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Yannic
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 10:45 am
Maia.... Kaladir....
"Ihr müsst Maia de Vere sein!" schlussfolgerte Walerian messerscharf. "Schild und Schwert auf dem Wappen - silber auf blauem Grund. Eine Familie aus den Westlanden und von jeher für ihre Ehre bekannt!" er schenkte dem jungen Mädchen ein breites Lächeln. "Es freut mich euch kennen zu lernen! Setzt euch doch!" mit geübten Händen nahm Walerian einen kleinen Kelch aus einer Nische und hielt diesen Maia hin.
"Ihr seht aus, als wäre die Reise sehr anstrengend gewesen. Kann ich euch etwas zu trinken anbieten? Wein wenn ihr mögt. Sollte euch das zu unschicklich sein, kann ich auch nach Apfelsaft rufen lassen."
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 10:52 am
"Ich bin nicht für dieses höfische Tamtam gemacht, Elli", antwortete Emerson mit einem schiefen Lächeln, weil es keinen Sinn machte, Elli belügen zu wollen. Sie kannte ihn wohl mit am Besten und er wusste, wie unangenehm sie werden konnte, wenn man ihr etwas vorzumachen versuchte. Von der Seite her musterte er die Ältere und schmunzelte darüber, dass sie jetzt wieder in ihren langen Kleidern herumlief und sich darin bewegte, als habe sie niemals etwas anderes getan. "Ich halte nichts von dem König und noch viel weniger von den Leuten, die ihn umgeben", fuhr er fort und schob sich an einer kleinen Gruppe von Menschen vorbei, die an einem der Stände mit einem Händler feilschten. Wenigstens das war dem Leben in Kaladir ähnlich, wenn auch wesentlich leiser und dezenter als auf den dortigen Märkten.
"Ich hab übrigens die Ohren offen gehalten. Unten am Fluss gab es ein paar Leute, die von Alisander gesprochen haben. Er sei mit dem Schiff angekommen - dreckig, mitgenommen und verwundet. Die Seemänner hätten ihn kaum wieder erkannt. Falls es dich interessiert - die Leute, die geredet haben, sind in einer der Schenken untergekommen."

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Die Reaktion des einen Jungen irritierte sie und stirnrunzelnd blieb ihr Blick auf dem seltsam vertrauten Gesicht hängen. Irgendetwas war da, das sie misstrauisch werden ließ und dass in ihr Furcht aufkeimen ließ, die jetzt ihr Herz wild zum Schlagen brachte. Heftig pochte es in ihrer Brust, das Blut rauschte in ihren Adern als sie einen Schritt nach vorn setzte und sich dann ein wenig abseits einen Stuhl zur Seite zog, um sich darauf sinken zu lassen. Der andere Junge wirkte so aufgedreht und ein wenig irritiert von eben jener Reaktion streckte sie die Hand aus und umfasste den Kelch, den er ihr gab, nur einmal kurz hinein pustend, um Staub daraus zu entfernen. "Wein ist in Ordnung", antwortete sie dann leise und rang sich zu einem schmalen Lächeln durch.
Wer waren die beiden Jungen? Sie war noch niemals in der Hauptstadt gewesen, ihr Vater war bislang stets allein hierher aufgebrochen und trotzdem kam ihr dieser eine Junge so bekannt vor. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, sie müsse sich vor ihm in Acht nehmen - ihn fürchten, weil jeder weitere Kontakt zu ihm mit Schmerz zu tun haben würde. "Danke", sagte sie als ihr Kelch ein Stück gefüllt war und blinzelte hinab in die dunkle Flüssigkeit. "Darf ich fragen, wer Ihr seid? Ich bin nicht annähernd so gut vorbereitet hier zu sein wie ich sollte."
Yannic
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 10:57 am
"Ihr müsst euch doch nicht für so etwas entschuldigen! Es gibt hunderte von Adligen, Gildenanführern und ähnlichem in dieser Stadt. Wer hier nicht aufgewachsen ist, der kann sich gar nicht alle Gesichter und Namen merken. Und wenngleich auch unsere Eltern wohl mit einer vornehmeren Begrüßung vorlieb nehmen würden - Nenn mich einfach Willem! Und das hier ist mein Freund Ari - er kommt ebenfalls aus Kaladir. Daher scheint er dich erkannt zu haben!"
Walerian schenkte während er sprach dem Mädchen den Wein ein und nippte dann an seinem eigenen Kelch. "Euer Kleid steht euch im übrigen ausgezeichnet Maia - bevor ihr euch verseht werden alle Frauen in eurem Alter diesen Schnitt imitieren. Mode ist ein wichtiger Bestandteil an diesem Hof! Und jemand so schönes wie ihr hinterlässt zweifellos einen bleibenden Eindruck."
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 10:57 am
Nur kurz wurden Eleonoras Züge hart, ehe sie sich darauf konzentrierte, sie zu entspannen und dann zu Emerson sah. "Ich weiß. Schon seit unserer Ankunft höre ich die Gerüchte und es stimmt, ehe du dir Hoffnungen machst. Er ist zurück, definitiv Alisander."
Für einen Moment fragte sie sich, ob es falsch war, die Tarnung, die sie so viele Jahre aufrecht erhalten hatte, fallen zu lassen. War es zu früh gewesen? Hätte sie sich niemals zu erkennen geben dürfen? Sie konnte es nicht mehr ändern und begrub den Gedanken, ehe er seine Saat setzen konnte und damit ihren Geist vergiftete.
"Aber wir haben einen anderen Auftrag. Die Gilde ist in neuen Händen - er wird seine Position nicht mehr erlangen, es sei denn, er baut sich entweder eine neue auf oder bringt all die Leute um, die zwischen seinem alten Posten und ihm stehen. Was bis auf wenige Ausnahmen alle wären. Sie würden den Gildenstatus verlieren. Was ich nicht garantieren kann, ist, dass er nicht am Hof einen anderen Wirkungskreis findet. Livio hat bereits seine eigenen Männer in Alisanders Gilde geschickt und die Störenfriede im Gegenzug zu sich genommen."
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So Jul 09, 2017 11:06 am
"Wenigstens etwas", antwortete Emerson mit verzogenem Gesicht, weil er nicht daran glaubte, dass Alisander sich so einfach würde ausmanövrieren lassen und es passte ihm erst recht nicht, dass die Chance darauf bestand, dass der andere jetzt auch noch die Gelegenheit haben würde, sich wieder beliebt am Hof machen zu können. Alles, worauf er hoffen konnte, war die Tatsache, dass Lyra dafür sorgen würde, dass der König ihm nach den Ereignissen in Kaladir nicht mehr vertrauen würde. Zum zweiten Mal - Alisander hatte die gesamte Bruderschaft zum zweiten Mal verraten und das Frustrierendste an der Geschichte war, dass er beide Male damit durchgekommen war, weil keiner der Älteren, von Livio einmal abgesehen, etwas gegen den anderen zu unternehmen schien.
"Wir haben drei Tage, Elli. Wir sollten die Zeit nutzen um ihn zu kriegen, bevor er all unsere Geheimnisse an die Templer oder andere verrät."
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 11:07 am
Die Wachen ließen Faye dieses eine Mal durch, ohne sie aufzuhalten, ihr Speere auf die Kehle zu richten oder nach Verstärkung zu rufen. Es mochte wohl seine Vorteile haben, ein bekanntes Gesicht zu haben, das zumindest vom König her geschützt war, auch wenn ihr immer noch nachhing, was er zu ihnen gesagt hatte. Ein paar Stunden waren seitdem vergangen - nicht annährend genug Zeit für ihren Geschmack. Sie wäre am liebsten bereits fort gewesen. Fort vom Hof, fort von der Vergangenheit, die sie mit jedem Schritt einzuholen versuchte. Schlussendlich hatte sie sich dagegen entschieden, mit Emerson in die Stadt zu gehen. Ihr letzter Ausflug - wenn auch unter anderen Umständen und in ihrer Heimat - war Lehre genug gewesen. Sie fühlte sich nicht mehr wohl in den Menschenmengen, hatte das Gefühl, bedrängt zu werden, während sie einfach nur Ruhe und etwas Abstand wollte. Aber die Zeit, die nicht vergehen wollte, drängte sie, etwas anderes zu tun.
"Lyra", grüßte sie die Ältere, als sie in deren Gemächer trat und sich umsah. Es strotzte alles nur so vor Luxus. Schwere Vorhänge vor den Fenstern, dicke, fluffig wirkende Kissen und eine riesige Bettdecke. Goldüberzogene Bilderrahmen, gläsernde, bunte Tiegel, eine Porzellanwaschschale. So viel Geld war hier hineingeflossen und einmal mehr fragte sie sich, ob es dem König nicht doch nur um Besitz anstelle das Verhindern von Aufständen ging.
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 11:09 am
Ari hatte seinerseits wenig bis gar keine Ahnung von Mode, weswegen er das Tat, was jeder kluge Mann tat wenn er nichts über das wusste, was gerade als Thema im Raum lag. Er schwieg. Und versuchte dabei nicht permanent auf Maia zu starren, was sich als reichlich schwierig herausstellte. Die Zuneigung zu der jungen Frau paarte sich in diesem Moment mit dem tiefen Gefühl der Schuld und erzeugte etwas, dass Ari Herzschlag um Herzschlag beinahe vollständig den Atem raubte. „Der Wein ist wirklich gut“, bemerkte er schließlich und griff selbst nach der Flasche, um sich etwas davon einzuschenken. Und währenddessen schallt er sich selbst für diesen unsagbar dämlichen Kommentar, von dem er gehofft hatte, er würde normal und unauffällig wirken. „Willem ist hier ein Student der Geschichte“, stellte er den Anderen etwas genauer vor und nippte dann erneut an seinem Glas, die Wirkung des Alkohols langsam spürend, ehe er mit einer leicht fahrigen Bewegung auf eben diesen deutete. „Hauptberuflich allerdings Sohn. Wobei ich selbst noch gar nicht weiß von welchem Haus oder Geschlecht“, er zog die Stirn kraus, irritiert, dass er bis jetzt selbst nicht auf den Gedanken gekommen war danach zu fragen.
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 11:11 am
"Und dann was, Em?", hakte Eleonora nach und legte den Kopf schief, den Freund nicht ansehend, während sie eine Münze aus ihrer Tasche kramte und sie dem Händler auf die Hand gab, im Gegenzug dazu zwei Äpfel erhaltend, rot und glatt. So früh im Jahr konnte man sie noch erhalten, in ein, zwei Monaten würde es anders aussehen und die Schalen würden runzlig und das Fleisch der Äpfel braun vom Liegen sein.
Sie drückte Emerson einen davon in die Hand, sparte sich all die Erklärungen, er müsse Essen, weil er ohnehin nicht auf Worte hörte und hoppste dann leichtfüßig auf den Brunnenrand, wo sie herzhaft in den Apfel biss und sich mit dem Rücken gegen die Säule des kleinen, hölzernen Daches lehnte, an dessen innerer Mitte der Eimer baumelte und tropfte.
"Wir können es uns nicht leisten, in noch einer Stadt für Chaos zu sorgen und ich komme nicht mehr dicht genug an ihn heran."
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So Jul 09, 2017 11:13 am
"Ja, das habe ich noch nicht gesagt, was?" hakte Willem grinsend nach und nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. "Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass du gar nicht danach fragst. Wenn man erst einmal seinen Nachnamen genannt hat, sehen die Leute in einem nur noch das Erbe und nicht den Menschen - ich meine... ist es dir noch nie so gegangen? Das man in dir nur etwas anderes gesehen hat? Einen Titel? Einen Begriff? Statt dahinter zu blicken und den Menschen wahrzunehmen, der dahinter sein Dasein fristet?" er seufzte schwach.
"Aber das sind keine Themen während solch eine hübsche Dame bei uns am Tisch sitzt! Sagt Maia - lest ihr gerne? Wie mein Freund bereits erklärt hat bin ich ein echter Bücherwurm", er warf Ari einen knappen Seitenblick zu, nicht sehr erfreut das dieser gerade heraus posaunt hatte, dass Willem sich zwischen staubigen Büchern herum trieb. Das war nicht gerade der beste erste Eindruck vor einer Hofdame.
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So Jul 09, 2017 11:21 am
Lyra hob den Kopf nicht aus den Kissen, in die sie ihr Gesicht gebettet hatte, hob stattdessen nur die Hand und sorgte damit dafür, dass die Dienerin einen Schritt zurück machte, die bislang damit beschäftigt gewesen war die malträtierten Muskeln der Reise zu massieren. "Faye", begrüßte sie die Jüngere und deutete neben sich. "Das Mädchen ist stumm. Was immer wir also besprechen, es wird unter uns beiden bleiben. Genieß die Annehmlichkeiten dieses Hofes wenigstens ein einziges Mal bevor du die weite Reise in die Fremde dem hier vorziehst", schlug sie ihr vor und lächelte sacht, weil sie die Jüngere nicht einmal ansehen musste, um zu wissen, dass sie sich hier nicht wohl fühlte. Sie konnte es ihr nicht verdenken, nicht nach allem, was sie erlebt und durchgemacht hatte.
"Komm. Ein wenig Entspannung wird dir auch nicht schlecht tun und du hast in diesen Räumen hier nichts zu befürchten. Es gibt keine neugierigen Ohren und ich habe dafür gesorgt, dass meine Gespräche auch meine Gespräche bleiben."

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"Ich würde sagen, ich schon, aber damit würde ich lügen", ließ Emerson schlecht gelaunt verlauten und besah sich den Apfel, den Elli ihm zuvor in die Finger gedrückt hatte. Alisander würde damit rechnen, dass sie ihn angriffen - er würde Maßnahmen ergriffen haben, aber sich darauf verlassen, dass die Justiz dieses Hofes es schon machen würde, wollte er sich ebenso wenig. Der König hatte bewiesen, dass ihm Geld vor Gerechtigkeit ging.
"Aber mal etwas ganz anderes - hast du dich jetzt entschieden? Kommst du mit in den Norden oder seilst du dich ab, um zurück zu gehen und Livio einen Besuch abzustatten und dann irgendwann nachzukommen?"

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Maia blinzelte über das Gespräch und sah irritiert von einem zum anderen, weil sie weder wusste, was sie über die Gewänder sagen sollte, die sie trug und die Willem gelobt hatte, noch dazu, dass er der Frage nach seiner Familie so sehr ausgewichen war. Hauptberuflich Sohn implizierte, dass er einer wohlhabenden Familie entsprang, die das Geld dafür besaß, ihm seinen Lebensstil zu finanzieren ohne ihn in die Ausbildung bei einem der Ritter zu geben, damit er eines Tages dem König diente, wie es die Meisten taten. "Ich bin auch lediglich Tochter", meldete sie sich dann wieder dazwischen, um Willem zu unterstützen. "Und ab und an finde ich es angenehmer, wenn man nicht unmittelbar weiß, wessen Tochter ich bin. Vielleicht ist es bei Willem ähnlich und du solltest ihn gewähren lassen."
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So Jul 09, 2017 11:31 am
Ari runzelte kurz die Stirn und fasste sich dann ein Herz. „Aber von dir wissen wir es ja dank Willem trotzdem. Du bist die Tochter von De Vere, welcher sogar mir, der nicht adlig ist etwas sagt. Und ich versichere dir, ich werde dich nicht anders behandeln, nur weil ich deinen Nachnamen kenne, Willem“, beruhigte er den anderen und trank einen weiteren Schluck Wein. „Außerdem habe ich wohl schon zu viel getrunken, als dass ich mir darüber Gedanken machen würde, ob ich alle wichtigen höfischen Konventionen beachte wenn ich deinen Namen erfahre.“
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So Jul 09, 2017 11:36 am
Willem seufzte tief und verdrehte die Augen. "Wenn du sonst nicht schlafen kannst. Ratajczak - eine alte und berühmte Familie aus der Hauptstadt. Wir haben keine so große politische Macht mehr am Hof, sind aber über die Jahre sehr reich geworden. Daher kann ich mir die Ausbildung leisten. Aber wo wir gerade bei Nachnamen sind - du kennst Maias und meinen, aber du hast mir immer noch nicht gesagt wie du mit Nachnamen heißt. Wenn wir hier schon dabei sind uns gegenseitig auszufragen, dann...?" er schenkte Maia ein klein wenig nach, wenn auch bei weitem nicht so viel wie sich oder Ari.
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So Jul 09, 2017 11:37 am
Faye vermied es, der Aufforderung wirklich nach zu kommen oder zu sehr zu starren, indem sie mit den Fingern über den glatt geschliffenen Marmortisch fuhr. Stein aus dem Südwesten. Der König scheute wirklich weder Geld noch Mühen, um es Lyra hier gemütlich zu machen. Wenn Faye eines gelernt hatte, dann dass man ein ruhiges Leben nur bedingt kaufen konnte und Lyra war ohne es zu wollen zum Paradebeispiel dessen geworden, wie sehr die Annehmlichkeiten einen schockieren und aus der Bahn bringen konnten, wenn sie einmal nicht mehr da waren. Ihr lag noch deutlich das Gejammer in den Ohren, das Lyra hatte verlauten lassen, zickig, wie sie sein konnte, dass sie das bestimmt nicht tragen würde und das Ende vom Lied war gewesen, dass Faye ihr die Kleidung einfach vor die Füße geworfen hatte, weil sie es nicht mehr hören konnte. Vier Wochen gemeinsame Reise hatten ja dann nur noch besser werden können und irgendwann hatte das Meckern aufgehört. Sie hätte alles verwettet, was sie besaß, dass es bei jeder neuen Reise mit chaotischen Bedingungen erst einmal wieder so geworden wäre.
"Nachdem du hier bleibst", fing sie irgendwann an, in die Stille des Raumes zu sprechen, weil Lyras leises, wohliges Stöhnen ihr anfing, latent unangenehm zu werden "möchte ich dich um Zugang zu den arkanen Büchern bitten. Mir bleibt nicht viel Zeit. Wir reisen in drei Tagen ab."

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Eleonora hob die Augenbrauen. "Ich dachte, das sei klar? Zwei Tage Umweg führen uns zu Livio und es ist genug Zeit, dieses Stückchen Weg auf uns zu nehmen. Das dort oben wird ein langer Auftrag, Em, mach dir keine Illusionen. Monate, vielleicht Jahre. Jeder von euch wird froh sein um die Woche, die wir alles an Waffen reaparieren, Ausrüstung aufstocken können und in Sicherheit einer Gilde verbringen können, bevor die weite Welt ruft und damit die Ungewissheit. Wir müssen uns Kontaktdaten holen, Verbindungsmänner auf dem Weg aufsuchen - wir überlassen das nicht dem Zufall und dem König. Und dann ... ja, dann werde ich euch in meine Heimat begleiten. Mit Aias und mir kann ich wenigstens sicher sein, dass ihr nicht von den Ungeheuern gefressen werdet." Sie hielt inne, als Emerson sie ansah und zuckte die Schultern. "Ernsthaft. Ungeheuer. Der Norden hat mehr als nur Legenden und Geheule und ich hab' dir das früher nicht erzählt, um dir Angst zu machen. Na ja ... na gut" - Elli grinste breit - "ein bisschen vielleicht. Du konntest aber auch ein nervtötender Junge sein! Aber es ist die Wahrheit. Dort lauert mehr als geldgierige Menschen."
Als Emerson den Apfel weiterhin nur studierte, stöhnte sie entnervt. "Ja, er hat eine große, traumatische Wunde davongetragen, als er vom Baum, seiner Mutter, getrennt wurde. Verbinde dich mal mit ihm, tauscht euer Leid aus und dann iss ihn endlich. Vom Rumdrehen in der Hand wird er weder besser noch eine goldene Kugel."
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So Jul 09, 2017 11:51 am
"Faye. Du bist eine Magierin - ob nun Mitglied eines Zirkels oder nicht. Mein angehäuftes Wissen ist nicht allein für mich", antwortete Lyra und nahm schweigend hin, dass die anderer ihrer Aufforderung nicht folgte. Es hätte ihr sicherlich gut getan sich entspannen zu können und wenn sie ehrlich war, dann wollte sie gar nicht erst wissen, wie verspannt die jüngere Magierin sein würde nach all den letzten Wochen und Monaten voller Entbehrungen.
"Es gibt im zweite Stock eine Bibliothek mit den magischen Büchern und Pergamenten, die ich während meiner Zeit hier angesammelt habe. Ich bringe dich nachher dahin und gebe dir vollen Zugang dafür, wenn du es willst, aber bitte - tu mir den Gefallen und entspann dich ein einziges Mal, Faye. Es wird dich hier niemand fressen und dein Rücken wird es dir danken. Ich weiß, was du in den letzten Monaten durchgemacht hast und du wirst ohnehin auf mich warten müssen, weil niemand sonst den Zugang dafür hat."

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"Ehrlich jetzt?", war Emersons irritierte Frage auf Ellis Worte betreffend des Apfels und nur für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, ob die andere schnell genug den Apfel fangen würde, wenn er jetzt versuchte ihr ihn an den Kopf zu werfen. "Und wahrscheinlich bluten dem armen Ding jetzt die Ohren, weil du versucht jetzt tief in seine Seele zu blicken. Du wärst eine miserable Apfel-Seelenheilerin, meine Liebe", amüsierte er sich, dankbar dafür, dass die Leichtigkeit der Älteren ihn jetzt wieder ansteckte. Es tat gut sich nicht mehr Gedanken über alles Schlimme machen zu müssen, das hier geschah, selbst wenn sie noch in Sicherheit waren, aber der Ballast sich hier um alles kümmern zu müssen, weil es sonst wieder in unkontrollierbarem Chaos endete, wog schwer auf seinen Schultern.
"Erzähl mir was vom Norden und deinen kleinen Ungeheuern, die uns da fressen werden oder sind das alles rothaarige, kleine Biester, die einen vollstopfen?"

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Erneut war es Maia, die irritiert die Stirn runzelte und Willem musterte. "Der Schriftsteller?", hakte sie nach und nahm erneut einen Schluck aus ihrem Kelch, weil sie sich nicht sicher war, wie sinnvoll es war, dass sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte. "Der ist doch bereits seit beinahe 50 Jahren tot?"
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So Jul 09, 2017 11:54 am
"Ich bin nicht DER Ratajczak - sondern sein Urenkel," erklärte Willem und schenkte der anderen ein Lächeln. "Ich frage dich ja auch nicht, ob du nicht eigentlich größer sein und eine Templerrüstung tragen solltest, nur weil du De Vere heißt. Aaaber," und nun wandte er sich an Ari, "du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet!"
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So Jul 09, 2017 11:54 am
"Der hatte aber gar keine Kinder", meldete sich Maia wieder dazwischen, noch bevor Ari zu einer Antwort ansetzen konnte.
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So Jul 09, 2017 11:55 am
"Dann muss ich wohl jetzt anfangen zu verblassen!" erwiderte Willem und schüttelte den Kopf.
"Also Ari?"
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 11:57 am
„Nein, ich denke Maia hat da einen interessanten Punkt angesprochen. Wenn ihr noch Geld bis zum umfallen habt, warum dann keinen Einfluss mehr an Hof? Verzeih mir aber irgendetwas an den was du uns da gerade auftischst wirkt ein wenig seltsam, Willem“, er zog den Namen ein wenig in die Länge, um die Skepsis noch weiter zu betonen, froh darüber, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.
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So Jul 09, 2017 12:01 pm
"Das sähe jeder andere Magier, abgsehen von dir und Ari, anders", erwiderte Faye schlicht und ließ sich auf einen der Stühle sinken, ein Knie zu sich herauf gezogen, das Kinn schließlich darauf gestützt. "Und außerdem glaube ich nicht, dass ein einziges Bad oder eine kleine Runde Durchkneten das lösen kann, was ich in den letzten anderthalb Jahren angehäuft habe. Vermutlich würde ich dann nur nicht mehr auf die Füße kommen."


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"Warte", bat Eleonora, beugte sich weit vor und hob Emersons Hand mit dem Apfel an, bis der nahe ihres Ohres war, während sie mit der freien Hand ihre Haare hinter die Ohren schob. "Oh Gott, Em! Du hast es beleidigt - der arme kleine Apfel! Jetzt kann ich auch nichts mehr dafür, wenn er nachher salzig schmeckt, das sind die Tränen, an denen du Schuld bist!"
Sie wich dem Schlag aus, hielt sich lachend an der Säule fest und grinste den anderen an. "Sie kommen übrigens nicht aus meiner Familie. Und meistens begegnet man nur den kleineren Ungeheuern, die großen sind selten, aber es gibt sie. Man hört von Irrlichtern ebenso wie von kleinen Dämonen, von Ghulen und Geistern. Was davon wahr ist? Bis man es sieht, nichts. Möglich ist alles."
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 12:03 pm
Willems Miene verdüsterte sich. "Na gut, ich habe gelogen!" gab er zu und er blitzte Ari wütend an. "Ich habe dich auf etwas zu trinken eingeladen, ich habe mich gut mit dir unterhalten. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht über meine Familie sprechen möchte und du hast dennoch immer weiter nachgebohrt. Warum? Warum ist es so wichtig wer mein Vater ist? Du sagst es sei dir egal, aber trotzdem bestehst du darauf.... Gówno!" er kippte seinen letzten Becher hinunter.
Er starrte Gedankenverloren in den Kelch vor sich und fühlte sich unwohl. Ari bedrängte ihn und er machte vor der hübschen Frau gerade wirklich keine gute Figur.
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 12:09 pm
„Gowno“, wiederholte Ari in beeindruckend falscher Aussprache und schüttelte dann den Kopf, während er erneut zu Maia blickte, die sich ihrerseits wohl erneut unwohl fühlte. Es musste eine Gabe sein. Ein Talent die arme Frau in unangenehme Situationen zu bringen. „Ich wollte dir nicht zu nahe treten. Maia und ich waren nur neugierig und“, er machte schließlich eine wegwerfende Handbewegung. „Egal.“ Danach kehrte Stille in den kleinen Alkoven ein. Doch keine die man zum genießen von Wein nutzen konnte, sondern eine schneidende, eine dreiteilige, die von jedem der Anwesenden gleichermaßen ausging und die nach kurzer Zeit schneidender war als jedes Henkersbeil.
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 12:10 pm
"Faye", seufzte Lyra und scheuchte die Dienerin erneut mit einer Handbewegung bei Seite, bevor sie sich selbst von ihrem Platz erhob, das Untergewand wieder richtend, das sie bislang getragen hatte und rüber zu Faye trat. "Vielleicht wird es das nicht lösen, was du anderthalb Jahre angehäuft hast aber es wird auf jeden Fall dafür sorgen, dass du ein wenig angenehmer schlafen kannst. Nimm es an. Ich zwinge dich ja nicht in feinen Kleidern und mit hochgesteckten, geglätteten Haaren auf einem Ball zu tanzen", erklärte sie und zog die andere dann kurzerhand hoch, rüber zu dem großen Bett schiebend, weil sie der Diskussion müßig geworden war.
"Nicht jeder hier am Hof möchte dir etwas Schlechtes. Ich habe Verantwortung für dich und deinen Novizen übernommen, als ich begonnen habe euch mit der Magie zu helfen - gib mir die Möglichkeit auch deinem Körper etwas Gutes zu tun. Ich tue das gerne und nicht weil ich muss oder mich dazu genötigt fühle."

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"Salzige ... Äpfel", echote er irritert, weil er im ersten Moment nicht wusste, was er darauf noch sagen sollte außer einem nicht minder verwirrten "dann sollten wir ihn schnell von seinem Leid erlösen, bevor er anfängt zu tropfen." Das hier war absurd und erinnerte ihn an die wenigen Momente der Kindheit, die nicht von dem Kredo und der Bruderschaft gefressen worden waren. Eleonora hatte sich selbst während alledem niemals verloren - niemals die kurzen albernen Momente verloren und manchmal beneidete er sie gerade darum.
"Du hast auch das Kredo mit Löffeln gefressen, oder?", neckte er sie deshalb schulterzuckend und hob dann den Apfel wieder, um die weitere Diskussion über tränenreiche Äpfel und verletzte Apfel-Gefühle zu unterbinden.
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 12:13 pm
"Ich stamme nicht aus einer wohlhabenden Familie..." erklärte Walerian schließlich kleinlaut und betrachtete den leeren Weinkrug vor sich. "Ich bin der Gehilfe des hiesigen Bibliothekars - mein Vater ist der Stellvertreter der Tuchgilde der Stadt. Wir haben hier keinen Einfluss und ich gehöre hier auch kaum wirklich her. Ich bin einer der niedersten Höflinge und... ach, ich habe einfach gedacht, dass ich diesmal einen Freund finden könnte, der mich wegen meiner niederen Abstammung nur belächelt." Er stupste den Kelch um, hob dann jedoch den Blick.
"So, jetzt ist es raus - ich... was haltet ihr davon wenn wir dieses Thema begraben? Ich hatte bisher einen guten Tag. Wir - wir könnten uns ein Ruderboot nehmen und ein wenig auf dem Fluss fahren. Was haltet ihr davon?"
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Kapitel 8                         - Seite 2 Empty Re: Kapitel 8

So Jul 09, 2017 12:21 pm
„Ich weiß nicht ob ich momentan den Hof verlassen sollte“, antwortete Ari leicht verlegen, da es klang, als wäre er keine zehn Jahre alt und würde sich ohne eine passende Begleitperson binnen fünf Minuten verlaufen. Oder Alternativ den Zorn irgend einer Ranghohen Person auf sich ziehen, was leider nicht wirklich weit von der Wahrheit entfernt war. „Gibt es irgendwas das man hier auf dem Gelände tun kann?“ Fragte er stattdessen und überging die Tatsache, dass Willem kein Adliger war, einfach. Um ehrlich zu sein war er darüber sogar erleichtert, was sich in einem breiten Lächeln geäußert hatte, als der Andere ihnen alles gestanden hatte. Ein Freund von geringer Geburt war ihm, gerade in diesen Gefilden weitaus lieber als irgend ein Hochwohlgeborener, der sich vor Etiketten und Pflichten kaum noch retten konnte. „Was meinst du Maia?“ Fragte er nun die andere und sah sie zum ersten Mal seit sie Platz genommen hatte richtig an. Sie hatte nichts von ihrer Schönheit verloren und Ari bemerkte nach wie vor, dass etwas warmes sein Herz ergriff wenn er kurz all das Geschehene vergaß. Und für einen Moment schien sie die Unsicherheit, die man ihr direkt angesehen hatte als sie den Alkoven betreten hatte, abzulegen.
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So Jul 09, 2017 12:25 pm
"Ich ... weiß nicht", antwortete Maia, das angenehme Gefühl der Benommenheit in sich selbst spürend, weil sie während des unangenehmen Gesprächs einen Schluck nach dem anderen aus ihrem Kelch genommen hatte und Wein bislang nur selten unverdünnt getrunken hatte. "Ich würde mir gern die Stadt ansehen, weil ich bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt habe alles zu sehen, aber wenn du den Hof nicht verlassen darfst ..." Ihr Vater würde noch ein paar Stunden brauchen, dessen zumindest konnte sie sich sicher sein und alles, was sie von diesem Hof wegbringen würde, war ihr Recht - das Problem lag jetzt nur darin, dass Ari nicht gehen konnte.
"Vielleicht würde eine Notiz ausreichen? An jemandem, dem du damit Bescheid gibst, dass es dir gut geht und wohin du gehst?"
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