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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:09 pm
Lyra schluckte schwer und starrte entgeistert auf das, was sich ihr hier gerade darbot. Sie sah Aias blutende Wunden, die fehlenden Beine des Blutmagiers und Fayes Zorn über das, was der andere ihr an den Kopf geworfen hatte und sie verstand den Zorn der Jüngeren. Was immer hier geschah - der Magier musste gestoppt werden. Sie sah, wie Ismael nach dem Blut griff, das aus Aias Wunden tröpfelte und schüttelte den Kopf, bevor sie nach vorn trat. Sie war noch immer eine Zirkelmagierin, selbst nach 21 Jahren am Hof - sie hatte gelernt, wie man mit Blutmagiern umzugehen hatte und hier war nicht die Zeit zu zögern.
Leise Worte verließen ihre Lippen, unhörbar für jeden der anderen und unverständlich für den blutenden Magier dort am Boden, der versuchte aus dem Blut am Boden noch mehr Energie zu ziehen, wohl um sich selbst wieder zu regenerieren. Starr ruhte ihr Blick auf seinem Gesicht, hielt seine Augen fest fixiert und zuckte nicht mit der Wimper als er zu husten begann. Wasser schwappte über seine Lippen auf den Boden, weißes Salz bedeckte seinen Mund, riss die empfindliche Haut an den Lippen auf und ließ ihn immer weiter würgen. Krämpfe hatten seinen Körper befallen, der inzwischen zuckte, während seine Hände sich um seinen Hals geschlossen hatten, die Fingernägel über die Haut kratzten und dabei doch gar nichts erreichen konnten. Der spärliche Mageninhalt, den er wegen des Meersalz hoch würgen wollte, paarte sich mit dem Wasser, das seine Lunge gefüllt hatte und sie allmählich kollabieren ließ.
"Zu den Pferden", wies sie die anderen an, ohne sich zu ihnen umzuwenden. Nur ein wenig noch - dann würde er keinem Templer mehr erzählen können, was er hier gesehen hatte.
Stimmi
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:21 pm
„Du hast“, fing er an, als er sich über die frische Wunde wischte und erst jetzt verstand, was der Andere vermutlich noch angerichtet hätte, wenn er mit all dem Blut noch einmal seine Macht konzentriert hätte. „Danke“, meinte er schließlich nur und nahm die Hand, die die Zauberweberin ihm reichte. „Die Pferde sind zum ritt bereit. Wir können im Grunde direkt los reiten, allerdings haben wir glaube ich ein oder zwei unerfahrene Reiter bei uns. Ari in jedem Fall, wie sieht es bei dir aus Faye?“ Die Geste die daraufhin von der blonden Luftmagierin folgte, wahr eher zögerlich, was Aias als Antwort genügte. „Ich reite voraus und schaue, dass ihr und euer Reittier euch nicht den Hals brecht wenn wir mitten in der Nacht aufbrechen. Alle anderen folgen mir in einem Abstand von fünf oder sechs Schritt, damit ihr im Notfall euer Pferd zügeln könnt, verstanden?“ Während er sprach stieß er die Tür nach draußen bereits auf, löste sein Schwert von seinem Gürtel und befestigte dieses am Sattel. „Braucht jemand Hilfe beim Aufsitzen?“ Die Frage kam vollkommen ohne Ironie, denn im Moment war jede Minute, ja jede Sekunde wertvoll. Und eine Unterbrechung weil jemand nicht in den Sattel kam, war das letzte was sie brauchten.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:27 pm
Faye nutzte einfach die schiere Wut, die sie immer noch empfand, als sie sich in den Sattel zog, um damit bare Zeit zu sparen, in der Aias Ari und Lyra auf die Pferde helfen konnte. Sie mussten Emerson finden, immer wieder hämmerte dieser Gedanke in ihrem Kopf und sie wusste nicht, ob sie ihn ohrfeigen sollte, so wie Septim es getan hatte, oder ihn in eine Umarmug ziehen. Sie wusste, Ismaels Tod hätte sie trauriger stimmen müssen, sie hätte erschrocken darüber sein sollen, wie rasch und effektiv Lyra ihn hatte das Zeitliche segnen lassen.
Doch nichts davon geschah. Was sollten sie mit Cassian tun? Wenn sie ihn fanden, würde auch er umgebracht.
"Kannst du ihn irgendwo orten?", fragte sie an Lyra gewandt und nahm die Zügel richtig auf, um ihr Pferd neben das der anderen zu lenken, die sich ebenso unwohl im Sattel zu fühlen schien wie sie selbst.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:32 pm
Eine Weile lang schloss Lyra die Augen und vertraute darauf, dass Faye ihr den Gefallen tun würde, ihr Pferd gemeinsam mit dem eigenen zu führen, während sie sich neben den Schritten des Tieres darauf zu konzentrieren versuchte, wo sie jemanden finden konnte, der nicht allzu magisch war in einer Stadt, in der gerade viele Magier abgeschlachtet worden waren.
"Gib mir einen Moment", bat sie leise, die Gefahr ignorierend, in die sie jener leise Zauber bringen würde, der ihr jetzt über die Lippen glitt. Der König wusste Bescheid, dass sie Hals über Kopf hatte aufbrechen müssen, hatte fliehen müssen, bevor die Templer sie in die Finger bekamen - wenn sie nur zwei Wochen überbrücken konnten. Anhand der magischen Struktur, die Ismael und Cassian hinter sich gelassen hatten, versuchte sie ihren Weg noch einmal zurück zu verfolgen, folgte jedem kleinen winzigen Leuchten, das durch die Straßen zog bis zu einem der Gullydeckel. Dort, wo man sie geschnappt hatte. De Veres Präsenz war schwer zu übersehen und sie zuckte zusammen, als ihr Geist über den von Templern glitt bis hin zu jemanden, der bei ihnen war und dessen Geist nur ein schwaches Flackern war.
"Die Templer haben ihn", brachte sie über die Lippen. "Sie brechen in die Hauptstadt auf."
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:36 pm
"Wo sind sie jetzt?", fragte Faye scharf und riss sich dann am Riemen, um alle Sinne beisammen zu haben für das, was kommen würde. Sie mussten ihn dort rausholen, koste es, was es wolle. Ismael als Verräter wollte ihr immer noch nicht in den Kopf.
Aias und Ari waren still und schweigsam am Kopf der kleinen,jämmerlichen Truppe und hatten das Pferd dabei, das für Emerson bestimmt war, sollten sie überhaupt noch in die Verlegenheit kommen, ihn holen zu können. Er war wegen ihr los, wegen ihrer Tirade, die sie gehalten hatte und wenn er das nicht überlebte, wusste sie wirklich nicht, was sie tun würde.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:40 pm
"Auf dem Marktplatz. Viele von ihnen ... wenn ich raten müsste ... 50 oder mehr. Alle, die überlebt haben sind dort und sie sprühen vor frischer Magie", war Lyras schaudernde Antwort auf Fayes Frage, weil sie sich denken konnte, was die andere vor hatte und einmal mehr musste sie gestehen, dass es ein wahnsinniger Plan war. Sie konnten nicht mit drei Magiern und einem verletzten Krieger gegen so viele Templer auf einmal ankommen, selbst mit der besten Unterstützung nicht.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:51 pm
Aias verzog kurz den Mund und grübelte einen Moment lang. „Vielleicht könnte ich irgend einen Zauber heraufbeschwören der für genug Ablenkung sorgt“, kam es von dem hinteren Ende der kleinen Kolonne, woraufhin alle Beteiligten, auch Aias selbst, zwar anerkennend zu dem jungen Zauberweber blickten, jedoch nur skeptisch den Kopf schüttelten. „Das hier ist alles viel zu gefährlich – Ari, hast du daran gedacht dich und Lyra mit dieser Nadel zu stechen?“ Kurz darauf tat Ari wie ihm geheißen und reichte das kleine Stück Thaurhil dann an Lyra weiter. „Wir reiten jetzt erst einmal aus der Stadt. Ich hatte die Hoffnung das Scarpi und seine Leute mir noch einmal helfen könnten, aber wenn diese Templer wie Lyra sagte noch unter der Kraft der Magie stehen, werden selbst die nicht viel ausrichten können. Wir müssen erst einmal von hier fort um weiter darüber nachzudenken, wie wir Emerson dort herausholen, sonst kann bald keiner von uns mehr irgendetwas für ihn unternehmen. Und jetzt los!“ Die letzten Worte waren so bellend, dass jeder Offizier die Schultern nach oben und den Kopf nach unten gezogen hätte.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 8:56 pm
"Außerhalb der Stadt ...", murmelte Faye leise und verwünschte sich nicht zum ersten Mal, seit die Situation sich so ins Negative gekehrt hat. "Wenn sie ihn in die Hauptstadt bringen, müssen sie dort raus. Egal, welches Tor sie nehmen, sie müssen nach Norden gehen und früher oder später müssen sie rasten. Ari - Lyra ... traut ihr euch zu, sie mit Zaubern anzugreifen, womöglich nacheinander, je nachdem, wie weit sie sich auffächern, um Emerson da zeitnah da raus zu holen?"
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 9:12 pm
De Vere fuhr sich wie sooft in letzter Zeit über das verbrannte Gesicht und betrachtete Emerson mit einer seltsamen Genugtuung, welcher eng eingepfercht in einem kleinen Käfig auf einem Wagen hing.
Der Wagen ruckelte bei jedem Schlagloch hin und her, ließ den Käfig, der an einer kurzen Kette über dem Laderaum hing hin und her schwanken.
"Du magst dir ja jetzt noch auf die Zunge beißen mein junger Freund, aber spätestens die Foltermeister werden schon alles aus dir rausbekommen!" er warf einen Blick nach links und nach rechts zur offenen Straße hin. Die Templer bildeten eine Diamantformation um den Wagen mit dem Assassinen in der Mitte, neben dem De Vere her ritt. "Keine Sorge - wir halten dich bis dahin am Leben."
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 9:32 pm
Sein Kopf dröhnte von dem heftigen Schlag, den er bekommen hatte und der ihn einstweilen ausgeschaltet und in diese Situation gebracht hatte. Seine Waffen hatten die Templer und er sah sie unter sich auf dem Wagen liegen, fernab der aktuellen Reichweite, obwohl es mit ihnen leichter gewesen wäre, die Scharniere des kleinen Käfigs zu lösen, in dem sie ihn gefangen hielten. De Veres tiefe Stimme hämmerte hinter seiner Stirn als er den Blick zu dem anderen rüber lenkte und still in sich hinein lächelte, sich nicht von einer Antwort überzeugen lassend. Es war lächerlich, dass der Templer versuchte ihm damit zu drohen, dass sie ihn foltern würden, um die notwendigen Informationen aus ihm heraus zu bekommen, weil ihm wenigstens dieser Umstand klar gewesen war, als er in einem Käfig aufgewacht war.
Statt wild zu schreien, zu versuchen die Gittertüren zu öffnen oder die eigenen Waffen zu erreichen, war er still geblieben und hatte sich all die Dinge genau eingeprägt, die um ihn herum geschahen. Jetzt schüttelte er auf De Veres Worte hin lediglich den Kopf und lenkte den Blick zurück nach vorn durch die Straßen, wissend, dass die Nachricht folgen würde.
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Di Jun 27, 2017 9:39 pm
Stunde um Stunde waren sie geritten, hatten so viel Entfernung wie möglich hinter sich gebracht, um die Stadt nicht mehr zu sehen und in den Ausläufern niemandem mehr zu begegnen, der sie erkennen würde.
Ab und an hatte ein Händler oder Bauer ihren Weg gekreuzt, doch niemand schien sich für die kleine Gruppe zu interessieren, die auf den ersten Blick so harmlos aussah. Außer Aias trug niemand sichtbare Waffen an sich, noch dazu waren ein Jüngling und drei Frauen in der Gruppe. Keine Bedrohung für die ländlichen Striche.
Sie waren die Nacht hindurch und noch lange am nächsten Tag geritten, beinahe bis in die Dämmerung hinein. Eine unruhige, kurze Nacht folgte, dann waren sie wieder aufgebrochen. Vier Tage, seit den alles verändernden Ereignissen.
Die Pferde schwitzten und Aias übernahm es, ihnen zu zeigen, wie sie die Tiere trocken bekamen, indem sie Heu ineinander drehten, es falteten und erneut drehten, bis ein mehr oder weniger saugfähiger Schwamm aus den Halmen entstand, der die Pferde von dem Schweiß befreite.
Sie schlugen allesamt unruhig mit dem Schweif, geplagt von den Stechmücken, die sie verfolgten, aber die Pause nahmen sie dankbar an, steckten ihre Köpfe in den Hafer, andere sofort in den Wasserlauf des schmalen Baches, an dem schließlich irgendwann auch Faye zur Ruhe kam.
Die ganze Flucht über hatte ihr Kopf ihr Lösungsmöglichkeiten vorgestellt, eine absurder als die nächste und irgendwann, als ihr die Ideen ausgegangen waren, hatte es damit begonnen, dass sie die letzten zwei Tage Revue passieren ließ.
Wäre es einfacher gewesen, hätte sie im Zirkel die Füße still gehalten? Für alle anderen mit Sicherheit.
Hätte sie sich ausliefern können, als es wieder und wieder dazu gekommen war? Natürlich, doch das hätte Emersons Opfer nichtig gemacht.
Hätte sie ihre Emotionen zügeln müssen, als man ihr sagte, ihre Freunde wurden im Zirkel abgeschlachtet oder dem Wahnsinn übergeben? Vielleicht.
Hätte sie es gekonnt? Nein.
War der Weg, den sie nun genommen hatten, der richtige? Mit all ihrer Überzeugung konnte sie es verneinen, aber es war der einzige. Es war das einzige Druckmittel.
Still kniete Faye am Rand des Baches und beugte sich nach vorne, um ihre Hände sauber zu bekommen, die in all den Stunden des Reitens wund und schmutzig geworden waren. Der Dreck unter ihren Fingernägeln war schon fast nicht mehr heraus zu bekommen und in den Rillen ihrer Haut hatte sich die Erde ebenso eingegraben.
Wenn das hier nicht funktionierte, dann würde nichts mehr Emerson aus den Fängen der Templer befreien und sie hatte Angst vor der Sekunde, in der es so weit war. Er und Ari … das war alles, was ihr blieb und sie hätte sich sofort dafür eingetauscht, wenn er nur in Sicherheit gewesen wäre. Was für ein krankhaftes Verhältnis zu Opferungen für den anderen sie doch hatten …
Faye blickte erst auf, als leise, ganz leichte Schritte sich ihr näherten.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 9:45 pm
Leise raschelte das Gras, auf dem sie trat unter dem Kleid. Der Saum war längst aufgerissen und überall hingen lose Fäden herab, Löcher in dem feinen Stoff, dort, wo sie sich in Ästen verfangen hatte und der dicke Verband um ihren Arm längst dreckig, weil niemand sich bislang die Mühe gemacht hatte, ihn zu wechseln.
"Wann ... werdet ihr mich gehen lassen ...?", fragte Maia leise.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 9:49 pm
Die Worte überraschten sie nicht mehr, nicht, nachdem sie sie so oft gehört hatte. Maia war eine sehr wissbegierige junge Frau, kein Wunder also, dass Ari sich zu ihr hingezogen fühlte.
"Wir bringen dich zu deinem Vater, Maia. Er wird den Menschen gehen lassen, der uns wichtig ist, dafür bekommt er dich wieder. Wir wollen dir nichts tun." Für die fehlende Unterbringungsmöglichkeit konnte sie sich kaum entschuldigen, an der würde sich die nächsten Wochen nichts ändern. Auch nicht daran, dass sie nun in Etappen schliefen und sich mit der Wache abwechselten. Ari hatte mehr als lautstark protestiert, aber Faye war eisern geblieben. Maia war das einzige, was De Vere genug bedeutete, um seine Mission zu vergessen. "Soll ich dir mit dem Verband helfen? Ein Heiler hat mir ein wenig über das Schienen beigebracht."
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Di Jun 27, 2017 9:55 pm
"Wer seid ihr überhaupt?", hinterfragte sie statt einer unmittelbaren Antwort und schob einen Finger unter den Verband, um sich an einer Stelle darunter zu kratzen, wo die Haut juckte. Sie glaubte sich irgendwo entfernt an einige von ihnen zu erinnern, aber die Erinnerung lag so entfernt, dass sie sie nicht zu greifen bekam und alles, was sie jetzt wusste, war der energische Protest des Jüngsten der Reisegruppe, als er sie gesehen hatte. Weshalb er so dagegen gesprochen hatte, konnte sie nicht nachvollziehen, insbesondere weil sie hier drei Magier begleitete, wie sie inzwischen herausgefunden hatte und sie noch immer die Tochter eines Templers war.
Sie waren einfach im Haus gewesen, hatten alle Schutzmaßnahmen überwunden, die ihr Vater während der letzten Wochen errichtet hatte und als sie sie herausgezerrt und auf ein Pferd gesetzt hatten, hatte sie noch die Leichen zweier Soldaten gesehen, die vor dem Haus Wache gestanden hatten. Seit dem Anblick hatte sie nicht mehr protestiert und Widerstand geleistet und inzwischen saßen sie mitten im Wald, irgendwo weit entfernt von Kaladir und sie wusste nicht einmal mehr die Richtung, in die sie hätte zurücklaufen müssen, um Heim zu kommen.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 10:12 pm
„Hey“, grüßte er die beiden Frauen, wobei er Faye wie immer fragend ansah. Sorge, Scham und Schuldgefühl lag in diesem Blick, da er sich jetzt, wo sie Maia als Geisel mit sich fühlten, noch schuldiger ihr gegenüber fühlte. Er hatte nicht protestiert als Faye vorgeschlagen hatte sie als Geisel mitzunehmen, was wohl daran lag, dass sein Adrenalinspiegel in diesen Stunden viel zu hoch gewesen war um überhaupt etwas logisch zu betrachten. Ihm von lediglich wichtig gewesen dass jeder sie gut behandelte, da sie ohnehin nicht weit kommen würde, sollte sie wegrennen. Zwar war Maia ein aufgewecktes Mädchen, doch selbst mit einem gestohlenen Pferd würde sie vermutlich nicht weit kommen. Ihre einzige Überlebenschance bestand darin, bei ihnen zu bleiben. Oder darauf zu hoffen, dass ihr Vater sie fand und jeden einzelnen ihrer Entführer tötete. Ein reichlich unangenehmer Gedanke, da er in Maia noch immer die Frau sah, die er damals im Garten kennen gelernt hatte. „Wir sind nur ein paar Pechvögel die versuchen zu überleben“, antwortete er und reichte sowohl Maia wie auch Faye eine kleine Bahn rauen Stoffes, die sie provisorisch als Handtücher benutzten. Seit ihrer Entführung war Aristeas allerdings erstaunlich wortkarg, was man im ersten Moment wohl einzig und allein der Entführung von Maia zuschreiben mochte, doch dahinter lag auch, oder vor allem das Verlassen der Bruderschaft. Das Zurücklassen von Emerson, der Abschied von Septim und Lorenzo und dem Alltag, an den er sich beinahe gewöhnt hatte. Ein Leben auf Feldwegen und Hügelplätzen hingegen war abenteuerlich und unter anderen Umständen hätte ihm dies wohl sogar gefallen, so jedoch machte er sich immer wieder Sorgen, dass er irgendwo am Rande des Lagers einen Templer sah, wenn er die Augen nach dem Schlaf aufschlug.

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„Der Junge schläft nicht gut. Ebenso wenig wie Faye“, meinte Aias mit einer Besorgnis in der Stimme, während er mit der Hand eine kleine Grube aushob um das Feuer möglichst klein zu halten  und daraufhin anfing, Die Äste Und Zweige aufeinander zu schlichten. „Und du siehst auch nicht viel besser aus“, kommentierte er, lächelte dabei jedoch und sah kurz vor seiner Arbeit auf. Er war dieses Leben gewöhnt, hatte jahrelang nur unter dem Sternenhimmel geschlafen und sich irgendwann daran gewöhnt, des Nachts, wenn das Feuer herunter gebrannt war von Wildtieren beschnüffelt zu werden oder das entferne Heulen von Schraten, Nekkarn, Guhlen und dergleichen zu hören. In der Regel mieden zu Menschen, wobei ihm ein alter Feldwebel einmal erzählt hatte, dass dies auf die Lage der Welt ankam. In Krisenzeiten seien die Menschen wohl derart von Angst genährt, dass sie dem Drang, eine von Angst zerfressene Seele zu verspeisen, kaum standhalten konnten. „Mit etwas Glück krieg ich einen Eintopf hin. Ich hab vorhin ein paar Fallen ausgehoben. Vielleicht haben wir also einen Fuchs oder einen Hasen.“ Bei der Erwähnung toter Tiere konnte man erneut sehen, wie sich Lyras Miene versteinerte. „Hey – dafür das du so lange Zeit am Hof gelebt hast, hältst du dich gut.“ Versuchte er sich aufzumuntern, griff nach einem Feuerstein aus den Satteltaschen und begann dann mit einem zweiten Stein, Funken zu schlagen.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 10:20 pm
"Ich fühle mich nicht wohl bei dem, was wir tun", offenbarte Lyra leise, die neben der Grube saß und ihre Finger nach dem kleinen Feuer ausstreckte, das Aias ihnen errichtet hatte und von dem er behauptet hatte, es würde die Wildtiere zumindest von diesem kleinen Lager abhalten. Die Nächte waren schwierig - sie schliefen auf der Erde, nur ein paar dünne Decken, um sich damit zuzudecken und allmählich begann es wieder kälter zu werden. Die Planen, die sie zwischen den Bäumen aufgehangen hatten, schützte nur bedingt vor dem Regen und der feuchten Luft, die ihre Kleider längst hatte klamm werden lassen und inzwischen wollte Lyra für ein warmes Schaumbad töten. Verdurstet waren sie bislang nicht und sie hatte es sich zur Aufgabe gemacht, wenigstens immer eine Möglichkeit herzustellen, an der sie sich waschen konnten, aber zwischen sauber sein und wohlfühlen lag ein gewaltiger Unterschied.
Dazu kam, dass sie ein junges Mädchen als Geisel hatten und die Templer über fünfzig Mann stark ausgerechnet den Assassinen bei sich hatten, den Septim ihr mitgeschickt hatte, um den Auftrag des Königs zu erfüllen. Sie wusste nicht, wie sie ihm das erklären sollte, wenn die Templer frühzeitig dort ankommen würden, bevor sie den Geiselaustausch durchgeführt hatten. "Das alles hier ist kein Ort für ein junges Mädchen und wir haben uns hinreißen lassen. Es tut ihr nicht gut, dass sie hier ist, so gut wir sie auch behandeln. Was ist, wenn wir falsch liegen? Was wenn ihrem Vater seine Reputation wichtiger ist als seine Tochter? Dann war alles umsonst."
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Di Jun 27, 2017 10:22 pm
Weil Maia ihr scheinbar auch keine Antwort geben wollte, verkniff Faye sich ihr Seufzen und drückte im Vorbeigehen Aris Schulter dankbar. Er würde schon auf die Kleine acht geben, auch wenn sie ihm keine Wache übertragen hatten. Sie wusste um die letzten Situation, die nur wenige Wochen her war, als er Maia einfach so unbedacht mit in die Bruderschaft gebracht hatte. Sie hatte den Jungen ins Herz geschlossen, aber er war eben auch das: ein Junge, kurz vor dem Erwachsenwerden und er war verliebt. Noch dazu hatte er furchtbare Dinge erlebt und sie riss ihn schon wieder aus seiner gewohnten Umgebung, statt ihm die Heimat zu geben, die sie ihm versprochen hatte. Richtig machen konnte sie in letzter Zeit wirklich gar nichts und sie beobachtete mit Schrecken, wie ihr Schützling sich ebenso in seine Welt zurückzog wie sie sich in die ihre. Wenigstens dort herrschte Ruhe und Frieden. So lange, bis die Realität wieder klopfte und dann erbarmungslos die Tür eintrat, um Aufmerksamkeit zu fordern.
War es wirklich nur wenige Wochen her? Es kam ihr vor wie Jahre.
Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie ihre Gedanken zu Emerson huschten. Mal war es ein Wort, mal eine Geste, die Faye an ihn erinnerten und ihr schmerzhaft zu verstehen gaben, dass er schon wieder ihretwegen in Gefahr schwebte. Es machte das Schlafen nicht einfacher, dass sie die vertraute Nähe suchte, an die sie sich so rasend schnell gewöhnt hatte und sie nie fand, sobald sie die Augen aufschlug und wieder wusste, wo sie war. Die fehlende Sicherheit tat ihr Übriges. Nicht einmal in der Zelle war sie so oft aufgewacht.
Faye steckte den Stoffstreifen in die Satteltasche und trat zu der Decke hinüber, die sie ihr Eigen nannte und die inzwischen mit Kletten und Blätterresten übersät war, die vom letzten Herbst übrig waren und den Waldboden bedeckt hatten. Ein paar Käfer schnippste sie zur Seite, bevor sie sich mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt hinsetzte und tief durchatmete. Fünfzig Templer. Selbst in bester Verfassung - und das war er nicht - konnte Emerson sie nicht alle ausschalten.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 6:24 am
„Dann werden wir das Mädchen hoffentlich trotzdem irgendwo aussetzen, wo ihr Vater sie zeitnah findet“, antwortete Aias und begann daraufhin, ein kleines Gestell aus Ästen zu bauen, über welches man den kleinen Kupfertopf den sie bei sich hatten hängen konnte. „Ich bin davon ebenso wenig begeistert“, erklärte er kurz darauf und sah Lyra verständnisvoll an. „Aber andererseits ist Faye ist einer kritischen Situation. Sie war in Panik und wollte jedes Mittel nutzen um Emerson zu retten. Und in anbetracht all dessen was hätte passieren können, hatten wir mit der Entführung der Kleinen noch Glück. Sicherlich gefällt es ihr hier nicht und sie hat Angst, dass kann man nur schwerlich verleumden, aber sie wird keine bleibenden Schäden davon tragen. Emerson hingegen“, er wollte nicht all die Möglichkeiten ausführen die es gab, wusste doch auch Lyra, die vielleicht nicht in Schlachten gekämpft, aber sicherlich auch am Hof einige Grausamkeiten gesehen hatte, wozu der Mensch fähig war. „Warte“, als er sah wie gierig sich die Hofzauberin nach dem Feuer ausstreckte, legte er ihr seinen Mantel um die Schulter. Kurz darauf stapfte er zu Faye, welche ein Stück abseits an einem Baum gelehnt saß und scheinbar ebenfalls fror. „Hey“, begrüßte er die andere, schenkte ihr ein mattes Lächeln und legte ihr kurz eine Hand auf die Schulter. „Hier“, eine zweite Decke folgte, welche er ihr schließlich einfach um die Schultern legte, damit die Andere nicht vollkommen auskühlte. „Falls du ein wenig Zeit für dich haben willst ist das vollkommen verständlich“, begann er dann zu erklären, ging in die Hocke und versuchte ihren Blick zu suchten, erwischte ihn jedoch nicht. „Nur bleib bitte nicht ewig abseits von uns, in Ordnung? Zum einen tut es nicht gut wenn man auf Dauer nur den eigenen Gedanken ausgesetzt ist, zum anderen“, er rieb ihr kurz über den dünnen Arm und lächelte dann erneut. „Kühlt es jetzt wo die Sonne weg ist recht schnell ab. Am Feuer dürfte es dir besser gehen.“ Faye nickte zwar, schien aber noch einen Moment für sich haben zu wollen, was Aias nur verstand. „Was denkst du, bekommen wir noch einen Drachen zu Gesicht?“  Fragte er mit einem leisen Lachen an Lyra gewandt, um die Stimmung wieder etwas zu heben. „Noch weiter im Norden würde eher mit Riesen und Schattenwölfen, als mit Tieren rechnen, die Feuer in ihrem Innern tragen.“ Als ob die Natur selbst einen Kommentar dazu abgeben wollte, war kurz darauf aus dem nahegelegenen Wald ein tiefes, durchdringendes Heulen zu hören, welches gut zehn Herzschläge anhielt.

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Aristeas hatte sich schließlich ebenfalls gewaschen, wobei er vor allem wert auf das Gesicht und das Haar legte, welches andernfalls schnell anfangen würde zu stinken. Unweit neben ihm saß Maia, den Blick trüb in den dahinplätschernden Bach gerichtet. „Ähm“, begann er, unsicher wie und ob er ein Gespräch beginnen sollte. „Tut mir Leid für das was passiert ist“, versuchte er es schließlich und kam einen kleinen Schritt näher.  „Das sind keine schlechten Leute“, er ertappte sich dabei, wie er die gleichen Worte sagte, die er auch gewählt hatte, als sie Maia ihre Schutzrune ausgebrannt hatten um dann ihr Gedächtnis zu löschen. „Sie sind eigentlich wirklich nett, auch wenn man das gerade aus deiner Situation schwer glauben kann.“ Maia schien keine wirkliche Antwort zu formulieren, sondern sich nur weiter die Hände zu waschen. „Kann … ich dir irgendwie helfen? Brauchst du irgendwas, was ich vielleicht auftreiben kann?“ Versuchte er das einseitige Gespräch am laufen zu halten und rang die Hände ineinander.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 10:40 am
Lyra lächelte sacht und schob ihre Hände vom Feuer zu dem Kragen des Mantels nach oben, den Aias ihr über die Schultern gehängt hatte, um ihn enger zuzuziehen und ein leises "Danke" verlauten zu lassen. Ihr war nicht nach scherzen zu mute, vor allem nicht, wenn sie daran dachte, wie schwierig es werden würde, wenn alles schief lief. Sie würde sich noch immer vor der Kirche rechtfertigen müssen, wenn herauskam, dass sie mit der Entführung einer Templertochter zu tun hatte, würden sie noch viel mehr Grund dazu haben, sie anzuprangern.
"Wahrscheinlich machen wir uns ganz umsonst Sorgen um ihn", bemerkte sie dann leise und ließ seine Anspielung einfach unbeachtet wieder fallen. Das Heulen kam nicht näher und trotzdem ertappte sie sich dabei, dass sie immer wieder einen Blick in den Wald hinein warf, selbst wenn sie in der Schwärze dort rein gar nichts erkannte. "Und irgendwann steht er wieder vor uns, ohne dass irgendetwas passiert ist während wir das Mädchen noch immer haben und jetzt nicht mehr wissen, was wir mit ihr machen sollen", setzte sie leise nach und seufzte.
"Wir stecken ziemlich tief im Mist ..."

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"Ihr seid Magier", bemerkte Maia nach einer Weile und ließ sich zurück in das Gras sinken, weil sie sich jetzt wirklich keine Sorgen mehr um ihre Kleider machen musste, nachdem sie ohnehin schon aussah, als wäre sie in der Gosse gelandet. Der Arm mit der halb verheilten Brandwunde, dort, wo sich einst die Schutzrune befunden hatte, schmerzte noch immer, gerade durch das feuchte Wetter und den Dreck mehr als zuvor. Sie spürte, wie der Arm pochte, wie die Haut drum herum juckte und wie heiß sie unter den Verbänden war, aber sich erneut von einem Magier helfen zu lassen - nein.
"Ich weiß, was Magier mir angetan haben und ich traue ihnen nicht. Es hilft auch nicht, wenn ihr so tut als wäret ihr nett zu mir. Es geht nur um meinen Vater und ich bin nicht mehr als eine wertvolle Geisel. Vielen Dank aber ich verzichte auf deine Hilfe."

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Die Templer wurden allmählich leichtsinnig. Er ertappte sie dabei, wie sie ihm immer weniger Aufmerksamkeit zukommen ließen und während der letzten Tage hatte De Vere es angesichts mangelnder Antwort unterlassen, sich ihm überhaupt wieder zuzuwenden. Ihre Gewohnheiten zu bemerken und sie sich einzuprägen war leicht gewesen, die beständigen Routinegänge, die sie immer wieder unternahmen egal, wo sie sich befanden und die Stunden, in denen Wachwechsel geschahen. Nachts war er wach, die Tage verbrachte er in einer Art Dämmerzustand, die zwar wenig erholsam waren, aber zumindest seinen Körper davon überzeugten, sich genug ausgeruht zu haben, um weiter zu machen. Die Waffen, die die Templer in Tücher eingeschlagen hatten, klapperten leise, wenn sich der Karren in Bewegung setzte und erst Stunden später hielten sie wieder an, meist ein Stück abseits der gewöhnlichen Straßen.
Als jetzt nur noch ein einziger Templer am Rande des Lagers stand und in die Finsternis hinausspähte, aus der ein tiefes Heulen und Kratzen drang, lächelte Emerson still in sich hinein und schob sich näher an den Gitterboden seines kleinen Käfigs. Die Gitterstäbe drückten an jeder Ecke, an der er dagegen stieß, die scharfen Kanten rissen die Haut auf als er den Arm hindurch schob und blind nach den Tüchern mit den Waffen tastete, den Blick auf den Templer am Waldrand gerichtet. Was immer seine Aufmerksamkeit gerade so fesselte - es rettete ihm gerade das Leben.
Seine Finger erreichten das erste der Messer und langsam schob er es wieder zu sich hoch, bei jedem leisen Klappern kurz innehaltend, bevor es einen weiteren Templer weckte. Dolche, Messer, die Armschienen mit den verborgenen Klingen. Er durfte hier nichts zurücklassen - zu viele Geheimnisse waren daran gebunden.
Mia
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 11:00 am
Der Templer, der in den dunklen Wald hineingestarrt hatte, wusste vermutlich nicht, wie ihm geschah, als der Schatten, den er zu huschen gesehen geglaubt hatte, plötzlich hinter ihm auftauchte und ihm ein Messer über die Kehle zog.
Eleonora schüttelte sich unwohl, als sie den Körper des weitaus größeren zu Boden gleiten ließ. Er hatte mit einem magischen Angriff gerechnet, nicht damit, dass die Bruderschaft sofort jemanden aussenden würde, der Emerson aus seiner Misere befreite. Septim hatte mehr oder weniger getobt, als er es erfahren hatte und da Eleonoras Weg ohnehin in diese Richtung führen würde, hatte sie sich erboten, dem Freund zu Hilfe zu kommen. Sie drückte sich zurück in die Schatten, ließ den Templer einfach liegen, die dunkle Seite seines Umhangs nach oben gewandt, damit er nicht sofort auffiel. Ein paar saßen noch um das Feuer herum, aber sie achteten nicht auf das, was sich hier bewegte. Zu viele wilde Tiere. Sie wären nur noch damit beschäftigt, sich ständig umzusehen und dafür hatten sie ja ihren Wachmann ... gehabt. Bis es ihnen auffiel, dass er nicht nur mal kurz austreten musste, würde noch einiges an Zeit vergehen.
Lautlos brachte sie sich neben den Wagen, in dem Emerson hockte und kniete sich hinunter, damit sie mit der Dunkelheit verschmolz.
"Kann man dich keine Sekunde aus den Augen lassen ...", murrte sie kaum hörbar.
Cat
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 11:07 am
"Ich wollte nur nicht, dass du arbeitslos bist", witzelte er ebenso leise, die Erleichterung über die unerwartete Unterstützung in sich verbergend bis sie in Sicherheit waren. Er würde später noch genügend Zeit haben, um sich zu bedanken - dann, wenn er aus diesem verfluchten Käfig raus war und sie mehrere Meilen zwischen sich und die Horde von Templern gebracht hatte. Immerhin hatte er inzwischen wieder einen großen Teil seiner Ausrüstung an sich gebracht und an Ort und Stelle gezurrt, als Eleonora auf dem Karren aufgetaucht war. Die roten Haare der anderen schimmerten in dem spärlichen Licht des Feuers und Emerson hoffte darauf, dass die Templer es nicht für ein weiteres Feuer halten würden.
"Entweder du schleichst dich an De Vere ran und besorgst den Schlüssel oder du hilfst mir mit den Scharnieren. Ich glaub nicht, dass du den Käfig ziehen willst und ich fürchte, ich bin schwerer als erwartet."
Mia
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 11:11 am
"Keine Frage, Em, du hast zugelegt in den letzten Wochen. Wenig Training, ganz eindeutig", erwiderte Eleonora und sah sich um, aber De Vere, den sie vorhin schon ausgemacht hatte, befand sich inmitten einer Traube von seinen Männern. Der Schlüssel - wo immer er ihn haben mochte - vermutlich dicht an seinem Körper. Bei aller Liebe, aber sie war alleine, bis Emerson aus diesem Ding raus war und sie war nicht lebensmüde.
Sie registrierte den Blick des Freundes und zuckte verlegen die Schultern. Ihre Kapuze hatte den natürlichen Tod durch einen Ast sterben müssen, was einfach nur an der Geschwindigkeit lag, mit der sie hinter dem Trupp her war. Sie hatte einen schönen Striemen davon am Hals, aber es war nichts dramatisches. Ein Unfall.
Still friemelte sie in ihren Haaren herum, bis sie eine der giftgetränkten Haarnadeln am ungefährlichen Ende zu packen bekam und tastete nach dem Schloss, Emersons Hände mit sanfter Gewalt zur Seite befördernd. "Gift", warnte sie ihn. "Bringt das Schloss nicht um, aber dich, wenn du nicht aufpasst."
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Mi Jun 28, 2017 11:17 am
"Böses Schloss", kommentierte er trocken und lehnte sich zurück, um nicht in die Verlegenheit zu kommen von ihr doch noch mit der Nadel erwischt zu werden, die sie aus den Untiefen ihrer unzähligen Haare gezogen hatte. Wie sie ihn gefunden hatte, brauchte er nicht zu fragen, denn die Templer machten genug Lärm um sie auf Dutzende Meilen zu hören, ihre Spuren in dem Matsch auf den Straßen zu verfolgen war ebenso leicht und Eleonora hatte dieselbe Ausbildung wie er genossen. Vergiftete Haarnadeln - er wollte eindeutig nicht ihr Feind sein und einmal mehr verstand er, weshalb Livio sich dazu entschieden hatte, auch Frauen in einen kleinen, geheimen Teil der Bruderschaft aufzunehmen. Haarnadeln wären anderenfalls nicht drin gewesen.
Leise klackte das Schloss und er schob die Tür auf, einen kurzen Blick über die Templer wandern lassend, die noch an dem Feuer saßen bevor er sich auf den Karren sinken ließ, geduckt und im Schatten bleibend. "Lass uns verschwinden."
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 11:21 am
"Alle Gliedmaßen in Ordnung?", fragte Eleonora vorsichtshalber, weil sie genau wusste, wie lange es dauern konnte, bis man wieder Gefühl in sich hatte nach so einem engen Gefängnis. Und keine Übung der Welt konnte es auf Dauer beschleunigen. Sie hatte durchaus die Wunde an seinem Kopf bemerkt und das getrocknete Blut an seinen Händen und sie fragte sich, ob es in ihrem Leben jemals einen Tag gegeben hatte, an dem sie Emerson ohne eine einzige Blessur gesehen hatte. Ob Training oder Auftrag, er schien es magisch anzuziehen, immer auszusehen, als hätte ihn jemand frisch verprügelt. Das war diesmal sogar der Fall gewesen, aber sei es drum.
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Kapitel 6                                 - Seite 8 Empty Re: Kapitel 6

Mi Jun 28, 2017 11:24 am
"Steif und Kopfschmerzen und wenn du mich fragst, was ich tun will, wäre eine Antwort mich zu betrinken aber sonst - alles in Ordnung", lautete die knappe Antwort als sie das Lager in Richtung Wald verließen und erst eine Weile später wieder stehen blieben. Die Muskeln schmerzten, den Schultern hatte dieser enge Käfig nicht unbedingt gut getan und der Rücken protestierte einmal mehr von der unangenehmen Haltung, in der er die letzten Tage verbracht hatte. Es würde gehen müssen bis er die anderen wieder gefunden hatte.
"Danke für die Hilfe."
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