Das, was dir Sorgen macht", erklärte sie und holte dann doch aus. "Dass es mir schlechter geht. Es ist wahrscheinlich wirklich nur eine Krankheit, die sich genau den falschen Zeitpunkt aussucht."

Rena runzelte die Stirn, weil sie über die Zeit, in der sie bei den Sternschatten gewesen war, bereits öfter von Zaubern gehört hatte, die auch nach dem Sieg über den Magier noch nachzogen. Sie hatten einige der eigenen Leute bereits an solche verloren, weil die Wunden zu schwer gewesen waren und sie keine Möglichkeit gehabt hatten, die Zauber aufzuheben. Nun Svea so zu sehen, ließ ihr das Herz in die Hose rutschen und trotzdem bemühte sie sich darum, sich nichts anmerken zu lassen, während sie Sveas Hand erneut drückte.
"Was hat Azaril zu dir gesagt?"

"Irgendetwas ... dass ich bald tot wäre ...?", erwiderte Svea schulterzuckend. "Ich hab' dem ehrlich gesagt keine Bedeutung beigemessen, weil sie uns den Tod ohnehin an den Hals wünscht. Da waren ihre Worte nicht sonderlich verwunderlich. Rena, was ist denn los? Es war vermutlich gar nichts." Aber da blieb der leise Zweifel in ihr, dass wohl doch etwas sein konnte, denn die andere sah sie an, wie eine besorgte Glucke.

"Das war ein Zauber, Svea", antwortete Rena und schluckte, weil sie sehr genau die Worte kannte, die dort gesprochen worden waren und das, was dabei herauskam, war nie gut gewesen.

"Warum siehst du dann aus, als hätte er dich getroffen?", hakte die Blonde langsam erschöpft nach. Rena ließ sich aber auch alles aus der Nase ziehen.

"Weil diese Art von Zaubern der Grund ist, weshalb wir Magier niemals sprechen lassen, sobald wir von ihrer Schuld überzeugt sind", antwortete sie und seufzte dann, eine Weile hin und her überlegend, ob sie Svea wirklich das volle Ausmaß von Zaubern wie diesem hier erklären sollte. Andererseits - sie war eine Thorwalerin, wenn auch eine sehr sanftmütige Art davon, sie würde die Wahrheit verlangen und letztlich war sie ihr die auch schuldig.
"Er hat uns bereits ein paar unserer Leute gekostet. Es geht ihnen immer schlechter und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst. Jedes Gebet hat keine Wirkung erzielt. Einige sind letzten Endes an den Auswirkungen gestorben, während wir nur nebendran saßen und nichts tun konnten."

Das war ... nicht sonderlich aufmunternd. Ein kurzer Stich der Angst durchfuhr Svea, wenn sie daran dachte, an einem verdammten Zauber zu sterben, fernab ihres Zuhauses. Warum nicht im Kampf? Warum nicht ehrenvoll und mutig? "Deine pflegerischen Fähigkeiten, Rena, sind scheiße", murmelte Svea mit einem Augenrollen, aber sie drückte kurz die Hand der anderen, um ihre Worte zu entschärfen.

"Du wolltest die Wahrheit hören und ich hab dir versprochen - keine Lügen mehr."

"Das weiß ich zu schätzen", wehrte Svea die Rechtfertigung ab. "Es sind nur keine guten Nachrichten. Und man kann absolut nichts dagegen tun ...?"

"Einige waren stark genug und sind danach unbeschadet wieder aufgestanden. Es dauert in der Regel nicht allzu lang", antwortete Rena mit einem bitteren Lächeln, weil sie hoffte, sie würde Svea bessere Nachrichten überbringen können. "Du kannst nur dafür beten, dass du stark genug bist einer von diesen wenigen zu sein."

Nicht allzu lang. Sie würde also entweder am Morgen frisch und munter erwachen - oder gar nicht mehr. Es war eine Entscheidung, die so oder so fallen konnte, wie eine Münze, die auf dem Rand zum Erliegen kam. "Für den Moment gehe ich davon aus, dass ich überlebe ... wenn nicht. Du weißt, wo du mich hinbringen musst."

"Red nicht so", schallt sie die andere. "Du wirst das Ganze überstehen. Morgen früh wird es vorbei sein."

"Eben - und für beide Fälle, hast du meine Bitte", gab Svea lapidar zurück und schloss die Augen, weil sie aus zweierlei Gründen brannten. Einmal, weil eine Welle von Schmerz durch die hindurch fuhr und sie ihre Fingernägel dabei in ihre Handfläche bohrte und einmal, weil sie an die Endlichkeit ihres Lebens dachte und all die Dinge, die sie noch hatte tun wollen. Es waren keine großen Taten, es waren eher die Kleinigkeiten. Mit Tjark ausfahren auf ihrem Schiff, ihn noch einmal sehen ... ihn ... - Asleif noch einmal über den Mund fahren, wenn er wieder zu prahlen anfing. Frodi nach Hause bringen, wohin er gehörte, denn was bei Swafnir würde er alleine in Almada machen? Am Ende waren es immer die kleinen Dinge. Hart schluckte Svea, dann öffnete sie die Augen und sah Rena an. "Weck die anderen nicht. Bitte."

"Versprochen", nickte sie langsam, weil sie den Schmerz in den Augen der anderen sah und nur ahnen konnte, was ihr durch den Kopf ging. Svea war zu jung um hier und jetzt an einem Baum zu sterben und nur im Stillen nahm sie sich vor um dieses Leben zu kämpfen und es Boron wieder abzuringen sollte es soweit kommen, dass sie am Rande des Todes stehen würde.
"Danke, dass du hierher mitgekommen bist."

Nur andeutungsweise schüttelte Svea den Kopf, abwehrend. "Ich halte mein Wort. Und du hast dich verändert. Es wäre ... eine Schande, das nicht weiter zu unterstützen." Ihr Brustkorb wurde enger und schlussendlich entschied sie doch, dass es sinnvoller wäre, nachzusehen. Langsam schälte sie sich aus dem Fell, wurde mit einer Gänsehaut dafür bestraft, die sich innerhalb von Sekunden über ihren ganzen Körper zog, obwohl die Nacht wirklich nicht eisig war. Den Schuppenpanzer hatte sie schon vor Stunden abgelegt, so blieb ihr nur, ihr Hemd ein Stück am Kragen vom Hals fort zu ziehen und hinunter zu sehen. Oh Götter. Selbst im Feuerschein konnte sie sehen, dass der Fleck, der dort riesig prangte, nicht zart rot von einem Schlag war, sondern fast schwarz, wie eine Prellung.

"Scheiße", entfleuchte es Rena, noch bevor sie ihre Gedanken wieder im Zaum halten konnte und war mit einem Satz auf den Beinen, um nach dem dunklen Fleck zu sehen, der sich dort auf Sveas Brust ausbreitete und der letztlich die Bestätigung dessen war, was sie bereits befürchtet hatte. Beten ... das würde ihnen beiden jetzt noch bleiben. Beten und darauf hoffen, dass der Zauber mit aller Endgültigkeit Svea verschonen würde.

Scheiße also - so schlimm? Svea verbiss sich den Kommentar und befühlte die Stelle. Sie war heiß und unangenehm empfindlich, wenn sie auch nicht bei der Berührung zusammenfuhr. "Swafnir steh mir bei", murmelte sie, nicht einmal für Rena hörbar und biss die Zähne zusammen.

„Du wirst es überstehen“, beschwor Rena sie und sandte im Stillen ein Stoßgebet an die Zwölfe aus, sie mögen Svea beschützen. „Und irgendwann hör ich dich genauso über dein Zeichen jammern wie Ediona über ihres.“

"Ach Rena", seufzte Svea und strich der Jüngeren sacht über die Wange, zwang sie damit, ihr in die Augen zu sehen. Lange hielt sie den Blick der anderen nur fest, versuchte, ihr zu verstehen zu geben, dass alles in Ordnung war. Dann tat sie etwas, was sie nur unter engen Freunden in Thorwal taten und lehnte ihre Stirn an die der anderen. "Swafnir weiß schon, was er für mich vorgesehen hat. Mach dir nicht so viele Sorgen, ich bin zäh. Immerhin liege ich noch nicht im Dreck und bin bewusstlos."

„Ich warne dich“, murmelte Rena und suchte erneut die kalten Hände der anderen, weil sie nicht bereit war, sie jetzt einfach so aufzugeben. „Ich kämpf mit Boron um dich, wenn’s nötig ist, aber er kriegt dich noch nicht. Nicht jetzt. Nicht hier.“

"Das wohl", bestätigte Svea schlicht, dann ließ sie sich allmählich zurück zur Seite sinken. Sie fragte sich kurz, ob es verwerflich wäre, sich an Frodis warmen Körper zu kuscheln, entschied sich dann aber aus anderen Gründen als die der Tugend - als hätte sie das überhaupt noch! - dagegen. Wenn sie starb (und das war immerhin eine Möglichkeit, laut Rena) wollte sie nicht unbedingt ihrem unvorbereiteten Freund damit den Schock seines Lebens verpassen. Es hätte auch eine Walwut auslösen können und wenn sie dann nicht mehr da war, um ihn im Zaum zu halten, hatten die anderen wenig Chancen.

„Wenn du schlafen willst, schlaf ruhig. Ich bleib wach und pass auf.“

Die Sache mit dem Schlafen war die: Wenn man nicht wusste, ob man aufgrund eines Zaubers den nächsten Morgen erlebt, war der Schlaf nur selten ruhig. Zwar schloss die Thorwalerin die Augen, dämmerte auch immer wieder weg, aber mit jeder voranschreitenden Stunde schreckte sie wieder auf, fuhr keuchend hoch, fühlte und sah nach dem Fleck, versuchte, ihre körperliche Verfassung einzuschätzen und wiederholte immer wieder in ihrem Kopf: 'Ich werde nicht sterben. Nicht hier. Nicht jetzt.'
Erholung ging anders, aber dann, vielleicht zwei, drei Stunden vor Sonnenaufgang, als sie spürte, wie ihr Körper sich weigerte, auch nur noch einmal die Augen zu öffnen, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Hätte Boron sie holen wollen, wäre der ideale Zeitpunkt gekommen - doch ... er tat es nicht.

Immer wieder überprüfte Rena, ob Svea sich bewegte und noch atmete, immer wieder hielt sie ihr einen Finger unter die Nase, nur um dann wieder erleichtert aufzuatmen, wenn sie das Atmen der Freundin spürte. Sie hatte versprochen auf sie zu achten und so hielt sie sich wach, ab und an um das Lager tingelnd bevor sie wieder den Platz neben Svea suchte und die Felle sortierte, die die andere weggeschoben hatte. Als der Morgen dämmerte und Svea atmete, erlaubte sie es sich, sich selbst zurücksinken zu lassen und die Augen für einen Moment zu schließen, um den Göttern zu danken.
„Morgen“, wünschte sie Svea leise lächelnd als sie sie blinzeln sah. „Überstanden.“

Gerädert schob Svea sich aus dem Fellhaufen hoch und runzelte die Stirn, sah prüfend an sich hinunter und unter das Hemd, welches ihr am Körper klebte vor lauter Schweiß. Der Fleck war vollständig verschwunden und mit ihm das Engegefühl in der Brust, die Schwäche und die Schmerzen, die zuletzte noch in ihrem Körper gewütet hatten, allen voran im Brustkorb, gefolgt von Armen und Beinen.
"Zäh, sag ich doch", kommentierte Svea, um nicht zeigen zu müssen, wie erleichtert sie wirklich war. Wie endlos groß der Stein war, der von ihr abgefallen war. Dann richtete sie ihren Blick auf Rena. "Danke."

„Wir passen aufeinander auf.“, war Renas Antwort auf die Worte der anderen bevor sie ihr die Tasche mit dem Proviant rüber reichte, die sie zuvor von Nosulgors Rücken gezogen hatte. „Jetzt und für immer.“

"Bevor ich irgendetwas esse, muss ich dringend zurück zu dem Fluss und mich waschen. Ich stinke wie Phileasson nach seiner letzten Seereise." Sie schob sich auf die Füße und streckte sich, dann wuschelte sie Rena im Vorbeigehen zu Hedi durch die Haare und suchte nach neuen Sachen, die sie tragen konnte, während diese hier nachher hoffentlich sauber und ohne Geruch waren.

„Ich komm mit - bevor du mir absäufst“, amüsierte sie sich und erhob sich ebenfalls, darauf hoffend dass das kalte Wasser dafür sorgen würde, dass die wieder wacher wurde. Früher war es einfacher gewesen tagelang wach zu bleiben aber diese kleine Gruppe hatte etwas wie Routine in ihr Leben gebracht - inzwischen war sie müde, schlief bedeutend tiefer weil es nicht mehr bedeutete ständig Gefahr zu laufen mit einer Waffe aus dem Schlaf geholt zu werden.

"Wir sollten ihnen einen Zettel da lassen", mahnte sie Rena und zwinkerte. "Sonst bekommst du dieses Mal die Standpaukte von Zajido."

„Wir sind beide weg - da wird er nicht befürchten, dass ich abgehauen bin“, gab sie zurück und zuckte dann trotzdem mit den Schultern, eine Weile durch das Sammelsurium an Dingen wühlend, die sie in den Satteltaschen hortete und die sie irgendwann einmal in Menzheim lassen sollte. Eine Weile später erst zog sie einen Zettel vor und kritzelte ein paar kaum leserliche Worte darauf bevor sie ihn vor Zajidos Nase platzierte.
„So. Baden?“

"Klingt nach einem Plan." Zerzaust und mit halb verfilzten Haaren griff Svea sich ihr Bündel an Wäsche und stiefelte voran.

Rena grinste, sichtbar erleichtert darüber, dass Svea nicht von Boron zu sich genommen worden war. Nur im Vorbeigehen schnappte sie sich ihre eigenen Sachen und war dankbar dafür, dass sie jetzt ihre eigenen Kleider tragen konnte, statt noch weiter in den unangenehmen Sachen umher laufen zu müssen, in denen sie sich nie wohl gefühlt hatte.
„Ein Königreich für ein paar Hosen“, stieß sie erleichtert aus und schob die almadanischen Adelskleider zur Seite.

"Gut nur, dass Alrik dich überhaupt wieder hat ziehen lassen können, fast hätte ich erwartet, dass sie dich einsperren, bis du ihnen einen Erben geschenkt hast", neckte Svea die andere.

„Erinner mich nicht an das Gespräch“, lachte sie leise. „Ich bin schon glücklich darüber, dass der Alte von seinem Plan mit irgendwelchen Kräutern abgelassen hat.“



"Das mag wohl eher an der Zeit gelegen haben, die du dort verbracht hast. Sie war ja ziemlich ... kurz."



„Das ist auch gut so. Das ist nicht meine Welt und eure auch nicht, oder hat dir das da Spaß gemacht?“

"Willst du darauf wirklich eine Antwort?"

„Erzähl schon!“, forderte sie auf während sie auf halbem Weg in das Wasser war, das da ruhig vor ihnen lag und das die letzten Reste der Müdigkeit wegspülen würde. Ihre Kleider würde Ihnen hier schon niemand stehlen - vor allem weil die anderen noch in Hörweite waren.

"Es ist furchtbar! All dieses elende herumreden um das, was wirklich wichtig wäre. Dieser Prunk und Protz. Wenn Thorwaler protzen, dann wenigstens nur mit Grund, sonst würde ihr Wort nichts mehr gelten. Und es ist so furchtbar zu sehen, wie unwohl sich viele der Leute dort fühlen, ohnmächtig, jemals den Mund zu öffnen oder sich anders zu verhalten. Und wirklich kaum einer von ihnen wirkt glücklich."

„Aber der Name der Familie“, äffte Rena Alriks Vater nach und hob einen Zeigefinger. „Man erwartet Großes von dir.“

"Und das bei deiner Größe."

„Ich bin genauso groß wie du, meine Liebe!“

"Von mir wird aber auch nicht Großes erwartet. Ich habe den Vorteil der Fremden, sie beäugen mich nur, Erwartungen stellen sie aber nicht an mich."

„Sei froh. Ich hätt alles dafür gegeben nicht mehr auf dem Prüfstand stehen zu müssen“, antwortete sie und verzog das Gesicht. „Ich hab dich übrigens selten so zackig gesehen, wie bei Ungolf. Was ist los gewesen? Plötzlich militärisch organisiert, Svea?“

"Nein. Jedenfalls nicht mehr als sonst. Aber der Mann hat mir Respekt entgegen gebracht, meinen Stand anerkannt und das beurteilt, was ich geleistet habe und nicht, aus welcher Familie oder welchem Teil Aventuriens ich stamme. Das hat mir genügt."

„Ich find ihn ein bisschen beunruhigend, wenn du mich fragst.“

"Er ist ein Mann, klarer Worte, das weiß ich zu schätzen. Vielleicht ist es beunruhigend, wenn man den Rest der Familie mit ihm vergleicht, ich fand es erfrischend."

„Immerhin kann ich jetzt ihn fragen, wenn wir mal wieder kurzfristig zum König müssen und wir ersparen uns Nemrod.“, gab sie mit einem Schulterzucken zu bedenken und ließ sich in das Wasser sinken, einmal untertauchend, nur um wenig später wieder aufzutauchen. „Kommandant der Leibgarde ... gibt wenig, was die bisher nicht hatten.“

"Ich finde es unglaublich schwer, in so etwas hineingeboren zu werden. Dieser Erwartungsdruck ... - er zerstört Menschen. Elgor ist einer davon. Wenn du nicht gut genug bist, kommst du unter die Räder."

„Ich bin mir noch nicht sicher, was ich von Elgor halten soll ... irgendwas sagt mir, dass wir Vorsichtig sein sollten, was ihn angeht, auch wenn er jetzt nur zurück gesetzt und traurig scheint.“

"Mit keinem Wort sage ich, dass man ihm trauen kann. Er ist zu großem fähig, aber auf welcher Seite das passieren wird ... ich weiß es nicht. Vielleicht hat seine Familie ihn schon zu weit fort getrieben und Alrik tut den Rest dazu, was auch immer da vorgefallen sein mag. Und die anderen mögen gerecht scheinen, aber der Schein kann trügen. Ungolf würde ich mein Leben in die Hände geben, bei Alrik habe ich es getan. Was die anderen angeht ... es ist viel Schein, Schall und Rauch in den großen Adelsfamilien. Ein Name ist eben nur das ... ein Name und deshalb noch lange keine Tat."

„Ich habe keine Ahnung, was zwischen Ihnen beiden vorgefallen ist. Man hasst einander nicht nur, weil der eine den anderen überflügelt hat“, murmelte sie und seufzte. „Mit dem Rest hab ich kaum sprechen können und ehrlich gesagt - find ich das nicht mal schade. Ich hätte gern ein bisschen Zeit für ein Gespräch mit Elgor gehabt aber das wussten Alrik und der Rest gut zu verhindern.“

"Er selbst wollte auch kaum sprechen. Zajido hat es versucht", gab Svea zu bedenken, tauchte unter und kehrte eine ganze Weile nicht an die Oberfläche zurück. Erst, als sie Renas Beine näher kommen sah, tauchte sie vor der anderen wieder auf. "Lass uns lieber die Augen auf das richten, was vor uns liegt. Dort wird uns genug erwarten." Sie wrang die langen Strähnen aus und mit einem Mal fühlte sie sich ... merkwürdig. So, als hätte Satinav kurz die Zeit angehalten und sie dann weiterlaufen lassen. Ein Wispern im Wind, ein Hauch, der über ihre von Wassertropfen übersäte Haut strich. Eine lang vermisste Berührung, schon so fern. Verwirrt schüttelte sie den Kopf, begriff die Leere nicht, die einmal über sie strich.

„Vor uns liegen unzählige Meilen der Reichsstraße“, erinnerte Rena sie und lachte dann leise. „Und danach ... hm ... Elenvina und von dort nach Havena. Die haben wieder Häfen und sogar einen Swafnir-Tempel - ich glaub, du wirst die Stadt mögen.“

Svea zwang sich, zurück zu den Worten zu kehren. "Die Reichsstraßen ... immerhin müssen wir uns nicht durch das Gebüsch schlagen. Von Havena aus kann ich ein Schiff nach Thorwal nehmen, das wird schneller sein, als zu Fuß."

„Und vor allem gibt es da welche, die auch nach Thorwal fahren. Im Horasreich würde das gerade vielleicht ein bisschen schwierig werden“, gab sie zu bedenken und musterte Svea, den Blick an einigen Narben hängen bleibend.
„Du siehst auch aus wie ein Schlachtfeld“, amüsierte sie sich, nicht gewillt Sveas Stimmung wieder kippen zu lassen, so kurz nach dem, was geschehen war.

Svea blickte an sich hinunter, den Körper entlang, dem sie schon so viel zugemutet hatte. Es stimmte, sie sah wirklich aus wie ein Schlachtfeld und ganz am Anfang ihrer Ehe hatte es Zeiten gegeben, in denen sie sich kaum getraut hatte, sich nackt zu zeigen. Mit fünfzehn, sechzehn, da hatte sie die ersten großen Narben gesammelt und alle hatten sie ein Stück weiter entstellt - dachte sie. Wenn sie jetzt so auf die letzten Jahre zurückblickte, musste sie ihr Denken von damals revidieren. Die Narben zeigten nur, was sie alles im Namen Swafnirs überlebt hatte und ein paar klitzekleine andere Dinge, die vielleicht nicht ganz so göttergefällig gewesen waren. Irgendwann hatte Tjark ihr klar gemacht, dass das hier zu ihr gehörte und bei Weitem nichts negatives war, wenn er auch immer noch besorgt das Gesicht verzog, wenn sie wieder von einem Heiler nach Hause kam. Manche Dinge änderten sich nie. Sacht fuhr sie über eine lange Narbe an ihrer Taille, die nicht zackig und schmal, sondern rau und flächig schien und die Rena zuletzt angesehen hatte.
"Die hier habe ich mir an den Felsen vor Olport geholt. Wir sind in einem Sturm dort hoch gerudert. Zu segeln wäre zu unberechenbar gewesen und ich musste einen Mann aus dem Wasser holen, der von einem anderen Boot über Bord gegangen war. Die Otta wurde in dem Moment von einer Welle erfasst und dort, wo ich über die Bordwand hing, gegen einen Felsen gepresst. Es war übrigens Swafnan, den ich da halb tot herausgefischt habe. Er ist danach nicht mehr von meiner Seite gewichen."
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