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Mia
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:15 pm
"Mhm", bestätigte Faye nur leise und sah dem Jungen dabei zu, wie er an der Wand zu Boden rutschte. Sie wünschte, sie könnte dasselbe tun, hatte aber Angst, dann wirklich nicht mehr hoch zu kommen und die Blöße konnte und wollte sie sich gerade nicht geben. Sie folgte dem Blick Aristeas hinunter zu seinen Füßen und seufzte leise. "Wir versorgen das", versprach sie und fügte nur innerlich ein 'sobald ich weiß, wo hier Wasser ist' hinzu. Er brauchte nicht noch mehr Sorgen. Dafür aber begann seine Hand langsam wieder normale Ausmaße anzunehmen und sie glühte nicht mehr rot. Die Haut hatte gelitten, aber als Feuermagier war das bestimmt nicht das erste Mal, dass ihm so etwas geschah. Wenn doch, hatte er wohl den schlechtesten Meister, den man sich vorstellen konnte.
Sie wollte nicht weiter reden, fühlte, wie die Erschöpfung nach ihr griff und ihr Schwindel bescherte. Ihre Beine schmerzen, ihre Arme, die Schultern, die Hüfte.
Langsam ließ sie den Blick schweifen, besah sich das Strohbett, die kahlen Steinwände, das schmale, winzige Fenster, durch das Licht hereinfiel. Die Luft stank nach dem verkohlten Fleisch, das Aristeas an sich hatte und nach dem Schmutz, der ihr anhaftete und wider besseren Wissens griff sie nach der Luft, wollte sie strömen lassen, um es etwas angenehmer hier drin zu machen, doch erneut geschah gar nichts. Nichts, außer einem schmerzenden Kribbeln in ihrem Inneren.
Ein Schmerz stach durch die anderen, meldete sich ganz zaghaft, wie ein Schüler, der sonst schüchtern war, nun aber etwas wusste. Ein kleines Leuchtfeuer, aber garantiert keines, das ihr helfen würde, wenn es sich so ankündigte.
Erst da sah sie nach unten auf die zusammengepressten Hände, löste die malträtierte, sich blau färbende, die der Templer so hart gepackt hatte und sah auf das blutdurchtränkte Tuch. Eiskalt lief es ihr den Rücken hinunter, als sie eines der losen Enden packte und es anhob, die Hand in den mageren Sonnenstrahl gehalten, um besser zu sehen.
Sie bereute es, sobald das Tuch auf den Boden fiel und ihr das Desaster dessen präsentierte, was die Templer doch noch hatten anrichten können. Still hielt sie die Hand vor sich, blutrot und triefend, schmutzig und mit zerkauten Fingernägeln wie sie war und starrte auf die eine Stelle, von der aus das Blut kam. Die Stelle, an der ein Finger fehlte.
Cat
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:21 pm
Er war kaum fertig gewesen den Dreck der Straße und das Blut von seinen Händen und dem Rest des Körpers zu entfernen, als er die leise Stimme eines anderen hörte, der zu Faye und dem Jungen gegangen zu sein schien und ein schiefes Lächeln schob sich trotz der unangenehmen Situation über seine Züge. Septim hätte niemals zugelassen, dass zwei Verletzte so lange ohne Versorgung blieben, insbesondere nicht, wenn einer von ihnen noch ein halbes Kind war und für eine Sekunde erlaubte er sich erleichtert darüber zu lächeln. Emerson wusste, dass der Ältere wütend über seine Entscheidung gewesen war, wusste, dass andere Bruderschaften ihn dafür zur Verantwortung gezogen hätten und allein um ihn zu lehren, nie wieder etwas ähnliches zu tun, Faye ermordet hätten - Septim würde nichts dergleichen tun und als er jetzt in das Arbeitszimmer des Ziehvaters eintrat, brauchte er keinen Laut zu machen, um den anderen wissen zu lassen, dass er hier war.
"Danke für dein Eingreifen."
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:27 pm
Septim sah auf, als sein Ziehsohn durch die Tür trat und legte den letzten Teil des Umhangs ab, welcher zuvor seine Konturen verborgen hatte, ehe er drei Bomben mit dezenten Verzierungen auf den Tisch legte. "Ich habe Lammblutbomben verwendet um für weiteres Chaos zu Sorgen - das hat uns die Flucht ermöglicht. Ebenso wie die Rauchbomben. Materialien, die auch dir zur Verfügung gestanden hätten, wenn du nur ein Wort gesagt hättest statt dich alleine auf den Weg zu machen. Ist dir bewusst wie töricht das was?" er schüttelte den Kopf.
"Du hast die Regeln der Bruderschaft gebrochen. Unseren Orden in Gefahr gebracht - und das schlimmste ist, dass Unschuldige gestorben sind. Seit über einem Jahrzehnt ist kein Unschuldiger mehr bei unseren Missionen gestorben!"
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:32 pm
"Sie hätten sie wieder zurück in den Turm gebracht, wo wir nicht an sie rangekommen wären und sie hätten sie ermordet, weil sie sich weigerte etwas zu gestehen, Vater. Ich habe die Regeln gebrochen, ich habe Unschuldige gefährdet, um eine andere Unschuldige vor der Willkür zu retten", setzte er ihm entgegen, die Vorwürfe zuerst lediglich stillschweigend zur Kenntnis nehmend, weil er wusste, dass er Recht hatte. Hätte er mehr Zeit für die Vorbereitung gehabt, wäre es leichter gewesen - wäre diese verfluchte Nachricht über die öffentliche Strafe, die Faye erwartete, nicht gerade ein paar Stunden vor Ausführung dieser Strafe angekommen. Es war überstürzt gewesen, leichtsinnig, aber alles, was ihm geblieben war, um die Freundin zu retten, mit der er gemeinsam aufgewachsen war.
"Erwarte nicht von mir, dass ich tatenlos zusehe, wie sie ausgerechnet ihr weh tun. Das kann ich nicht."
Stimmi
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:32 pm
Ehrliches Mitleid kam in Ari auf, als er den entsetzten Gesichtsausdruck von Faye sah. Es war offensichtlich was dort auf der Tribüne passiert war, auch wenn der Schlag des Templer ein wenig daneben gegangen war. Doch sie musste es in all der Aufregung komplett übersehen haben. „Ich … ich weiß nicht ob man das als erstes macht aber … ich kann versuchen es auszubrennen, falls das helfen würde. Ihr habt sicherlich so schon genug Blut verloren. Und sollte noch weiteres durch die Wunde austreten … nun ja.“ Er rappelte sich langsam wieder auf, was ihm beide Füße mit einem stechenden Schmerz quittierten, doch mit ein paar schiefen Mundbewegungen und dem letztendlichen Biss auf die Lippe überging er diese schließlich.
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:38 pm
Septim ließ ein schweres Seufzen vernehmen und setzte sich schließlich an den schlichen Schreibtisch, welcher aus einfachem Holz gezimmert worden war. "Du hast für dich gehandelt - nicht für die Menschheit. Manch einer würde sagen, dass sie es verdient hätte zu sterben. Das sie die Gesellschaft vergiftet. Die Bruderschaft in den östlichsten Ausläufern des Reiches hätte sie ermordet. Die Bruderschaft im Westen würde sie für einen Beutel Münzen noch immer ermorden. Und ich habe wenig was ich dem entgegensetzen kann. Sie wurde nicht durch eine wahrhafte Mission befreit und steht damit nicht unter dem Schutz des Kredos", Septim schüttelte den Kopf.
"Ich werde mich für diese Mission aussprechen und sie auf meine Schultern nehmen, mit all den folgenden Konsequenzen. Bei der Versammlung des hohen Rates werde ich meinen Schutz über sie legen - und den Blutzoll zahlen. Mach dir also darum keine Gedanken. Du jedoch..." er betrachtete seinen Sohn eine lange Zeit, "Wirst dafür Sorge tragen, dass du die Toten aufwiegst. In Blut oder Gold - die Schuld ist geschuldet." Schweigen. Dann: "Und du gibst deine verborgenen Klingen ab. Du hast das Kredo beschmutzt und darfst sie ein halbes Jahr lang nicht tragen."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:38 pm
"Schon gut", wehrte Faye leise ab, die Stimme ungewöhnlich sanft, wohl dessen geschuldet, dass sie sich fühlte, wie in einem Traum. Das hier war nicht wirklich. Das geschah nicht. Sie war immer noch im Zirkel und ging ihrer Aufgabe nach.
Aber die Tür ging auf und die Realität in Form eines ihr völlig Fremden kam herein. Ein Heiler, wie er sich vorstellte, kein Name und kein Gesicht, das sie zuordnen konnte, denn er arbeitete konzentriert und mit der Maske weiterhin über dem Antlitz. Sie schüttelte den Kopf, als er zuerst zu ihr kommen wollte und deutete hinüber zu dem Jungen, während sie sich zu der Strohmatratze zurückzog und sich mit dem Rücken gegen die Wand dort niederließ. Sie konnte sich an keine Nacht mehr erinnern, in der nicht harter Stein ihr Geselle und ihr Schutz gewesen war, weit entfernt von den Wächtern vor dem Eisengitter, die dazu neigten, die grauen Morgenstunden, wenn sie selbst völlig übermüdet und gereizt waren, dazu zu nutzen, die Gefangenen zu 'ärgern', wie sie es gerne nannten. Stockhiebe bekam jeder, der nicht weit genug entfernt war und sie waren nicht zimperlich. Schließlich landete nur Abschaum in den Verließen der Magier.
Die Angewohnheit, sich in Ecken sicher zu fühlen, kam nicht von ungefähr und obwohl ihr hier gerade keine direkte Gefahr drohte, blieb der Instinkt erhalten.
Wie eine Fremde beobachtete sie, wie der Heiler Aristeas Wunden reinigte, besah und verband.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:46 pm
Die Aufforderung war ein Schlag in die Magengrube und wortlos löste er die Schnüre von den Armschienen, um sie auf den Schreibtisch seines Vaters zu legen und dann wieder einen Schritt zurück zu machen. Es bedeutete in ihrer Welt nicht mehr mündig zu sein, nicht mehr in der Lage zu sein selbst Aufträge auszuführen und Entscheidungen zu fällen - alles andere wäre ihm Recht gewesen, jede andere Strafe hätte er ohne Wimperzucken über sich ergehen lassen, doch das hier tat weh, weil es ihn wieder zu einem Novizen machte. Er musste dafür geradestehen, was er getan hatte, statt sich wie einer der Novizen hinter seinem Mentor und Ziehvater zu verstecken, wenn er jemals wieder seinen Rang zurückbekommen wollte.
"Ich trage selbst die Konsequenzen für mein Handeln, Vater. Es ist meine Entscheidung gewesen und es war mein eigenmächtiges Handeln, das diese Unschuldigen getötet hat. Schütze Faye vor ihnen, aber meine Strafe trage ich allein. Die Schuld ist geschuldet, du hast es selbst gesagt."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:51 pm
"Komm her," forderte ihn Septim schließlich nach einer Weile des Schweigens auf und winkte seinen Ziehsohn heran. "Emerson - ich habe dich aufgezogen und für dich gesorgt. Ich habe dich in diese Welt eingeführt und in ein Leben, das dir vorher bestimmt war. Du hast niemals etwas anderes gekannt und du wirst niemals etwas anderes kennen lernen. Wir sind Assassinen - und du hast die Regeln unseres Ordens verletzt. Wenn ich dich die Verantwortung als volles Mitglied übernehmen lasse, dann kann ich nicht meinen Schutz über deine Freundin legen. Dann wirst du selbst vor dem Rat sprechen und dein Handeln verteidigen müssen - und welche Strafe sie sich auch immer ausdenken, sie wird schlimmer sein als sechs Monate lang ein Novize sein zu müssen. Ich kann dir noch nicht einmal versprechen, dass dein Einsatz einen Schutz für Faye bedeutet. Willst du das wirklich?"
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 10:59 pm
"Ich bin - war - ein vollwertiges Mitglied dieser Bruderschaft. Ich kenne unsere Regeln und wusste, was es bedeutet, wenn ich eigenmächtig aufbreche, um Faye zu befreien und dass dabei Unschuldige sterben konnten. Ich habe geschworen, unsere Bruderschaft nicht zu gefährden und das würde ich tun, wenn ich zulasse, dass du für mich das Wort ergreifst, weil ich damit Alisander die Gelegenheit gebe, dir vorzuwerfen, dass du nicht neutral entscheidest", begann er zu antworten, wissend, dass das, was kommen würde, nur noch schlimmer werden würde als die Strafe, die er bereits zu ertragen hatte. Faye war es wert gewesen, dieses Risiko auf sich zu nehmen, der kleine Magier war es wert gewesen ihn ebenso aus dem Dreck der Straßen rauszuholen und die beiden vor den Wachen zu schützen. Befehl oder nicht, er bereute es nicht.
"Du hast mich aufgezogen und mich all das gelernt. Du hast mir beigebracht Verantwortung zu übernehmen und ich bin alt genug, um mich nicht mehr hinter dir verstecken zu müssen. Ich werde Verantwortung übernehmen und ich werde für die beiden dort draußen bürgen und alles, was sie tun, solange sie hier sind. Lass mich meine Strafe für mein Handeln ertragen - wie hart sie auch sein wird."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 11:00 pm
„Vielen Dank“, murmelte er, nachdem der Heiler zumindest mit den gröbsten seiner Verletzungen fertig war und sich nun an Faye machte, welche nicht minder geschunden und verletzt war, ganz zu schweigen von der Verstümmlung. Fragend sah sich Ari nach irgendetwas um was Faye vielleicht ein wenig Wärme spenden könnte, denn trotz der Wärme die diese Jahreszeit in diesen Landen mit sich brachte, schlotterte sie und ihre Lippen waren beinahe blau. Er fand schließlich unterhalb des Stroh eine alte Steppdecke, welche wohl älter war als der Lehrling selbst, welcher sie hervorzog und hustend ausklopfte. Doch sie dürfte für den aktuellen Zwecks wohl ausreichen.

Es musste wohl ein reichlich seltsamer Anblick sein, wie Ari das Stück Stoff um sich schlang, um diesen so aufzuheizen, denn zumindest einen geringen Ausschuss seines Elementes zu produzieren hatte er bereits gelernt. Und als der Heiler endlich fertig war und Faye mit sanfter Gewalt auf das Bett drückte, trat Ari neben sie und legte ihr die, nun gut gewärmte Decke über den Körper. Er sagte kein Wort dazu, lächelte lediglich und legte sich dann, neben dem Bett auf den Steinboden. Das mochte im ersten Moment unangenehm erscheinen, doch die letzten Wochen hatte ihm oft deutlich schlimmere Schlafplätze geboten. Hier war es trocken, ruhig und sicher.
Yannic
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Di Jun 06, 2017 11:04 pm
Septim betrachtete seinen Ziehsohn noch eine Zeit lang, ehe er die beiden Klingen in die Hand nahm und diese ein Stück hin und her drehte, die Spiegelungen der Kerzen auf dem Teil des polierten Metalls betrachtete, dass nicht von getrocknetem Blut rot gefärbt war.
Dann drückte er Emerson die beiden Klingen wieder in die Hand. "Nun gut Emerson - wenn dies dein Wunsch ist, dann wirst du die Verantwortung übernehmen. Die nächste Versammlung lässt nicht mehr lange auf sich warten und findet in unserer Stadt statt. Verteidige dich und deine Freunde vor Alisander und den Anderen - mehr als meine Stimme kann ich dir bei der Anschließenden Entscheidung nicht geben. Wenn du versagst, dann ist das Leben der Anderen verwirkt und du wirst im schlimmsten Fall von der Bruderschaft ausgeschlossen. Die Todesstrafe ist nur bei Einstimmigkeit zu erreichen und die wird es nicht geben, solange ich noch atme. Lege dir deine Worte zurecht und meditiere über das Kredo!" er schloss die Augen und packte seinen Sohn am Nacken, presste seine Stirn gegen die seine. "Und tue soetwas nie wieder ohne mit mir zu reden!" er ließ los, trat ein Stück zurück. "Du bist entlassen."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:34 am
Klare Gedanken zu fassen war, als versuchte sie, in einem gestampften Eintopf bis zum Grund des Kessels zu sehen, dennoch zogen ab und an helle Glanzlichter vorbei, die sie alles andere als beruhigten. Sie hatten sie von der Magie abgeschnitten, ihre Gewohnheit, nach dem Element der Luft zu greifen, verpuffte immer wieder im Nichts. Das an sich war nichts besonderes, das ganze letzte Jahr schon hatte sich selten die Möglichkeit ergeben, ihrer Natur freien Lauf zu lassen, aber es war wie ein Stoß gegen ihren Körper, wenn sie nur danach zu tasten versuchte. Die Magie entzog sich ihr, als würde sie flüchten.
Es frustrierte Faye, als sie sich unter der Decke immer weiter zur Wand zurückzog, um sie im Rücken zu spüren, während sie auf den leeren Platz blickte, an dem ihr Finger hätte sein sollen. Nun war sie nicht nur eine Ausgestoßene, sie war eine Flüchtige, die sich nicht einmal verteidigen konnte und dennoch - gesetzt dem Fall, sie durften bleiben und wurden nicht von der Bruderschaft gerichtet - reifte ein ungewöhnlicher Plan in ihrem Inneren. Für den Moment musste er warten, jedenfalls so lange, bis sie einigermaßen klar in ihrem sich drehenden Kopf war und die rudimentären Bedürfnisse gestillt hatte, nach denen ihr Körper verlangte. Schlafen. Trinken. Heilung.
Der Heiler war effizient gewesen, das musste man ihm lassen und Faye hatte nichts getan, um seine Arbeit zu erschweren, nachdem ihr bewusst geworden war, dass der fehlende Finger wohl kaum durch Zauberhand wieder auftauchen würde. Selbst wenn, verhinderte die besondere Magie der Messer, mit welchem der Templer ihr die Wunde zugefügt hatte, ein problemloses erneutes Anfügen an den Körper.
Statt also zu jammern und zu mucken hatte sie ihn seine Arbeit machen lassen. Es tat weh - natürlich tat es verdammt noch mal weh! Verbluten war die zweite Option und sie entschied sich bewusst dagegen.
Schicht für Schicht hatte der Mann genäht, dicht über dem Mittelknochen. Schlussendlich war nicht einmal ein Stumpf zurückgeblieben, um den er eine Kompresse und anschließend einen schmalen, sauberen Verband gewickelt hatte. Für die Blessuren und die gequetschte Hand konnte er nicht viel tun und sie erwartete es auch nicht, war nur froh, endlich wieder Abstand zwischen den Fremden und sich zu bringen, was ihre Gedanken zurück auf einen anderen Fremden lenkte.
Sie sah auf den dunklen Schopf von Ari hinunter, der sich vor dem Bett eingerollt hatte wie eine Katze. Was tat ein junger Magier, definitiv noch lange keine zwanzig und somit mitten in der Ausbildung, alleine in der Welt? Wo war sein Meister oder sein Zirkel? Mehr Möglichkeiten für eine Ausbildung gab es nicht und wilde Magie war geächtet. Magier, derer Ausbildung sich niemand annahm, galten als gefährlich. Sie würde ihn fragen müssen, bevor er mit seinen unkontrollierten Ausbrüchen noch das Versteck der Bruderschaft in die Luft fliegen ließ. Dann würde niemand mehr für ihr Leben garantieren können.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 8:17 pm
Die Ereignisse überschlugen sich und selbst über den sonst so ruhigen Geist, den Emerson sein Eigen nannte, zog sich jetzt ein wirbelnder Orkan aus Dutzenden von düsteren Gedanken, die sich nicht mehr beruhigen wollten. Während er das Arbeitszimmer seines Ziehvaters verließ, hatte er bei jedem Schritt, den er machte, Hunderte von Erklärungen parat, mit denen er nicht ein einziges der Ratsmitglieder davon überzeugen könnte, weder ihn, noch die beiden Magier im Nebenzimmer töten zu lassen. Alisander würde gegen ihn stimmen und es war gleichgültig, welche Worte er anschlug und wie überzeugend sie für den Rest sein würden - er würde die Höchststrafe fordern und den Tod nur deshalb nicht wählen, weil er wusste, dass es niemals eine Einstimmigkeit geben würde, solange Septim noch am Leben war. Leider war das nur eine Versicherung für sich selbst und nicht für die beiden anderen.
Klickend schloss sich die Tür hinter ihm wieder und Emerson erlaubte es sich ein leises Seufzen verlauten zu lassen, während er mit ruhiger Hand die beiden Armschienen noch einmal richtete. Seine Finger strichen über die dünnen Lederbänder, die er so oft schon gebunden hatte und die ihm jetzt rauer vorkamen, als noch am Vormittag. Er zweifelte nicht an seiner Entscheidung Faye gerettet zu haben, nicht eine einzige Sekunde, aber die Strafe, die ihn erwartete, ließ seine Nerven trotzdem flattern. Das Wissen, dass die beiden unschuldigen Leben allein davon abhingen, was er dem Rat vorbrachte und womit er sich um Rechtfertigung bemühte. Rechtfertigung, die es nicht gab, weil sie Recht hatten.
Er hatte Unschuldige ermordet. Er hatte die Bruderschaft gefährdet und wäre beinahe selbst in Gefangenschaft geraten. Vierundzwanzig Menschen waren seinetwegen jetzt tot und jeder einzelne seiner Gedanken würde sie nicht wieder zurück ins Leben bringen - die Schuld war die seine.
Kopfschüttelnd, weil es ihm nichts brachte und Faye nach ihrer Flucht nichts von alledem bemerken sollte, trat er rüber zu den beiden Magiern und glitt neben ihnen in die Hocke. Der Junge schien erschöpft und bereits im Halbschlaf zu sein und er konnte es ihm nicht verdenken - so wie er aussah war das nicht die einzige Anstrengung in den letzten paar Stunden gewesen. Wortlos breitete er eine zweite Decke über der schaudernden Gestalt aus und lenkte dann erst den Blick rüber zu der blonden Magierin, die sich in die Ecke zurückgezogen hatte.
Ihr Blick, eine lange Zeit auf Ari gerichtet, lag jetzt wieder auf ihrem fehlenden Finger und obgleich er es nicht gewesen war, der ihr den Finger genommen hatte, schob sich Schuld wieder in seinem Geist empor. Er hatte sie nicht einmal davor bewahren können und die Erkenntnis schmerzte mehr, als er es erwartet hatte, weil es ihn damit konfrontierte, dass alle Kunst, alles Können, das er über die Jahre hinweg erlernt hatte, nicht gleichzeitig stets einen Erfolg bedeutete. Es konfrontierte ihn mit der eigenen Fehlbarkeit.
Statt ihr jetzt zu sagen, es täte ihm leid, streckte er nur die Hand aus und schlang behutsam die Finger um ihre, Acht gebend nicht die Wunde zu berühren, die der Heiler erst vor ein paar Minuten verschlossen hatte.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 8:47 pm
Faye musste nicht fragen, um zu ahnen, dass die Aktion, die er ausgeführt hatte, noch weite Kreise ziehen und unangenehm hohe Wellen schlagen würde. Er hatte sich regelrecht in die Nesseln gesetzt und sie war ihm dankbar dafür, aber die Angst um ihn blieb. Sie waren befreundet, so lange sie denken konnte und ihre lange Abstinenz in dieser Freundschaft war ihrer Ausbildung und seiner Profession geschuldet, die sich nicht hatten miteinander vereinbaren lassen. Erst jetzt in dieser Sekunde merkte sie, wie sehr sie ihn vermisst hatte, während ihre Augen über sein Gesicht glitten, die dunklen Augen entlang über die deutlich sichtbaren Wangenknochen, die Nase hinunter, den Mund, den Hals bis hin zu den breiter gewordenen Schultern. Er war trainiert und doch konnte all die Übung der Welt nicht seine Anspannung vor ihr verbergen. Die steife Haltung, die Sorge in seinem Blick, die Lippen, die sich unmerklich zusammengepresst hatten.
"Du hast getan, was du konntest", sagte sie leise, um Ari nicht zu wecken, der endlich eingeschlafen schien, aber den Mund zu öffnen und zu sprechen löste Dinge in ihr aus, die sie absolut nicht gebrauchen konnte: Ihr Hals zog sich zusammen und ihre Eingeweide verknoteten sich schmerzhaft. Dankbarkeit und Wut - auf nichts bestimmten und niemanden - fluteten ihr Denken und verwoben sich untrennbar mit dem Ende der Einsamkeit, die aber jederzeit wieder nach ihr greifen konnte, wenn Emerson seiner Strafe entgegen trat.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 8:59 pm
Er nickte und ließ sich ein wenig umständlicher als beabsichtigt neben ihr auf der alten Strohmatratze neben sie sinken, die Jüngere sacht zu sich ziehend und das eigene Kinn auf ihrem Schopf absetzend, während sich sein Blick in das Nichts hinein richtete. Aris leises Atmen half dabei, sich selbst wieder zu beruhigen, weil es neben dem Stroh das einzige Geräusch war, das durch den kleinen Raum drang, in dem sie die nächsten paar Stunden würden verbringen müssen. Die nächsten paar Stunden, in denen draußen auf den Straßen noch immer Magister und Wachen, Templer und Söldner nach ihnen suchen würden, weil die Stadt es sich nicht leisten konnte, eine verurteilte Magierin zu verlieren.
Fayes Verschwinden würde mehr Menschen auf die Füße getreten haben, als es ihr jetzt bewusst sein mochte, aber Politik war schon immer ein widerwärtiges Spiel der Mächtigen gewesen, in das er sich niemals wirklich hatte einmischen wollen - so sehr es Septim sich auch gewünscht hatte. Es war einfacher mit der Klinge auf der Straße zu sein, statt ein Essen mit einem Adligen zu bestreiten.
"Wir sind sicher", durchbrach er nach einer langen Zeit wieder die Stille.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:05 pm
"Nichts ist sicher", antwortete Faye dumpf, weil ihr Gesicht in den Falten von Emersons Umhang verborgen lag, der ihm über die Schultern gefallen war. "Wir nicht, das Leben nicht. Die Straßen schon gleich dreimal nicht. Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Em, du kannst ehrlich sein. Die Chancen, dass sie uns am Leben lassen, sind gering, oder?" Und sie wünschte sich nichts mehr, als ihm noch zu sagen, er solle sie lieber umbringen, als sie auszuliefern, sollte es soweit kommen. Der Tod wäre eine Erlösung, ehe sie auch nur einen Fuß wieder in eine Zelle setzte, ob hier oder bei den Templern.
Aber sie würde nicht um den Tod bitten, das war nicht ihre Art. Es hatte genug Momente gegeben, in denen sie einfach hätte aufgeben können und es nicht getan hatte. Sie wollte leben.
"Bring es mir bei", forderte sie schließlich völlig zusammenhanglos und krallte ihre Fingernägel in ihren Handballen, um die Emotionen im Zaum zu halten.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:15 pm
"Die Chancen, dass sie euch am Leben lassen, stehen und fallen mit jedem meiner Worte vor dem Rat in ein paar Tagen, Faye. Bis es soweit ist, steht ihr unter unserem Schutz und danach ..." Was danach kam, das wusste er selbst nicht und umso konsternierter war er von ihrer Bitte, die so leise an seine Ohren drang und ihn trotz alledem mit einer Intensität traf, die er so nicht erwartet hatte.
Blinzelnd lenkte er den Blick zu ihr hinab, aber die wirren, blonden Haare verhinderten den Blick in ihr bleiches Gesicht, das von den Auskehrungen des Gefängnisses gezeichnet worden war. Ein Jahr lang war sie eingekerkert gewesen und er hatte es zu spät bemerkt, um sie rechtzeitig aus einer einsamen Zelle zu befreien. Faye war seit jeher eine Kämpferin gewesen, ein Mädchen, das niemals aufgab, selbst in den widrigsten Situationen und vielleicht war das der Grund gewesen, weshalb ihre Freundschaft über all die Jahre bestehen geblieben war. Weil sie für diese Freundschaft so viel und so lange hatte kämpfen müssen und ihn nicht aufgegeben hatte.
"Was?", hakte er nach, auch wenn er eine Wiederholung nicht gebraucht hätte. Die Verwirrung herunterschluckend fasste er sich erneut, bevor er eine zweite Frage folgen ließ. "Was willst du lernen, Faye?"
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:20 pm
"Mich zu verteidigen, Emerson", antwortete Faye eindringlich und hob ihre Hand, um sie mit einem Schulterzucken vor ihrer beider Augen einmal hin und dann wieder zurück zu wenden. Natürlich konnten sie nichts sehen, unter all den Verbänden - nur die Leere, die nicht hätte sein dürfen. Ihr Magen drehte sich um und sie sprach rasch weiter: "Meine Magie ist weg. Und selbst wenn ich wieder Zugang dazu finde, was schon ohne den Gedanken an einen nahenden Tod und Verfolger schwierig würde, kann es Jahre dauern, bis ich auch nur die Grundlektionen wieder einigermaßen sicher anwenden kann, von komplizierten Zaubern ganz zu schweigen. Sie haben mir das Kämpfen nicht beigebracht und ich brauchte es nie, aber du kannst mich vielleicht nicht immer schützen. Sie werden kommen und sie werden nicht zimperlich sein, alles gegen mich anzuwenden, was sie haben und können. Ich muss mich verteidigen können und alles ist besser, als hier im Selbstmitleid zu zerfließen." Obwohl die Aussicht darauf doch recht einladend klang.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:28 pm
Sie hatte Recht. Mit jedem einzelnen ihrer Worte hatte sie Recht und trotzdem fühlte er Widerstreben in sich aufkeimen, als er daran dachte, wie hart es für sie sein musste, das Kämpfen neu zu lernen. Dieses Kämpfen neu zu lernen.
Die Novizen waren jung, wenn sie begannen. Keiner älter als drei oder vier Jahre, wenn sie lernten sich die steilen Wände nach oben zu ziehen und keiner älter als fünf, wenn sie zum ersten Mal eine Klinge in den Händen hielten und lernten, was es bedeutete, Verantwortung für das zu übernehmen, was sie mit der scharfen Waffe taten. Emerson erinnerte sich an seine eigene Ausbildungszeit und daran, dass es kaum mehr jemanden gab, der noch am Leben war, mit dem er damals trainiert hatte. Knochenbrüche, Verletzungen waren an der Tagesordnung gewesen - eine Verletzung des Rückgrats hatte den Tod bedeutet.
Er wusste nicht, ob er ihr all das zumuten wollte. Ob er ihr beibringen sollte, wie sie sich wehren konnte, ohne einem Gegner die Chance zu lassen, ihr auch nur einen einzigen Schnitt zuzufügen. Sie sollte nicht so werden und der Gedanke daran, ihr etwas von dieser Unschuld durch das Training nehmen zu müssen, ließ ihn schaudern. "Gib dir ein wenig Zeit", bat er sie dann doch, weil er wusste, sie würde nicht mit sich reden lassen. Zeit schinden und es mit schlechten Scherzen zu garnieren war alles, was ihm übrig blieb. "Erhol dich und komm wieder zu Kräften, schlaf ein paar Stunden. Erst dann kann ich dir helfen. So stehst du nicht lang genug, damit ich dir überhaupt eine Klinge besorgen kann."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:38 pm
Aber so leicht ließ Faye nicht nicht abwimmeln. Sie schob sich in eine einigermaßen aufrechte Position, löste sich damit aus der halben Umarmung, in der sie gelegen hatte, weil es einfacher war, sich dort sicher und geborgen zu fühlen als die Kälte wahr zu nehmen, die über ihre Schultern strich, obwohl es draußen warm war.
"Zeit ist etwas, was wir nicht haben. Meinetwegen bis morgen, Emerson. Lass mich schlafen und mich waschen, aber dann muss ich etwas tun. Mich der Milde der Bruderschaften auzusetzen kann mich vielleicht nicht retten - nicht einmal, wenn du vor mir stehst." Und sie würde den Teufel tun und sich hinter ihm verstecken. Es war nicht fair, ihn als Schutzschild zu missbrauchen, ganz davon abgesehen, dass sie schon lange selbstständige Entscheidungen hatte treffen müssen, vor allem in den letzten fünf, sechs Jahren.
Stimmi
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 9:49 pm
In den frühen Tagen seiner Kindheit hatte Ari einen recht tiefen Schlaf gehabt, ebenso wie in seiner anfänglichen Studienzeit, was ihm recht bald den Ruf eines Faulpelzes und Taugenichts eingebracht hatte. Sein Meister hatte zwar oft dafür Verständnis gezeigt, jedoch auch nicht dagegen gesprochen, wenn ihn ein anderer Arkanist auf das schwere Los angesprochen hatte, dass er mit diesem Bengel gezogen hatte. Also hatte sich Ari irgendwann angewöhnt, sich schon beim ersten Blinzeln auf beide Beine zu kämpfen, was zuweilen dazu geführt hatte, dass er schon zwei oder drei Stunden vor Tagesanbruch wach war und seine ersten Aufgaben erledigte. Gänzlich verschwunden war der sonst so ruhige Schlaf jedoch erst in den letzten Wochen, denn das Pflaster von Licentia sortierte jeden rigoros aus, der nicht beim kleinsten Anzeichen von Gefahr wach war und die Beine in die Hand nahm. Und so war es keine Überraschung, dass der junge Mann blinzelte und sich leise erhob, die Decke, woher auch immer diese gekommen war, indes leise zusammenlegte und dann zu den beiden trat. Er hatte ihnen schon eine Weile lang zugehört, jedoch nicht gewusst was er selbst dazu beitragen sollte und sich deswegen einfach schlafend gestellt.
„Ich … kann meine Magie nicht gänzlich kontrollieren und bei weitem nicht alles was ein richtiger Arkanist kann, aber … vielleicht kann ich ebenfalls helfen. Sei‘s nun durch‘s helfen oder … ich weiß nicht. Ich habe ein Semester lang in unserer Werkstatt gearbeitet und mit meinem Element ganz passable Glasbläserarbeiten zustande gebracht. Vielleicht könnte ich so ein wenig Geld verdienen, damit wir nicht vollkommen abhängig von eurer Gunst sind.“ Ob Ari mit der Anrede „eurer“ nun nur Emerson meinte, oder die gesamte Bruderschaft von der immer wieder die Rede war, konnte er selbst nicht genau sagen, doch so oder so schienen ihm dies die passendsten Worte zu sein.
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 10:00 pm
"Faye", versuchte Emerson aufzubegehren, beide Hände an ihren Schultern, weil er glaubte, es wäre so einfacher, ihren Enthusiasmus ein wenig zu zügeln. Ihr war der Finger abgehackt worden, sie hatte Blut verloren und war gerade erst mit dem Leben davon gekommen - es war nicht richtig, jetzt mit ihr trainieren zu wollen, so sehr er ihren Willen auch respektierte. Ari machte ihm einen Strich durch die Rechnung und die junge Stimme, die ungewohnt an seine Ohren drang, ließ ihn den Kopf zur Seite wenden und die müden Augen des jungen Magiers eine Weile lang mustern bevor er sacht den Kopf schüttelte.
"Nimm es mir nicht übel, aber du siehst nicht danach aus, als solltest du gerade etwas anderes tun außer das Bett zu hüten und zu essen, damit du wieder zu Kräften kommst. Deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren", wehrte er das Angebot des Jüngeren ab. "Ihr beide gerade nicht. Überlasst die Bruderschaft mir. Ihr helft mir momentan mehr, wenn ihr beide euch ausruht und wir neu beginnen, sobald die Versammlung hinter uns liegt." Das war der zweite Punkt, der ihm eingefallen war - wenn er jetzt begann, Faye etwas beizubringen, setzte er sich nur umso tiefer in die Nesseln. Der Kleine, den sie mitgebracht hatten, musste erst einmal wissen, bei wem er sich überhaupt befand - Ordnung in das Chaos bringen können, das über ihm während der letzten Stunden zusammen gebrochen war.
"Mein Name ist übrigens Emerson."
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Kapitel 1               - Seite 2 Empty Re: Kapitel 1

Mi Jun 07, 2017 10:06 pm
„Aristeas“, stellte sich selbiger vor und nickte dann mit einem ehrlichen Lächeln. „Danke Emerson, dafür das du mich mitgenommen hast. Ich habe zwar nichts was ich dir dafür geben kann aber sollte ich irgendwann etwas für dich tun können, frage nur.“ Große Worte aus einem kleinen Geist – das hatte sein Meister stets gesagt wenn er derart großspurig sprach und von Vergeltung, Wiedergutmachung, Ehrenschulden und dergleichen sprach. Ari hatte seit jeher versucht ein einigermaßen ehrbares Leben zu führen, wobei ihm als Vorbild vor allem alte Sagengestalten, Ritter, Reisende, Trubadure und Könige aus Geschichten als Vorbild gedient hatten. Auch, oder gerade deswegen wirkte die Aussprache dieses Dankes vielleicht ein wenig … hölzern. „Und ausgeruht bin ich, noch dazu wurden meine Wunde versorgt und verbunden. Um viel mehr kann ich nicht bitten.“
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Mi Jun 07, 2017 10:14 pm
"Ein wenig Wasser und etwas zu Essen würde dir nicht schaden, wenn du mich fragst", antwortete Emerson mit einem schiefen Lächeln und nach einem erneuten prüfenden Blick über den Jungen. Es war erstaunlich, dass er sich mit so wenig zufrieden gab, dass er nicht einmal den Willen hatte etwas an seinem Leben zu verändern, das ganz offensichtlich bereits seit einer Weile aus den Fugen geraten zu sein schien. Seine Worte waren gut gewählt, sein Kompass am rechten Fleck und ganz offensichtlich hatten seine Lehrer sich viel Mühe dabei gegeben, aus ihm einen anständigen jungen Mann zu machen.
"Und wenn ich ganz vermessen sein soll, dann wären vielleicht auch ein paar neue Kleider nicht am verkehrten Ort an dir", setzte er noch nach, weil die Überreste der Kleidung des Jüngeren verkohlt und verdreckt waren. "Streitet euch darum, wer zuerst darf - nebenan ist ein kleiner Raum mit frischem Wasser und ein paar sauberen Tüchern. Ich glaube, ich sollte mich derweil auf den Weg machen, um etwas Essen für euch zu besorgen", teilte er mit und schob sich zurück auf die Füße, einen Schritt von der Matratze setzend.
"Tut mir den Gefallen und bleibt hier bis ich wiederkomme."
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