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Yannic
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:22 pm
Septime graue Augen starrten die andere aus dem Halbdunkeln des Zimmers an, keine Regung zuckte über sein Gesicht, keinerlei Geste verriet seine Gedanken. Dafür hatte er zu lange trainiert. Ein ganzes Leben als Assassine lag hinter ihm und dort, vor ihm auf dem dreckigen Boden kauerte eine Magierin und bettelte um das Leben eines Mannes. Ein Leben, dessen Wert für Septime höher war als sie es sich wohl auch nur vorstellen konnte.
Als er nun sprach war seine Stimme nicht kalt, sondern freundlich wenngleich auch eine seltsame Distanziertheit in ihr mitschwang. "Glaubst du wirklich, dass du mich darum bitten musst das Leben meines Sohnes zu schützen? Glaubst du mein Leben hätte sämtliche Gefühle abgeschmirgelt wie der heiße Wüstensand nach einem heftigen Sturm?" er schüttelte den Kopf.
"Es gibt nichts, um was du mich bitten müsstest."
Mia
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:25 pm
"Ich muss es nicht", berichtigte Faye leise und mit einem ersten Unterton und wich dem Blick zu keiner Sekunde aus. "Ich tue es, weil ich es will und weil es das Richtige ist. Ob du es nun brauchst oder nicht, sei deine Sache. Mir war es wichtig, es zu sagen - Emerson ist mir wichtig und du bist in der besseren Lage als ich, ihm zu helfen."
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:28 pm
"Emerson will keine Hilfe," erklärte Septime schließlich und wirkte wieder so seltsam kalt wie zu Beginn ihres Gesprächs. "Ich bot ihm einmal an all dies zu klären. Es auf meine Schultern zu nehmen aber er lehnte es ab. Er ist erwachsen. Er hat das Ritual durchlaufen, dass ihn zum vollwertigen Mitglied unserer Bruderschaft gemacht hat und seine Entscheidungen akzeptiere ich. Nichts ist wahr, alles ist erlaubt Faye. Wenn du dies verstanden hast, dann verstehst du ihn. Nimm ihm nicht was er ist, indem du versuchst ihn gegen seinen Willen zu beschützen."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:35 pm
Langsam quälte sich Faye auf die Füße, die Decke ließ sie über Emerson ruhen. Ein wenig wackelig, aber entschlossen trat sie schließlich vor Septim, weil es ihr nicht behagte, nicht nur auf einer Ebene als Bittstellerin unter ihm zu sitzen.
"Er kann gerne sein, was er ist - solange dieser Zustand beinhaltet, am Leben zu sein." Sie sah kurz auf den herabgesunkenen Kopf des Dunkelhaarigen zurück, dann zu Septim. Sie wurde nicht schlau aus ihm, aber das gehörte zu seiner Art und er spielte damit nur zu gerne, wie sie wusste. "Aber ich bin eine Magierin und das, was ich von frühester Kindheit an gelernt habe, sind andere Regeln. Beschütze die Menschen, die nichts unrechtes getan haben. Diene ihnen mit deiner Magie und deinem Leben. Sprich mir ebenso nicht ab, meinem vorherbestimmten Pfad weiter zu folgen, Septim."
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:37 pm
"Folg deinem Pfad, wohin auch immer er dich führen mag," erklärte Septime offen und ohne jeden Spott. "Und lasse Emerson dem seinen folgen. Und nun geh schlafen Kind. Es ist spät und du brauchst alle Kraft die du bekommen kannst."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:43 pm
Sie hätte gerne gesagt, sie hatte irgendetwas erreicht - aber stattdessen fühlte es sich wie eine weitere Niederlage an. Septim hatte seine Fäden gezogen, aber wenn Emerson bestraft werden sollte, wie auch immer die Strafe aussah, würde er keinen Finger rühren, es sei denn, es ginge ihm ans Leben.
Erschöpft ließ sie sich mit der Schulter gegen die Wand sinken und fuhr sich mit zitternden Fingern durch die inzwischen trockenen Locken, die widerspenstig ihren Rücken hinunter fielen. Sie hatte den Figner so und so verloren, wenn auch einen anderen als geplant. Mehr hätten sie ihr doch auch nicht angetan, wenn Emerson nicht dazwischen gegangen - nein. Sie ertappte sich selbst dabei, sich Lügen zu erzählen und biss die Zähne zusammen. Sie war froh um das Einschreiten des Freundes und gleichzeitig hatte sie dadurch nur noch ein Problem dazu gewonnen: Die Angst vor seinem Verlust, die sie lähmte. In der Zelle war es nur ihr Leben gewesen, das sie zu retten hatte. Jetzt waren es drei und sie wusste nicht, ob ein einziger von ihnen in zwei Wochen noch das Licht sehen würde, wenn die Sonne morgens über den Horizont zu kriechen begann.
Frustriert trat sie zu dem Fenster hinüber und starrte hinaus in die dunkle Stadt, in der nur noch vereinzelte Laternen brannten, während das Lied des Nachtwächters an ihre Ohren drang. Noch vor einer Woche hätte sie alles gegeben, um frei zu sein und nun stand sie hier - direkt im nächsten Gefängnis.
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 1:47 pm
Septim hatte mittlerweile die Tür erreicht und eine Hand bereits an der Klinke, hielt dort jedoch eine ganze Zeit lang inne. "Er wird nicht sterben - weder durch direkte noch indirekte Einflussnahme der Bruderschaft. Der Tod ist die höchste Strafe die wir vergeben und dafür sind seine Verbrechen nicht schwer genug." Er hoffte sie damit zu beruhigen. Es war nicht seine Absicht gewesen ihr ein geistiges Leid anzutun.
"Und wenn du ihm helfen willst, dann sag ihm was geschehen ist. Sag ihm wovor er dich gerettet hat statt in Selbstmitleid zu zerfließen. Du hilft ihm nicht und dir am allerwenigsten. Was geschehen ist, ist geschehen. Es hat für das Jetzt keine Bedeutung. Es ist vorbei und allein deine Entscheidung ob du es mitnimmst."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:00 pm
Schweigend und bewegungslos hatte Emerson verharrt und sich schlafend gestellt, die Atmung dem ruhigen Rhythmus angepasst, den er kannte, während der dem leisen Gespräch zugehört hatte. Die Schrittfolge seines Vaters war bekannt gewesen, sein Atmen vertraut, so leise es auch sein mochte, dass er nicht einmal ein Auge öffnen musste, um sich zu vergewissern - bei Fayes leiser Stimme, die nur wenig später erhoben wurde, wäre ihm beinahe ein Seufzen über die Lippen geglitten. Er hatte geahnt, dass sie es nicht dabei bewenden lassen konnte - dass sie sich für ihn aussprach und so nobel ihre Ansichten auch waren, wäre Septim ein anderer gewesen, hätte sie es damit nur noch schlimmer gemacht.
Er erhob sich von seinem Platz und glitt an Aristeas vorbei, ohne seinen Schlaf zu stören, Septim nur sacht eine Hand auf die Schulter legend und einen Moment in das Gesicht des Älteren blickend. Die Gedanken der gewöhnlichen Menschen, jene, die nicht damit aufgewachsen waren, dass der Tod zu jedem Tag gehörte und das eigene Leben bereits seit Beginn der Ausbildung verwirkt war, entzogen sich Septim - er war zu lange Teil des Ordens, zu lange Teil dieser Welt, um zu begreifen, dass Menschen wie Faye, wie Aristeas, andere Dinge brauchten.
Worte waren unnötig in diesem Augenblick und er versuchte nicht auch nur eines der Dinge verständlich zu verpacken, die durch seinen Geist glitten. Sein Vater wusste, ob jener Gedanken und für Faye waren sie im Moment sinnlos. Nicht vielmehr als ein Nicken - teils dankbar, teils entschuldigend - kam von seiner Seite bevor er sich zu Faye umdrehte und hinter sie trat.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:07 pm
Septim schien für einen kurzen Augenblick zu verharren, erstarrt wie ein in Harz gegossenes Insekt. Dann nickte er ebenfalls. "Erkläre du es ihr Emerson. Ich bin zu alt und gehöre inzwischen mehr zu der Welt der Toten als jener der Lebenden. Vielleicht gelingt es dir ihr begreifbar zu machen, was es für dich bedeutet Teil dieses Ordens zu sein. Ich gehe derweil in das Waschzimmer. Noch immer spüre ich das brennen der Tinkturen aus dem Haus der Heilung auf meiner Haut und ich wage es nicht sie noch länger auf dieser zu lassen. Wenn ihr beide meinen Rat braucht, findet ihr mich in der Schreibstube."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:19 pm
Nur noch kurz wandte er den Blick über die Schulter zurück zu dem Älteren und lächelte sacht, ein stilles "Danke" verlauten lassend und darauf wartend, dass er den kleinen Raum verließ. Er lauschte den ruhigen, gleichmäßigen Schritten, dem Klicken der Tür, hinter der Septim verschwand und dem Knarren eines alten Stuhls, als der Mentor sich darauf sinken ließ und erst mit diesem Geräusch wandte er sich zurück zu Faye.
"Du bist hier nicht gefangen, Faye", sagte er, es nicht wagend die Hände zu heben, um sie ihr auf die Schultern zu legen, weil er nicht wusste, wie sie darauf reagieren würde. Ob sie die Nähe nach dem Gespräch brauchen würde oder ihr das Alleinsein mit ihren eigenen Gedanken besser tat. "Ich weiß, dass du dir Sorgen machst und dass du es gut meinst. Niemand macht dir daraus einen Vorwurf - ich am allerwenigsten, aber Septim hat Recht. Es war meine Entscheidung Verantwortung zu übernehmen."
Es war nicht einfach all diese Dinge in Worte zu fassen - sie so zu erklären, dass sie begreifen konnte, welche Regeln es gab und an welche sie sich zu halten hatten. "Sie haben Recht. Mit allem, was sie mir vorwerfen werden, haben sie Recht und es wäre nicht richtig gewesen, es Septim zu überlassen, Partei für mich zu ergreifen. Ich bin alt genug, Faye, und auch wenn ich mich niemals freiwillig für dieses Leben entschieden haben - ich bereue es nicht. Weder dieses Leben, noch dich kennen gelernt zu haben oder dich gerettet zu haben und ich würde es jedes Mal wieder tun."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:30 pm
"Die Wachen hätten dich töten können", antwortete Faye nach einer Weile. "Der Magister hätte dich umbringen können. Es hätte ein Bannzauber gezogen sein können! Selbst, wenn die Bruderschaft es nicht tut - und ich danke Gott wirklich dafür! - ist es doch meine Schuld, dass du überhaupt einer Strafe entgegen sehen musst und ..." Sie warf hilflos die Hände in die Luft und schüttelte den Kopf, dachte an all die zurückliegenden Monate, an die Briefe, die sie hatte senden können und die allesamt versiegelt mit dem Symbol der Templerwache zurückgekommen waren. Ungeöffnet. Ungelesen. Sie hätte ein Kissen daraus machen können, so viele waren es, stattdessen hatte sie irgendwann den Stapel genommen und begonnen, die Pergamente in winzige Stücke zu zerreissen. Jeder kleine Fetzen war nur ein weiteres Zeichen dafür, dass es niemanden gab, den sie erreichen konnte; niemanden, der sich darum scherte, wo sie steckte. Sie kreidete es Emerson nicht an, absolut nicht, alleine schon deshalb, weil sie niemals einen Brief an ihn losschicken hatte können in Ermangelung einer Adresse oder eines Kontaktmannes. Aber ihre Eltern ...
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Faye geglaubt, von ihnen geliebt zu werden, aber sie hatten sich von ihr abgewandt, sobald ihrer Tochter vorgeworfen worden war, gegen ihren eigenen Zirkel zu arbeiten, ohne zu prüfen ob es der Wahrheit entsprach oder nicht. Sie wollten keinen Ärger und sie hätten vielleicht nicht fröhlich, aber doch ruhig wie die Schafe dabei zugesehen, wie die Magier und Templer sie öffentlich an den Pranger stellten. Sie waren gesetzestreue Menschen, keine mutigen.
Unruhig fuhr sie sich mit der Hand über das Gesicht, zwickte sich in die Nasenwurzel und atmete tief durch. "Du bist alles, was ich habe, Em."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:35 pm
"Faye. Faye, hör mir zu", beschwor er sie leise und nahm ihr Gesicht erneut in die beiden Hände, sacht mit den Daumen über ihre Wangen streichend. "Sie haben mich aber nicht umgebracht, weder die Wache, noch der Magister. Es war kein Bannzauber gezogen", erinnerte er sie erneut und lächelte sacht, weil er ihre Gedanken förmlich in ihrem Kopf rasen sehen konnte und es bislang kaum ein einziges seiner Worte besser gemacht hatte.
"Hätte, wäre, könnte darf nicht unser Leben bestimmen. Ich bin hier und ich werde dich nicht noch einmal im Stich lassen. Lass das alles sein, was zählt."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:39 pm
"... ich kann nicht hier bleiben und egal, was Ari getan hat, er auch nicht. Und ... keiner kann von dir verlangen, von hier fort zu gehen", erwiderte sie kaum hörbar. "Die Bruderschaft erlaubt keine Frauen und die Stadt erlaubt mit Sicherheit keiner gesuchten Verräterin, eine Wohnung zu beziehen."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:45 pm
"Die Frage ist doch nicht, was du tun kannst und was nicht, sondern was du willst. Wenn du hier bleiben willst, dann gibt es mehr außer unmittelbarer Teil der Bruderschaft zu werden. Mehr, das es rechtfertigt bei uns zu bleiben und wenn du eine Wohnung haben willst, dann können wir dir dabei helfen, eine zu bekommen und sie gemeinsam mit Aristeas zu beziehen", lautete die schlichte Antwort darauf. Er ging nicht darauf ein von hier fortzugehen, weil er wusste, dass sie nicht damit zurechtkommen würde, dass es keine Kündigungen und Umzüge innerhalb der Bruderschaft gab - entweder man lebte für die Bruderschaft oder starb, wenn man sie verriet. Eine Zwischenlösung existierte nur dann, wenn ein Auftrag einen aus der Stadt heraus führte.
"Sag mir, was du willst, Faye."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 2:53 pm
Sie hätte gerne seine Hand gedrückt, aber es hätte ihr nur wieder Schmerzintervalle beschert, also hob sie die Hand und strich mit der Rückseite der gequetschten Finger über seine Wange, sah dankbar zu ihm hin. Er hatte mehr für sie geopfert, als sie hätte erfragen dürfen.
"Mein Leben - ein Leben." Es war eine schlichte und ehrliche Antwort und sie wussten beide, dass mehr dahinter steckte als der einfache Wunsch nach einem schlagenden Herzen, aber Faye wusste, wann sie sich geschlagen geben musste. Sie kostete sie beide hier nur wertvollen Schlaf mit den immerselben Gedanken, die sie wälzte und die ihnen keine Hilfe waren.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 4:49 pm
"Bleib hier", bat er sie nach einer Weile der Stille, den Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet, selbst wenn er nicht viel mehr als die schemenhaften Umrisse erkennen konnte, die das fahle Mondlicht übrig ließ. Sie dort draußen allein zu lassen würde bedeuten, dass es vielleicht wieder zu spät sein konnte bis er eingreifen konnte und er ertrug den Gedanken daran nicht, eines Tages zu ihr zu kommen und nicht viel mehr als einen weiteren Toten vor den Augen zu haben. So mächtig ihre Magie auch sein mochte - sie konnte damit im Moment nicht umgehen, würde das vielleicht nie wieder tun können und die reine Ausbildung an den Waffen versprach nicht immer Sicherheit. Es würde Menschen dort draußen geben, die es ständig auf sie abgesehen hätten - hier würde sie sicher sein, hier würde ihr niemand etwas antun können.
"Hilf uns unabhängig von den Aufträgen, Faye. Werde Teil von alledem", fügte er noch hinzu, obgleich es nicht das Leben war, das er sich für sie gewünscht hatte, aber in einem Punkt hatte sie Recht gehabt. Sie war eine Verräterin, jemand, der es dort draußen schwer haben würde und der nur schwer zurück in ein gewöhnliches Leben finden würde, das sie ebenso wenig gewohnt war wie er. "Bleib bei uns. Bei mir."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 4:56 pm
Die Einladung war verlockend, doch noch stand dem viel zu viel im Weg. Dinge, die sie im Moment nicht beeinflussen konnte, weil sie nicht mehr in ihrer Hand lagen. Sie hasste es, ein Spielball des Schicksals, alternativ der Güte und Härte von anderen zu sein, doch sie war absolut machtlos dagegen.
Was sie in der Hand hatte, war Ari einen Meister zu suchen und ihm so lange zu helfen, bis jemand sich bereit erklärte, ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Sie konnte Septim besänftigen, indem sie während der Versammlung nicht dazwischenplatzte und Emersons Leben doch noch in Gefahr brachte. Sie konnte sich nützlich machen, schließlich musste die lange Ausbildung zu irgendetwas gut gewesen sein.
"Bei dir?", hakte sie dann nach und lächelte schief.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 7:40 pm
"Ich weiß nicht, ob ich da draußen schnell genug sein kann, um dir noch einmal zu helfen, wenn dir etwas passiert. Es ist deine Entscheidung, was du wirklich willst, aber es wäre mir lieber, wenn du hier bleiben würdest", versuchte er sich auf ihre Frage hin zu rechtfertigen, so unsinnig es auch sein mochte. Noch ein paar Stunden blieben ihnen bis zur Versammlung und mit jeder voranschreitenden Minute wurde der Zweifel größer, ob ihm genügend Worte einfallen würden, mit denen er zumindest Faye und Aristeas würde beschützen können.
"Ich habe heute schon einmal gedacht, ich hätte dich verloren und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich Angst vor dem Tag, an dem ich dich nicht mehr beschützen kann. Es gibt wenige gute Dinge in der Welt, die ich kenne, Faye. Du bist eines dieser wenigen guten Dinge - also ja, bleib bei mir."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 7:47 pm
Möglicherweise war es ungesund, sich so an einen einzigen Menschen zu binden und Faye wollte und konnte die Dinge gerade nicht noch mehr verkomplizieren, als sie es ohnehin schon waren, also streckte sie sich und küsste ihn sacht auf die stoppelige Wange, ohne ihm eine direkte Antwort zu geben. Keine Versprechen, dafür war die Zeit zu früh und die Zukunft zu ungewiss, aber Emerson war alles, was sie hatte; die einzige Konstante in all den Jahren, die nicht im Wind geschwankt war, wie ein Fähnchen. Ein schmales Lächeln schlich sich auf ihre Züge, als sie ihn in dem wenigen Licht musterte.
"Bürde dir das nicht auf, Em. Wenn der Tag kommt, dann kommt er."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 7:53 pm
Er hatte sich ihr Schicksal längst aufgebürdet, als er sich dazu entschieden hatte, ihr Leben auf dem Podest zu retten und trotzdem musste er über ihre Worte jetzt schmunzeln. Wenn der Tag kam, dann kam er - hätte, wäre, könnte würde niemals sein Leben bestimmen dürfen. Es gab zu viele Variablen, in jeder einzelnen Entscheidung, die ein Mensch traf und schon rechts oder links konnten über Leben und Tod entscheiden - Lehren, die jeder von ihnen früh lernte und trotzdem hatte er sich hinreißen lassen. Für einen kurzen Moment mit all den Dingen gehadert, die vielleicht eines Tages sein würden und über die er nicht einmal hätte nachdenken sollen.
"Leg dich wieder hin", bat er sie nur, statt die Diskussion weiter zu führen, die sie beide zu nichts weiter bringen würde. Sie würden sich immer wieder um den einen Punkt drehen, würden Versprechen aussprechen und die Sorge des anderen zu beruhigen versuchen. "Es sind noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang und du solltest nicht einmal wach sein."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 7:57 pm
Die Nacht war noch lang, wenn man mit seinen Träumen haderte, aber Faye wusste nur zu gut, wie dringend nötig sie den Schlaf hatte. Doch eine Sache nagte an ihr, stärker als das, was geschehen war und es fiel ihr schwer, darum zu bitten. Es war die eine Sache, sich beim Waschen helfen zu lassen, weil es wirklich nicht mehr gegangen war, auch nur einen Arm zu heben oder den Schwamm richtig fest zu halten - sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft er ihr runtergefallen war, nur um von Emerson wieder in ihre Finger gedrückt zu werden; ein Stück Selbstbestimmung - aber etwas ganz anderes, Schwäche zuzugeben, die nicht so offensichtlich war.
"Bleib. Bitte."
Vielleicht würde es ihre Vorstellungskraft im Zaum halten und sie ruhig schlafen lassen.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 8:13 pm
Emerson lächelte nur sacht über ihre Bitte und trat dann zurück zu der Strohmatratze, auf der sie bereits die letzte Hälfte der Nacht verbracht hatten, sich an eben jenen Ort sinken lassend, an dem er zuvor schon gesessen hatte und darauf wartend, dass sie folgte. Behutsam fand sein Arm wieder den Weg um ihren schmalen Körper herum und mit der freien Hand zog er die Decke, die Septim ihnen beiden gebracht hatte, über Fayes Schultern. Wenn Ari und sie schliefen, würde er Gelegenheit haben, sich seine Worte zu überlegen, bevor am Morgen der Rat sich versammeln würde.
"Wohin soll ich denn auch sonst gehen?", fragte er nur leise in ihre blonden Locken hinein. "Schlaf jetzt", folgte es, noch bevor sie antworten und sich mit weiteren Worten wachhalten konnte. "Ich bin hier."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 8:17 pm
Sie hatte Emerson ohne eine große Szene zu machen gehen lassen, als sie am Morgen von den ersten Sonnenstrahlen geweckt wurden, damit er irgendetwas Essbares herbeischaffte - das war tatsächlich in all dem Chaos und mit den Verletzungen untergegangen und allmählich wurde ihr übel vor Hunger. Wenig essen war das eine, aber gar nichts davon? Sie traute sich kaum, sich zu stellen, so schnell wurde ihr schwarz vor den Augen.
Stattdessen saß sie nun im Schneidersitz neben Ari, der immer noch schlief. Wie machte er das nur? Als die Tür sich öffnete, sah sie hoffnungsvoll auf.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 8:26 pm
Essen. In all dem Trubel, der am gestrigen Tag geherrscht hatte, waren zwar neue Kleider, Schlaf und Wasser auf der Liste gewesen, aber an Essen hatte er mit keiner einzigen Sekunde gedacht und während er es gewohnt war, einige Zeit lang ohne auszukommen, konnte er das nicht von Ari und Faye verlangen. Das Grummeln ihres Magens war es gewesen, das ihn bei Sonnenaufgang aus dem Haus gescheucht hatte, um etwas Nahrhaftes zu besorgen, das den beiden für eine Weile lang genug sein würde, weil er nicht wusste, wie lange die Versammlung dauern würde.
Septim würde sich nach der Strafe um die beiden kümmern - einstweilen bis er wieder dazu in der Lage sein würde, zumindest hatte er das versprochen als sie ein paar kurze Worte hatten wechseln können. Der Ältere hatte ihm eingeschärft nicht vorlaut zu werden, insbesondere Alisander nicht zu reizen und trotzdem ertappte sich Emerson immer wieder dabei, wie er darüber nachdachte, wie er dem anderen den einen oder anderen spitzen Seitenkommentar entgegen werfen konnte, ohne dafür als respektlos und kindisch zu gelten. Wahrscheinlich würde er damit beginnen, dass der alte Attentäter auch erst sieben Jahre ausgebildet war - ebenso lang wie er selbst.
Kopfschüttelnd schob er nach einer Weile die Tür wieder zu dem Haus auf und schob die Kapuze von den dunklen Haaren, die bislang sein Gesicht verborgen hatte, weil er nicht hatte riskieren wollen, einem der Templer aufzufallen, die dort draußen noch immer nach zwei flüchtigen Magiern suchten. "Guten Morgen", begrüßte er Faye und trat zu ihr rüber, den abgedeckten Korb vor ihr abstellend. "Ich hab besorgt, was ich bekommen konnte."
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

Fr Jun 09, 2017 8:43 pm
"Essen!", brach es aus Faye heraus und sie sparte sich Dank und Nachfragen, sondern stürzte sich einfach auf den Korb. Sie hatten ihr in der Zelle genug gegeben, um nicht gänzlich vom Fleisch zu fallen, wobei Fleisch wirklich Auslegungssache war, wenn sie so an sich hinunter sah, aber am letzten Tag vor der öffentlichen Verhandlung hatten sie ihr nichts mehr gegeben - die Templer hatten ihr karges Mahl vor ihren Augen aufgezehrt und sie damit hingehalten, dass sie so jedenfalls nichts mehr erbrechen könnte, wenn man ihr den Finger nahm.
Sie fischte wie eine Verhungernde in dem Korb herum, einhändig und etwas ungeschickt und angelte eine dicke Brotscheibe zu Tage. Es war ihr absolut egal, dass es auch noch Käse oder einen Apfel gegeben hätte, sogar ein paar Scheiben geräucherter Wurst fanden sich an, aber das Brot erschien ihr wie ein Geschenk Gottes. Es war nicht alt und schimmlig, nicht hart oder durchweicht, weil die Wachen es direkt in eine Pfütze geworfen hatten.
Mit vollem Mund sah sie zu Ari hinüber und berührte ihn sacht an der Schulter.
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Kapitel 1               - Seite 4 Empty Re: Kapitel 1

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