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Cat
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 6:27 pm
"Ich kann gern in den Zirkel gehen und Belege dafür finden, wenn das dein Wunsch ist, Bruderschaftsführer Alisander. Ich werde aufbrechen und sie dir bringen und mich dann, so ich hier erneut eine Fehlentscheidung getroffen habe, einer weiteren Strafe stellen, nachdem der Rat mich verurteilt hat. Aber nein - ich habe keine Belege außer dem Wort einer Magierin, die zu erschöpft war, um zu lügen. Mir wurde beigebracht Menschen zu lesen, zu erkennen, wann sie lügen und wann die Wahrheit sprechen - so wie jedem anderen in diesem Raum und unserem Orden und ich habe auf meine Fähigkeiten vertraut. Sie sind es, die mich jahrelang am Leben gehalten haben", lautete die vollkommen ruhige Antwort auf die Fragen, die Alisander ihm gestellt hatte und nur für einen kurzen Moment tauschte er den Blick mit Septim. Wenn er sein Zutun erwähnte, würde sich das Blatt drehen und er wäre der Angeklagte in diesem Augenblick.
"Septim hat mir alles beigebracht, was er selbst in der Bruderschaft gelehrt und weiter entwickelt hat. Alisander selbst kennt seine Ausbildungsmethoden - er hat ebenso unter ihm gelernt wie ich es habe. Nennt mich einen schlechten Schüler, seinen Rat und Weisungen in den Wind geschlagen zu haben, um ein Mädchen vom Marktplatz zu retten. Hast du weitere Fragen an mich?"
'Und übrigens - ich hatte Brot zum Frühstück, falls dich das auch noch interessiert.'
Mia
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 6:37 pm
Gerade noch so verkniff sich Livio ein schmales Lächeln und erhob sich dann von seinem Platz. "Ich denke, wir haben genug gehört", schloss er die Runde, um ein erneutes Aufkeimen der Seitengespräche einzudämmen. "Emerson hat gegen die Regeln seiner Bruderschaft gehandelt, gegen unser Kredo. Aber er hat es nicht aus bösem Willen getan, um uns zu schaden oder weil er mit den Methoden nicht leben wollte - denn das tut er seit Jahrzehnten und soweit ich gehört habe, war er immer ein folgsamer, lernbegieriger Schüler, der all seine Aufträge mit Bravour gemeistert hat. Dass er nun hier steht, vor uns, statt sich mit der Magierin aufzumachen, nachdem er genau wusste, dass er bestraft werden würde und sie vielleicht ihr Leben verliert, zeugt davon, wie tief verwurzelt er mit den Assasinen ist." Er sah zu Alisander hinüber, emotionslos, obwohl der andere genau wusste, worauf er anspielte. Sie alle waren alt genug, seine Fehltritte nur zu gut zu kennen und es war einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass er nur drei Finger statt seines Lebens verloren hatte - ein glücklicher Umstand war auch, dass es keine Zeugen mehr gab, die man fragen konnte.
"Er hat eine Unschuldige retten wollen, für die er eine freundschaftliche Zuneigung seit Kindertagen hat und der er vertraut. Würden wir uns untereinander nicht vertrauen, wie sähe unsere Zusammenarbeit dann aus? Es ist ein guter Zug, ihn sich unter Vorbehalt ebenfalls zu erhalten, wenn es nicht die Bruderschaft betrifft, denn nur so lernen wir, weiterhin auf die Stimmen des Volkes zu hören, dem wir uns verschrieben haben. Er muss bestraft werden, aber er steht hier und will diese Strafe antreten, ohne uns etwas zu verheimlichen - das muss respektiert werden!"
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 6:41 pm
Septim nickte Livio zu und dieser mochte es als die dankbare Geste auffassen die es war, oder es ignorieren - sie war getan worden so oder so. Um Alisander endgültig abzuwürgen hob Septim die Hand. "Wir werden uns nun beraten Emerson - du wirst deine Strafe erfahren, wenn auch der Rest unserer Unterredung abgeschlossen ist. Bis dahin versiegel die Halle wie es Brauch ist. Du bist entlassen und darfst dich bis zum Urteilsspruch nicht außerhalb der Stadt begeben. Tust du es doch, so ist dein Leben und das der Magierin verwirkt." Er würde es nicht tun, das wusste Septim, wenngleich auch die nun quälende Wartezeit von Stunden, oder im schlimmsten Fall Tagen ihn wahnsinnig machen würde. Vielleicht war diese Zeit für Emerson sogar schlimmer als die Strafe selbst.
Stimmi
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 6:49 pm
Wie lange Emerson weg war, hätte Ari im Nachhinein nicht sagen können. Doch durch die Stille die daraufhin im Raum herrschte, fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Eigentlich hatte er Faye gut zureden wollen, ihr mutmachen, dass diese Verhandlung sicherlich nicht nur von Skeptikern, sondern auch von offenherzigen, großzügigen Menschen besucht wurde. Doch nichts davon kam über seine Lippen. Stattdessen schwieg er nur, starrte abwechselnd auf die Decke, die Tür und dann wieder zu Faye, wobei er sich jedes einzelne Mal sagte, dass er jetzt mit irgend einem Gesprächsthema anfangen würde, um zu abzulenken. Viel zu spät, nämlich dann, als Emerson bereits auf dem Rückweg war, fing er schließlich an. „Wie war deine Ausbildung eigentlich? Ich hab nur wenig von Luftmagiern gehört, meistens bleiben sie in dem Teil ihrer Akademie für sich und auch wenn sich die Anwärter des Arkanums einen Meister suchen, bleiben sie meist unter sich. Du weißt ja, einige treffen sich noch dann und wann und Schänken, aber“, er hielt inne, als die Tür aufschwang und das Gesicht von Emerson langsam zu sehen war. Aris Herz setzte, wie er heute noch beschwört, für einen Moment aus und er versuchte verzweifelt den Gesichtsausdruck des Anderen zu deuten. „Und? Wie ist es gelaufen?“ Fragte er dann, wobei sich seine Stimme beinahe überschlug.
Cat
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 6:54 pm
"Ich weiß es nicht", gestand er ein, weil sich das Verhör weder wie ein Sieg, noch wie eine vollständige Niederlage anfühlte. Die Lager waren gespalten gewesen und während Alisander alles getan hatte, um ihm eins nach dem anderen reinzuwürgen, hatte es andere Stimmen gegeben, die für ihn gesprochen hatten. Septims Wort würde hier nicht mehr zählen als das eines anderen Anführers einer Bruderschaft - dafür würde allein schon Alisander sorgen, weil er ihm Befangenheit vorwerfen würde.
"Es ist kein Urteil gefällt. Sie beraten sich und solange bis die Entscheidung gefallen ist, darf ich die Stadt nicht verlassen, es sei denn sowohl Faye als auch ich wollen sterben. Ich muss warten bis sie wieder nach mir schicken", fuhr er fort und schob die Tür hinter sich ins Schloss, die beiden anderen eine Weile lang schweigend musternd bevor er die Augen schloss und es sich gestattete zum ersten Mal seit Verlassen dieses kleinen Raums tief durchzuatmen.
"Sie wissen nichts von dir, Ari. Dein Leben ist nicht bedroht."
Stimmi
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:01 pm
Unsicher ob er sich über die Wendung nun freuen oder doch lieber weinen sollte, sah er zu Faye, doch auch sie schien mit den Worten des Anderen überfordert. „Wenn du nichts über mich gesagt hast … muss ich dann fliehen? Also von diesem Ort oder gleich aus der Stadt?“ Zwar kannte er sich außerhalb von Licentia nicht aus, denn seinen Lebtag lang hatte er die Grenzen dieser Stadt noch nicht verlassen, doch im zweifelsfall war das Unbekannte besser als der sichere Tod. „Falls man mich dennoch hier behalten kann, werde ich gern helfen wo ich kann. Aber was euch beide betrifft …“ ein Schnaufen war zu hören. „Lässt sich wirklich nicht abschätzen wie sie entscheiden? Ich meine sollte es gegen dich gehen, werden wir frühzeitig planen müssen wie ihr … oder wir in irgend eine Gegend kommen, wo wir sicher sind.“
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:06 pm
"Wenn sie sich gegen mich entscheiden, dann bringt uns Flucht nichts, Aristeas. Wenn sie sich entscheiden Faye und mich zu töten, dann werden sie das tun und nichts wird sie davon abhalten. Es gibt keinen Ort, an dem wir sicher wären", lautete die beinahe belustigt wirkende Antwort auf die Überlegungen des Jüngeren. Es hatte zu viele Meinungen gegeben, zu viele Stimmen, die dafür und dagegen gesprochen hatten, als dass er hätte eine Tendenz rauslesen können und alle Überlegungen würden sich nur wieder und wieder im Kreis zu drehen beginnen.
"Was dein Schicksal angeht, ist das Sache der Bruderschaft hier in Kaladir. Es geht den Rat nichts an, weil du nicht unmittelbar etwas mit alledem zu tun hattest, sondern mehr zufällig mitgestolpert bist. Lass es dabei bleiben - alles weitere würde dich nur in größere Schwierigkeiten bringen."
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:12 pm
Das waren Aussichten ...
Faye hatte sich zurückgehalten, hatte die Distanz von dem Bett aus, auf dem sie beide gesessen hatten bis hin zu Emerson nicht überwunden. Genau beschreiben konnte sie nicht, was gerade in ihr vorging, es war aber eine verwegene Mischung aus Trotz, Fluchtgedanken und "scheiß drauf"-Sätzen, die ihr durch den Kopf schossen, während ihr Körper langsam aber sicher bemerkbar machte, was er davon hielt: nicht viel. Sie fühlte sich im Gegensatz zu gestern wie durchgekaut und ausgespuckt und das unaufhörliche Pochen beginnend von dem Stumpf an zog sich bis in ihre Schulter. Es war unsinnig, sich damit zu befassen, denn wenn der Rat den Entschluss fasste, dass sie sterben sollte - da hatte Emerson Recht - konnten sie nichts dagegen tun. Sein Leben war nicht direkt an das ihre gebunden, selbst, wenn er für sie bürgte. Sie konnten immer noch entscheiden, sie wisse zu viel.
"Ari, lass gut sein", bat Faye schließlich, um Emerson eine Sekunde zu geben, durchzuatmen.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:21 pm
Die Abweisung hinter den Worten war mit einem Mal zuviel, der unausgesprochene Wunsch nach etwas anderem, der mehr Druck aufbaute als er im Augenblick bereit war zu ertragen, die Nerven ohnehin schon wie Drahtseile gespannt. Die Zweifel daran, wie die anderen entscheiden würde und ob er das Richtige gesagt hatte, was zumindest ihr Leben bewahren würde oder ob er einmal zu aufmüpfig gewesen war - Septim vielleicht mehr geschadet hatte als vor seiner unüberlegten Äußerung.
Er hasste es, aber selbst jetzt noch zogen sich Alisanders Fragen durch seinen Kopf - weshalb er nicht vorbereitet gewesen war. Weshalb er nicht Barrikaden und Rauchbomben genutzt hatte, weshalb er das alles Hals über Kopf entschieden und durchgeführt hatte und so sehr Emerson es auch verabscheute - er wusste keine Antwort auf diese Fragen. Als die Nachricht gekommen war, hatte er einfach nur reagiert und gar nicht länger darüber nachgedacht, blindlings nur agiert. Er hätte vielleicht Unschuldige vor dem Tod bewahren können, wenn er sich nicht von der Angst um Faye hätte überwältigen lassen.
Alles, was er war, hatte er für diesen einen einzigen Moment aufs Spiel gesetzt. Sein Leben bereitwillig gegen ihres getauscht und es machte ihn wütend, dass er dabei noch nicht einmal besonders erfolgreich gewesen war.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:29 pm
Bereute er auch nur eine Sekunde, sie gerettet zu haben? Faye verbot sich die Frage, weil sie einfach zu weit ging. Es wäre ein Vorwurf gewesen, den sie niemals hätte zurücknehmen können, gleich, ob er nur ihrer Neugier geschuldet war oder nicht.
Sie wollte ihn auffordern, sich zu setzen, bei ihnen zu bleiben, aber Emerson schien im nächsten Moment zu platzen, wenn noch irgendetwas auf ihn einstürmte, an ihm nagte oder ihm überhaupt nur etwas anbot.
Unwohl schlang sie die Arme um sich und musterte den Freund. Sie wollte sich bedanken, ihm sagen, was auch kam, sie wäre da, doch das war ein Versprechen, welches sie nicht geben konnte. In wenigen Stunden konnte sie tot irgendwo herumliegen, vergessen von der Welt, während Emerson sich hier damit herumschlagen durfte, wenigstens sein Ansehen zu retten und Ari wieder auf der Flucht war. Es war zum Verrückt werden.
Bereute er es? Sie wusste es nicht und zurück dorthin, wo sie herkam, konnte sie auch nicht. Vielleicht hätte sie es sogar getan, wenn das sicher stellte, dass Emerson sein Leben unbehelligt fortsetzen konnte, so, wie es war.
Die Stille im Raum war so drückend, man hätte sie mit einem Messer schneiden können.
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:37 pm
In der Stille des Nachdenkens schien das Quietschend er Tür geradezu ohrenbetäubend Laut, ehe Septim im Türrahmen erschien. Er hatte die zeremonielle Robe abgelegt, doch sein Blick galt weder Faye noch Ari, sondern blieb starr auf Emerson gerichtet.
"Die Besprechung ist vorbei und die Ältesten haben ein Urteil gefällt..." erklärte er leise und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn. "Faye darf am Leben bleiben, jedoch muss sie einige ihre Fähigkeiten in den Dienst des Ordens stellen und wird später einen der Anhänger erhalten, welche sie als Schwester des Geistes auszeichnet, was sie vor sämtlichen Assassinen bewahren wird" erklärte er leise.
"Was dich betrifft Emerson - es war... eine lange Verhandlung und Livio und ich konnten die vorgeschlagene Höchststrafe abwenden. Du wirst noch bevor die Sonne untergeht den Ringfinger deiner linken Hand verlieren, wie es einst Brauch war und damit deine Treue zur Bruderschaft erneut festigen. Zudem... nun. Zudem wirst du ausgepeitscht. Ein Peitschenhieb für jeden Toten den du zu verantworten hast. Das Losverfahren entschied über die Ausführer der Strafen. Livio wird dir deinen Finger nehmen und Alisander schwingt die Peitsche. Es ist dir nach alter Tradition erlaubt einen Kelch voller Wein zu trinken, ehe du deine Strafe antrittst."
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:46 pm
„Was?“ Mischte sich Ari ein, vermutlich zur Verwunderung aller. „Ihr könnt nicht, nein! Ihr dürft ihm nicht einfach den Finger abhacken und ihm danach noch den Rücken derart demolieren, dass er glücklich sein kann, wenn er danach nur buckelt und nickt zum kompletten Krüppel wird!“ Beide Hände des Lehrlings ballten sich zu Fäusten, welche daraufhin eine leicht rötliche Färbung erhielten. „Ihr seid doch ein demokratischer Verein nehme ich an? So scheint es mir nämlich, bei all den Abstimmungen und dergleichen. Leg Veto ein Emerson! Er muss doch wohl irgend eine Möglichkeit haben in Berufung zu gehen und sich nicht einfach seinem Schicksal hinzugeben! Ich dachte darum geht es bei dieser Bruderschaft? Sein Leben selbst in die Hand zu nehmen? Für Freiheit und dergleichen einzustehen. Das ist also Freiheit?“ Ari ereiferte sich immer und immer mehr in seiner Rede. „Das ist barbarisch und unsinnig! Ihr verunstaltet nur einen gesunden Menschen. Denkt ihr das macht Vergangenes ungeschehen oder wieder gut?“ Beide Hände glühten inzwischen aus dem inneren, während Aris Venen erneut oragnefarben hervortraten.
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 7:54 pm
Ari wusste auch in den Jahren darauf nicht was eigentlich geschehen war. Im einen Moment hatte er noch eine flammende Rede gehalten, in der anderen saß er mit dem Hintern im Staub des kleinen Zimmers mit einem Schmerzenden Nacken und dem Gefühl, als habe jemand die Energie mit einem einzigen Schlag aus seinem Körper geprügelt.
Septim stand direkt vor ihm, rauchende Schmauchspuren auf seinem alten und abgetragenen Gewand. "Halt den Mund Junge und zügel deine Kräfte ehe du dich und uns alle ein feuriges Grab bescherst!" erklärte Septim und betrachtete den jungen Zauberer.
"Ich erwarte von keinem von euch, dass er die Grundsätze unseres Ordens versteht aber diese Strafe ist es, die Emerson ertragen muss. Die genaue Art der Bestrafung wird innerhalb des Ordens geklärt werden - aber so lautet der Richtspruch und er ist bindend. Keine politischen Winkelzüge - keine Vorzugsbehandlung. Ein einzelnes Leben ist nichts Wert. Alles vergeht und diese Wunden sind werden bald nichts weiter als Narben sein. Also sei still und glaube nicht, nur weil du die Geheimnisse des Arkanums studiert hast, wärst du weiser als der Weiseste unter uns."
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 8:04 pm
Faye konnte Aristeas verstehen, wirklich - Septim war angegriffen, weil jemand ihn in Frage stellte, das kam vermutlich nicht allzu oft vor. Und wie viele alte Männer nun einmal waren, konnte er das nicht auf sich sitzen lassen und musste demonstrieren, zu was er fähig war. Sie sagte nichts dazu, als sie sich vor Emerson schob und dessen Blick suchte. Sie wollte nicht vor dem alten Mann reden, hatte nichts zu sagen, was für seine Ohren bestimmt war, aber in ihre Augen konnte er gerade nicht sehen, als sie Emersons Hand in ihre nahm und sacht drückte. Kein Dank, kein Wort. Es musste genügen, was sie ihm mitgeben konnte, ohne ihn weiter in das Chaos zu reiten, in dem er ihretwegen gelandet war. Ihr war schlecht bei dem Gedanken, in welchem Zustand sie ihn vorfinden würde, wenn sie wieder zu ihm gelassen wurde und vor allem, wann das sein würde und ganz hinten in ihrem Kopf begann die kleine Stimme aufzubegehren und zu nagen, dass sie nun von einer bestimmenden Gruppierung in die nächste geraten war, ob das nun ihr Leben beschützte oder nicht. Sie drängte sie zurück, denn für den Augenblick war es absolut unwichtig, was mit ihr war.
"Ich werde hier sein." Mehr konnte sie ihm nicht geben.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 8:12 pm
Er hatte nicht reagiert als Septim Ari angegangen war, hatte lediglich still neben der Tür verharrt und dem Tun und der Zurechtweisung beigewohnt. Es war übertrieben, Aristeas hatte all das nicht verdient und Emerson kannte seinen Vater nicht derart gewaltbereit gegenüber Unschuldigen, insbesondere wenn sie noch nicht erwachsen waren und gerade erst aus der gewohnten Umgebung gerissen worden waren. Das hier musste für Faye und den Jungen wie ein Alptraum wirken und trotzdem blieben ihm im Augenblick keine hoffnungsvollen Worte, die er an die beiden weitergeben konnte.
Sacht gab er Fayes Händedruck zurück, einen kurzen Blick über seine eigene Hand wandern lassend und wissend, dass es das letzte Mal sein würde, an dem er seine Finger vollständig sehen würde. Der fehlende Ringfinger ... jeder, der die alten Schriften kannte, würde wissen, wer er war - was er war. "Ich weiß", sagte er der Freundin nur leise. "Pass auf Ari auf", bat er sie bevor er sich von ihr löste und wieder neben seinen Vater trat.
"Ich bitte dich nur um eines", hob er die Stimme. "Lass mich vor Alisander nicht schreien."
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 8:16 pm
Septim sagte nichts, sondern umarmte seinen Sohn nur. Ihm war bewusst, dass Emerson bemerkten musste, dass er zitterte. Vor unterdrückten Zorn und Wut auf sich selbst Emerson all dies nicht hatte ersparen zu können. Sein Sohn würde nicht schreien - das würde er nicht zulassen. Nicht vor Alisander und vor niemandem sonst. "Komm beim letzten Licht der Sonne in den Hof. Bringe einen Heiler mit und ess zuvor nichts - trinke auch nichts davor. Es ist wichtig, dass du mit nüchternem Magen kommst hörst du? Es wird alles gut."
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Sa Jun 10, 2017 8:27 pm
Schaudern erfüllte ihn, als er in der Abenddämmerung auf den Hof traf und seinen Blick noch einmal schweifen ließ. Hier standen sie - die Anführer der Bruderschaften, aufgereiht und während er glaubte in einigen, im Schatten verborgenen Gesichtern Mitleid zu erkennen, brauchte er keine Absicherung, um zu wissen, wie sehr sich Alisander darauf freute, die Strafe durchsetzen zu können. Er und mindestens ein anderer der Bruderschaften. Das Letzte, was er wollte, war vor ihnen Schwäche zu zeigen und immer wieder hatte er darüber nachgedacht, wie er dem anderen die Befriedigung nehmen konnte, ihn in Schmerz mit sich kämpfen zu sehen.
Septims Aufforderung hatte es nicht benötigt, hatte der Gedanke an Essen und Trinken doch bereits für genug Übelkeit gesorgt, um ihn davon abzuhalten und wortlos hatte er immer wieder alles fortgeschoben. Die letzten Stunden hatte er außerhalb des kleinen Raums verbracht - allein, um seine eigenen Gedanken wieder zu sortieren, hoch oben auf einem der Türme der Stadt, wo der Wind so heftig gewesen war, dass er ihn trotz der Handschuhe zu greifen können geglaubt hatte. Es war ihm lieber so gewesen, wo er nicht ständig mit den Blicken von Aristeas und Faye zu kämpfen hatte, in denen eine Mischung aus Wut, Trotz und Verzweiflung gelegen hatte, die ihn nur mürbe gemacht hatte. Er konnte all das hier nicht brauchen, musste seine Gedanken klar und abgegrenzt halten, um weder sich selbst, noch dem Orden Schande zu bereiten.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 8:42 pm
Septim trat zu seinem Sohn und legte diesem eine Hand auf die Schulter und reichte ihm einen hölzernen Kelch. Der dunkle Wein darin schwappte hin und her, wirkte beinahe schwarz im Licht der untergehenden Sonne. "Planänderung..." erklärte er seinem Sohn leise und nickte bestätigend zu dem Kelch. "Die Auspeitschung findet als erstes statt. Alisander hat darauf bestanden. Er meinte, du musst die Schmerzen der Auspeitschung bei vollem Bewusstsein erleben, damit du die Tode wirklich spürst. Nicht erst entkräftet nach dem Verlust eines Fingers. Trink und entledige dich dann deines Hemdes. Du musst nicht stehen während all das passiert..." er deutete auf den Stein in der Mitte des Platzes, welcher etwas mehr als Kniehoch war. "Halte dich daran fest und versuche dich nicht zu verspannen."
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 8:55 pm
Versuche nicht zu verspannen - beinahe hätte Emerson laut losgelacht und er ertränkte alle spöttischen Worte in dem dunklen Wein, den Septim ihm in dem Holzkelch gegeben hatte. Das hier war etwas anderes als ein entspannender Besuch in einem Badehaus, etwas anderes als eine Massage von einer der Frauen dort. Wie er sich dabei entspannen sollte, wusste er noch immer nicht und er bedachte Septim nur mit einem einzigen kurzen Blick bevor er nickte und nach vorn trat. Es grenzte an ein Wunder, dass sie ihm gestatteten wenigstens einen Stein als Halt zu haben und ohne einen einzigen Ton von sich zu geben schob er das Hemd vom Körper, auf die angenehme Benommenheit wartend, die das Betäubungsmittel in dem Wein hinterlassen würde und das ihn davor bewahrte, wie ein kleiner Junge vor Alisander zusammen zu brechen.
Der andere würde sich etwas ausgedacht haben, um sich für den Seitenhieb zu rächen. Er wusste es und innerlich wappnete er sich bereits auf den Schmerz, der da kommen würde. Als Alisander neben ihn trat, hob er nur kurz den Blick und brachte ein spöttisches Lächeln über die Lippen. "Tu mir nur den Gefallen und genieß das nicht zu sehr, Alisander", raunte er dem anderen zu, gerade laut genug um es nur ihn hören zu lassen. "Mir reicht schon das Blut."
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 9:04 pm
Alisander schenkte dem anderen nur ein kaltes Lächeln und beugte sich neben ihm, nahm die Peitsche dabei in die linke, behandschuhte Hand und achtete darauf, dass Emerson dabei zusah, wie sich alle fünf Finger um die Peitsche schlossen. "Ich kann dir nichts versprechen junger Assassine," erklärte er leise und wandte sich um, trat einige Schritt zurück und rollte die Peitsche aus, in welche er kurz bevor Emerson gekommen war die Dornen einiger Rosen gesteckt hatte. Sie würden wohl nach einigen Schlägen abgehen und waren, so würde er behaupten zufällig hinein geraten. Ein dummer, schmerzhafter Zufall.
Der erste Hieb knallte durch den Garten, ein lautes Kreischen von verknotetem Leder durch Luft, ehe es in einem wesentlich lauterem Klatschen auf Emersons Rücken landete und einen langen, roten aber nicht blutenden Striemen hinterließ. "Eins..." zählte Septim laut neben ihm mit.
Der zweite und der dritte Hieb waren nicht ganz so heftig wie der erste und Alisander bewegte die linke Hand sanft hin und her, ehe er für den vierten Hieb wieder zu seiner rechten Hand wechselte. Diesmal spürte er den Widerstand der Peitsche besser und das Vibrieren, als das harte Material auf die weiche Haut traf und nun einen langen, blutigen Striemen hinterließ.
Alisander genoss es. Genoss die Macht und die Genugtuung für all die dummen Sprüche, die der andere im Laufe ihrer gemeinsamen Ausbildung hatte verlauten lassen. Jeder Schlag war nun kräftiger als der vorangegangene und bereits bei dem zwanzigsten Schlag flog Haut und einige Stückchen Fleisch durch den Garten. Nun nahm er Fahrt auf und die nächsten drei Schläge waren eine einzige, durchgezogene Bewegung, ehe er für den letzten Schlag die Peitsche noch einmal ausschüttelte. Dieser musste sitzen und mehr Schmerzen als alles andere zuvor. Das Leder glänzte mittlerweile speckig von Schweiß, Blut und Fett, welches es von Emersons Haut geprügelt hatte und mit einem letzten, gewaltigen Schwung ließ er die Peitsche auf den Rücken des Jüngeren knallen.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 9:21 pm
Der letzte Schlag war beinahe zu viel gewesen. Für einige Sekunden war ihm schwarz vor Augen geworden, bevor sich seine Sicht in bunten Farbklecksen wieder erholte und ihm ein verschwommenes Bild der eingebrochenen Nacht vermittelte, in der sich die dunklen Gestalten abzeichneten. Verzweifelt hatte er versucht die Zähne aufeinander zu beißen und als sein Kiefer zu schmerzen begonnen hatte, hatte er sich die Lippe blutig gebissen, nur um jeden Schmerzenslaut vor Alisander zu verbergen, der den vielleicht noch angestachelt hätte.
Sein Rücken stand trotz des Betäubungsmittels in Flammen, warmes, klebriges Blut rann über die lädierte Haut runter, seine Finger schmerzten an den Knöcheln, weil er sie so fest in die kantigen Ränder des Steins gegraben hatte. Es vergingen einige Sekunden, bevor sein, vor Schmerz betäubter, Verstand zu begreifen schien, dass es vorbei war und er nach hinten rutschte, nur deshalb nicht mit dem blutigen Rücken im Staub landend, weil er geistesgegenwärtig eine Hand nach hinten abgestützt hatte. Umständlich und ungelenk kam er zurück auf die Füße, schwankend einen Schritt nach vorn machend und blinzelnd, um nicht gleich wieder am Boden zu landen.
Die Welt drehte sich vor seinen Augen, wollte sich nicht in der Geraden halten und er hatte Mühe sich selbst aufrecht zu halten, so wackelig wie seine Knie sich anfühlten. Das hier war nur der erste Teil. Übelkeit hatte den Rest seines Körpers eingenommen und nicht zuletzt deshalb brachte er nicht ein einziges Wort über die Lippen als er nach vorn wankte. Durchhalten, stehen bleiben - so gern er sich dem Wunsch seines Körpers nach Erholung und Schlaf auch nachgegeben hätte.
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 9:36 pm
Livio sah dem jungen Mann entgegen, der zu ihm hinüber wankte und seufzte innerlich. Es war eine Verschwendung, wenn sie ihm den Finger nahmen, aber der Rat hatte entschieden. Sie würden einen der besten Assasinen, die sie hatten, verstümmeln, obwohl er bereits ...
"Halt!"
Livio sah auf, als die harte Stimme durch den Hof schnitt und runzelte die Stirn. Das war nicht vorgesehen. Emerson stand bereits vor ihm und hielt sich nur mit Mühe und unter Keuchen aufrecht, die Hände bereits beide "Darius, warum unterbrichst du die Bestrafung?"
"Laut unserem Gesetz darf ein anderer die Strafe auf sich nehmen, sobald Sühne für die unschuldigen Opfer genommen wurde. Mit den 24 Peitschenhieben ist dem Genüge getan worden und die weitere Bestrafung darf von einem anderen Mitglied übernommen werden."
Überrascht, dass jemand sich an dieses alte und selten ausgeführte Gesetz erinnerte, sah Livio zwischen Emerson, Darius und Septim hin und her. Er hatte kurz in Erwägung gezogen, es auszusprechen, doch ihm war nicht bewusst gewesen, dass auch einige andere noch die alten Regeln kannten.
"Dann stellt die Frage, Darius, da Ihr der Initiator seid!", bat Livio und hoffte, Emerson würde noch ein wenig durchhalten, obwohl er inzwischen zitterte und die Schmerzen ihn ganz offensichtlich im Griff hatten.
"Die Schuld wurde getilgt, die Leben der Unschuldigen wurden wahr genommen und bleiben als Narben und als Erinnerung auf Emersons Körper zurück. Die Strafe, den linken Ringfinger zu verlieren, darf und wird hiermit offiziell in den Raum gestellt. Sollte ein Meister der Assasinen sich bereit erklären, die Strafe auf sich zu nehmen an seiner Statt, so muss es gewährt werden!"
Die Entscheidung war eine schnelle. Septim war es verboten und Darius hatte sich schon weit aus dem Fenster gelehnt, indem er es vorbrachte. Livio hörte einige andere Assasinen tuscheln und streckte seinen alten Körper. Sein Herz setzte ein paar Schläge aus. Er befehligte oft nur noch, hatte fähige Männer in seinen Reihen, die allesamt auf der Straße mehr verloren hatten als er. Das Alter setzte ihm mehr zu, als Septim, der ihm noch um wenige Jahre voraus war, doch er wollte nicht klagen.
"Ich werde die Strafe nehmen!", rief er laut vernehmlich und ohne noch einmal darüber nachzudenken. Das Gemurmel erstarb und er zwinkerte Emerson kurz zu, ehe er das blitzende, rituelle Messer an Septim reichte. Als oberster Meister stand es ihm zu, ein überworfenes Urteil zu vollziehen. "Tu es."
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 9:41 pm
Septim nickte kurz und nahm die Klinge in die Hand. Er warf Darius einen kurzen, aber dankbaren Blick zu und vernahm durchaus, wie Alisander hinter ihnen vor Zorn weiß wurde als ihm dämmerte, dass Darius und Septim dies von Anfang an geplant hatten und ihm deshalb die Möglichkeit unterbreitet hatten seine Strafe zuerst auszuführen.
Einer der Heiler eilte bereits zu Emerson und legte ihn auf eine Trage, kümmerte sich um seine Wunden und verabreichte ihm mehr als eine Tinktur. Der Schlaf hatte Emerson schon geholt bevor er aus dem Garten getragen wurde und das Messer durch Livios Finger glitt...
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 9:54 pm
Es war Warm in dem kleinen Zimmer unterm Dach und nur die laue Luft eines Sommerabends drang durch das große, geöffnete Fenster und ließ die weißen Laken ein klein wenig im Wind flattern. Emerson war auf den Bauch gedreht worden und erwachte nur langsam aus der Ohnmacht, ihn die ihn der Schmerz und die Tinkturen geführt hatten.
"Ruhig, ganz ruhig..." beschwor ihn eine entfernt vertraute Stimme durch den dumpfen Nebel seines Geistes, während der Heiler die grünliche Paste auf den Rücke legte um den Schmerz vergehen und die Blutung abebben zu lassen. "Deine Freunde sind auch hier Emerson, beweg dich nicht. Es ist vorbei..." ein leises prasseln war neben dem Bett zu hören, als Chadim neue Kräuter auf die noch glühende Kohle legte und der Rauch sich über dem Bett sammelte. Lavendel und Zitrus.
"Du bist in Sicherheit." Er warf einen Blick zu Faye. "Gib mir bitte einige der Kräuter da drüben und du, Junge - behalte die brennende Kräuter im Auge!"
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Kapitel 1               - Seite 6 Empty Re: Kapitel 1

Sa Jun 10, 2017 10:24 pm
Ari wagte es kaum von den Pflanzen abzusehen, die dort auf den dunklen Kohlen vor sich hin dünsteten. Mit Schrecken hatte er sich die Wunden von Emerson angesehen, die noch schlimmer aussahen als alles, was ihm während seiner Straßenzeit zu Gesicht gekommen war. Er konnte sich an verstümmelte Leichen erinnern, die nach eskalierten Kneipenschlägereien einfach auf die Straße geworfen wurden. An aufgeschäumte Tote, die das Meer angespült hatte und daraufhin die Sonne getrocknet. Er hatte einiges gesehen, jedoch nichts was an Emersons demolierten Rücken heranreichen würde. Kurz war er versucht gewesen ihm irgend eine Paste anzumischen, die die Studenten stets nutzten um sich in Rauschzustände zu versetzen, die hoch dosiert gleichzeitig aber auch Schmerzen größtenteils abschirmte. Als er dem Heiler, dessen Namen er noch immer nicht sicher beherrschte, jedoch die Idee geschildert hatte, wäre die Antwort beinahe eine Backpfeife gewesen. Offenbar war dieses Gemisch unter Medizinern nicht sonderlich beliebt. So blieb ihm also nur, die Kohlen immer wieder mit den bloßen Händen zu wenden und die Kräuter immer wieder neu zu drapieren, wobei er die Zangen dafür einfach liegen gelassen hatte. Die Wärme tat gut – sie war angenehm und vermittelte ein Gefühl der Heimat. „Es tut mir Leid Emerson“, murmelte Ari, als er kurz zu dem anderen sah und dieser kurz blinzelte. „Kann ich dir irgendetwas bringen?“
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